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Veröffentlicht am 21.06.2022

Fesselnder Thriller mit überraschenden Wendungen

Kaltherz
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Die fünfjährige Marie war nur acht Minuten alleine im Auto, während ihre Mutter auf der Toilette war - in dieser Zeit ist sie verschwunden.
Kommissarin Kim Lansky ermittelt und dringt dabei unerwartet ...

Die fünfjährige Marie war nur acht Minuten alleine im Auto, während ihre Mutter auf der Toilette war - in dieser Zeit ist sie verschwunden.
Kommissarin Kim Lansky ermittelt und dringt dabei unerwartet tief in ihre Vergangenheit ein.


Meine Meinung:
Ein fesselnder, flüssiger Schreibstil lässt einen trotz der komplexen Handlung nur so durch die Seiten fliegen - und gleich zu Beginn ein fesselnder Prolog, der viele Fragen aufwirft.
Die ständig wechselnde Perspektive aus Sicht von Lansky, Clara, Jakob und Marie, jeweils in ich-Form, hält die Spannung durchwegs aufrecht. Auch ist der Erzählstil perfekt an die jeweilige Person angepasst, sodass man eigentlich keine Namen über den Abschnitten bräuchte.

Lansky ist eine eigenbrötlerische, sture Person, die sich nicht an Gesetze, sondern Gerechtigkeit hält und somit immer wieder aneckt und Gefahr läuft, aus ihrem Job rausgeschmissen zu werden und deshalb als letzte Chance in die Vermisstenabteilung versetzt wird. Genau solche (klischeehaften) Ermittler/innen gibt es oft in Thrillern, was mich normalerweise nervt, doch Lansky ist eine Ausnahme in diesem gestörten und rebellierenden Ermittler-Meer. Vor allem ihren unterschwelligen Humor mag ich.
Auch Clara und Jakob polarisieren, mit Clara fühlt man (besonders als Mutter mit), Jakobs Verhalten kann man hingegen überhaupt nicht nachvollziehen - doch durch kleinste Puzzlestückchen, die man erfährt, scheinen sie nicht das zu sein, was sie vorgeben zu sein.
Es war faszinierend, wie sich der Handlungsstrang in der Gegenwart mit Lanskys Vergangenheit verwebt, womit nach nicht gerechnet hat.
Besonders berührend sind natürlich die Abschnitte aus Maries Sicht. So kindlich, manchmal auch reif. Und emotional, da doch plötzlich die Mama weg ist und eine Mami da ist. Und man hofft so sehr für sie, dass sie gefunden wird.

Ganz besonders überzeugt dieses Buch durch tolle und total überraschende Wendungen!! Und zwar gleich mehrmals! Damit hätte ich nie gerechnet, und in einem Thriller überrascht zu werden, kommt nicht so oft vor!


Fazit:
Packender Thriller mit wechselnden Perspektiven und daraus resultierendem hohen Spannungsbogen, einer außergewöhnlichen Ermittlerin und mehreren unerwarteten Wendungen.

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Veröffentlicht am 20.06.2022

Mord beim Seriendreh in St. Peter-Ording

Nordwestnacht
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St. Peter-Ording ist der neue Drehort für die beliebte Küstenkrimi-Serie "Tödlicher Norden", was besonders den jungen Polizisten Nils Scheffler freut, da er großer Fan ist.
Doch dann wird einer der Aufnahmeleiter ...

St. Peter-Ording ist der neue Drehort für die beliebte Küstenkrimi-Serie "Tödlicher Norden", was besonders den jungen Polizisten Nils Scheffler freut, da er großer Fan ist.
Doch dann wird einer der Aufnahmeleiter tot an den Stelzen eines Lokals gefunden - angebunden und ertrunken. Als dann auch noch eine der beiden Hauptdarstellerinnen, die neu dabei ist und frisches Blut in die Serie bringen soll, verschwindet, beginnt er gemeinsam mit seinem Chef Hendrik Norberg und seiner Kollegin Anna Wagner in diesem verworrenen Fall zu ermitteln.


Meine Meinung:
"Nordwestnacht" ist der dritte Teil der Reihe Soko St. Peter-Ording, kann aber eigenständig gelesen werden, da der Fall in sich geschlossen ist und auch Vergangenes aus dem Privatleben der Ermittler in genau der richtigen Menge enthalten ist.
Der Schreibstil liest sich flüssig , und der Spannungsbogen ist eher hoch gehalten.
Die Kapitel sind in Tage unterteilt, beginnend mit dem 24. Mai, gehend bis zum 1. Juni und die Tage danach.
Anna Wagner ist eine sympathische, taffe Ermittlerin mit einer guten Kombinationsgabe. Nils Scheffler jedoch hätte ich oft schütteln können - wie können klare Gedanken durch teenagerhafte Schwärmerei bloß so getrübt werden?
Und über die anfangs so sympathische junge Schauspielerin werden später Dinge offenbart, die sie plötzlich in einem ganz anderen Licht dastehen lassen. Das ist der Autorin wunderbar gelungen; ebenso die Präsentation verschiedener möglicher Täter.

Besonders gut gefällt mir der Lokalkolorit und die detaillierten Beschreibungen von St. Peter-Ording und der Lokalitäten, man kann sich alles ganz genau vorstellen.
Auch erhält man viel Hintergrundwissen zu Seriendrehs, was ich total interessant fand.
Und fesselnd ist natürlich auch die Kabbeleien und Probleme von (alternden) Serienstars, die ausgetauscht werden sollen, was ich immer total schade und nicht nachvollziehbar finde.
Die Auflösung des Falls und die Verstrickungen waren packend, authentisch und einleuchtend. Es ist toll, wie man gemeinsam mit den Ermittlern in aufmürbender Polizeiarbeit kleinste Puzzleteilchen ans Licht bringt, diese zusammensetzt und diese dann ein großes Ganzes ergeben.

Die Karte von St. Peter-Ording im inneren Buchdeckel fand ich sehr hilfreich; alle vorkommenden Orte sind eingezeichnet und man kann den Weg der Ermittler gut verfolgen.


Fazit:
Spannender Küstenkrimi mit viel Lokalkolorit und Nordseefeeling, lebendigen Ermittlern und einer authentischen Auflösung.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

grandios-gelungene Fortsetzung des Totengräbers aus Wien

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Wien, 1894: Im Kunsthistorischen Museum wird eine Mumie gefunden - und zwar eine "frische": es ist ein bekannter Professor für Ägyptologe, der sich eigentlich gerade auf Reisen befinden soll. Ist er einem ...

Wien, 1894: Im Kunsthistorischen Museum wird eine Mumie gefunden - und zwar eine "frische": es ist ein bekannter Professor für Ägyptologe, der sich eigentlich gerade auf Reisen befinden soll. Ist er einem Fluch zum Opfer gefallen?
Der Totengräber vom Zentralfriedhof, Augustin Rothmayer, soll Inspektor Leopold von Herzfeldt alles über das Konservieren von Leichen erzählen, worüber er auch gerade ein Buch schreibt. Denn der Professor wurde eindeutig ermordet.
Zeitgleich werden in verschiedenen Bezirken die übel zugerichteten Leichen junger Männer gefunden, die ihrer Männlichkeit beraubt wurden.
Und dann wird auch noch ein Wärter im Tiergarten im Prater von einem Löwen zerfleischt.


Meine Meinung:
"Das Mädchen und der Totengräber" ist die Fortsetzung von "Das Buch des Totengräbers", allerdings finde ich den Titel nicht so ganz passend. Klar, Augustin Rothmayer kämpft darum, dass die Waise Anna bei ihm bleiben darf - aber hauptsächlich geht es ja um die Ägyptologie und den mumifzierten Ägyptologen bzw. die Mordserie im Stricher-Milieu. Einen Titel, der darauf hin deutet, hätte ich besser gefunden.

Es ist toll, wieder ins historische Wien zu reisen und die alten Bekannten zu treffen: den kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer, die junge Waise Anna, die clevere Polizeifotografin Julia Wolf und ihre gehörlose Tochter Sisi, und natürlich Inspektor Leopold von Herzfeldt, der "Piefke".
In diesem Buch war eigentlich Julia für mich die Hauptfigur, denn sie hat mit viel Gewieftheit und Mut auf eigene Faust ermittelt, ist empathisch, versucht anderen zu helfen... ich mag sie einfach sehr gerne!

Der Mumienfall war anfangs total gruselig, man konnte sich nicht erklären, wieso ein angesehener Professor plötzlich als Mumie im KHM auftaucht. Und ebenso konnte man kein Motiv für die brutalen Strichermorde finden.
Mir gefiel sehr gut, wie man Schritt für Schritt mit Leo, Julia und Augustin kleinste Puzzleteilchen aufdeckt, Fäden zusammenführt und dann alles zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Die Auflösung(en) waren logisch und nachvollziehbar - auf den Mörder selbst kam ich fast bis zum Schluss nicht, der Autor hat es gut geschafft, viele mögliche Täter zu präsentieren, sodass man immer in seiner Meinung schwankt.

Sehr schön war wieder, viel über das historische Wien zu lernen. Dass es damals einen weiteren Tiergarten im Prater gab, wo auch in sogenannten Völkerschauen dunkelhäutige Menschen wie Tiere ausgestellt wurden. Und dass die Fingerabdrucktechnik gerade erst im Aufkommen war.
Natürlich gibt es wieder Wortwitz und jede Menge Wiener Ausdrücke, die in einem Glossar am Ende erklärt werden.
In der vorderen Buchklappe gibt es einen hilfreichen Plan der inneren Bezirke von Wien im Jahre 1894, in dem alle vorkommenden Örtlichkeiten eingezeichnet sind, und natürlich der Leopoldstadt mit dem Prater, wo der Tiergarten lag, in dem ein Großteil der Handlung spielt.


Fazit:
Grandios-gelungene Fortsetzung der Totengräber-Reihe, in der zwei spannende Fälle im historischen Wien von einem kauzigen Totengräber und einem piefkischen Ermittler mit Hilfe der Polizeifotografin gelöst werden müssen. Spannend, gruselig, interessant, lehrreich und mit viel schwarzem Wiener Humor.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

großartiger Reihenauftakt: der erste Fall für Florentine Blix

Florentine Blix (1). Tatort der Kuscheltiere
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An dem Tag, an dem Florentine Blix' Kuscheltiere verschwinden, bekommt sie auch einen neuen Mitschüler: Bo aus Dänemark. Den kann sie nicht leiden, weil sich der einfach neben sie setzt.
Und dann findet ...

An dem Tag, an dem Florentine Blix' Kuscheltiere verschwinden, bekommt sie auch einen neuen Mitschüler: Bo aus Dänemark. Den kann sie nicht leiden, weil sich der einfach neben sie setzt.
Und dann findet er auch noch ihre ganz geheime Kommandozentrale, ein verfallenes Häuschen, mitten im Wald.
Es ist ganz klar: sie muss Bo loswerden. Um das zu erreichen, verspricht sie ihm, ihm bei der Suche nach seinem verschwundenen Cousin Jesper zu helfen. Und dabei wird sie von ihrer besten Freundin Maja unterstützt, denn die denkt genauso wie Florentine.


Meine Meinung:
Florentine, ein etwas anderes Mädchen mit autistischen Zügen, liebt es zu ermitteln. Bzw. lenkt sie das vom doch für sie eher schwierigen Alltag und dem Umgang mit anderen Menschen ab. Es ist so etwas wie abschalten für sie. Sie braucht klare Regeln, kann nicht Lügen und nicht mit Redewendungen umgehen, weil sie alles Gesagte für bare Münze nimmt.
Ihre Lieblingsfarbe ist grün, in allen Schattierungen. Sie zieht nur grüne Sachen an, und gute Gefühle sind für sie grün. Alles, womit sie sich nicht gut fühlt, erscheint ihr in Rottönen.

Florentine erzählt dem Leser ihre Geschichte wie in einer Akte. Dazu sind Ringe wie in einer echten Mappe auf jeder Seite abgebildet. Man erlebt die Geschichte daher total intensiv und es ist auch sehr humorvoll, und der Kriminalfall ist spannend. Man rätselt und ermittelt mit Florentine direkt mit. Die Kuscheltiere geraten eher in den Hintergrund, die Suche um Jesper ist der eigentliche Fall (und dieser ist auch viel fesselnder).
Florentine ist ehrlich, empathisch und hat eine sehr gute Kombinationsgabe.
Die Wahrheit über ihre Freundin Maja hatte ich bald herausgefunden, doch anfangs hat mir das nicht so gefallen. Mit der Zeit jedoch fand ich es außergewöhnlich und konnte mich damit anfreunden, es hat die Geschichte sogar aufgewertet.

Kleine Einschübe in Form von "Zetteln", zum Beispiel "wichtige Erkenntnisse", Auflistungen von Vor- und Nachteilen, (Gedächtnis-)Protokolle, Infozetteln zu bestimmten Dingen (zB über wichtige Bauten und Stadtteile in Flensburg und andere Dinge, etwa was ein Dodo ist oder ein Dietrich), bringen einem spielerisch viele neue Dinge bei.
Besonders toll finde ich, dass auch immer wieder mal (detaillierte) Stadtpläne von Flensburg enthalten sind sowie wissenswerte Infos dazu, auf denen man Florentines Weg nachvollziehen kann und somit Flensburg auch näher kennenlernt.
Auch die handelnden Personen werden mit Steckbriefen, inkl. Zeichnung, näher vorgestellt.
Und nachdem Florentines Lieblingsfarbe Grün ist (in allen Schattierungen), sind auch die Illustrationen im Buch schwarz-grün.


Fazit:
Eine etwas andere, junge Ermittlerin löst ihren ersten Fall. Humorvoll, spannend, außergewöhnlich spooky. Und ein toller Aufbau mit Zetteln, Gedächtnisprotokollen u.ä. Ich freue mich schon sehr auf Florentines zweiten Fall!

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Veröffentlicht am 21.05.2022

fesselnder historischer Jugendkrimi mit einer ganz tollen, vifen Protagonistin

Mord im Gewächshaus
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Die 12jährige Myrtle Hardcastle ist ein äußerst aufgewecktes, neugieriges und cleveres Kind, das große Freude am Beobachten und an der Detektivarbeit hat und alles über die Sicherung von Beweisen und die ...

Die 12jährige Myrtle Hardcastle ist ein äußerst aufgewecktes, neugieriges und cleveres Kind, das große Freude am Beobachten und an der Detektivarbeit hat und alles über die Sicherung von Beweisen und die Gerichtsmedizin wissen will.
Was sie natürlich zu einer Außenseiterin macht, denn junge Damen im Jahre 1893 haben sich über derlei Dinge nicht den Kopf zu zerbrechen.
Als die ältliche Nachbarin, die wohlhabende Witwe Miss Wodehouse, die erfolgreich seltene Lilien züchtet, plötzlich unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird, macht sich Myrtle mit Hilfe ihrer Gouvernante Miss Judson ans Ermitteln und begibt sich dabei selbst in Gefahr.


Meine Meinung:
Der Auftakt der Reihe um die Junior-Detektivin Myrtle Hardcastle ist hervorragend gelungen! Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in einem kleinen Dorf in England.
Die Sprache, die etwas an das damalige Zeitalter angepasst ist, ist interessant zu lesen - ich finde jedoch, für Kinder ab 12 noch etwas zu anspruchsvoll. Ebenso die doch öfter mal vorkommenden schwierigeren Ausdrücke, die jedoch durch Fußnoten erklärt werden.

Myrtle selbst ist so ganz anders, als junge Damen damals zu sein hatten: äußerst neugierig, wissbegierig, clever, mit guter Kombinationsgabe, und sehr interessiert an Gesetzten und Rechtsprechung (ihr Vater ist Staatsanwalt), an dem Verfolgen von Spuren und der Tatortanalyse, Ermittlungen, und auch an der Gerichtsmedizin (das ganz besonders).
Sämtliche Figuren sind detailreich und lebendig ausgearbeitet, die Beschreibung der Örtlichkeiten lassen einen alles vor dem inneren Auge auferstehen, und auch die Lebensbedingungen und die soziale Situation zur damaligen Zeit sind authentisch und interessant in die Geschichte eingebaut.

Besonders spannend ist der Fall selbst: die eher unbeliebte reiche Witwe wird tot aufgefunden, wobei man zuerst von einem natürlichen Tod ausgeht. Nur Myrtles Beobachtungs- und Kombinationsgabe und vor allem auch ihrer Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass man dem Mord auf die Spur kommt.
Es werden viele mögliche Täter präsentiert, die alle einen guten Grund für den Mord gehabt hätten. Und man wechselt immer in seiner Meinung hin und her.
Ein Gefühl hat mich aber schon bald auf den wahren Täter tippen lassen, auch wenn ich noch kein Motiv gefunden hatte.

Das Buch hat somit großen Spaß gemacht: das Leben in England in der damaligen Zeit kennenzulernen, und mit Myrtle gemeinsam Spuren zu verfolgen, Puzzleteile zusammenzusetzen und auf Täterjagd zu gehen.
Ich freue mich schon sehr auf den Folgeband!


Fazit:
Grandioser Auftakt der Jugend-Krimi-Reihe um Myrtle Hardcastle, eine außergewöhnlich clevere und kriminaltechnisch begabte junge Dame im England des 19. Jahrhunderts.

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