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Veröffentlicht am 17.06.2022

Beruf oder Liebe?

Die Frauen vom Karlsplatz: Henny
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„Martin oder Gustav“ (S. 44) steht auf dem Zettel, den Henny in einem Buch ihrer vor kurzem verstorbenen Ziehmutter Auguste findet. Die Namen sagen weder ihr noch ihrem ehemaligen Kinder- und jetzigen ...

„Martin oder Gustav“ (S. 44) steht auf dem Zettel, den Henny in einem Buch ihrer vor kurzem verstorbenen Ziehmutter Auguste findet. Die Namen sagen weder ihr noch ihrem ehemaligen Kinder- und jetzigen Dienstmädchen Olga etwas. Ist einer von ihnen Hennys Vater? Ihre Mutter Lotte hat das Geheimnis um ihn damals mit ins Grab genommen und sie sind all die Jahre ohne die finanzielle Unterstützung eines Mannes ausgekommen. Doch nun wird das Geld immer knapper und Henny weiß nicht, wie lange sie noch Medizin studieren kann. Diesen großen Traum ihrer leiblichen Mutter konnte sie nämlich für sich verwirklichen. Endlich sind Frauen zum Studium zugelassen und werden nicht mehr nur als Gasthörerinnen geduldet, auch wenn das noch nicht bei allen Kommilitonen und Professoren angekommen zu sein scheint. Doch davon lässt sich Henny nicht abschrecken und verfolgt ihren Traum zielstrebig. Aber dann tritt der junge Assistenzarzt und angehende Chirurg Paul in ihr Leben und bringt ihr Herz zum Stolpern. Doch er ist kein einfacher Charakter: „… ich fühle mich manchmal so eingesperrt in meinem Leben, dass ich am liebsten alles zerschmettern würde, um auszubrechen und davonzulaufen.“ (S. 98) Ist er wirklich der Richtige für sie?

Anne Stern schreibt die Geschichte der Frauen vom Karlsplatz fort, auch wenn die Protagonistinnen nicht mehr dort wohnen, da Auguste wegen Henny mit ihrer Familie gebrochen hatte. Sie hat ihren Lebensunterhalt als Lehrerin verdient und bis zu ihrem viel zu frühen Tod ein bescheidenes, aber glückliches Leben geführt. Jetzt sieht sich Henny mit Geldproblemen konfrontiert, denn auch ihr Ziehonkel Ludwig von Berg (Augustes ehemaliger Verlobter) kann wegen eigener Probleme nur bedingt helfen kann. Die Suche nach ihrem Vater scheint ihre einzige Lösung zu sein. Dabei trifft sie auch auf Lottes Pflegerin Terese, die ihr so einiges über ihre Mutter erzählt – nur den Namen des Vaters will sie nicht kennen. „Lotte war eine komplizierte Frau und hat eine Menge Kummer hinterlassen bei allen, die sie geliebt haben.“ (S. 231)

Die Verbindung zum ersten Band ist Anne Stern außerordentlich gut gelungen, auch wenn man ihn nicht zwingend lesen muss, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Zeitlich befinden wir uns inzwischen kurz vor dem 1.WK. Sie zeigt die verschiedenen politische und gesellschaftliche Entwicklungen im Land, die Verbindung zwischen dem Erstarken des Nationalsozialismus und dem gleichzeitig hochkochenden Antisemitismus, der Jagd auf Juden und Homosexuelle.
Die Gesellschaft ist gespalten. Während einige dem Krieg entgegenfiebern, hoffen andere, dass er noch verhindert werden kann. Auch Henny und Paul gehören in dieser Frage verschiedenen Lagern an, zudem können sie aufgrund ihrer monetären Lage nicht heiraten. Aber ihre Liebe scheint stärker als die Vernunft. Henny kann nicht von ihm lassen und muss aufpassen, dass ihr nicht das gleiche passiert wie Lotte. Denn noch immer werden ledige Mütter geächtet, zudem müsste sie dann auf ihr Studium verzichten.

Neben der leidenschaftlichen Liebesgeschichte der beiden spielt die sich langsam ändernde Rolle der Frau eine große Rolle in diesem Band. Henny steht mit ihrem Wunsch nach einem Studium und erfüllenden Berufsleben nicht mehr allein da und auch die Standesunterschiede verwischen immer mehr. Alles in allem eine gelungene Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Komm ein bisschen mit nach Italien

Ein Sommer in Rimini
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Hamburg 1955: Nina arbeitet schon seit 4 Jahren als Hilfsköchin im „Vier Jahreszeiten“, doch mehr als Gemüseschnibbeln darf sie meist nicht, während ihre männlichen Kollegen immer weiter aufsteigen. Aber ...

Hamburg 1955: Nina arbeitet schon seit 4 Jahren als Hilfsköchin im „Vier Jahreszeiten“, doch mehr als Gemüseschnibbeln darf sie meist nicht, während ihre männlichen Kollegen immer weiter aufsteigen. Aber ihr Lohn reicht für die kleine, dunkle Kellerwohnung ohne Bad, die sie sich mit der 30 Jahre älteren Henni teilt, und um jeden Monat etwas zurückzulegen. „Das schöne deutsche Wirtschaftswunder war in diesem Teil des alten Hamburger Arbeiterviertels Barmbek noch nicht so recht angekommen.“ (S. 7/8)
Eines Tages wird sie an den Tisch eines Gastes gebeten. Sie hat Angst, dass es ein Fehler war, ein Rezept eigenmächtig zu ändern, und sie jetzt entlassen wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. Maurizio Benevento bietet ihr einen Job in der Küche des Grand Hotels in Rimini an – sie muss sich nur trauen.

„Wann ziehen wir nach Italien?“ (S. 41) fragt Henni sofort. Sie hat das gesparte Geld gerade ohne Ninas Wissen in eine kleine Isetta investiert und will endlich was erleben. Es braucht dann doch noch ein bisschen Überredungskunst, bis Nina und Henni mit der Isetta von Hamburg nach Rimini fahren. Dann muss Nina nur noch den neuen Chefkoch überzeugen und Maurizio wieder loswerden, der sich Hoffnung auf mehr gemacht hatte.

Nina und Henni sind eine tolle Wahlfamilie, die eigentlich mal aus der Not geboren wurde. Obwohl sie altersmäßig so weit auseinander liegen, verstehen und ergänzen sie sich sehr gut. Nina kann kochen, Henni organisieren. Nina ist schüchtern, unsicher und erwartet vom Leben nicht mehr viel. Sie hätte gern eigene Kinder, aber ihre große Liebe ist im Krieg gefallen und für einen anderen Mann hat sie sich bisher nie interessiert. Henni hingegen hat eine große Klappe und ein Herz aus Gold, ist sehr geschäftstüchtig und weiß, wie man mit einem Augenzwinkern und einem flotten Spruch Männer und Frauen um die Finger wickelt. Sie ist ebenfalls Witwe, würde diesen Zustand aber lieber früher als später ändern.
Der Krieg ist noch nicht lange genug vorbei, als das alle Ressentiments vergessen wurden, aber so langsam raufen sich Deutsche und Italiener wieder zusammen. So geht es Nina und Henni auch mit Luigi und Piero Antonelli (Vater und Sohn), den Betreibern ihrer Pension. Piero bringt Ninas Herz zum Hüpfen und sein Vater Luigi verguckt sich sofort in Henni, die allerdings auf einen reichen Grafen gehofft hatte.

„Ein Sommer in Rimini“ ist eine bezaubernde, herzerwärmende sommerliche Geschichte über Neuanfänge, Vertrauen, Völkerverständigung und die Liebe, garniert mit viel italienischem Flair und ein paar spannenden Geheimnissen. Warum z.B. sind sich Maurizio und die Antonellis nicht grün und was verschweigt Henni über ihre Vergangenheit?

Ich bin noch nie mit einem Auto über den Brenner gefahren und war auch noch nie in Rimini, aber Fenna Janssen macht mit ihrem Buch große Lust auf diese Reise (vielleicht nicht unbedingt in einer Isetta) und einen Badeurlaub an der Adria. Und ob das Grand Hotel wohl genauso aussieht, wie ich es mir jetzt vorstelle?

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Das Glück der kleinen Dinge

Die Liebe fliegt, wohin sie will
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„Ultimative Freiheit. Kein Gestern. Kein Morgen. Nur die Gegenwart, die zählt.“ (S. 12) Cleo liebt Fallschirmsprünge, ihren Job als Stylistin, das schillernde Leben und die Reisen, die diese Arbeit mit ...

„Ultimative Freiheit. Kein Gestern. Kein Morgen. Nur die Gegenwart, die zählt.“ (S. 12) Cleo liebt Fallschirmsprünge, ihren Job als Stylistin, das schillernde Leben und die Reisen, die diese Arbeit mit sich bringt. Sie hat zwar eine winzige Wohnung in Berlin, aber ein Zuhause ist die nicht und auch an festen Beziehungen hat sie kein Interesse – zu viele Kompromisse, zu viele Diskussionen, zu viele Probleme.
Ihre beste Freundin Freddie ist das ganze Gegenteil. Deren Oma Helene war ein bisschen auch Cleos Oma, wo sie einfach nur Kinder sein, heiße Schokolade trinken und sich durch den reichen Kleiderfundes wühlen durften. „Ich fand es schon immer schön, nicht nur andere, sondern auch mich selbst in einem gelungenen Outfit im Spiegel zu betrachten.“ (S. 167)
Ihre eigenen Eltern hat sie als Öko-Terroristen empfunden, das Leben im Einklang mit der Natur, die Urlaube auf dem Bauernhof, den Verzicht auf ungesunde Lebensmittel und gekaufte Kleidung gehasst. Trotzdem hat sie einen Teil dieser Ansichten für ihre Arbeit übernommen, sammelt alte Stücke und setzt die bei ihren Shootings ein, achtet auf die Nachhaltigkeit der Marken, mit denen sie arbeitet, und den CO2-Ausgleich bei ihren Flügen. Doch was Oma Helene sich nach ihrem Tod von Cleo wünscht, geht dann doch etwas zu weit – oder? Sie soll 4 Wochen auf einer Bio-Farm in der Bretagne aushelfen. Dessen Betreiber Finn ist der Sohn von einem von Helenes Verflossenen und braucht immer Hilfe. Und als „Lohn“ lockt Helenes Kleidersammlung, dem kann Cleo einfach nicht widerstehen …

Obwohl auf Finns Farm vieles an ihre Kindheit erinnert, fühlt sich Cleo dort überraschend schnell heimisch. Die Gegend ist einfach malerisch und vor allem zu Beginn muss sie sich beherrschen, nicht ihre Kamera für ein paar Fotos von Land und Leuten zu zücken. „Dornröschens Schloss ist nichts gegen dieses Dorf am Ende der Welt.“ (S. 51)
Auch das Zusammenleben und -arbeiten hat was für sich. Sie sieht am Ende des Tages genau, was sie geschafft haben und die zusammen zubereiteten Gerichte aus den Erträgen des Hofes schmecken gleich viel besser. Außerdem versteht sie ihre Eltern und deren Ansichten immer besser. Und was bei denen früher verbissen ausdiskutiert oder ihr als Zwang auferlegt wurde, wird hier frei und ungezwungen in der Gemeinschaft entschieden. „Ich würde nicht sagen, dass wir hier Aussteiger sind. … wir sind Einsteiger. Einsteiger in ein gutes Leben.“ (S. 75) Ein Umdenkprozess beginnt. „Ich bin oft aus dem Flugzeug gesprungen, wenn ich dachte, es wird zu viel. Aber eine neue Perspektive habe ich dadurch doch nicht gefunden, sondern immer nur einen kurzen Kick, ein kurzes Loslassen von Stress und Schuldgefühlen.“ (S. 196) Das entschleunigte Leben gefällt ihr und sie stellt den anderen Bewohnern und vor allem auch sich selbst die Frage, was „Zuhause“ eigentlich bedeutet. Und dann ist da natürlich noch Finn, um dessen Vergangenheit sich ein Geheimnis rankt …

„Die Liebe fliegt, wohin sie will“ von Franziska Jebens ist ein leichter Sommerroman mit ein paar Geheimnissen, ein bisschen Selbstfindung, etwas Back-to-Nature, einem Quäntchen Liebe und der Frage, was „zu Hause“ eigentlich bedeutet. Mir hat das Setting ausgesprochen gut gefallen, man bekommt sofort Lust auf eine Reise in die Bretagne, um Land und Leute und vor allem das Meer selbst zu erleben. „Der salzige Geruch und die Brandung sind Lockrufe, denen ich generell nie widerstehen kann.“ (S. 92)
Nur Cleos Freundin Freddie kam mir etwas zu kurz, auch wenn ihre Tipps aus der Ferne und die SMS-Chats sehr unterhaltsam waren.

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Veröffentlicht am 13.05.2022

Die Suchenden

Ein Lied für Molly
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Bonnie hatte nie große Träume für ihr Leben, vielleicht ein kleines Café führen, aber da, wo sie herkommt, träumt man nicht, man überlebt. Also jobbt sie in einem Imbiss und frittiert Fisch und Chips. ...

Bonnie hatte nie große Träume für ihr Leben, vielleicht ein kleines Café führen, aber da, wo sie herkommt, träumt man nicht, man überlebt. Also jobbt sie in einem Imbiss und frittiert Fisch und Chips. Ihr Verdienst reicht gerade so um über die Runden zu kommen und ihrem Sohn Josh die am dringendsten nötigen Sachen zu kaufen. Dass sie mit 28 Jahren unverheiratet und alleinerziehend ist, kommt im erzkatholischen Dublin nicht wirklich toll an, sie wird deswegen oft schief angesehen oder muss sich dumme Sprüche anhören. Bonnie flüchtet sich dann in die Routine ihres Alltags und die Abenteuer, die sie für Josh ersinnt. Eigentlich sollte er längst in die Schule gehen, aber sie kann ihn noch nicht loslassen, sorgt sich, weil er anders als andere Kinder ist, schlauer, wissbegieriger, und die Welt mit anderen Augen sieht.
Eines Tages finden sie in einem Bus einen Hefter mit handschriftlichen Noten, einer Busverbindungsauskunft nach Ballystone, Galway, und einem Zeitungsartikel. Letzterer führt sie zu dem ehemals berühmten Konzertpianisten Robert. Obwohl ihm die Noten nicht gehören, will er sie ihr abkaufen, denn er weiß genau, wer die Stücke komponiert hat – ein früherer Schüler von ihm, der vor 18 Jahren verschwand. Als Bonnie nicht verkaufen will, überzeugt er sie, den Besitzer gemeinsam zu suchen. Sie folgen den Hinweisen an die Westküste. Dort platzen sie mitten in ein Musikfestival, doch niemand in dem kleinen Dörfchen Ballystone will den Komponisten der Noten kennen ...

Robert ist alt und einsam. Früher war er eingefeierter Star, später Lehrer an einer Privatschule. Doch seit der Rente und weiß er nichts mehr mit seiner Zeit anzufangen. „Die Musik war mein Lebenselixier, der Konzertsaal mein Zuhause, der Applaus meine Droge. Ohne das alles war ich … Nichts.“ (S. 97) Selbst die Suche nach dem verschwundenen Schüler hat er irgendwann aufgegeben. Die Reise mit Bonnie und Josh macht sein Leben plötzlich wieder bunt, aufregend und interessant. Sie holt ihn aus seinem Schneckenhaus und katapultiert ihn in ein Abenteuer, das ihm neue Perspektiven aufzeigt – denn noch ist sein Leben nicht vorbei.
Auch Bonnies Panzer, den sie nach dem Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren um sich und Josh aufgebaut hat, bricht endlich auf. Sie lernt, ihrem Sohn zu vertrauen und ihm mehr Freiheiten zu lassen.
Daran ist nicht nur ihr verrückter Roadtrip Schuld, sondern auch die leicht schrägen Einwohner des Dörfchens. Sie integrieren die drei Suchenden einfach in ihren Alltag, mischen sich ein, wo es ihnen notwendig erscheint, helfen oder stellen Forderungen. Ich habe dabei besonders den Dorfpolizisten Dan und die Pub-Wirtin Eireen ins Herz geschlossen.

Claudia Winter entführt uns mit „Ein Lied für Molly“ nach Irland und in die Welt der Musik. Sie schreibt über Familie und die eine große Liebe, über Loslassen und Ankommen.
Die Geschichte wird parallel über zwei Zeitebenen erzählt, neben der aktuellen Suche erfährt man Stück für Stück, was damals passiert ist. Mir hat übrigens der Teil, der in der Vergangenheit spielt, ein kleines bisschen besser gefallen als die Gegenwart.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Liebstes Leben

Café Meerblick
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… so beginnt jeder Eintrag in Sophies Tagebuch, das sie im letzten gemeinsamen Norderney-Urlaub mit Mona begonnen hatte und ihr jetzt nach ihrem Tod vor einem Jahr vererbt. Monas Mutter versucht sie zu ...

… so beginnt jeder Eintrag in Sophies Tagebuch, das sie im letzten gemeinsamen Norderney-Urlaub mit Mona begonnen hatte und ihr jetzt nach ihrem Tod vor einem Jahr vererbt. Monas Mutter versucht sie zu trösten: „Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber du lernst, mit dem Schmerz umzugehen.“ (S. 23), aber noch sind der Schmerz und die Trauer riesengroß. Kann die Reise auf „ihre“ Insel, die sich Sophie für Mona wünscht, endliche eine Veränderung bringen? Schließlich haben sie dort ihre gemeinsamen Urlaube verbracht und davon geträumt, ein Café zu eröffnen.

Sophies Plan scheint aufzugehen. Schon am ersten Tag entdeckt Mona Caro, die bemalte Steine mit schönen Sinnsprüchen auslegt, um die Welt ein bisschen bunter zu machen, und findet in ihr eine neue Freundin. Außerdem lernt sie auf einer Strandparty Tjark kennen und flirtet zum ersten Mal seit langem wieder. Als Caro ihr dann auch noch von einem Café erzählt, das einen neuen Betreiber sucht, kann die gelernte Konditorin ihr Glück kaum fassen – können Träume wirklich wahr werden?

Ich habe Mona und Caro sofort ins Herz geschlossen (und hätte auch Sophie zu deren Lebzeiten gern als Freundin gehabt). Caro hat immer genau die richtige Idee oder den passenden Spruch, um Mona aus ihren Tiefs zu holen – denn auch wenn ihr Verlust schlimm ist, ihr Leben geht schließlich weiter. Mit Caro kann Mona endlich über alles reden, sich ihr Herz erleichtern. Auch Tjark trägt seinen Teil zu Monas neuem Lebensmut bei, seine lockere und fröhliche Art, seine Bemühungen um sie. Allerdings passiert etwas, was es Mona schwer macht, ihm komplett zu vertrauen.
Nur mit Sophies jüngerer Schwester Franzi bin ich nicht so richtig warm geworden. Sie hat nicht nur ihre Schwester verloren, sondern musste wegen deren Krankheit auch immer hinter ihr zurückstecken, schon früh erwachsen und selbständig werden. Trotzdem kam sie mir oft eher wie ein Teenager als eine Studentin mit Mitte 20 vor.

In Café Meerblick geht es um Freundschaft und Trauer, um Monas schweren Verlust und ihre Angst, nie wieder glücklich sein zu können. Die Reise und Sophies Tagebuch zeigen ihr durch die gemeinsamen Erinnerungen Alternativen und neue Wege auf. Es scheint fast so, als würde Sophie ihr von oben helfen wollen, einen Neustart auf Norderney zu wagen.

Man merkt jeder Zeile des Buches an, wie sehr Christin-Marie Below Norderney liebt,
denn Café Meerblick ist fast schon ein romantischer Inselreiseführer. Und wer wie ich, Pension Herzschmerz, den ersten Roman der Autorin kennt, wird sich über das Wiederlesen mit den drei Freundinnen freuen.

Schöne Traueraufarbeitungsgeschichte mit etwas Romantik und ganz viel Meer (und Kuchen) – eine Liebeserklärung an Norderney.

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