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Veröffentlicht am 28.06.2022

Unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit

Inselstille (Hella Brandt 8)
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Hartmut van Harmel ist tot - auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich für einen pensionierten älteren Herren, aber bei näherem Hinsehen entdeckt der Hausarzt eine Einstichstelle, die Fragen aufwirft. Das ...

Hartmut van Harmel ist tot - auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich für einen pensionierten älteren Herren, aber bei näherem Hinsehen entdeckt der Hausarzt eine Einstichstelle, die Fragen aufwirft. Das ruft Hella Brandt und ihre Kolleg:innen auf den Plan und es geht darum herauszufinden, wer gute Gründe gehabt hat, um dem ehemaligen Generalstaatsanwalt zu töten. Die Recherchen sind sehr aktenlastig, da es darum geht, alte Fälle aufzuarbeiten und dort Hinweise zu finden...

Der achte Fall von Hella Brandt wird von Rieke Husmann sehr relaxed und trotzdem nicht minder eindrücklich erzählt, bietet viele Denkanstöße und zeigt auf, dass noch längst nicht alle Schranken in der Denkweise vieler Menschen geöffnet worden sind.

Die Ermittelnden müssen etliche Akten wälzen, da es hier um die Klärung der Frage geht, ob der Getötete wirklich eine so rein weiße Weste getragen hat, wie er alle glauben machen wollte. Auch fließen die homophoben Denkweisen der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts mit ein und zeigen, wie fest verankert das braune Gedankengut noch in manchen Köpfen ist...leider auch heute noch.

Mit gefällt, dass die Autorin einmal ältere Protagonist:innen wählt, um ihre Handlung mit ihnen bestücken, tragen viele von ihnen doch Geheimnisse mit sich, die mitunter Jahrzehnte alt sind und unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit verschwinden.

Auch lässt Husmann immer wieder Hellas Zwiespalt zwischen Mutterrolle und beruflichen Anforderungen nachvollziehbar einfließen. Es ist eben nicht einfach, als Mutter den Spagat zwischen Familie und Beruf zu meistern, ohne dass das Umfeld einem ständig das Gefühl gibt, ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Die Spannung ist eher mäßig, aber die inhaltliche Aussage steht für mich in diesem Roman mehr im Vordergrund. Es gilt, Vorurteile auszuräumen und Denkweisen umzukrempeln, damit Diversität im Leben selbstverständlich wird. Hella geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, wie einfach es ist, als Mutter mit den sexuellen Vorlieben des Sprößlings offen umzugehen und diese zu anzunehmen. Eine Ermittlerin, die modern, aufgeschlossen und mit ganz viel Herz die Leser;innen mit ins Boot holt und den Täter überführt.


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Veröffentlicht am 25.06.2022

Wer mit Leidenschaft an etwas herangeht, ist unbesiegbar (Reinhard Fendrich)

Morgen werden wir glücklich sein
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Marie, Amiel und Geneviève können auf etwas ganz Besonderes blicken, denn ihre Freundschaft aus Kindertagen ist mit ihnen gemeinsam gewachsen und begleitet sie immer noch im Erwachsenenalter. Aber mit ...

Marie, Amiel und Geneviève können auf etwas ganz Besonderes blicken, denn ihre Freundschaft aus Kindertagen ist mit ihnen gemeinsam gewachsen und begleitet sie immer noch im Erwachsenenalter. Aber mit dem Einmarsch der Deutschen in Paris beginnt dieses sonst so stabile Lebensgerüst zu wackeln, denn alle drei Frauen treffen Entscheidungen, die nicht immer für die jeweils anderen nachvollziehbar sind. Marie fühlt sich von Geneviève hintergangenen, als diese sich mit einem Boche einlässt. Der Riss in ihrem Vertrauen ist so groß, dass sie der Freundin ihre Hilfe verweigert und damit ist der Grundstein für eine Katastrophe gelegt...


Lea Korte zeigt den Leser:innen, wie sich das starke Band der Freundschaft aus Kindertagen gemeinsam mit den weiblichen Figuren entwickelt hat und lässt die Leser;innen an diesem ganz besonderen Geschenk teilhaben. Die Verbundenheit einer jeden Einzelnen ist deutlich zu spüren und genau das macht sie unbesiegbar.

Doch der Krieg verändert alles und die Autorin ermöglicht durch die Perspektivenwechsel, quasi in die Köpfe und Herzen ihrer Figuren hineinzuschauen und kehrt so das Innerste nach außen. So individuell die Charaktere sind, so unterschiedlich nehmen die Freundinnen die Herausforderungen an, die mit dem Einmarsch des Feindes in ihrer geliebten Stadt verbunden sind. Es entstehen kleinere und auch größere Reibungspunkte, die die Freundschaft mehr als einmal belasten. Während Amiel eher eine leise, zurückhaltende Person ist und trotzdem mit Leidenschaft dabei ist, Geneviève entschlossen und mutig ihr Ding durchzieht, drückt sich Marie mit ihrem Egoismus selbst ins Abseits und ich merke, wie ich im Verlauf des Buches immer mehr von ihr Abstand nehme, da sie mich als Leserin auch auf eine gewisse Art und Weise verletzt. Ich kann ihre Beweggründe nicht nachvollziehen, die sie dazu bewegt haben, ihre Schritte zu gehen, die verhängnisvolle Auswirkungen haben.

Was mich ebenfalls ein wenig gestört hat sind die "Ausflüge" in die Gegenwart, denn sie haben mich immer aus den sehr aufregenden Schilderungen der Kriegsjahre regelrecht herausgerissen. Für mein Dafürhalten tragen sie nichts Wichtiges zur eigentlichen Handlung bei, auch wenn hier der Grundstein für die Erzählung gelegt wird.

Das Buch kann über weite Strecken überzeugen, regt zum Nachdenken und Sinnieren an, sticht aber nicht gänzlich aus der Masse der bereits in diesem Genre erschienen Bücher heraus. Daher vergebe ich gute 4 von 5 Sternen.


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Veröffentlicht am 16.06.2022

Es muss nicht immer die große Pilgerreise sein

Wo die Bayerischen Heiligen wohnen
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Wohl kaum ein anderes Bundesland hat so viele Heilige, die nicht nur die Geschichte geprägt haben, sondern auch heute noch verehrt werden. Um ihnen nahe zu sein, braucht es nicht viel Aufwand und Vorbereitung, ...

Wohl kaum ein anderes Bundesland hat so viele Heilige, die nicht nur die Geschichte geprägt haben, sondern auch heute noch verehrt werden. Um ihnen nahe zu sein, braucht es nicht viel Aufwand und Vorbereitung, denn dieses kleine Büchlein führt in besinnliche Wanderungen, Spaziergänge oder kleine Ausflüge zu Fuß zu ihren Wirkungsstätten.

Liebevoll zusammengetragen, ermöglicht das Autorenduo einen ganz besonderen Blick in die Vergangenheit, um hier - sinnbildlich und sprichwörtlich - in die Fußstapfen von Edigna von Puch, Magnus von Füssen, Ulrich von Augsburg oder dem Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde zu treten.

Die Ausflüge werden in kurzen, informativen Texten vorgestellt, enthalten Porträts zu jedem/jeder Heiligen und lassen die Herzen aller kulturell und historischen Interessierten höher schlagen. Sehenswertes oder markante Wegpunkte werden in Fettdruck hervorgehoben, sodass diese Hinweise sofort ins Augen springen und als imaginäre Orientierungspunkte dienen.

Wer es lieber schnell und übersichtlich mag, erhält im Infokasten "Auf einen Blick" alle notwendigen Informationen zum jeweils vorgestellten Ausflug incl. GPS-Daten zum Download.

Erste Eindrücke vermitteln die schönen Fotos, die für meinen Geschmack ruhig noch etwas größer und von der Anzahl hätten mehr sein dürfen. Empfehlenswerte Ausflugstipps, die die besinnliche Bayerns zeigen und zur ganz persönlichen Wallfahrt oder Prozession einladen.


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Veröffentlicht am 08.06.2022

Wenn die schwarze Asche fällt...

Schwarzer Sand
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Während der Ätna wütet, seine Vulkanasche in die Atmosphäre schleudert und alles in schwarze Nebel hüllt, kommt ein grausames Verbrechen ans Tageslicht In einer alten Villa sitzt eine mumifizierte Frauenleiche ...

Während der Ätna wütet, seine Vulkanasche in die Atmosphäre schleudert und alles in schwarze Nebel hüllt, kommt ein grausames Verbrechen ans Tageslicht In einer alten Villa sitzt eine mumifizierte Frauenleiche gekrümmt im Speiseaufzug und gibt den Ermittelnden Rätsel auf. Nur anhand der Kleidungsreste, ihrer Perlenkette und einem Schminkköfferchen kann eine erste Einschätzung abgegeben werden und es stellt sich heraus, dass die Tat schon Jahrzehnte zurückliegen muss. Giovanna Guarrasi muss ermitteln und sieht sich Fragen über Fragen gegenübergestellt, für die es scheinbar keine Antworten gibt. Mit Kommissar a. D. Panté erhält sie hilfreiche Unterstützung und beide müssen eine Zeitreise unternehmen, die mehr als eine unschöne Überraschung für sie bereit hält....

Italo-affine Leser:innen, die einfach nicht genug aufregende Lektüre aus ihrem Sehnsuchtsland zwischen die Finger bekommen können, müssen unbedingt zu dieser Krimi-Reihe greifen, denn hier stimmt einfach alles.

Das Konzept der Autorin geht voll auf, denn schon zu Beginn zeichnet sie eine aufregende und faszinierende Landschaft, in dem sie den Feuer spuckenden Ätna als dramatische Hintergrundkulisse wählt.

Der Fall ist ebenfalls gut durchdacht und wirft zu Beginn viele Fragen auf, die anscheinend unlösbar sind. Giovanna lässt sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen, weiß sich zu behaupten und kratzt so bei der ein oder anderen Figur am Selbstvertrauen. Sie eckt an, nimmt das aber bewusst in Kauf, aber ihre Hartnäckigkeit bringt sie auch bei den Ermittlungen voran.

Die Nachforschungen lüften so manches Mäntelchen des Schweigens und Vergessens, denn wie ein Verbrechen im wahrsten Sinne des Wortes so totgeschwiegen wird, da wartet sicherlich noch ein zweites. Panté bekommt hier seinen großen Auftritt und kann beweisen, dass er, trotz Ruhestand, noch geschärfte Sinne hat.

Nicht nur die Ermittelnden, auch die Leser:innen schieben die Puzzleteilchen hin und her, aber da scheint es jemanden zu geben, der mit aller Macht verhindern will, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Das sorgt für zusätzliche Spannung und hält die Leser:innen bei der Stange, um im trüben Teich aus Neid und Habgier nach den Tatsachen zu fischen.

Ein gelungener Start in die sizilianische Krimi-Reihe, die mit einer großen Portion Atmosphäre, tollen Landschaftsbildern und einer außergewöhnlichen Hauptfigur punkten kann.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Wenn das Leben dir Zitronen gibt...

Mord und Limoncello
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Nein, so hat sich Charlotte ihren Urlaub am Gardasee nicht vorgestellt. Statt romantischen Abenden mit ihrem Mann Jens auf der Terrasse mit Blick über den See zu verbringen, muss sie selbigen betrauern. ...

Nein, so hat sich Charlotte ihren Urlaub am Gardasee nicht vorgestellt. Statt romantischen Abenden mit ihrem Mann Jens auf der Terrasse mit Blick über den See zu verbringen, muss sie selbigen betrauern. Ausgerechnet ihm, der so penibel, je fast schon pedantisch in seiner Arbeit als Polizist ist, pustet jemand das Lebenslicht aus. Commissario Fabio Angelotti muss nicht nur Mordfall ermitteln, sondern er merkt auch, dass sich zwischen ihm und Charlotte etwas anbahnt. Aber das ist erst einmal zweitrangig, denn es gilt, den Täter zu überführen...

Schon das Cover entführt die Leser:innen nach Limone, lässt den warmen Sommerwind über die Arme streifen, der Duft von Zitronen liegt in der Luft...und wird jäh von einem Mord erschüttert. Elisabeth Horn schafft es spielend leicht, die mediterrane Atmosphäre in die heimischen Lesezimmer zu zaubern und beim Gang durch die Limonaia Sehnsüchte zu wecken.

Und doch ist ihr Gardasee-Krimi keine allzu leichte Kost, denn die Handlung hat es in sich. Charlotte ist so herrlich unkonventionell und trägt das Herz auf der Zunge, was ihr manchmal zum Verhängnis wird. Ich mag sie sehr, denn irgendwie hat sie so etwas Mütterliches, freundliches an sich, dass mein Herz ganz weit öffnet und ihr einen festen Platz darin reserviert.

Auch Fabio Angelotti ist der Knaller, denn seine verstecken Liebesbekundungen, die er mal ebenso galant aus dem Ärmel gleiten lässt, sind nicht nur für Charlotte Seelenschmeichler :) Er weiß ganz genau, wie er Frauen im Allgemeinen und Charlotte im Besonderen um den Finger wickeln kann.

Die Handlung bietet viel Abwechslung, öffnet das Kapitel der Schwarzhemden am Gardasee, sodass hier Vergangenheit und Gegenwart ineinander fließen und einige Rätsel zu lösen sind.

Immer vorneweg Angelotti und Charlotte, die ein echt gutes Team sind - auch außerhalb der Ermittlungen. Auch wenn manchmal die Spannung nicht ganz so hoch angesetzt ist, bleiben die Leser:innen am Ball und fügen die kleinen Mosaiksteinchen zusammen, sodass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

Zwischen Zitronengärten, leckerer Pasta und Geheimniskrämereien können sich die guten Ideen der Autorin wie ein Schmetterling entfalten, der von Zitronenblüte zu Zitronenblüte flattert.

Wer es nicht ganz so düster und blutig mag, der darf gerne zu diesem Krimi greifen, denn er hat charmante Figuren, eine gut durchdachte Handlung und lässt ein Hauch Urlaubsstimmung zurück.

Für mich die perfekte Einstimmung auf einen Sommer am Gardasee. Ich bin gespannt, welche Überraschungen in den Folgebänden darauf warten, aus der Schale gepellt zu werden :)

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