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Veröffentlicht am 08.03.2023

Endlich mal wieder ein richtig gutes Buch!

Morgen, morgen und wieder morgen
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Ich hatte in letzter Zeit eine kleine Leseflaute und hatte gedacht, dass die wohl auch noch eine Weile andauern wird - und dann fiel mir "Morgen, morgen und wieder morgen" in die Hände. Schon der Klappentext ...

Ich hatte in letzter Zeit eine kleine Leseflaute und hatte gedacht, dass die wohl auch noch eine Weile andauern wird - und dann fiel mir "Morgen, morgen und wieder morgen" in die Hände. Schon der Klappentext hatte mich angesprochen, ist dort doch von Videospielen aus den 90ern die Rede. Es erinnerte mich ein bisschen an "Ready Player 1", ein Buch, das ich auch sehr geliebt habe. Normalerweise sind solche Vergleiche mit Lieblingsbüchern immer ein Garant dafür, dass man enttäuscht wird - aber nicht so in diesem Fall. Woran liegt das?

Nun, zunächst liegt es wohl daran, dass die Ausgestaltung der Charaktere ziemlich gut ist. Sowohl Sadie als auch Sam sind einem auf Anhieb sympathisch, trotzdem sind beide nicht ohne Schwächen und Fehler. Sie wirken nahbar, ihre Geschichten berühren und man möchte fast Teil dieses Freundeskreises sein. Dazu liegt es wohl auch an dem wunderbaren Schreibstil. Gabrielle Zevin erzählt flüssig und leicht, lässt einen mit einfachen Worten wieder die Welt der 90er eintauchen.

Woran es dem Roman etwas mangelt ist die Spannung zwischendrin. Das Buch hat ein paar wenige Längen, die dazu verleiten, das Buch aus der Hand zu legen. Trotzdem ist es keine seicht dahinplätschernde Geschichte, es gibt spannende und überraschende Wendungen, auch ungewöhnliche Erzählperspektiven. Und doch hätte man sicher an der ein oder anderen Stelle noch etwas kürzen können, um die Geschichte zu verdichten. Nichtsdestotrotz hat es die Geschichte geschafft, mich aus meiner Leseflaute herauszuholen und das lag am Ende ganz einfach daran, dass das Buch Spaß gemacht hat. Es passte einfach alles zusammen.

"Morgen, morgen und wieder morgen" ist ein tolles Plädoyer an die 90er, an Poesie, an Shakespeare und an die kleinen und großen Rätsel des Lebens. Deshalb gibt es von mir eine klare Leseempfehlung für alle Fans der 90er, der Videospiele, der dramatischen Geschichten ohne Klischees.

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Endlich wieder Samantha Young!

With All My Heart
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Vor ein paar Jahren hatte ich eine absolute Samantha-Young-Phase, in der ich alle Bücher von ihr verschlungen habe. Dann hatte ich andere Autoren aus dem Genre entdeckt und Samantha Young etwas aus dem ...

Vor ein paar Jahren hatte ich eine absolute Samantha-Young-Phase, in der ich alle Bücher von ihr verschlungen habe. Dann hatte ich andere Autoren aus dem Genre entdeckt und Samantha Young etwas aus dem Blick verloren, weshalb ich mich umso mehr gefreut habe, sie nun mal wiederzuentdecken. Ihr neues Buch klang ganz nach meinem Geschmack und ich muss sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde!

"With All My Heart" beginnt bereits sehr spannend in der Vergangenheit der beiden Protagonisten Jane und Jamie. Die Charaktere sind - typisch Samantha Young - sehr liebevoll gestaltet und ausgearbeitet und man kann sich direkt mit ihnen identifizieren. Auch am Schreibstil von Samantha hat sich nicht viel verändert - zum Glück! Man ist immer noch direkt im Geschehen und fühlt sofort mit den Charakteren mit. Im Verlauf des Buchs wechseln wir dann - mit einem kleinen Zeitsprung - in die Gegenwart der Charaktere, wo die Geschichte um Jane und Jamie dramatisch weitergeht.

Ich bin ehrlich: Der Aufbau und die Geschichte sind natürlich nichts per se Neues, als Leser erlebt man demnach nur wenige wirklich überraschende Momente, aber nichtsdestotrotz hat die Geschichte einfach Herzblut und Leidenschaft und deshalb bekommt "With All My Heart" trotzdem die volle Punktzahl von mir. Fans des Genres und vor allem Samantha-Young-Fans werden nicht enttäuscht!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Sehr hilfreich und super Aufmachung!

Die Selbstliebe-Illusion
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Ich habe schon einige Bücher zum Thema Selbstliebe oder auch Persönlichkeitsentwicklung gelesen und bei diesem nicht unbedingt erwartet, noch etwas Neues zu erfahren. Aber die Ausführungen von Rüdiger ...

Ich habe schon einige Bücher zum Thema Selbstliebe oder auch Persönlichkeitsentwicklung gelesen und bei diesem nicht unbedingt erwartet, noch etwas Neues zu erfahren. Aber die Ausführungen von Rüdiger Schache haben mich dann doch schon auf den ersten Seiten beeindruckt.

Einerseits wegen der so klaren und verständlichen Sprache (ganz bezaubernd finde ich die kleinen Geschichte zwischendrin!), andererseits aber auch, weil er nochmal auf eine ganz andere Weise als ich es bisher erfahren habe auf den Punkt bringt, warum mehr Selbstliebe nicht unbedingt das Ziel sein sollte. Das hat mich wirklich beeindruckt!

Außerdem habe ich beim Lesen festgestellt, dass es über das Thema Selbstliebe doch noch so einiges zu sagen gibt. Besonders punktet das Buch aber damit, dass es kein reines "Lese-Buch" ist, sondern eher ein "Mitmach-Buch". In jedem Kapitel gibt es verschiedene kleine Übungen mit einem Platzhalter zum direkten Ausfüllen. Das Buch ist darüber hinaus noch so hübsch gestaltet, dass die Übungen wirklich zum Mitmachen anregen und außerdem so gewählt, dass sie keine Zeitfresser sind, sondern zwischendrin mal schnell erledigt werden können :)

Mein Fazit: Ich war richtig begeistert von diesem Buch und glaube, dass es für viele eine wichtige Stütze und Entscheidungshilfe sein könnte.

Veröffentlicht am 07.06.2022

Witzig, rasant, frech!

Bekenntnisse eines Betrügers
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Meine erste Assoziation als ich den Klappentext las, war: könnte in so eine "Hangover"-Richtung gehen [der Film] - und tatsächlich bestätigte sich dieser Eindruck, je mehr ich von dem Buch las. Zwar geht ...

Meine erste Assoziation als ich den Klappentext las, war: könnte in so eine "Hangover"-Richtung gehen [der Film] - und tatsächlich bestätigte sich dieser Eindruck, je mehr ich von dem Buch las. Zwar geht es in "Bekenntnisse eines Betrügers" absolut nicht um dumme Dinge, die man während eines Alkoholrauschs getan hat, aber die Erzählweise ist ähnlich. In "Bekenntnisse eines Betrügers" folgen wir dem Protagonisten Rahul, der uns direkt im ersten Satz erzählt, dass er mehrere Menschen gekidnappt hat - und zwar auf eine so humorvolle Weise, dass man sich denkt: okay, wie ist das passiert?

Diese Frage ist es dann auch, die die Spannung über das gesamte Buch aufrecht erhält. Zwar erfahren wir zu Anfang noch ziemlich viel über Rahuls Vorgeschichte, aber spätestens ab Mitte des Buchs geht es dann mit den Ereignissen Schlag auf Schlag und man kommt von einer abenteuerlichen Geschichte in die nächste. Dabei hält sich die ganze Zeit über der amüsante und unterhaltsame Schreibstil, der vor allem auch deshalb Spaß macht, weil er den Leser immer wieder mit einbezieht - fast so als stünde Rahul direkt vor einem und würde einem die Geschichte selbst erzählen.

Die Charaktere sind in ihrer Stereotype sehr humorvoll ausgestaltet, alles scheint mit einem kleinen Augenzwinkern gestaltet worden zu sein und gibt trotzdem viele eigentlich sehr ernste und kritische Einblicke in die indische Kultur und Gesellschaft, ohne aber ins Melodramatische abzudriften oder mit erhobenem Zeigefinger daherzukommen - es bleibt auf dieser "Stand-up-Comedy"-Ebene, wie "The Guardian" es auch treffend auf dem Buch beschreibt.

Insgesamt ist "Bekenntnisse eines Betrügers" ein echt humorvolles, action-geladenes Buch, das interessante Einblicke in die indische Kultur und Gesellschaft bringt, ohne zu moralisieren. Sehr unterhaltsam und lesenswert!

Veröffentlicht am 01.05.2022

Beeindruckend ehrlich

Nachtschwärmerin
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Prostitution, Rassismus, Machtmissbrauch - allein diese drei großen Themen hätten ausgereicht, um unzählige Seiten zu füllen, doch die Autorin Leila Mottley webt in ihre "Nachtschwärmerin" noch viele weitere ...

Prostitution, Rassismus, Machtmissbrauch - allein diese drei großen Themen hätten ausgereicht, um unzählige Seiten zu füllen, doch die Autorin Leila Mottley webt in ihre "Nachtschwärmerin" noch viele weitere subtile Themen ein: Vernachlässigung, Armut, Tod, um nur ein paar zu nennen. "Nachtschwärmerin" ist - wie die Themen bereits vermuten lassen - kein fröhlicher Roman, kein unterhaltsamer Roman, aber dafür ein umso ehrlicherer Roman, der den Blick vor der Wahrheit nicht verschließt. Eine Wahrheit, die manchmal so brutal scheint, dass ich als Leser Pausen einlegen musste, die Geschichte erstmal sacken lassen musste.

Doch letzten Endes musste ich doch immer wieder zum Buch greifen, musste doch irgendwie wissen wie es weitergeht. Und das lag vor allem an der Protagonistin: Kiara ist ein zum Anfang der Geschichte hin noch minderjähres schwarzes Mädchen, die für ihr Alter schon eine Menge Verantwortung trägt, alles richtig machen will, vor allem aber: rauskommen will, raus aus dem Elend dieser Stadt und dem Schicksal, das Menschen mit ihrem sozialen Background zu verfolgen scheint. Als Leser verfolgt man ihren Kampf, fiebert mit, verzweifelt mit ihr, hofft mit ihr mit einer Mischung aus Bewunderung angesichts ihrer Stärke und Frustration angesichts ihrer Dummheit in dieser scheinbar ausweglosen Situation.

"Nachtschwärmerin" brauchte ein bisschen, um mich zu packen, aber dann wurde man mit jeder Seite tiefer in die Geschichte gezogen bis zu diesem Ende, das man zugleich fürchtet und herbeisehnt und das zum Glück genauso ehrlich ausfällt wie der Rest des Romans. Insgesamt ist Leila Mottley hier ein beeindruckendes, atmosphärisches Buch gelungen, das ich hiermit gerne weiterempfehle.

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