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Veröffentlicht am 23.01.2022

Der Guide zum Gute-Fragen-Stellen

Sokrates in Sneakern
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In diesem Buch dreht sich alles um Kommunikation und welche Rolle Fragen darin spielen. Dabei wird sich auf Gründe des Nicht-Fragens, die Sokratische Haltung, Fragebedingungen. Fragetechniken und zahlreiche ...

In diesem Buch dreht sich alles um Kommunikation und welche Rolle Fragen darin spielen. Dabei wird sich auf Gründe des Nicht-Fragens, die Sokratische Haltung, Fragebedingungen. Fragetechniken und zahlreiche andere Aspekte bezogen. Zusätzlich gibt die Autorin Übungshinweise, um das Erlernte sofort anwenden zu können.


Um ehrlich zu sein hatte Elke Wiss meine Aufmerksamkeit bereits gewonnen, nachdem ich den Titel „Sokrates in Sneakern“ gelesen hatte. Wie viele andere vermutlich auch, kenne ich Sokrates aus dem Ethik/ Philosophie Unterricht. In wie weit wir noch mehr von ihm lernen können hat mich definitiv interessiert, auch wenn ich nicht ganz einschätzen konnte, was mich erwarten würde.

Nach den ersten Seiten hatte mich das Thema bereits gefesselt. Dank ausführlichen Erläuterungen und Erklärungen, die Schritt für Schritt aufgebaut waren, konnte ich ihren Ansätzen folgen. Leider gab es auch Passagen, bei denen ich zweimal lesen musste, bis ich annähernd verstand, was sie mit diesen Worten ausdrücken will.

Elke Wiss vermischt empirische Inhalte mit eigener Erfahrung. Auf mich hatte ihr Schreibstil deswegen eine belehrende Wirkung, bei der der informative Kontext dennoch greifbar war. Sie drückt sich gebildet aber verständlich aus und versucht anhand von Modellen und Beispielen ihre Gedankengänge zu verdeutlichen. Im Vergleich zu der Seitenanzahl des Buchs hat es einen bemerkenswerten inhaltlichen Umfang.

Bei mir löste das Buch eine Phase der Selbstreflektion aus. Ich ertappte und ertappe mich oft dabei, dass ich genau das Gegenteil von dem was ich gelernt habe, tat oder tun möchte. Außerdem zweifle ich noch an der Umsetzung aller, von ihr gegebenen, Ratschlägen. Nicht jeder kann eine sokratische Haltung einnehmen, in bestimmten Situationen seine Empathie zügeln oder dauerhaft konzentriert bei der Sache sein.

Elke Wiss verlangt dies auch nicht von uns. Sie weist darauf hin, dass es passende und unpassende Situationen für ihre Methoden gibt und auch, dass es zu Beginn äußerst anstrengend sein kann, diesen zu folgen. Übung macht den Meister und ich werde es versuchen.

Das Buch ist definitiv zu empfehlen, wenn man Interesse daran hat, seine Wege der Gesprächsführung zu hinterfragen.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Schleichende Schwierigkeiten

Der Brand
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Peter und Rahel sind seit einigen Jahren verheiratet und haben zwei Kinder großgezogen. Leider hat sich ihre Beziehung, seit deren Auszug, immer mehr angespannt und sie scheinen sich in unterschiedliche ...

Peter und Rahel sind seit einigen Jahren verheiratet und haben zwei Kinder großgezogen. Leider hat sich ihre Beziehung, seit deren Auszug, immer mehr angespannt und sie scheinen sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt zu haben. Als ihre Urlaubspläne ins Wasser fallen und sie eine Alternative suchen müssen, steigt die Sorge um eine Trennung. Werden sie es schaffen, wieder zueinander zu finden?


Der Brand von Daniela Krien lag plötzlich in meinem Briefkasten und hat mich wirklich überrascht. Zu Beginn war ich unsicher, ob es mir gefallen und mich ansprechen würde. Ich habe zudem eine ganze Weile gebraucht, um in die Handlung einzusteigen. Doch sobald diese kleine Hürde überstanden war, wollte ich es nicht mehr aus der Hand legen.

Danielas Schreibstil ist sehr prägend und regt, an manchen Stellen, zum Nachdenken an. Sie spricht alltägliche Themen und Probleme an, mit denen sich mit Sicherheit jeder von uns in irgendeiner Weise identifizieren kann, egal ob es um Berufsstress oder Verluste geht.

Mit Peter und Rahel hat sie zwei tiefgründige und besondere Individuen erschaffen. Dennoch muss ich sagen, dass ich mir bei Rahel eine stärkere charakterliche Entwicklung gewünscht hätte.

Die Kritik an der Pandemie, Gender und dem Militär, sowie anderen aktuelle Thematiken hat mir äußerst gefallen, da diese Passagen meist ausgesprochen tiefgründigen und anregend waren. Die Realitätsnähe und auch der Handlungsort, haben in mir das Gefühl der Eingebundenheit geweckt, weswegen es sich nicht wie eine Reise in eine unnahbare Welt angefühlt hat, sondern eher wie ein Besuch in der Nachbarschaft.

Alles in allem hat mir das Buch gefallen und ich empfehle es an alle, die in unserer Welt bleiben und ihr dennoch ein wenig entfliehen wollen.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Nadeln und Tinte erzählen Geschichten

Tebori 1
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Nachdem Yoshi als Mitglied einer Motorradgang auffällig geworden ist, wird er von seinem Großvater zu einem alten Freund gebracht. Dieser ist ein angesehener Tätowierer und lehrt Yoshi sein Handwerk, auch ...

Nachdem Yoshi als Mitglied einer Motorradgang auffällig geworden ist, wird er von seinem Großvater zu einem alten Freund gebracht. Dieser ist ein angesehener Tätowierer und lehrt Yoshi sein Handwerk, auch die komplizierte Tebori Technik. Wenige Jahre später agiert Yoshi selbst als Lehrer und wird voraussichtlich der Nachfolger des Ladenbesitzers. Doch der Tag seines Antritts kommt früher als gedacht. Ist Yoshi bereit diese Verantwortung zu tragen?


Das Thema Tattoos interessiert mich seit geraumer Zeit, weswegen ich mich sehr über diesen Comic gefreut habe. Der Zeichenstil hat mir außerordentlich gefallen und auch die Aufteilung der Bilder war platznutzend ausgerichtet. Ein kleiner Zeithinweis wäre wünschenswert gewesen, denn an manchen Stellen, war ich mir nicht sicher ob die Handlung in der Vergangenheit oder Gegenwart spielte. Der Autor hat eindeutig Nachforschungen betrieben, da in dem Comic einige Fachwörter vorkamen, die ich als Leserin teilweise nur mithilfe des Glossars verstanden habe. José Manuel Robledo hat der Handlung viel Tiefgang, kulturelle wie mystische Aspekte und Details zugeschrieben, weswegen mir der Comic auch länger vorkam als knapp 70 Seiten. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht und die Bonusseiten haben mich nur noch mehr vom Zeichenstil beeindruckt. Mal sehen wie es in Teil 2 weitergehen wird, denn der Cliff-Hanger war äußerst gemein.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

UtopiaInc, K-Anordnung und ein Herold

Rot
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Klappentext:

Fünfhundert Jahre nach dem von allen nur als »Etwas, das passiert ist« bezeichneten Ereignis ist eine neue Gesellschaft entstanden. Eine Gesellschaft, in der die eigene Stellung davon abhängt, ...

Klappentext:

Fünfhundert Jahre nach dem von allen nur als »Etwas, das passiert ist« bezeichneten Ereignis ist eine neue Gesellschaft entstanden. Eine Gesellschaft, in der die eigene Stellung davon abhängt, welchen Teil des Farbspektrums man sehen kann.

Dies ist die Welt, in der Eddie Russett und Jane Grey leben. Jane und Eddie müssen die engen Regeln der Farbpolitik überwinden und die Wahrheit über ihre Welt herausfinden: Was ist sie, wo ist sie, ja sogar, wann ist sie? Während sie die Lügen entlarven, die ihre Existenz bedrohen, kommen sie zu einem beunruhigenden Schluss: Sie sind nicht allein. Jenseits des Meeres ist die Welt überhaupt nicht zu Ende, hier fängt sie womöglich erst an.



Mein Eindruck:

Nachdem ich mit ‚Grau‘ den ersten Teil dieser Trilogie gelesen hatte, wollte ich dieses Buch eigentlich nicht lesen. Da es sich bei ‚Rot‘ um ein Rezensionsexemplar handelt, habe ich es dennoch getan.

Der Einstieg in die Handlung gestaltete sich deutlich einfacher, da ich mit dem Schreibstil nun vertraut bin und das grobe Konzept der Welt begriffen habe. Im Vergleich zum Vorgänger war dieser Band auch viel schnelllebiger und mit mehr spannenden Szenen versehen.

Genervt hat mich der Unterschied der Namens- und Ortsbezeichnungen, die aber in der neuen Auflage von ‚Grau‘ angepasst wurden, wodurch es nur mich beim Lesen irritiert hat und künftig kein Problem mehr darstellen sollte.

Mich hat weiterhin gestört, dass manche Themen nur kurz angerissen und nie endgültig geklärt wurden. Mir ist bewusst, dass sich Jasper Fforde eine hohe Menge an Erkenntnissen für den letzten Band der Reihe aufheben möchte, aber es wäre schön gewesen, wenn nutzlos genannte Aspekte einfach außen vor gelassen worden wären.

‚Rot‘ hat sich stringenter angefühlt und mir auch von Geschwindigkeit und Handlungsaufbau besser gefallen. Kritisieren möchte ich, dass Eddie und Jane in bestimmten Szenen mit neuen Informationen überschüttet werden und es für mich als Leserin anstrengend war mit diesem unausgeglichenen Maß an Inhalt umzugehen und gleichzeitig zu glauben, dass sich die Beiden wirklich alles davon merken und es auch verstehen konnten. Die Umstände der Situationen haben es für mich in manchen Szenen einfach ziemlich unglaubwürdig werden lassen.

Besonders gefallen hat mir wiederum das Verhalten einer Vielzahl von Charakteren, denn in diesem Buch wurde der Umfang der unzufriedenen Bürger, die etwas gegen die Munsell-Doktrin tun wollen, erst richtig deutlich. Wo sich Eddie ein bisschen mutiger gibt, benötigt er immer noch die Hilfe anderer, um aus problematischen Situationen herauszufinden, was ich wirklich schade finde.

Dafür hat mir die Entwicklung von Violet sehr gefallen, insbesondere während der letzten Kapitel, in welchen ohnehin viel passiert ist und es nach meinem Geschmack fast zu viel war. Als hätte Fforde kurz vor der geplanten Seitenanzahl bemerkt, was noch geschehen und aufgeklärt werden muss. Es hat sich gehetzt angefühlt und auch hier ist das Ende nicht so offen gestaltet, dass ich mich nach dem dritten Band sehne.

Alles in allem hatte ich beim Lesen von ‚Rot‘ deutlich mehr Freude und kam schneller voran, als es bei ‚Grau‘ der Fall gewesen ist. Die grundsätzliche Idee seiner Welt finde ich immer noch interessant und das Konzept fühlt sich hier auch abgerundeter und koordinierter an. Leider gibt es zu viele Aspekte der Geschichte von Jane und Eddie, die es mir schwer machen, die Reihe wirklich gut zu finden. Doch ich sehe ein, dass meine Skepsis nach ‚Grau‘ unbegründet war, da ‚Rot‘ mehr Stärke vorzuweisen hat.

(https://book-souls.com/2024/07/23/rot-von-jasper-fforde/)

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Narben der Vergangenheit

Schwerkraft der Tränen
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Vitória Queiroz de Fonseca hat kaum Erinnerungen an ihre Mutter. Diese hatte Vitória bei ihren Großeltern zurückgelassen um in einem Krieg für ihr Land zu kämpfen. Die mittlerweile erwachsene Vitória weiß ...

Vitória Queiroz de Fonseca hat kaum Erinnerungen an ihre Mutter. Diese hatte Vitória bei ihren Großeltern zurückgelassen um in einem Krieg für ihr Land zu kämpfen. Die mittlerweile erwachsene Vitória weiß nicht genau wer sie ist, noch wer sie sein möchte, deswegen begibt sie sich nach Luanda um ihre Mutter und sich selbst zu finden. Ihre Reise gestaltet sich jedoch anders als sie erwartet hatte und sie verbringt einige Monate in einem fremden Land, welches früher ihre Heimat war.


Der Titel und das Cover haben mich besonders an diesem Buch gereizt. Wie Portugal mit Angola zusammenhängen sollte, hat mich neugierig gemacht und auch der thematische Aspekt des Verlassen-Werdens interessierte mich. Wie viele andere auch, kenne ich dieses Gefühl und wollte unbedingt wissen, wie Yara Nakahanda Monteiro die damit verbundenen Emotionen beschreibt.

Die ersten 20 Seiten stellten ein komplettes Chaos dar. Ich wusste nicht wo vorne und wo hinten ist. Grundsätzlich wurde in die Handlung eingeführt, doch nebenbei gab es viele Rückblicke und Gedankenströme, die mich wieder den roten Faden verlieren ließen.

Der Schreibstil ist ein wenig anspruchsvoller und reichlich geschmückt mit eindrucksvollen Worten und Gedanken. Sobald Vitória bei Romena und dessen Familie angekommen war, löste sich langsam der Knoten und ich konnte in die Geschichte einsteigen.

Vitória ist eine faszinierende Protagonistin. Zu Beginn habe ich sie etwas belächelt, sie kam mir naiv und unbeholfen vor, doch ihre charakterliche Entwicklung im Fortgang der Handlung hat mir gefallen. Sie ist selbstbewusster geworden und auch selbstbestimmender. Sie wirkte auf mich nicht mehr wie ein kleines Mädchen ohne Mutter, sondern wie eine erwachsene Frau, die mit vergangenen Ereignissen umzugehen weiß. Die Nebencharaktere haben ihr bei dieser Entwicklung geholfen, taten dies aber eher unterschwellig, damit es Vitória und auch der Leser/ die Leserin nicht sofort mitbekommt.

Die Autorin hat, wie bereits angedeutet, einen einzigartigen Schreibstil. Sie war hart, ehrlich, direkt und suggerierte dadurch eine komplett neue Perspektive auf alltägliche Probleme und Hindernisse. Es gab, für meinen Geschmack fast zu viele, metaphorische Vergleiche und philosophische Gedanken. Diese lenkten meine Aufmerksamkeit auf sich und weg von der Handlung, was meine Verwirrung nicht minderte.

Mir haben die historischen und kulturellen Aspekte des Buches äußerst gefallen. Sie verschaffen dem Buch einen realitätsnahen Charakter und konfrontieren den Leser/ die Leserin mit der Sprache des Handlungsorts. Die mir fremden Wörter haben mich zuerst gestört, doch dann habe ich das Glossar entdeckt und mich gefreut, eine neue Sprache kennenzulernen.

Allen, die Interesse an diesem Buch haben empfehle ich, es zügig zu lesen, damit der rote Faden nicht verloren geht, denn sobald ich im Lesefluss war, habe ich mehr verstanden. Alles in Allem ist das Buch eine erfrischende Abwechslung zu der Literatur, die man in der Bestseller Liste angepriesen bekommt.

(https://book-souls.com/2022/05/26/schwerkraft-der-traenen-von-yara-nakahanda-monteiro/)

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