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Veröffentlicht am 23.06.2017

Macht vieles klarer

Psychopathen
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Man kann nur daraus lernen...

Inhalt:

Wer ist ein Psychopath? Psychopathen gelten landläufig als schwer gestörte Menschen. Die Psychopathy Checklist, kurz PCL, ist heute ein gängiges Instrument zur Einschätzung ...

Man kann nur daraus lernen...

Inhalt:

Wer ist ein Psychopath? Psychopathen gelten landläufig als schwer gestörte Menschen. Die Psychopathy Checklist, kurz PCL, ist heute ein gängiges Instrument zur Einschätzung von solchen Persönlichkeiten. Wer mehr als 75 Prozent der Merkmale auf dieser Liste besitzt, gilt als Psychopath. Es ist nicht überraschend, dass sich die größte Dichte an Psychopathen in den Hochsicherheitstrakten findet. Kevin Dutton hat einige von ihnen kennengelernt. Aber auch viele "normale" Menschen haben das eine oder andere Merkmal von dieser Liste. Und dienen der Gesellschaft, indem sie besondere Aufgaben besonders gut erfüllen. Das verwundert nicht, wenn man erfährt, welche Eigenschaften dazugehören: Kaltblütigkeit, Durchsetzungsstärke, Konzentrationsfähigkeit, Furchtlosigkeit, rasche Auffassungsgabe, Energie, Charisma.

So ging's mir:

Dieses Sachbuch bietet in angenehmem, leicht verständlichem Schreibstil viel Information zum Thema Psychopathen. Eine Reihe Beispiel-Fälle, die der Autor zum Teil persönlich befragte. Darunter sind beileibe nicht nur Massenmörder, sondern auch Militärangehörige, Chirurgen und nicht zuletzt auch Manager und Broker. In der Regel die erfolgreichsten unter ihrer Berufsgruppe, weil die besonderen Fähigkeiten der Psychopathen deren größtes Kapital ist. Es hängt lediglich davon ab, für welche Seite der Gesellschaft sich der Betroffene entscheidet.

Eindringlich beschreibt Kevin Dutton die Gefühle, die ihn manches Mal überkamen, wenn er einen Kandidaten sprach und ihm Fragen stellte. Die Ausstrahlung mancher Psychopathen scheint auch den Wissenschaftler nicht kalt zu lassen. Diese Stellen haben mich sehr beeindruckt, denn hier ging es nicht mehr um reine Tatsachen sondern um unterschwellige Reaktionen.

Schnell erkennt man während der Lektüre, dass es gar manche Wesens-Züge gibt, die einem aus dem Bekannten- oder Verwandten-Kreis seltsam vertraut erscheinen. Ebenso schnell wird dem Leser jedoch auch deutlich, dass es eben nicht ausreicht, nur 1 oder 2 Gemeinsamkeiten zu finden. Die kann nahezu jeder auf bestimmten Gebieten vorweisen.

Immer wieder ertappe ich mich seitdem bei Filmen oder auch Erzählungen dabei, dass ich denke "das ist doch sicher ein Psychopath!". Wobei mir der negative Unterton vollkommen abhanden gekommen ist. Das Buch hat es fertig gebracht, diesem Begriff die Bedrohlichkeit zu nehmen. Ja, ich kann mich seitdem sogar nicht einmal von einer gewissen Hochachtung für Psychopathen freisprechen. Ich beneide sie sogar in gewisser Weise um ihre Stärken. Insofern hat das Buch seinen Auftrag vollkommen erfüllt, denn was man kennt oder versteht, verliert seine Unheimlichkeit.

Fazit:

Eine tolle Idee! Das Buch ist sehr interessant und aufschlussreich und dabei wirklich recht leicht verständlich auch für absolute Laien. Ich kann es nur wärmstens empfehlen!

Veröffentlicht am 23.06.2017

Viel Wissenswertes aus der Reihe unnützes Wissen

Eigentlich gucke ich gar kein Fernsehen ... Überraschendes und alles andere als unnützes Wissen aus der Welt des Fernsehens
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Dieses Buch ist eine nette Zusammenstellung aus verschiedenen Informationen rund ums TV.

Gegliedert in unterschiedliche TV-Themen wie Kinderfernsehen, Werbung, Sport, Comedy, Krimis, amerik./brit. und ...

Dieses Buch ist eine nette Zusammenstellung aus verschiedenen Informationen rund ums TV.

Gegliedert in unterschiedliche TV-Themen wie Kinderfernsehen, Werbung, Sport, Comedy, Krimis, amerik./brit. und deutsche Serien, Unterhaltungsshows etc. wird dem Leser einiges an Hintergrundinformationen zuteil, die oft überraschend sind. Ich wusste z. B. nicht, dass Tatort-Komissarin Eva Mattes die Synchronstimme von Pippi Langstrumpf war und auch das Titellied gesungen hat.

Derlei Informationen verstecken sich zahlreich in diesem Buch. Es erinnert in seiner Art natürlich an die inzwischen zahlreich vertretenen Bücher mit unnützem Wissen, für mich war es dennoch deutlich unterhaltsamer als die bekannten NEON-Bücher, da es mich vom Thema her mehr angesprochen hat. Weil... obwohl man ja eigentlich gar kein Fernsehen guckt, kennt man doch die meisten der erwähnten Sendungen (gut... alle kannte ich auch nicht, da ich im Bereich Comedy oder Serien nicht so interessiert bin). Vor allem die alten Sendungen aus den 60ern bis 80ern interessierten mich und es kamen Erinnerungen hoch. Hier hätte ich sogar vorgezogen, wenn das Buch mehrteilig erschienen wäre. Z. B. 50er - 70er, 80er und 90er, ab 2000. Denn es fehlten ja noch soooo viele Sendungen, aus denen man hochbrisantes wenn auch unnützes Wissen hätte herausholen können.

Mich hat es rundum unterhalten!

Veröffentlicht am 22.06.2017

Very Germisch

Make me German! Zweisprachiges Wendebuch Deutsch/ Englisch
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Die besten Storys schreibt das Leben! Dies bewahrheitet sich bei diesem Buch immer wieder. Natürlich sind die meisten Schilderungen sicher überzogen und etwas ausgeschmückt dargestellt, aber am Kern der ...

Die besten Storys schreibt das Leben! Dies bewahrheitet sich bei diesem Buch immer wieder. Natürlich sind die meisten Schilderungen sicher überzogen und etwas ausgeschmückt dargestellt, aber am Kern der Geschichten ändert das wenig und ich kann mir vorstellen, dass sich alles in etwa so zugetragen hat.

Zum Buch: Der Brite Adam Fletcher lebt seit einigen Jahren in Deutschland und hat Berlin zu seiner Wahlheimat erklärt. Selbstverständlich ist nicht alles in good old Germany für einen Briten nachvollziehbar und verständlich (was andersherum genauso zutreffen würde) und so versucht er seit geraumer Zeit heraus zu finden, was das Besondere an Deutschland ist und was ihn wohl zu einem richtigen Deutschen werden lässt.

Sein Weg führt durch deutsche Ämter und Behörden (Arbeitsamt), das Obrigkeitsdenken (Notar), Tradition (Schützenfest, Mallorca), Vereine, deutsche Fernsehprogramme etc. Selbstverständlich begegnen ihm dabei etliche Skurrilitäten, die manchem Deutschen gar nicht mehr so richtig bewusst werden, weil sie längst zur Normalität gehören. Und genau das ist so köstlich an diesem Buch!

Nun muss ich zugeben, dass das das erste Buch in dieser Richtung für mich war, was bei manchem Leser nicht der Fall ist und sich für jene sicher eine gewisse Übersättigung eingestellt hat. Ich konnte zum Glück unbelastet an die Sache heran gehen. Natürlich wird hier auch sehr viel in die Klischeekiste gegriffen, aber das ist für mich nachvollziehbar. Über das Meiste konnte ich vermutlich deshalb so herzlich lachen, weil ich genau dieses Deutschsein auch immer mit etwas Befremden betrachtet habe - aus sicherem Abstand wohlgemerkt, was Fletcher durchaus eine gehörige Portion Mut bescheinigt: Schützenbruderschaften (überhaupt traditionelle Vereinsmeierei), der typische Malle-Urlaub, deutsche Schlager, um nur einige Beispiele zu nennen. Sind diese Klischees nötig? Meiner Meinung nach sind sie unvermeidbar, wenn man ein solches Buch schreibt. Jeder kann für sich den Test machen und wahllos 3 Bekannte fragen, ob sie 5 Sachen aufschreiben können, die für sie typisch deutsch sind. Wetten, dass auch dort jeder in die Klischeekiste greift? Dabei hat er mit den Themen Mitfahrgelegenheit und NordicWalking schon Themen aufgegriffen, die sogar etwas am Rand der Klischees stehen. Aber z. B. die Servicewüste Deutschland ist doch längst in aller Munde. Er hat sie durch seine Auflistung aber wunderbar verdeutlicht.

Hier trifft britischer Humor auf deutschen Alltag und bei der Schilderung mancher Abläufe liefen mir wirklich die Tränen vor lachen. Das war tlw. Kopfkino vom Feinsten! Fletscher (so schreibt er sich gerne selbst zwischendurch, wegen der hiesigen Aussprache seines Namens) schreibt dabei so leicht und locker, dass man kaum merkt, wie man Seite um Seite verschlungen hat. Mir gefällt seine Art, frischweg von der Leber zu schreiben, als würde er vor einem sitzen und seine Storys gut gelaunt erzählen - flott und auf den Punkt. Hin und wieder wird der Fließtext durch graphisch gestaltete Auflistungen aufgelockert. Ein nettes Extra und amüsant zu lesen.

Das wirklich Besondere an diesem Buch ist, dass es quasi doppelt vorhanden ist: zur Hälfte in englisch und die andere Hälfte in deutsch geschrieben. Man braucht praktischerweise das Buch nur zu wenden. Den englischsprachigen Teil habe ich aufgrund verschütteter Englischkenntnisse einfach ignoriert. Aber ich kann mir vorstellen, dass er mindestens genauso gut zu lesen ist.

Dieses Buch ist nicht sein erstes über sein Verhältnis zu Deutschland (Denglisch for better knowers, Wie man Deutscher wird) und er hat damit seine Kunst unter Beweis gestellt, aus der Not des Fremdfühlens eine Tugend zu machen. Dabei kann man auf fast jeder Seite erkennen, wie sehr er inzwischen an seiner Wahlheimat hängt. Sie ist ihm offensichtlich längst zu einer tatsächlichen Heimat geworden, die er wirklich lieb gewonnen hat. Und das freut mich für ihn und auch für Deutschland!

Fazit: Eine angenehme, humorvolle Lektüre für zwischendurch!

Veröffentlicht am 11.06.2017

Überraschend gut

SUMMERTIME - Die Farbe des Sturms
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Im Sommer 1935 auf den Florida-Keys spielt der Debüt-Roman von Vanessa Lafaye, und zwar in den Tagen um den Unabhängigkeitstag (4. Juli). Hunderte Weltkriegs-Veteranen haben die undankbare Aufgabe, im ...

Im Sommer 1935 auf den Florida-Keys spielt der Debüt-Roman von Vanessa Lafaye, und zwar in den Tagen um den Unabhängigkeitstag (4. Juli). Hunderte Weltkriegs-Veteranen haben die undankbare Aufgabe, im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms der Regierung Baumaßnahmen durchzuführen - in diesem Roman den Bau einer Brücke. Die Zustände innerhalb des Veteranen-Lagers sind eigentlich unhaltbar und dementsprechend ist auch das Benehmen und demzufolge der schlechte Ruf dieser Veteranen.
Das fiktive Städtchen Heron Key in der Nähe dieses Lagers wird sowohl von Weißen als auch Schwarzen bewohnt - jeder natürlich seiner Rolle in der Gesellschaft gemäß. In den Südstaaten war es zu jener Zeit nicht einfach für Schwarze. Lynchjustiz war an der Tagesordnung und wurde auch nicht weiter verfolgt.
Henry ist ein schwarzer Veteran, der in Frankreich an der Front für sein Land gekämpft hat. Seine Hoffnungen auf ein besseres Zusammenleben und mehr Achtung für Farbige werden nach der Rückkehr jäh enttäuscht. Statt versprochener Boni des Staates erwartet vor allem die Schwarzen das alte Elend wieder. In den USA hat sich nichts geändert und zudem leiden alle Veteranen an posttraumatischen Störungen. Etliche Jahre treibt er durch die Staaten, bis er wegen des Beschäftigungsprogramms wieder in seiner Heimat Heron Key strandet.
Missy lebte all die Jahre in Heron Key. Sie war noch ein halbes Kind, als Henry in den Krieg zog und seitdem hat sie auf ihren Helden gewartet. Am 4. Juli treffen sie sich wieder und hier beginnt das Buch.
Ich war von diesem Buch sehr angenehm überrascht, denn vom Klappentext her liest es sich so, als wäre es nur eine der üblichen Lovestories. Das ist es jedoch beileibe nicht.
Vielmehr wird ein breiter Fächer jener Zeit aufgeblättert, der sie wirklich vor dem geistigen Auge auferstehen lässt: Der herrschende Rassismus und seine dunkelsten Seiten, nicht vorhandene Emanzipation, die Arroganz und Gleichgültigkeit der Regierenden, die erbärmlichen Zustände in den Veteranencamps sowie den in Gänze unverständlichen Umgang mit den eigenen Helden, den Kriegsveteranen und letztlich die Urgewalt der Natur, der gegenüber alle Menschen ungeachtet ihres gesellschaftlichen Ansehens hilflos ausgeliefert sind.
Dabei findet die erwähnte Romanze dankenswerter Weise lediglich beiläufig statt. Kernthema sind zweifellos die immer stärker werdenden Spannungen zwischen den Veteranen und Einheimischen. Als eine halbtot geprügelte weiße Frau nach dem Fest zum Unabhängigkeitstag gefunden wird, geraten selbstverständlich die Veteranen ins Visier der Einheimischen. Während der Nachforschungen und der Tätersuche braut sich ein verheerender Hurrikan zusammen und die routinemäßigen Vorbereitungen zum Schutz der Bevölkerung laufen an. Doch einen solchen Sturm hat die Stadt noch nicht gesehen!

Von Beginn an konnte mich der Schreibstil für sich gewinnen und ich tauchte ab in die Handlung des Buches. Ein Stoff, der sich hervorragend für einen Katastrophenfilm eignen würde! Die Protagonisten wurden sehr gut heraus gearbeitet, sodass Persönlichkeiten entstanden. Vom sympathischen Hauptdarsteller bis zum Widerling hatte jeder irgendwann ein festes Bild vor meinem geistigen Auge. Gleichzeitig erfuhr man wirklich interessante Fakten über Zeit und Ort des Geschehens. Vieles wurde gnadenlos beschrieben, ohne sensationslüstern zu wirken.
Mich hat dieses Buch ausgesprochen gut unterhalten und die Nähe zum tatsächlichen Ereignis vom Laborday 1935 gab dem Ganzen noch ein Zückerchen obendrauf. Die Erläuterungen zu Beginn und am Ende des Buches waren diesbezüglich sehr aufschlussreich. Im letzten Drittel habe ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen können.
Manches war leider recht früh zu durchschauen (ähnlich wie bei Katastrophenfilmen - wie z. B. der Täter der Gewalttat, weshalb es 1 Stern Abzug gibt von mir.
Fazit: Ein rundum gelungener und spannender Debüt-Roman mit geschichtlichem Aufklärungs-Potenzial

Veröffentlicht am 31.07.2024

Robinsonade der Moderne

Vorstandssitzung im Paradies
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Der Erzähler verunglückt mit einer seltsam anmutenden Passagier-Gemeinschaft mit dem Flieger über dem tropischen Meer. Bis auf 2 Opfer können sich alle auf eine scheinbar unbewohnte Pazifikinsel retten, ...

Der Erzähler verunglückt mit einer seltsam anmutenden Passagier-Gemeinschaft mit dem Flieger über dem tropischen Meer. Bis auf 2 Opfer können sich alle auf eine scheinbar unbewohnte Pazifikinsel retten, während das Flugzeugwrack kurz vor der Küste auf einem Korallenriff liegt.
Die Gesellschaft besteht aus Hebammen, Krankenschwestern, Ärzten, Forstarbeitern, der Flugzeugbesatzung und dem erzählenden Journalisten - aus Finnland, Schweden, Norwegen und England.
Diese zusammengewürfelte Truppe muss fortan darum bemüht sein, sowohl unbedingt erforderliche Nahrung zu beschaffen, als auch ein verträgliches Miteinander zu finden. Und das gelingt verblüffend gut, wenn auch nicht gleich auf Anhieb.

Ich liebe den teils schnurrigen Erzählstil von Paasilinna, der auch die aberwitzigsten Begebenheiten so schildert, als wäre es für ihn normaler Alltag.
Zwischendurch werden wenige kurze Erzählungen eingestreut, entweder vom Erzähler selbst oder aber in Form der Wiedergabe einer Geschichte eines Mitbewohners. Nicht immer versteht man unmittelbar, was der Autor einem damit sagen wollte, aber Paasilinna hatte m. E. einfach ein Plauder-Gen und hörte sich seine Geschichten einfach gerne selbst an. Dennoch ist es sicher nicht sein skurrilstes Buch, doch er stand auch da erst am Beginn seiner schriftstellerischen Karriere. Schließlich erschien es im Original bereits 1974, wobei es nichts an Aktualität verloren hat.
Im Kern geht es darum, ob der Mensch wirklich glücklich ist, wie er in der zivilisierten europäischen Gesellschaft lebt. Denn das Leben im Einklang mit der alles beherrschenden Natur kann sicherlich sehr befriedigend sein und eine menschliche Gemeinschaft, die im Sinne aller handelt - demokratisch und auch fast schon kommunistisch - ist sicher ein erstrebenswertes Leben. Zumindest im Roman...

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