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Veröffentlicht am 16.07.2022

Ein letztes Mal nach Golden Hill heimkehren

Golden Hill Nights
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Diese Zeilen zu schreiben fällt mir sowohl leicht, als auch extrem schwer. Ich bin zugleich glücklich und wirklich traurig dabei. Mit „Golden Hill Nights“ hat Nicole Böhm uns Leser bereits zum dritten ...

Diese Zeilen zu schreiben fällt mir sowohl leicht, als auch extrem schwer. Ich bin zugleich glücklich und wirklich traurig dabei. Mit „Golden Hill Nights“ hat Nicole Böhm uns Leser bereits zum dritten Mal mit auf die wohl schönste Farm Amerikas genommen. Sie hat uns Einblicke in Sadie und Jakes Geschichte gewährt und das auf die bestmögliche Weise. Ich habe Band drei geliebt und weiß daher ganz genau, was ich dazu sagen möchte. Außerdem macht es mich glücklich, über ein so schönes Buch berichten zu dürfen. Aber wenn ich daran denke, dass mit „Golden Hill Nights“ die Golden Hill-Trilogie bereits ihr Ende gefunden hat, dann macht mich das auch traurig. Ich kenne kein Buch, beziehungsweise keine Buchreihe, das/die den Leser derart abholen kann und derart viel Feeling besitzt. Zum dritten Mal nach Golden Hill zu kehren hat sich angefühlt, als würde man nach Hause zurückkehren. Und damit bin ich nicht die Einzige…

Inhalt:
Jake hatte bisher nie wirklich ein zu Hause. Sobald Menschen ihm zu sehr ans Herz wuchsen zog es ihn wieder in die Ferne. Früher hat ihm diese Angewohnheit womöglich das Leben gerettet, denn Jake hatte es nie wirklich leicht. Aber darüber redet er nicht, mit niemandem. Er bleibt für sich und ist verschwiegen. Dadurch verbaut er sich womöglich selbst jegliche Chance darauf, auf Golden Hill sein persönliches Zuhause zu finden. Aber was kann er Golden Hill schon bieten? Jake weiß, dass er nichts als Ärger bedeutet. Seine Vergangenheit wird ihn nie loslassen und folgt ihm selbst bis ins verschlafene Boulder Creek.
Jake möchte da niemanden mitreinziehen. Nicht Golden Hill, nicht seinen Chef Parker und erst recht nicht Parkers Schwester Sadie. Dennoch kämpft er jeden Tag mit sich, denn zugleich schlummert der sehnlichste Wunsch in ihm, für Sadie da zu sein, während sie mit ihren ganz eigenen Dämonen kämpft…

Figuren:
Wer Band eins und zwei schon kennt – und das kann ich jedem nur empfehlen – der wird schon manches über Sadie und Jake wissen. Sadie hatte als Jugendliche einen schweren Unfall. Bis heute kämpft sie nicht nur gegen körperliche, sondern auch gegen seelische Schmerzen. Sie ist unfassbar stark und kämpft Tag um Tag, was beim Lesen einfach unglaublich inspirierend wirkt. Doch immer wieder gelangt sie an einen Punkt, an dem sie kaum mehr Kraft zum Weitermachen hat, weshalb die Handlung um Sadie total emotional ist und einen sehr berührt. Von Anfang an spürt Sadie jedoch, dass sie bei Jake Kraft tanken kann. Sie genießt seine Nähe, fühlt sich bei ihm wohl und geborgen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt somit von Anfang an und das kommt auch genau so beim Leser an. Sadie und Jake sind das perfekte Pärchen für eine Liebesroman. Doch obwohl es von Anfang an zwischen den beiden knistert, ist die Lovestory eher als eine Art Slow-Burn-Romance gestaltet. Denn Sadie dringt lange nicht zu Jake durch.
Jake ist ein verschlossener Typ. Er ist ruhig und redet nur das Nötigste. Er mag kühl wirken, doch ist eigentlich das genau Gegenteil davon. Jake ist ein ganz lieber Kerl und ich habe jedes seiner Kapitel absolut genossen. Hach ja, da zeigt sich einfach das (wenn man schon Bücher von Nicole gelesen hat) altbekannte Nicole Böhm-Phänomen: Die Protagonisten in ihren Büchern sind Traumtypen, Book-Boyfriends. Man erfährt nur langsam mehr über Jakes Vergangenheit, doch es fühlt sich beim Lesen nicht wie ein Hinauszögern an. Ich benötigte nicht mehr Informationen, um Jake von Anfang an gern zu haben.

Setting & Schreibstil:
Charakteristisch für die Golden Hill-Reihe ist neben den sympathischen Charakteren und all den lieben Nebenfiguren, bei denen man sich über jedes weitere Wiedersehen freut, das Setting. Golden Hill. Ein Wohlfühlort. Sozusagen das Ziel eines jeden Tagtraums. Golden Hill ist nicht vollkommen, aber es ist perfekt. Ich fühle mich beim Lesen, als würde ich selbst im Stall stehen oder durch die Wälder streifen. Ohne den grandiosen, sehr bildhaften Schreibstil wäre es sicherlich nicht möglich, dass die Grenzen zwischen Realität und Buchwelt derart verschwimmen. Daher geht auch ein großes Lob an die Erzählweise raus.

Handlung:
Der letzte Punkt, den ich noch ansprechen möchte, betrifft die Handlung. Ich habe bereits von einer Slow-Burn-Romance, Sadies Kreislauf aus Schmerzen und Kampf und Jakes Verschlossenheit berichtet. Womöglich könnte dadurch der Eindruck entstehen, dass in der Geschichte wenig vorangeht, sie sich womöglich gar in die Länge zieht. Tatsächlich ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Die Geschichte vergeht wie im Flug und viel zu schnell muss man bereits Abschied von der Ranch und all seinen lieben Bewohnern und Begleitern nehmen. Bevor ich hier zu sentimental werden, sollte ich auch noch die Spannung in diesem Band erwähnen. Die Thematik rund um Jake hinterlässt beim Lesen stets ein beunruhigendes Bauchkribbeln. Diese Spannung steigert sich immer weiter, sodass man das Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen kann.

Der Abschluss von „Golden Hill“:
Nun habe ich also ein weiteres Mal Abschied von Golden Hill genommen, dieses Mal ist er endgültig. Ich bin mir sehr sicher, dass ich die Reihe re-readen werde, denn besonders dieser letzte Teil hatte es nochmal in sich. Bisher war Band eins mein Favorit, doch Band drei kann da mindestens mithalten. Ich hatte mich riesig auf Sadie und Jakes Geschichte gefreut und wurde kein bisschen enttäuscht. Noch dazu wird mit „Golden Hill Nights“ die gesamte Reihe einfach perfekt abgeschlossen und das Ende schließt sozusagen den Kreis.

Mein Fazit:
Ich bin hin und weg von Jake und Sadies Geschichte. Beide Charaktere für sich hatte ich richtig gern, aber als (Buch)Pärchen waren sie einfach unschlagbar. Die Geschichte las sich zudem wundervoll und verging wie im Flug. Ich hätte mir keinen besseren Abschluss/Abschied von Golden Hill wünschen können und bin dennoch etwas traurig, dass sie Reihe nun zu Ende geht. Abgesehen von dieser sentimentalen Ader in mir kann ich sagen, dass „Golden Hill Nights“ zu einem richtigen Lieblingsbuch für mich geworden ist und ich ihm natürlich volle 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Eine (Liebes)Geschichte, wie ich sie noch nie gelesen habe

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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Yadriel ist nicht nur ein Junge, er ist auch ein Brujo. Er ist nicht wie die Frauen seiner Familie zum Heilen bestimmt. Wie jeder andere Mann, wird er die Geister der Verstorbenen ins Jenseits entlassen ...

Yadriel ist nicht nur ein Junge, er ist auch ein Brujo. Er ist nicht wie die Frauen seiner Familie zum Heilen bestimmt. Wie jeder andere Mann, wird er die Geister der Verstorbenen ins Jenseits entlassen – wenn seine Familie nur endlich anerkennt, wer und was er ist. Doch als sein Cousin Miguel stirbt und Yadriel nicht helfen darf seinen Geist zu finden, wird ihm klar, dass seine Worte nie reichen werden. Er muss sich beweisen und beschließt zusammen mit seiner Cousine auf eigene Faust loszuziehen und Miguels Geist zu beschwören. Allerdings stoßen die beiden dabei nicht auf den Geist ihres Cousins, sondern auf den eines Jungen in ihrem Alter: Julian.
Yadriel kennt Julian, oder zumindest all die Gerüchte die es über ihn gibt. Und selbst ohne diese zu kennen, würde ihm direkt klar werden, wie unterschiedlich er und Julian sind. Julian ist das reinste Energiebündel, ständig am Zappeln und Plappern. Und somit ist er viel zu lebendig, um einfach tot zu sein.
Daher einigen die beiden sich auf einen Deal: Yadriel hilft Julian herauszufinden, ob es seinen Freunden gut geht, und Julian lässt sich anschließend von Yadriel ins Jenseits entlassen. Somit hätte Yadriel was er braucht, um zu beweisen, dass er ein wahrer Brujo ist.
Aber ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an und je mehr sie nachforschen, desto klarer wird, dass Julian und Miguels Tod kein Zufall waren.
„Das Einzige, was noch schlimmer wäre, als hinter dem Rücken seiner Familie einen Geist zu beschwören und auf eigene Faust mehrere Morde aufdecken zu wollen, war, sich in einen toten Jungen zu verlieben.“

Das Cover zu „Yadriel & Julian – Cemetery Boys” ist etwas ganz Besonderes, finde ich. Und es könnte nicht passender sein, denn je mehr man liest, desto klarer wird einem, dass jedes noch so kleine Detail darauf einen inhaltlichen Bezug besitzt.

Ich muss zugeben, dass sich die ersten paar Seiten ein wenig zogen, bis man sich an den Schreibstil (3. Person) gewöhnt und ein Gefühl für das Setting der Geschichte bekommen hatte. Es handelt sich um eine Latinx-Fantasy-Geschichte und vor dem Buch kannte ich mich praktisch nicht mit den Traditionen der Latinx aus. Allerdings schafft die Geschichte es schnell, alles Wichtige zu erklären und geht dann eben auch noch über das Wirkliche hinaus. Zu Beginn wirken aber die Fantasy-Elemente kaum „krass“, sondern es scheint völlig natürlich, dass Yadriel auf einem Friedhof wohnt, und nun eben mit einem Geist durch die Gegend spaziert

Und spätestens als besagter Geist, also Julian, in die Geschichte trat, war ich dann auch total gefesselt. Ich würde sagen, dass die ersten beiden Drittel des Buches eher ruhig verlaufen. Nicht langatmig, nicht langweilig und schon gar nicht uninteressant. Aber es geht einfach voll und ganz um die sich entwickelnde Beziehung zwischen den zwei Jungs. Und auch hier gilt: Die Romance-Elemente dominieren nicht und jede kleine, weitere Annäherung ist plausibel und absolut süß. Denn das, was mich wohl am meisten begeistert hat, das waren die Chemie und Dynamik zwischen Yadriel und Julian. Letzterer ist voller Lebenslust und stellt quasi ständig irgendetwas an – ob nun beabsichtigt oder nicht. Für Unterhaltung ist also definitiv garantiert. Mit der Zeit vertauschen sich die Rollen der beiden jedoch teilweise und so bringt das Buch wichtige Botschaften und auch Ernsthaftigkeit zum Ausdruck.

Zudem darf nicht unerwähnt bleiben, wie tragisch die (Liebes)Geschichte generell ist. Ständig war schon der Gedanke in mir: Julian ist tot, wie soll es da ein Happy End geben? Und dann nimmt gegen Ende hin der Fantasygehalt signifikant zu, es wird extrem turbulent, dramatisch und ultra-spannend. Es ist mein voller Ernst, wenn ich hier sage, dass ich wirklich gar nicht einschätzen konnte, ob dem Leser am Ende ein Happy End gegönnt wird, oder eben nicht. Das liegt dann wohl an euch, es herauszufinden!

Mein Fazit:
Nach kleinen Startschwierigkeiten habe ich ganz viel Spaß mit Yadriel & Julian gehabt. Die beiden sind ein Duo, das einem ans Herz wächst und für viel Unterhaltung und Humor sorgt. Überzeugt haben mich ebenso all die leisen Töne der Geschichte: Eine junge, zart aufkeimende Liebesgeschichte. Die realistische Darstellung der Fantasy-Welt. Reale, ernste Themen mit wichtigen Botschaften, die von nichts überlagert wurden. Für mich ist „Yadriel & Julian“ damit eine ganz wundervolle Geschichte, die ich gerne nochmal zum ersten Mal lesen würde. Daher gibt es von mir auch eine ganz klare Leseempfehlung. Die Geschichte ist etwas Besonderes, ich habe noch keine gelesen, die ich mit ihr vergleichen könnte, was „Cemetery Boys“ zu einem Highlight für mich macht. Volle, hell und klar strahlende 5 Sterne für dieses Buch!

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Veröffentlicht am 07.06.2022

So süß wie Pfirsichkuchen mit Caramel Crumble, so erfrischend wie Pfirsich-Eistee

A Place to Love
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Auf Cherry Hill gibt es ewig lange Reihen von Pfirsich-, Pflaumen-, Apfel- und Birnbäumen. Einen Hofladen und einen Hofhund. Neben den Erntehelfern lebt die herzliche Familie McCarthy dort. Und seit neuestem ...

Auf Cherry Hill gibt es ewig lange Reihen von Pfirsich-, Pflaumen-, Apfel- und Birnbäumen. Einen Hofladen und einen Hofhund. Neben den Erntehelfern lebt die herzliche Familie McCarthy dort. Und seit neuestem gibt es hier auch ein Baumhaus, in das ich am liebste ziehen würde. Sofort. Und für immer.
Wieso, fragt ihr euch nun vielleicht Aber es ist ganz einfach: Cherry Hill ist ein Traum von einem Ort, ein großartiges Setting. Ich habe mich beim Lesen richtig wohl gefühlt, konnte beinahe die warme Colorado-Sonne auf meiner Haut spüren und den süßlichen Duft von Pfirsich einatmen. Lilly Lucas hat mit Cherry Hill einen absoluten Wohlfühlort geschaffen, zu dem man in jedem weiteren Band der Reihe immer wieder gerne zurückkehren wird.

Und mit „A Place to Love” hat Lilly Lucas einen großartigen Reihenauftakt geschrieben, der einen vollkommen mitreißt, weil… Naja, ganz einfach weil es Juniper und Henry sind!

In Junes Leben gab es bisher nur zwei Menschen, die sie konsequent bei ihrem vollen Namen „Juniper“ genannt haben. Einer davon war ihr Dad, der jedoch vor vier Jahren starb und ihr die alleinige Verantwortung für die Obstfarm der Familie hinterließ. Es kam für June nie in Frage, ihre Mum und die beiden Schwestern im Stich zu lassen, und so kehrte sie damals in ihre Heimat zurück und rackert seitdem jeden Tag von früh bis spät. Dass sie dafür vieles geopfert hat, verdrängt June geflissentlich – bis Henry auf der Farm auftaucht, sich ihrer Familie als Junipers Ehemann vorstellt und ihr die Scheidungspapiere in die Hand drückt.
Es wäre so leicht: Eine Unterschrift und fertig. Doch den beiden kommt noch so manches dazwischen…

Beim Lesen war ich von Seite eins an nicht nur in Cherry Hill angekommen, sondern mochte auch June als Protagonistin wirklich gerne. Es war großartig, sie das ganze Buch über begleiten zu dürfen, ihre bodenständige Art war angenehm und ihre Gedanken und Handlungen wirkten vollkommen plausible auf mich. Daher war ich an keiner Stelle in irgendeiner Weise von ihr genervt, sondern habe durchweg mit ihr gefühlt, gelacht oder auch mal gelitten.
Obwohl das Buch ausschließlich aus Junes Perspektive geschrieben ist, lernt man Henry unfassbar gut kennen – und vor allem lieben. Ich finde, Henry ist ein ziemlicher Traumkerl. Außerdem habe ich die wundervolle Dynamik zwischen ihm und June sehr genossen und geliebt.
Insgesamt habe ich mein Herz an die Figuren im Buch verloren. Die Familie wirkt so herzlich, so … familiär. Sie hat viele Schicksalsschläge einstecken müssen, ihre Zukunft wurde auf den Kopf gestellt und tagtäglich arbeitet sie hart und erreicht ihr Ziel doch nie so, wie sie es sich ursprünglich vorgestellt hat. Dennoch halten die McCarthys voll und ganz zusammen, sind füreinander da. Mal streiten sie, dann aber lachen sie auch wieder gemeinsam.

Generell ist vieles im Buch zum Träumen schön, trotzdem gaukelt es keine falsche Perfektion vor. Das ist einer von vielen Aspekten, die mich überzeugen konnten. Beispielsweise war der Schreibstil ein weiterer Punkt, den ich sehr mochte. Lilly Lucas‘ Romane habe in der Regel eines gemeinsam: Sie sind nicht allzu lang. Dennoch fehlt es ihnen an nichts. Die Autorin spart nicht an wundervollen Worten, ausreichend Beschreibungen, Feeling und Gefühl und kommt dennoch mit vergleichsweise wenig Seiten aus, um ein geniales Buch zu schreiben.

Mein Fazit:
Von mir gibt es ganz klar volle 5 Sterne. Wenn ich von einer unterhaltsamen, kurzweiligen und luftig-leichten Lovestory spreche, dann bedeutet das normalerweise, dass es ein nettes 4-Sterne-Buch für zwischendurch ist. Bei „A Place to Love“ handelt es sich zwar um eine ebensolch süße und erfrischende Liebesgeschichte, aber zudem um viel mehr als das. Alle Figuren und das gesamte Flair auf der Farm haben mich von Seite eins an überzeugt und ich freue mich daher schon sooo riesig auf die gesamte Reihe. Ich hatte erwartet, dass Lilly Lucas mich nicht enttäuschen würde. Und ich freue mich, dass mich der Roman tatsächlich derartig begeistern konnte.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Die Suche nach dem Flüsterton

The Moment I Lost You - Lost-Moments-Reihe, Band 1 (Intensive New-Adult-Romance, die unter die Haut geht)
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Wenn ihnen oder ihren Lieben etwas Schreckliches zustößt, dann brauchen Menschen oft eine(n) Schuldige(n). Jemanden, auf den man all seine Verzweiflung und Wut projizieren kann. Auch Mia ist etwas Schreckliches ...

Wenn ihnen oder ihren Lieben etwas Schreckliches zustößt, dann brauchen Menschen oft eine(n) Schuldige(n). Jemanden, auf den man all seine Verzweiflung und Wut projizieren kann. Auch Mia ist etwas Schreckliches passiert: Sie hat ihren besten Freund Brant verloren. Vor gut vier Jahren. Umgebracht. Von Nathan Dawson. In ihrer Trauer und Verzweiflung hatte Mia daher immer jemanden, den sie für all dies verantwortlich machen konnte: Nathan, der Mörder. Dass sie diesem Mann nie wieder begegnen muss – er sitzt schließlich im Gefängnis – war Mias Halt in all der schweren Zeit. Bis Nathan plötzlich vor ihr steht.
Zunächst hat sie nichts als Hass für ihn übrig, doch je öfter sich die Wege der beiden kreuzen, desto mehr weicht dieses altbekannte Gefühl einem neuen Wunsch, mehr über Nathan wissen zu wollen. Ihn kennenzulernen.
Aber darf sie das zulassen? Woher weiß sie, was von nun an richtig und was falsch ist?

„Das Leben ist nur so bunt, wie du dich traust, es zu malen.“

Weshalb wollte ich „The Moment I Lost You” lesen? Klar, das wunderschön zarte Cover war sicherlich nicht völlig unbedeutend, aber in erster Linie hat mich die Thematik ausgesprochen neugierig gemacht. Wieso sollte man Gefühle für einen Mörder entwickeln? Das erschien mir wie eine Thematik, die sehr ernst und düster ist, für die man aber vor allem viel Fingerspitzengefühl braucht, um sie „richtig“ zu vermitteln. An dieser Stelle ist sicherlich wichtig, dass der Leser oder die Leserin bereit dazu ist, sich voll auf das Thema einzulassen – Vorurteile haben hier keinen Platz. Wenn man allerdings bereit hierzu ist, wird man belohnt mit einer hauchzarten Liebesgeschichte, die genau das ausstrahlt, was ich eben erwähnt habe: Fingerspitzengefühl, wenn es darum geht, schwierige Themen und Gefühle auf den Punkt genau zum Ausdruck zu bringen.

Ein zentrales schwieriges Thema in „The Moment I Lost You“ ist eindeutig die Trauer. Sie ist ein erdrückendes, schweres Gefühl. Jeder trauert anders und bei jedem dauert es unterschiedlich lang, bis man seinen Weg gefunden hat, mit ihr zu leben. Wie also kann man einen trauernden Protagonisten so darstellen, dass die Leser verstehen und nachvollziehen können, wieso er oder sie auf eine bestimmte Art empfindet? Zumindest Rebekka Weiler scheint eine Antwort auf diese Frage gefunden zu haben, wie ihre Figuren in „The Moment I Lost You“ beweisen. Problemlos habe ich mich Mia, Nate und all den anderen sehr nahe gefühlt und zusammen mit ihnen manch Träne verdrückt.

Eines steht fest: Dieser Roman besitzt Szenen, die sehr traurig, sehr rührend und sehr berührend sind. Ich habe die Zeilen nicht einfach nur gelesen, ich habe sie nicht nur gefühlt, sondern jede einzelne Zeile hat einen Nachhall tief in mir drinnen ausgelöst. Man spürt beim Lesen, dass die Autorin jedes Wort mit ganz viel Bedacht ausgewählt hat und dadurch hat sie eine Geschichte geschaffen, die sich ganz wundervoll liest. Ja, das Buch ist traurig. Aber es ist auch atmosphärisch – jedes Detail in jeder Szene ist passend, vollkommen stimmig. Der Roman ist zudem sehr vielseitig. Nicht nur, dass er eine packende Haupthandlung besitzt, nein. Einige Nebenhandlungen ergänzen Mia und Nates Geschichte einerseits, bringen andererseits zusätzlich viel mehr Spannung und Gefühl mit und runden das Buch somit großartig ab. Und so gefühlvoll „The Moment I Lost You“ auch sein mag – die Autorin hat erkannt, an welchen Stellen ein leichter Humor nicht nur dazu passt, sondern den letzten Feinschliff darstellt.

Kurz gesagt ist das Buch also überzeugend in Schreibstil, Erzählweise, Setting und Thematik. Aber noch viel wichtiger ist für mich, dass der Roman sich völlig unerwartet zu einem Pageturner entwickelt hat, wie ich ihn schon seit Ewigleiten nicht mehr gelesen habe. Und das liegt nicht an krasser Spannung, haufenweise Wendungen und viel Drama. Nein, darauf wurde hier nämlich bewusst verzichtet. Vielmehr sind es die Ruhe und die Langsamkeit der Geschichte, welche mich nicht mehr losgelassen haben. Eine Person, die du bis vor kurzem abgrundtief gehasst hast, schließt du nicht von heute auf morgen ins Herz. Solch ein Wandel braucht Zeit. Und genau diese Zeit gibt die Autorin der Handlung und den Figuren. Ganz langsam und behutsam kommen Veränderungen zustande. Es dauert eine ganze Weile, bis überhaupt erst die Ansätze einer Lovestory zum Vorschein kommen. Und doch war es mir praktisch unmöglich, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Man liest weiter und weiter und weiter. Wegen Mia, ihrem angenehmen Charakter und ihrer immensen Stärke. Wegen Nathan, seiner Ruhe, seiner liebevollen Art und der Wahrheit. Wegen Luna, der wohl zuckrigsten Hündin der (Buch)Welt. Und natürlich auch wegen all den spannenden Nebencharakteren.

Mein Fazit:
„The Moment I Lost You“ ist ein ganz, ganz besonderes Buch für mich – ein wahres Highlight eben. Trotz traurigen und schwerwiegenden Themen schafft es der Roman eine Welle aus ganz viel Ruhe und Wärme im Leser auszubreiten. Wer zarte Slow-Burn-Romances mit einer extra Portion Gefühl und Tiefgründigkeit gerne liest, der kommt an „The Moment I Lost You“ keineswegs vorbei und darf sich diese Geschichte nicht entgehen lassen. Absolut empfehlenswert – ein Buch, das jeden einzelnen Zacken (m)einer 5-Sterne-Bewertung wert ist!

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Der Mann, der mit Augen und Ohren klaut

Ehrlich wie 'ne Currywurst
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Frank Rosin ist den meisten vermutlich durch seine diversen Koch-Doku-Formate im Fernsehen bekannt. Einige kennen ihn wohl zudem als Sternekoch. Doch was viele nicht wissen: Hinter Rosin liegt ein sehr ...

Frank Rosin ist den meisten vermutlich durch seine diversen Koch-Doku-Formate im Fernsehen bekannt. Einige kennen ihn wohl zudem als Sternekoch. Doch was viele nicht wissen: Hinter Rosin liegt ein sehr langer und steiniger Weg, um heute das verkörpern zu können, wofür er steht. Als Mensch und als Koch sammelte er bereits in jungen Jahren die ersten Erfahrungen und über die Jahrzehnte hinweg sind einige mehr dazugekommen. Sowohl positive, aber eben auch negative. Heute kann er mit Stolz darauf zurückblicken, reflektiert über so manche Panne berichten und andere an seinem Know-how teilhaben lassen.

Über all das berichtet er nun in seiner ersten Biografie „Ehrlich wie ´ne Currywurst“. Ein Titel, der zwar reißerisch klingt, aber nicht passender gewählt sein könnte. Denn der Titel ist Programm – in Frank Rosins Leben gleichermaßen wie in seinem Buch. Rosin ist jemand, der sich nicht davor scheut die Wahrheit zu sagen. Er ist sehr direkt und geht offen mit seiner Meinung um. Deshalb beschreitet er seinen ganz eigenen Weg und nimmt den Leser auf diese Reise mit.

Das Leseerlebnis gestaltet sich hierbei gleichermaßen informativ und unterhaltsam. Rosin nimmt kein Blatt vor den Mund und geht nur dann nicht ins Detail, wenn er betreffende Personen schützen möchte. Ansonsten aber lässt er keine Niederlagen, Missgeschicke oder Schwierigkeiten aus und überzeugt so mit einer großen Portion Authentizität. Kombiniert wird das Ganze mit Rosins gutem Sinn für Humor, welcher gleichermaßen Spannung aufbaut und die biografische Erzählung auflockert.

Ähnlich wie der Titel erscheint auch der Untertitel „Mein Weg von der Pommesbude ins Sternerestaurant“ geradezu maßgeschneidert. Denn genau auf diese Art ist das Buch aufgebaut: Innerhalb von sieben Kapiteln berichtet Rosin zusammen mit seinem Co-Autor Andreas Hock in chronologischer Reihenfolge, wie er an den Punkt gelangt ist, an dem er heute steht. Daher beginnt der Bericht bereits in seiner Kindheit und der Leser kann dadurch bestens verstehen, weshalb Rosin später genau diesen Weg einschlägt und genau jene Entscheidungen trifft. Anfangs spielt hierbei sein privates Umfeld eine große Rolle, später konzentriert sich die Erzählung auf den beruflichen Werdegang. Während über auslaugende Lehrjahre, angespannte Arbeitsverhältnisse und den schwierigen Start ins eigene Unternehmen berichtet wird, erfährt der Leser nicht nur was für ein leidenschaftlicher Vollblut-Koch Frank Rosin ist. Darüber hinaus legen die Autoren nämlich auch großen Wert darauf, vom Wandel in Gastronomie und Ernährung zu berichten und den Beruf Koch im genau richtigen Licht zu präsentieren.
Aus diesem Grund ist Rosins Biografie ebenso lehrreich wie lustig, ebenso erkenntnisreich wie ehrlich.

An dieser Stelle ist mir noch wichtig zu erwähnen, dass die Biografie sich wirklich in erster Linie auf Rosins berufliche Laufbahn konzentriert und man sich nicht wundern sollte, wenn die Familie maximal am Rande erwähnt wird. Stellenweise hätten ein, zwei Sätze zum Privatleben den Bericht sicherlich noch ergänzend abgerundet, aber dies ist mein einziger, minimaler Kritikpunkt. Und womöglich legt dies auch einfach den Grundstein für weiteres aus Frank Rosins Feder ;)

Mein Fazit:
„Ehrlich wie `ne Currywurst“ hält, was der kecke Titel verspricht. Locker und ehrlich wird der Leser nicht nur unterhalten, sondern auch informiert. Es macht viel Spaß, das Buch zu lesen, da man einiges Neues über Frank Rosin und die Gastronomie generell erfährt und zwar auf eine sehr erfrischende Weise, sodass keine zähen Passagen entstehen. Meine 5-Sterne-Bewertung geht einher mit einer eindeutigen Leseempfehlung. Diese geht nicht nur an all jene raus, die Rosins Leben und Schaffen schon länger verfolgen. Sondern eben insgesamt an alle, die sich für Kulinarik und die Gastronomiebranche interessieren und begeistern können.

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