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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2022

Unverhofftes Glück

Leo und Dora
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Leopold Perlstein hat noch rechtzeitig die Flucht vor den Nazis nach Palästina geschafft, doch zur Heimat wurde es nicht. Ehemals ein Schriftsteller hat er nun ein bescheidenes Auskommen als Versicherungsvertreter, ...

Leopold Perlstein hat noch rechtzeitig die Flucht vor den Nazis nach Palästina geschafft, doch zur Heimat wurde es nicht. Ehemals ein Schriftsteller hat er nun ein bescheidenes Auskommen als Versicherungsvertreter, bis ihn Alma, seine Freundin und Agentin in ihr Landhaus nach Amerika einlädt. Dort soll er endlich wieder ein Buch schreiben.

Es kommt anders als gedacht. Das Landhaus ist abgebrannt und Leo landet in einem bescheidenen Hotel, mit lauter Sommerfrischlern...

Das Buch hat für mich seinen Zauber langsam, aber stetig entfaltet. Es kommt nicht mit lautem Getöse, sondern eher ruhig daher. Und doch ist es für mich zu einem besonderen Buch inmitten der gerade so zahlreichen Sommerfrische-Bücher geworden.

Das Schicksal der Charaktere wird quasi nebenbei erzählt. Leo, der fliehen konnte, aber sich doch so oft an seine alte Heimat zurücksehnt. Seine Familie, von der er getrennt lebt und insbesondere die Tochter, die zurück nach Europa will, ausgerechnet zurück zu den Nazis. Und auch die neuen Bekannten haben alle ihre tragische Geschichte.
Dazu die bescheidene Sommerfrische, einen Einblick, wie das damals war, in einem einfachen Hotel. Die Väter, die am Wochenende zu Besuch kamen und für die Allermeisten ein Leben, das fast ausschließlich aus Arbeit bestand. Im krassen Gegensatz zum zwar nicht ausschweifenden, aber dennoch subventionierten und komfortableren Künstlerleben
Aber es gab sie, die kleinen Glücksmomente. Für alle im Buch Vorkommenden.
Ein besonderer Sommer, der Griesgrämige und Arbeitsbienen wieder nach Vorne schauen lässt.

Ein Buch für die Sommerfrische, ideal mit den Füßen in einem See zu lesen. Ein Stück Mohnkuchen dazu kann auch nichts schaden. Richtig, richtig schön!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2022

Sympathische Interpretation von Selbstversorgung

Selbstversorgung
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Aktuell ist angesichts ständig steigender Kosten und der krass vor Augen geführten Abhängigkeit auch im Lebensmittelbereich die Sehnsucht nach Selbstversorgung größer denn je. Nachdem ich den Löwenzahn-Verlag ...

Aktuell ist angesichts ständig steigender Kosten und der krass vor Augen geführten Abhängigkeit auch im Lebensmittelbereich die Sehnsucht nach Selbstversorgung größer denn je. Nachdem ich den Löwenzahn-Verlag auch so gern mag, musste ich das Buch einfach lesen.

Die Autorin hat einen sehr sympathischen Ansatz diesbezüglich. Eine 100%-ige Selbstversorgung wird schwer, aber es muss ja auch nicht jeder alles machen.
Sie sagt so wahr "So schön es auch ist, größer zu träumen, so wichtig finde ich auch, sich nicht unter Druck zu setzen. (...) Wenn du deine Tomaten komplett selbst anbaust, bist du Selbstversorger
in: Tomaten-Selbstversorgerin, und das ist absolut großartig!"
Auch sie kauft Kraftfutter für Hühner und Ziegen zu - das finde ich entlasten zu lesen. Kein Zwang nach Perfektionismus, man sucht sich im Buch das aus, was passt.

Und dafür gibt es im Buch eine richtig schöne Bandbreite. Ob Fruchtfolge, Komposthaufen, Standortcheck oder Fehlervermeidung beim Pflanzenziehen (sehr erkenntnisreich für mich die Tipps zu den Tomaten; jetzt weiß ich, warum meine Erne da so spartanisch ist).
Dazu ganz viele Gemüsevorstellungen, alles zu mulchen und düngen und für das Fortgeschrittenen-Level dann auch Tierhaltung. Und noch viel mehr!

Das alles so sympathisch und authentisch geschrieben.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn für mich nur ein winziger Teil in Frage kommt (Wolle werde ich wohl eher nie spinnen...).

Ein richtig gelungenes Werk, vor allem für Einsteiger
innen, die noch so gar keinen Plan haben.
Und ich finde das konsequente Gendern super!

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Sehr abgefahren

Florentine Blix (1). Tatort der Kuscheltiere
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Wir haben hier eine Kuscheltierexpertin im Haus, die außerdem sehr gerne Kinderkrimis liest. Völlig klar, dass wir Florentine Blix kennenlernen wollte, denn mit der Unterschrift "Tatort der Kuscheltiere" ...

Wir haben hier eine Kuscheltierexpertin im Haus, die außerdem sehr gerne Kinderkrimis liest. Völlig klar, dass wir Florentine Blix kennenlernen wollte, denn mit der Unterschrift "Tatort der Kuscheltiere" hatte sie uns sofort. Dann noch Spannung, Humor und Abenteuer - auf jeden Fall sind wir dabei!

Tja, das mit dem Tatort der Kuscheltiere war eine geniale Marketingidee, mit der wohl alle Kuscheltierfans geködert werden sollten. Sie kommen schon vor, sind aber genau genommen nicht wirklich von Bedeutung. Da hatten wir uns ehrlich gesagt schon etwas mehr erhofft.

Überhaupt war das Buch völlig anders als erwartet. Wir dachten, es wäre ein witziger Kinderkrimi. Irgendwie war es das ja auch, aber irgendwie eben auch nicht.
Florentine braucht Ordnung, kommt mit anderen Menschen nicht so gut klar (außer ihrer besten Freundin Maja) und mag auch keine Berührungen. Sie ist klug, nimmt aber alles wörtlich.
Es wird nicht weiter thematisiert, aber für Erwachsene ist bald klar, dass Florentine eine Form von Autismus hat. Interessanterweise ist das aber für das Lese-Kind völlig unerheblich - Florentine nimmt halt alles wörtlich, na und? Das ist manchmal lustig, aber mehr auch nicht.
Super gemacht, Florentines Besonderheit wird gar nicht groß in den Vordergrund gerückt.

Zum Krimi: der ist in der Tat sehr (!) abgefahren, wenn man klassische Kinderkrimis mag, wird man hier erstmal überrascht. Florentine ist eben eine Kommissarin für außergewöhnliche Fälle. Für mich war das nichts, das war mir zu wild, ich bin da zu sehr Realistin.
Aber auch hier sagte das Kind auf meine mangelnde Begeisterung: "Ich mag abgefahren, ich fand es super."
Deshalb auch volle Punktzahl.

Auch für die Gestaltung, die Ringbuchoptik und die Illustrationen von Daniela Kohl sind ganz große Klasse.
Gut hat uns auch gefallen, dass es hier deutlich mehr Text gibt als bei "Mein-Lotta-Leben.

Empfohlen wird das Buch ab zehn Jahren, das passt gut, sollte aber m. E. auch nicht unterschritten werden.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Fieser Cliffhanger - eine ernsthafte Belastungsprobe für die Geduld

Keeper of the Lost Cities – Das Tor (Keeper of the Lost Cities 5)
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Tja, die schlechte Nachricht gleich zu Beginn: wie bei allen Bänden endet auch dieser hier mit einem mega-fiesen Cliffhanger.
Langsam sind wir ja daran gewöhnt, aber dieses Mal ist es besonders gemein.
Während ...

Tja, die schlechte Nachricht gleich zu Beginn: wie bei allen Bänden endet auch dieser hier mit einem mega-fiesen Cliffhanger.
Langsam sind wir ja daran gewöhnt, aber dieses Mal ist es besonders gemein.
Während im Vorgängerband ja ein wenig aufgelöst wurde und ein paar Geheimnisse gelüftet wurden, ist dieses mal wieder ungeduldiges Abwarten auf den nächsten Band angesagt.
Oder wie die Autorin in ihrem Nachwort schreibt: "Hurra - Ihr seid immer noch hier! Und das bedeutet, dass Ihr immer noch mit mir redet."
Ja - normalerweise bestrafe ich so ein Verhalten tatsächlich oft mit einem Sterneabzug, hier ist die Story aber einfach so genial, dass das nicht geht.

Sofie und ihre Freunde haben wie gewohnt viele, viele Rätsel zu lösen und heftige Abenteuer zu bewältigen. Aber sie können sich immer aufeinander verlassen, mag die Situation noch so schwierig sein.

Ich mag die Kombination aus aufregendem Fantasyroman und schnoddrigem Teenie-Leben sehr. Es ist so eine komplexe Elfenwelt und zwischendrin hauen die Teenies einfach Sätze heraus, wie sie auch eben nur Teenies sagen können.

Ein weiterer Punkt, warum ich das ständige Cliffhangern nicht abstrafe ist der dichte Erscheinungszyklus. Man muss nie allzulange auf den Folgeband warten und kommt damit auch nicht völlig aus der Story raus.
Und natürlich die charmante Entschuldigung und Erklärung der Autorin unter den Danksagungen.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Ein ruhiges, aber fesselndes Buch

In den Wäldern der Biber
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Alina und ihr Freund haben sich getrennt. Plötzlich ohne Wohnung hat Alina die Idee, dass sie ihren Opa in einem kleinen Dorf in Brandenburg besuchen könnte.

Die Idee ist ungewöhnlich, weil sie ihn schon ...

Alina und ihr Freund haben sich getrennt. Plötzlich ohne Wohnung hat Alina die Idee, dass sie ihren Opa in einem kleinen Dorf in Brandenburg besuchen könnte.

Die Idee ist ungewöhnlich, weil sie ihn schon ewig nicht mehr gesehen hat. Und sie muss feststellen, dass auch in einem kleinen Dorf in Brandenburg die Zeit nicht stehengeblieben ist.

Das Buch mag ich sehr.
Schon das Cover strahlt Ruhe aus (lieber DuMont Verlag: falls ihr das hier lest, ich mag Eure Cover in der Leinenoptik sehr) - und genauso ist auch der Buchinhalt.


Es passiert viel, aber im persönlichen Bereich der Charaktere und so schön unaufgeregt.
Alina baut Nähe auf, lernt zu ihrer Überzeugung zu stehen und muss Entscheidungen treffen.
Ich dachte ja nach der Kurzbeschreibung, dass das Dorf in Brandenburg und die Biber viel mehr Raum einnehmen, empfand das beim Lesen aber eher untergeordnet.


Es geht vielmehr um Beziehungen - zu Eltern, zu neuen und alten Freunden und zu Ex-Freunden.
Es geht darum, was man vom Leben will - und auch, was eben nicht.

Das alles garniert mit vielen schönen Sätzen und keine einzige Minute zäh, langweilig oder uninteressant.

Einfach nur schön - ich habe das Lesen sehr genossen.

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