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Veröffentlicht am 20.06.2022

Raffiniert inszenierter (Justiz-)thriller mit einem spannenden Schlagabtausch vor Gericht, aber einem etwas lang gezogenen, zu actionreichen Ende.

Thirteen
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Die Schauspielerin Ariella Bloom und ihr Bodyguard Carl Tozer wurden ermordet. Dringend tatverdächtig ist Ariellas Ehemann, Bobby Solomon, und ein Jahr später soll ihm der Prozess gemacht werden. Die Beweislast ...

Die Schauspielerin Ariella Bloom und ihr Bodyguard Carl Tozer wurden ermordet. Dringend tatverdächtig ist Ariellas Ehemann, Bobby Solomon, und ein Jahr später soll ihm der Prozess gemacht werden. Die Beweislast ist erdrückend, aber der Strafverteidiger Eddie Flynn glaubt an seine Unschuld. Gemeinsam mit einem Team aus Anwälten und einer ehemaligen FBI-Agentin beginnt er nur wenige Tage vor Beginn des Gerichtsverfahrens den Fall aufzuarbeiten, um vor allem den zwölf Geschworenen zu beweisen, dass Bobby seine Ehefrau und den Bodyguard nicht ermordet hat.
Joshua Kane hinterlässt eine mörderische Spur bei dem Versuch, selbst als Jurymitglied benannt zu werden. Er möchte dafür sorgen, dass Bobby Solomon wegen Mordes verurteilt wird.

"Thirteen" ist der vierte Band aus der "Eddie-Flynn"-Reihe, kann jedoch auch unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden. Einzig das mangelnde Vorwissen in Bezug auf das Privatleben von Eddie Flynn könnte ein wenig stören, spielt jedoch für die Aufklärung des Falls und die Prozessarbeit keine Rolle.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive des Strafverteidigers Eddie Flynn sowie aus der Sicht des Serienmörders Kane erzählt. Beide haben einen messerscharfen Verstand und scheinen auf ihrem Gebiet Profis zu sein. Während Kane alles dafür tut, als Jurymitglied für den Prozess gegen Bobby benannt zu werden, um an seiner Verurteilung mitzuwirken, hat Eddie nur wenig Zeit, sich in den Fall einzuarbeiten und Zweifel an der Schuld von Bobby zu sähen.
Obwohl der Täter von Anbeginn bekannt ist, mangelt es dem Justizthriller nicht an Spannung. Es ist einerseits interessant, die Strategie der Verteidigung zu verfolgen, wie ein Freispruch für Bobby erwirkt werden soll, andererseits fragt man sich welche Zusammenhänge es mit anderen Mordfällen geben könnte und was das Motiv des Täters, der scheinbar nur wegen dem Akt des Tötens handelt, sein könnte. Während der Angeklagte blass bleibt, sind Eddie Flynn und Joshua Kane authentische Charaktere und spannende Gegenspieler: der gerissene skrupellose Mörder gegen den cleveren Strafverteidiger mit einer verletzlichen privaten Seite. Vor Gericht liefern sich Verteidigung und Anklage einen raffinierten Schlagabtausch, der einige Überraschungsmomente beinhaltet und Kane sichtbar unter Druck setzt.

Die Perspektivwechsel sorgen für spannende Einblicke, während sich immer mehr einzelne Puzzleteile in Bezug auf die Aufklärung des Falls um den "Dollar Bill" und die Vita des Serienmörders ergeben.
Trotz der stringenten Handlung gibt es immer wieder interessante Wendungen, die die Spannung bis zur Entlarvung des wahren Täters erhöhen. Insbesondere in Bezug auf den Aufbau des Prozesses ist spürbar, dass der Autor selbst Anwalt ist. Die Szenen vor Gericht, aber auch schon im Vorfeld zur Errichtung einer Verteidigungsstrategie wirken authentisch und sind gleichzeitig abwechslungsreich und unterhaltsam.

"Thirteen" ist ein raffiniert inszenierter Thriller. Einzig das lang gezogene Ende mit den schier übermenschlichen Kräften des Täters und dem Ausmaß an Polizeigewalt fand ich zum Abschluss etwas zu dick aufgetragen.

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Drama und Liebesgeschichte und ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das für Spannung sorgt

Wildblumensommer
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Seitdem Zoe die Diagnose Aneurysma erhalten hat, steht sie vor der Entscheidung, ob sie sich operieren lassen soll oder nicht. Bevor sie das Risiko einer rettenden Operation eingeht, möchte sie die Todesumstände ...

Seitdem Zoe die Diagnose Aneurysma erhalten hat, steht sie vor der Entscheidung, ob sie sich operieren lassen soll oder nicht. Bevor sie das Risiko einer rettenden Operation eingeht, möchte sie die Todesumstände ihres älteren Bruders Chris klären, der vor vierzehn Jahren in Cornwall ums Leben gekommen ist. Zoe hat ein schlechtes Gewissen, da sie sich am Abend zuvor mit Chris gestritten hatte und möchte endlich Gewissheit darüber haben, ob sein Sturz ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord gewesen ist. Ohne die wahren Hintergründe ihrer Reise mit ihrem Verlobten oder Vater zu besprechen, reist sie zurück nach Cornwall, dorthin, wo sie mit Jack ihre erste Liebe erlebte.

Der Roman ist nicht nur aus der Perspektive von Zoe geschrieben, sondern auch aus der von Rose, der Schwester von Jack und eine ehemalige Freundin von Zoe, mit der sie für den Aufenthalt in Cornwall ihr Haus tauscht. Während die geschiedene Dreifachmutter Rose, die in London einfach nur etwas Ablenkung und ein klärendes Gespräch mit ihrem Exmann suchte, lernt sie dort einen Anwalt kennen und verliebt sich in diesen. Sie hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, eine Beziehung zu beginnen und es deshalb versäumt, Simon zu sagen, dass sie drei Kinder hat. Je länger sie es ihm verschweigt, desto schwieriger wird es, ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. Aber hat ihre Liebe überhaupt eine Chance, da sie aus zwei völlig unterschiedlichen Welten kommen?

Zoe verschweigt auch in Cornwall, wie krank sie ist und versucht durch Einsicht in die Polizeiakten und Gespräche mit Einwohnern mehr über ihren Bruder Chris und seinen Unfall zu erfahren. Über sein Tagebuch findet sie heraus, dass er zu dem Zeitpunkt verliebt war, was er ihr damals nicht anvertraut hatte. Unweigerlich knüpft sie in Cornwall auch wieder Kontakt zu Jack, der noch immer enttäuscht von ihr und ihrer überstürzten Abreise vor 14 Jahren ist. Die beiden nähern sich jedoch schnell wieder an und merken beide, dass sie nach wie vor Gefühle für einander haben.

Der Roman handelt von zwei Liebesgeschichten, die sich zwar mit allen Hürden und Gefühls-Auf-und-Abs vorhersehbar entwickeln, aber durch den Perspektivwechsel und den Wechsel der Handlungsorte Cornwall und London für Abwechslung sorgen. Das Buch liest sich leicht und auch die Charaktere sind lebendig und authentisch gezeichnet, dass man sich gut in sie und ihre jeweilige Situation hineinversetzen kann. Beide Romanzen entwickeln sich für meinen Geschmack viel zu schnell, insbesondere da Zoe in London verlobt ist.
Spannung entwickelt die Geschichte nur durch Zoes Recherchen zu Chris' Tod, wobei ihre Diagnose Aneurysma ein etwas arg konstruierter Auslöser für ihre Suche nach Wahrheit ist. Auch ist fraglich, warum sie meint, nach so langer Zeit mehr herauszufinden, als die Polizei bei ihren Ermittlungen. Trotzdem finden sich immer wieder Erklärungen, die die Geschichte nicht unglaubwürdig wirken lassen.

"Wildblumensommer" handelt von Trauerbewältigung, der Suche nach Wahrheit und die Rückkehr an einen Ort, der mit viel Leid, aber auch viel Glück verbunden ist. Beide Handlungsstränge sind lebendig und abwechslungsreich, auch wenn die Ereignisse durch die Kürze der Darstellung ein wenig oberflächlich bleiben. Es ist eine Mischung aus Drama und Liebesgeschichte, die durch ein Geheimnis aus der Vergangenheit für ausreichend Spannung und unterhaltsame Lesestunden sorgt.

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Veröffentlicht am 15.06.2022

Wendungsreiche Geschichte über Liebe, Vertrauen, Freundschaft und Verlust - weniger visionär, romantisch und unbeschwert, sondern gegenwartsbezogen, freundschaftlich und tragisch.

In fünf Jahren
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Als die ambitionierte Anwältin Danielle Kohan bei einem Bewerbungsgespräch gefragt wird, wo sie sich in fünf Jahren sieht, hat sie ihre Zukunft klar vor Augen: verheiratet mit ihrem Partner David und erfolgreiche ...

Als die ambitionierte Anwältin Danielle Kohan bei einem Bewerbungsgespräch gefragt wird, wo sie sich in fünf Jahren sieht, hat sie ihre Zukunft klar vor Augen: verheiratet mit ihrem Partner David und erfolgreiche Firmenanwältin mit einer Wohnung im Zentrum von New York City. Noch am selben Abend macht ihr David wie erwartet einen Heiratsantrag, den sie freudig annimmt. Dannie legt sich schlafen und wacht in einer fremden Wohnung neben einem fremden Mann auf - am 15. Dezember 2025. Verwirrt findet sie sich wenig später neben David in der Gegenwart wieder. War alles nur ein Traum oder eine klare Zukunftsvision? Dannie verdrängt die vermeintliche Prophezeiung, bis sie den Mann vier Jahre später an der Seite ihrer besten Freundin Bella wieder sieht. Sie möchte tunlichst verhindern, dass ihre Vision wahr wird.

Dannies Leben ist perfekt. Sie hat ihren Traumberuf gefunden, in dem sie aufgeht, ihren Traummann an der Seite, der ihre Lebenseinstellung teilt und kann frei und ohne Geldsorgen in der für sie schönsten Stadt der Welt leben. Bella ist ihre beste Freundin, die mit ihrer lockeren Art für etwas mehr Spaß in Dannies Leben sorgt. Die Vision ihrer Zukunft, die sich so erschreckend real für Dannie anfühlte, macht ihr deshalb Angst. Als der Mann aus der Zukunft tatsächlich in ihr Leben tritt, bekommt Dannie noch mehr Bedenken, dass ihr ausgeklügelter Lebensplan nicht aufgehen könnte.
Anders als erwartet, entwickelt sich keine klassische Liebesgeschichte mit einer Dreierkonstellation und einer Frau, die vor der Entscheidung zwischen zwei Männern steht. Dannie liebt ihren Verlobten und beginnt fortan ihre Heirat zu planen, die berufsbedingt zeitweise in Vergessenheit geraten war. "In fünf Jahren" schildert vielmehr die enge Freundschaft zweier Frauen Anfang Dreißig, die seit ihrer Kindheit durch Dick und Dünn gehen.

Es ist eine wendungsreiche Geschichte über Liebe, Vertrauen, Freundschaft und Verlust, die zu Herzen geht. Erscheint Dannie zu Beginn als ehrgeizige, unterkühlte Anwältin, die einen großen Wert auf ihren beruflichen Erfolg und Statussymbole legt, zeigt sie im Verlauf der Geschichte ihre weiche und sensible Seite. Der Roman ist, anders als gedacht, weniger visionär, romantisch und unbeschwert, sondern gegenwartsbezogen, freundschaftlich und tragisch.
Die Geschichte beweist, dass man noch so viel planen kann, aber dass man gegen das Schicksal machtlos ist. Zudem zeigt sie den hohen Wert von Freundschaft und Loyalität, von Treue und Zusammenhalt, die mit keinem Geld der Welt bezahlbar sind.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Keine sonderlich innovative oder kreative Enemy-to-Lovers-Geschichte. Sie überzeugt jedoch mit ihrem eigenen Charme und einer sympathischen, schlagfertigen Heldin.

Wie man sich einen Lord angelt
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Nach dem Kitty Talbot und ihre Schwestern verwaist sind und ihr Vater ihnen nichts als Schulden hinterlassen hat, sieht sich Kitty in der Pflicht, eine gute Partie zu machen, um ihr Anwesen und ihre jüngeren ...

Nach dem Kitty Talbot und ihre Schwestern verwaist sind und ihr Vater ihnen nichts als Schulden hinterlassen hat, sieht sich Kitty in der Pflicht, eine gute Partie zu machen, um ihr Anwesen und ihre jüngeren Schwestern vor Armut und Ausgrenzung zu retten. Zusammen mit ihrer Schwester Cecily begibt sie sich zu ihrer Tante Dorothy nach London, um dort zur Ballsaison einen Sohn reicher Eltern kennenzulernen. Durch einen Zufall trifft sie schon kurz nach ihrer Ankunft bei einem Spaziergang auf Archie de Lacy, der der reichen Radcliffe-Familie entstammt. Sie umgarnt ihn mit ihrer charmanten Art und kann ihn durch eine List zu einem Heiratsantrag bewegen. Auch seine Mutter, die durch eingebildete Krankheiten regelmäßig versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist trotz Kittys unverhohlener Armut bald überzeugt und kann ihr Misstrauen ihr gegenüber ablegen. Anders sieht dies Archies älterer Bruder, Lord Radcliffe, der Kittys Schachzüge durchschaut und eine Heirat unterbindet. Kitty gibt jedoch nicht auf und muss mit schwererem Geschütz auffahren.
"Wie man sich einen Lord angelt" ist ein Roman der Regency-Zeit, der die Leser*in in das frühe 19. Jahrhundert nach London versetzt.
Aufbau und Handlung des Romans sind schnell durchschaut, aber dennoch hat die Geschichte einen gewissen Charme, dem man sich durch Kittys unerschrockene und clevere Art kaum entziehen kann. Entschlossen ihre Familienehre zu retten und ihre Schwestern und sich vor dem finanziellen Ruin und sozialen Abstieg zu retten, sucht sie immer wieder beherzt den Kontakt zu Lord Radcliffe, der sie in die gehobene Gesellschaft einführen und dort bekannt machen soll, um eine Chance auf dem Heiratsmarkt zu haben. Ihre beiderseitige Ablehnung ist deutlich und führt zu witzigen Dialogen und Schlagabtauschs. Eigentlich wartet man nur darauf, dass es zu prickelnden Momenten kommt und die beiden sich endlich näher kommen und begleitet Kitty solange auf ihren Irrwegen, bei Dinners und Bällen, bei denen sie versucht, ihre Not nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Trotz ihrer offensiven und für ihren Stand und ihre Situation ungewöhnlich selbstbewusste Art erscheint sie dabei nicht unsympathisch, denn sie agiert nicht egoistisch skrupellos, sondern ist für ihre Schwestern bereit auf eine Liebesheirat zu verzichten und hat zudem die Bedürfnisse anderer Personen im Blick, denen sie auf ihre Weise hilft.
Der Roman folgt bekannten Mustern dieses Genres und ist damit wenig kreativ oder innovativ. Die schlagfertige Art der Protagonistin überzeugt hingegen und macht die vorhersehbare "Enemy-to-Lovers"-Geschichte zu einer unterhaltsamen und romantischen Wohlfühllektüre für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Nicht der spannendste, aber der wohl persönlichste Fall für die forensische Anthropologin, der interessante Eindrücke aus ihrer Vita bietet, die das sympathische Arbeitstier menschlicher machen.

Knochen zu Asche
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Als Teenager verschwand Tempe Brennans Sommerfreundin Évangéline Landry spurlos. 30 Jahre später wird Tempe mit einem Cold Case aus Neuschottland konfrontiert, bei der sie mehrere Jahre alte Knochen untersuchen ...

Als Teenager verschwand Tempe Brennans Sommerfreundin Évangéline Landry spurlos. 30 Jahre später wird Tempe mit einem Cold Case aus Neuschottland konfrontiert, bei der sie mehrere Jahre alte Knochen untersuchen soll, die aufgefunden wurden und für die sich der örtliche Gerichtsmediziner nicht zu interessieren scheint. Tempe sieht Parallelen zu dem Verschwinden ihrer Freundin, von der sie nie wieder etwas gehört hat und tatsächlich stammen die Knochen von einem ungefähr 14-jährigen Mädchen. Die Todesursache bleibt trotz des Geschicks der forensischen Anthropologin zunächst unbekannt. Detective Andrew Ryan spekuliert, ob es sich bei den Überresten um das erste Opfer eines Serienmörders handeln könnte, denn in den letzten Jahren verschwanden immer wieder Mädchen oder wurden tot aufgefunden, ohne dass der Täter ermittelt werden konnte.
Tempe versucht mehr über den Verbleib Évangélines herauszufinden und stellt zusammen mit ihrer Schwester Harry eigenständig Ermittlungen an. Dabei wird ihr bald bewusst, dass irgendjemand etwas gegen die Aufklärung des Falles hat, denn sie trifft nicht nur auf eine Mauer des Schweigens, sondern wird auch körperlich bedroht.
"Knochen zu Asche" ist der zehnte Fall aus der Reihe um die forensische Anthropologin Dr. Temperance Brennan. Es ist nicht unbedingt nötig, alle Bände zu kennen, trägt aber in jedem Fall insbesondere in Bezug auf die Hauptfigur und ihr Privatleben zum besseren Verständnis bei.
Wie von den anderen Fällen gewohnt, geht Kathy Reichs bei den Beschreibungen der Arbeit einer forensischen Anthropologin ins Detail, schafft es jedoch die Untersuchungen und komplexen Rechercheergebnisse verständlich und interessant darzulegen, ohne die/ den Leser*in zu überfordern oder zu langweilen.
Die persönliche Involvierung Tempes in den Fall macht die Aufklärung besonders spannend, nicht nur weil sich Tempe durch ihr eigenmächtiges Vorgehen selbst in Gefahr bringt. Darüber hinaus erfährt man mehr über Tempes traurigen familiären Hintergrund, ihre Kindheit und ihr Verhältnis zu ihrer jüngeren Schwester.
Die Ermittlungen zu den Vermisstenfällen und möglichen Serienmorden treten durch Tempes persönliche Geschichte und die Hoffnung, endlich das Verschwinden Évangélines aufzuklären, zunächst in den Hintergrund. Durch ihr unvergleichliches Engagement und Leidenschaft für ihren Beruf, für den sie selbstverständlich Überstunden macht und auch bei Durchsuchungsmaßnahmen der Polizei zweifellos zugegen ist, wird sie später immer mehr in die Ermittlungen und die Tätersuche involviert, obwohl ihr Können als Anthropologin dabei nicht mehr gefragt ist. Das Verhältnis zu Detective Andrew Ryan ist dabei angespannt, nachdem es im letzten Band zu Irritationen gekommen war. Die beiden pflegen weiterhin ihre On-Off-Beziehung, wahren aber bei der Fallaufklärung der vermissten Mädchen aus Québec professionelle Distanz.
Der Fall wird am Ende schlüssig gelöst und liefert dabei Hintergrundwissen zur Provinz Akadien und zu einem düsteren Kapitel der Geschichte Kanadas, über das die Bewohner der Küstenregion lieber schweigen. Band 10 ist vielleicht nicht der spannendste Fall der Reihe, liefert dafür aber viele interessante Eindrücke aus der Vita und dem Privatleben von Tempe Brennan, was das sympathische Arbeitstier menschlicher macht.

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