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Veröffentlicht am 15.06.2022

Von der Kraft der Frauen

Das Geschenk der Adlerin
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Vier ehemalige Freundinnen, die sich vor zwanzig Jahren ein Zimmer im Internat teilten, haben einander nach dem Abitur aus den Augen verloren. Aus ihnen wurden vier grundunterschiedliche Frauen, die aber ...

Vier ehemalige Freundinnen, die sich vor zwanzig Jahren ein Zimmer im Internat teilten, haben einander nach dem Abitur aus den Augen verloren. Aus ihnen wurden vier grundunterschiedliche Frauen, die aber jede für sich schwere Lasten zu tragen haben.
Da kommt es genau richtig, dass eine von ihnen die Idee zu einem Treffen hat - eine beschwerliche Bergwanderung mit Übernachtung in einer Hütte.

Daniela Alge führt uns langsam Kapitel für Kapitel an die vier Protagonistinnen heran. Immer tiefer tauchen wir in die Figuren ein, wir ahnen höchstens, was jeder einzelnen widerfahren ist.
Das Aufeinandertreffen der vier Frauen hat mir sehr gut gefallen, da es enorm Realistisch dargestellt ist: von anfänglicher Sekpsis über Euphorie und späterer (unter den Strapazen der Wanderung) Zickigkeit ist alles vorhanden... wie das eben so ist, wenn so unterschiedliche Frauen aufeinander treffen. Man kann sich gut mit mindestens einer der Frauen identifizieren, manche Gedankengänge nachvollziehen, oder kennt zumindest einen der Charaktere aus dem eigenen Bekanntenkreis.
Der nächtliche Seelenstriptease in der Hütte geht teilweise an die Nieren, manches hat man während des Lesens langsam vermutet, anderes trifft einen mit der ganzen Härte.
Letztendlich aber tun diese vier ehemaligen Freundinnen, das was Frauen immer tun, wenn sie einmal alle Bedenken von sich werfen... sie trösten einander, geben Kraft und sind empathisch.

Ein Buch das nachdenklich macht und bei dem man sich fragt, ob man eigentlich das Leben lebt, das man immer schon leben wollte. Und die Beschreibung der Bergwanderung macht enorme Lust, sich selbst mal wieder in luftige Höhen zu begeben.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Über Vertreibung und das Vererben von Kriegstraumata

Wodka mit Grasgeschmack
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"Natürlich weiß mein Vater mehr, als er jemals erzählen wird."

Markus Mittmann hat in seinem Roman die Erlebnisse seiner Eltern und Großeltern während der Vertreibung aus dem ehemaligen Schlesien verarbeitet. ...

"Natürlich weiß mein Vater mehr, als er jemals erzählen wird."

Markus Mittmann hat in seinem Roman die Erlebnisse seiner Eltern und Großeltern während der Vertreibung aus dem ehemaligen Schlesien verarbeitet. Aber er bündelt darin nicht einfach nur die skizzenhaften Erinnerungen seiner Eltern, die damals noch Kinder waren, sondern er schreibt auch über das schwere Erbe, das die Generation danach mitträgt.

So schwer und dramatisch diese Thematik auch ist, Markus Mittmann verpackt sie in einem Schreibstil, der seinesgleichen suchen muss.

".... Weil mir überall diese Gekreuzigten auffallen, mit ihren alten und frischen Wunden, Narben sowieso. Du brauchst nicht tief zu graben, nur leicht zu kratzen und stehst metertief im Jammertal.... "

Zwischendurch immer wieder Sätze, die einen schmunzeln lassen. Und so lässt sich diese Erzählung, die einen ziemlich bedrücken kann, leichter lesen.

Mittmann ist ein grandioser Beobachter der kleinen Alltäglichkeiten, aber auch der großen Emotionen, die unter der Oberfläche lauern. Es war ein Hochgenuss für mich, seinen Gedanken zu folgen, weil alles so zutreffend formuliert ist.

Sehr oft habe ich mich direkt angesprochen gefühlt, als Tochter von Kriegseltern. Ich konnte in vielen Sätzen meine eigenen Eltern wiederfinden, aber auch bei den Gedankengängen und Ängsten, die ihn selbst plagen und verfolgen - eben das Erbe dieser traumatisierten Generation.

Dies ist definitiv ein Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient - es ist ein Stück unverfälschte Geschichte Deutschlands und zeigt dem Leser einmal mehr wieviele Einzelschicksale unter diesem furchtbaren Krieg entstanden sind, wieviel Leid daraus geboren wurde.

Absolute Leseempfehlung meinerseits.

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Inspirierend und berührend

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Dieses Buch hat geschafft, was Bücher selten bei mir schaffen... ich habe stellenweise geweint.
Was für ein einfühlsames, bewegendes und ausserordentlich kluges Buch.
Auch wenn es sich bei Lenni und Margot ...

Dieses Buch hat geschafft, was Bücher selten bei mir schaffen... ich habe stellenweise geweint.
Was für ein einfühlsames, bewegendes und ausserordentlich kluges Buch.
Auch wenn es sich bei Lenni und Margot um zwei Personen handelt, die kurz vor dem Tod stehen, so ist dieses Buch dennoch so voller Lebensfreude.
Diese beiden Frauenfiguren, die einander trotz des großen Altersunterschieds so Nahe kommen, sind Charaktere, die man so schnell nicht wieder vergessen wird.
Ihre Freundschaft und ihre unterschiedliche Sicht auf das Leben - das sind Dinge, die inspirieren, Mut machen und die eigene Sicht auf Dinge ändern können.
Und doch ist dieses Buch an keiner Stelle ein lästiger Lifecoach, es ist an keiner Stelle kitschig, nirgendwo dick aufgetragen... es ist einfach nur ein tolles Buch, das die unterschiedlichsten und intensivsten Gefühle in einem weckt.
Hollywood hat schon eine Verfilmung geplant und ich hoffe, dass es dem Buch gerecht wird.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Eine Liebesgeschichte der ganz besonderen Art

Nordstadt
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Ohne Kitsch und Schmalz und dennoch zart und berührend, auf nur 123 Seiten - 123 sehr intensiven Seiten.
Boris, der wegen der Nachässigkeit seiner Mutter an Kinderlähmung erkrankte und Nene, die eine lieblose ...

Ohne Kitsch und Schmalz und dennoch zart und berührend, auf nur 123 Seiten - 123 sehr intensiven Seiten.
Boris, der wegen der Nachässigkeit seiner Mutter an Kinderlähmung erkrankte und Nene, die eine lieblose gewaltsame Kindheit und Jugend durchleben musste.
Nene erzählt - in kurzen prägnanten Sätzen, nicht geradlinig und manchmal sehr derb - aus ihrem Leben, von Momentaufnahmen. Es ist als würde man ihr Tagebuch lesen oder einen langen Brief. Beim Lesen kann man ihre Gefühle, ihre Unsicherheit, ihre Gemütslage und - ja - auch ihre Stärke spüren.
Ein tolles kleines Buch, das allerdings einen Eindruck hinterlässt als wäre es mindestens 400 Seiten stark.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Super recherchierte kurzweilige Unterhaltung

Die Radioschwestern
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Dieses Buch hat mich einfach umgehauen und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Eva Wagendorfer ist ein Paradebeispiel dafür wie man als Autorin perfekte Unterhaltung liefern kann. Ich bin begeistert!
Bei ...

Dieses Buch hat mich einfach umgehauen und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Eva Wagendorfer ist ein Paradebeispiel dafür wie man als Autorin perfekte Unterhaltung liefern kann. Ich bin begeistert!
Bei historischen Romanen bin ich mittlerweile schon so skeptisch, weil ich halt so viele schlecht recherchierte Bücher gelesen habe, oder die Atmosphäre der Zeit nicht auf mich übersprang.
Hier aber gelingt es Eva Wagendorfer nicht nur das alte Frankfurt wieder auferstehen zu lassen, sondern man ist von der ersten bis zur letzten Seite einfach in den 20er Jahren und zweifelt keine Sekunde daran. Da ich zehn Jahre in Frankfurt gelebt habe, hatte ich bestimmte Plätze plastisch vor Augen und dazu das Flair der Wilden 20er.
Ein unheimlich entzückendes und charmantes Buch hat mich da zwei Tage lang in seinen Bann gezogen und ich durfte illustre und liebenswerte Charaktere kennen lernen und in den aufregenden Alltag des damals noch so neuen Mediums Rundfunk abtauchen. An keiner Stelle war es langweilig oder langatmig.
Besonders toll fand ich die Kapitelanfänge, da befindet sich immer eine Radiomeldung aus der Zeit im Zusammenhang mit starken Frauen... und danach eine kurze Erklärung. Viele Namen waren mir ein Begriff, andere waren neu für mich.
Dieses Buch hat mich nicht nur außerordentlich gut unterhalten, sondern auch sehr bereichert.
Genau so schreibt man exzellente Unterhaltung!

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