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Veröffentlicht am 09.06.2022

Als Einzelband wirklich schön!

Gladiator's Love. Vom Feuer gezeichnet
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Als Sklavin muss Aeryn ihr Leben als Gladiatorin in der Arena verbringen. Sie ist eine Vantyr, verschleppt in ein fremdes Land, und ihre Feuermagie wurde dabei versiegelt. Doch ihren Stolz und den Wunsch ...

Als Sklavin muss Aeryn ihr Leben als Gladiatorin in der Arena verbringen. Sie ist eine Vantyr, verschleppt in ein fremdes Land, und ihre Feuermagie wurde dabei versiegelt. Doch ihren Stolz und den Wunsch nach Freiheit hat sie nie verloren, und schließlich fasst sie einen absolut wahnwitzigen Plan, um ihr Schicksal doch noch umzuwenden. Aber dann trifft sie auf Cato, den Leibwächter eines Arenaleiters, und der wirft alles durcheinander ...

Fantasy-Einzelbände sind für mich immer so eine Sache. Ich lese sie prinzipiell gerne, weiß aber immer schon vorher, dass sie mich nie so überzeugen werden wie eine Reihe, da ich einfach das Worlbuilding und den Tiefgang in dem Genre so sehr liebe, und das in einem einzelnen Band nicht so stark gegeben sein kann. So ist es auch hier. Viel Worlbuilding gibt es nicht, es wird genug umrissen, dass man sich die Welt vorstellen kann, aber nichts darüber hinaus. Dazu kommt, dass sie ans alte Rom angelehnt ist, was die Vorstellungskraft unterstützt, weshalb man aber auch nicht viel zusätzlich erklären braucht. Aber auch wenn das knapp gehalten wurde, mochte ich es sehr gerne. Es war ein tolles Setting, in dem ich mich direkt zurechtgefunden hab, das schlüssig und atmosphärisch ist. Manche Dinge, wie z.B. das Magieprinzip, hätten mehr ausgearbeitet sein können, aber auch so hat es mir gefallen.

Aeryn ist eine sympathische, kämpferische Protagonistin und ihre Gedankengänge konnte ich immer gut nachvollziehen. Selbst bei moralischen Grauzonen hab ich sie absolut verstanden. Ihr Wille konnte durch die Versklavung nicht gebrochen werden, auch wenn es sie durchaus verändert hat. Zu sehen, wie sie denkt, wie sie sich weiterentwickelt, war wirklich schön. Und dann ist da ja noch Cato. Besonders spannend fand ich, dass hier die Rollenklischees mal umgekehrt wurden. Aeryn ist stark, selbstbewusst, erfahren, gibt den Ton an. Cato ist auch ein beeindruckender Kämpfer, aber sonst eher sanft, schüchtern, oft unsicher. Ich fand die Dynamik zwischen den beiden echt toll. Beide hab ich ins Herz geschlossen und ich hab mitgefiebert, wie sie sich näher kommen.

Handlungstechnisch war nichts ultra überraschendes dabei, aber einige interessante Wendungen und auf jeden Fall viel Action. Im Mittelteil auch mal ruhiger, aber ansonsten war oft viel los, das einen an die Seiten gefesselt hat. Gegen Ende gings mir ein wenig zu schnell, bzw. es kamen ein paar Sachen aus dem Nichts, die ich gern noch weiter erklärt bekommen hätte, also Fragen, die für mich noch offen blieben. Aber trotzdem bin ich zufrieden mit dem Ende.

Insgesamt hatte ich wirklich Spaß mit dem Buch. Es hat mich nicht total vom Hocker gehauen, aber ich habe es gerne gelesen, es ist gut geschrieben, ich hab die Charaktere liebgewonnen und fand die Handlung interessant. Also unterm Strich defintiv eine Empfehlung von mir. 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Tolle Jugendfantasy mit kreativem Magiekonzept

Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge
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Ziva ist fabelhaft im Umgang mit Waffen; als Schmiedin, die ihren Klingen einzigartige Magie einflößen kann, ist sie weit über die Grenzen ihrer Stadt berühmt. Weniger gut ist sie im Umgang mit Menschen; ...

Ziva ist fabelhaft im Umgang mit Waffen; als Schmiedin, die ihren Klingen einzigartige Magie einflößen kann, ist sie weit über die Grenzen ihrer Stadt berühmt. Weniger gut ist sie im Umgang mit Menschen; wegen ihrer Panikattacken übernimmt ihre kleine Schwester Temra den Kundenkontakt. Doch eines Tages soll sie für eine mächtige Kriegsherrin ein besonderes Schwert schmieden – und erschafft unbeabsichtigt eine absolut tödliche Waffe, die auf keinen Fall in falsche Hände geraten darf. Es bleibt nur noch die Flucht. Unerwartet mit dabei ein selbstbewusster Söldner und ein Gelehrter der Magie. Auf ihrer Reise erwarten sie einige Gefahren und Geheimnisse ...

Das Buch hatte mich direkt mit einem Punkt: Der Art und Weise, wie Ziva Waffen schmiedet und sie mit Magie füllt. Denn es gibt keine Zaubersprüche oder farbige Blitze voller Magie, die sie beherrschen kann. Stattdessen kommt die Magie auf ganz unerwartetem Wege und äußert sich auch sehr faszinierend in den Waffen. Näher möchte ich gar nicht drauf eingehen, aber ich war da total begeistert von und es war wirklich mal was anderes.

Auch Ziva an sich ist eine besondere Protagonistin für Fantasy. Mit 18 schon berühmte Waffenschmiedin und dann aber keine starke Draufgängerin, sondern eine ruhige, zurückgezogene Person mit sozialen Ängsten. Ein bisschen hab ich gebraucht, um mit Ziva warm zu werden, denn nicht nur den anderen Charakteren gegenüber, sondern auch mir als Leserin blieb sie anfangs erst distanziert und dadurch nicht vom ersten Moment an super sympathisch. Aber das kam mit der Zeit. Sie ist wirklich ein interessanter Charakter und im Laufe des Buches taute ich auf sie bezogen auf und schloss sie ins Herz. Auch Temra, Petrik und Kellyn waren spannende Weggefährten, jeder mit völlig anderen Grundvoraussetzungen und Eigenschaften. So kam eine abwechslungsreiche und energiegeladene Dynamik innerhalb der Gruppe auf. Dabei blieben sie (und damit auch manche Szenen) mir allerdings hin und wieder zu eindimensional und dadurch wirkte manches etwas plump (z.B. in Bezug auf Temra). Zum Ende des Buches hin merkt man aber bei allen eine Entwicklung, die viel für Band 2 verspricht.


Die Story ist ein typisches "wir reisen durchs Land", was immer viel Potenzial für neue aufregende Orte und Geschehnisse unterwegs bietet. Die bekommen wir auch hier. Sowohl auf dem Weg im Wald als auch in den Dörfern, wo sie Halt machen, ist einiges los – entweder innerhalb der Gruppe oder durch das, auf was oder wen sie treffen. Action gab es also definitiv und die hat mir auch gut gefallen, es war abwechslungsreich und interessant. Teilweise allerdings dann etwas zu schnell bzw. zu kurz. Unter anderem das mit Temra und der Familie, da kam der Umschwung so plötzlich, dass ich das Gefühl hatte, da fehlt noch ein Kapitel zwischen. Manches hätte gern ein bisschen mehr ausgebaut werden können. Dadurch hat es das Buch auch nicht hundertprozentig geschafft, mich vor Spannung total zu fesseln, denn ich steckte nie so richtig tief drin in den Szenen.
Was den Aufbau und die Handlung an sich aber nicht schmälert, die hat mir durchaus sehr gefallen. Und gern und zügig mit Interesse gelesen habe ich es von Anfang bis Ende. Zum Ende hin merkt man natürlich, dass es einem Höhepunkt entgegensteuert und der war zwar kein episches Finale (kommt ja auch noch ein Band), aber eine heftige Konfrontation, bei der ich überrascht wurde und auch nicht ganz wusste, wie das ausgeht. Es war total gut, dass es zwar nichts völlig ausgefallenes war, ich aber trotzdem nicht vorher schon längst erahnen konnte, was genau im Detail passiert. So gibt es auf jeden Fall einen Cliffhanger und ich freue mich schon richtig auf Band 2.

Für diesen wünsche ich mir dann noch mehr Charakterentwicklung und vielleicht ein bisschen mehr Tiefe in der Handlung, das wär so das Tüpfelchen auf dem I. Ich hab das Gefühl, dass Jugendfantasy oft ein wenig "oberflächlicher" ist als Erwachsenenfantasy, und das ist ja auch ok so. Ansonsten kann es aber genau so weitergehen, denn mir hat dieser Band wirklich gefallen, ich hab die Geschichte richtig gern gelesen, die Protas gern begleitet, und kann das Buch definitiv empfehlen. 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Zum Nachdenken

The Sea in your Heart
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Lilja macht auf Island Whale-Watching-Touren und ist eine vehemente Gegnerin der Walfang-Industrie. Jetzt haben sie und ihr Team durch eine ihrer Aktionen eine Klage am Hals. Ablenkung schafft da ihre ...

Lilja macht auf Island Whale-Watching-Touren und ist eine vehemente Gegnerin der Walfang-Industrie. Jetzt haben sie und ihr Team durch eine ihrer Aktionen eine Klage am Hals. Ablenkung schafft da ihre Barbekanntschaft Jules, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Nur erfährt sie zu spät, dass sie sich nicht auf ihn hätte einlassen dürfen ...

The sea in your heart nimmt uns wie der Vorgänger mit nach Island, was mich direkt anzieht – ich war zwar noch nie dort, möchte aber gerne mal hin und bin sehr fasziniert von der Insel. Während Band 1 viel Natur geliefert hat, geht es hier nun mehr um die Tiere, genauer gesagt, um die Wale (und Delfine). Denn der Walfang (und Proteste dagegen), aber auch die Schönheit der Wale nehmen hier eine zentrale Rolle ein.
Und das war für mich auch der große Pluspunkt dieses Buches. Das Thema ist sehr interessant, schockierend, zum Nachdenken und aber auch Bewundern geschrieben und sehr überzeugend. Wenn Lilja schildert, was sie an den Tieren und am Meer liebt, wenn wir selber Szenen mitbekommen, dann wird einem ganz warm ums Herz. Ich fand das richtig schön. Gleichzeitig hatte ich aber auch oft (und direkt zu Beginn) einen Kloß im Hals. Denn es wird schon sehr deutlich, was den Walen angetan wird und wie furchtbar das alles ist. Vor allem, weil wir es durch Liljas Augen und mit ihren Gedanken miterleben. Ich fand das Thema insgesamt wirklich gut umgesetzt.

Lilja als Charakter war mir direkt sympathisch. Viel mehr Charakterzüge als ihre Überzeugungen in Sachen Wale hat man nicht so recht von ihr mitbekommen, auch die anderen Charaktere blieben eher eindimensional, und trotzdem habe ich sie sehr gern begleitet, war gerne mit ihnen auf dem Schiff unterwegs, hab den Gesprächen zwischen ihr und ihrer besten Freundin beigewohnt und einfach ihren Alltag geteilt. Ich bin super gut durchs Buch gekommen und es ließ sich wirklich flüssig und schön lesen, wenn auch es eben in Charakter-Sachen nicht mega viel Tiefgang hatte. Bei Jules kam schon ein bisschen mehr Entwicklung durch und er war ein wirklich interessanter Gegenpart und hat eine angespannte und spannende Dynamik reingebracht. Lilja und Jules haben mir gut gefallen, die Anziehung und die ersten Treffen waren knisternd und der Umgang miteinander größtenteils realistisch.

Nur ging es mir so im letzten Drittel dann irgendwie zu schnell. Und zwar alles. Das Walthema und der Prozess wurden recht zügig abgehandelt, sodass man nicht mehr viel mitbekommen hat – vermutlich, weil das Wichtigste da schon geklärt war. Und das fänd ich auch prinzipiell nicht schlimm. Aber auch das zwischen Lilja und Jules wurde gegen Ende irgendwie überstürzt und es fehlte mir an Ausarbeitung. Deren Geschichte war superschön und interessant, nur hätte ich es am Ende gern ausführlicher gehabt.

Insgesamt ein Buch, das sich auf jeden Fall lohnt zu lesen, vor allem wegen der Hintergrundgeschichte. Auch die Liebesgeschichte war schön, aber hier irgendwie gar nicht so im Vordergrund. Was ich persönlich gar nicht schlimm fand. New Adult ist eben kein Synonym für Romance, sondern eigentlich nur die Beschreibung der Lebensphase, in der sich die Protas befinden. Für mich war das Ganze gelungen, nur ein wenig überstürzt und hier und da etwas zu oberflächlich. Von mir gibt's 4 Sterne, Tendenz wenn dann aber eher in Richtung 3,5. Und damit aber mindestens genauso gut wie Band 1.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Schöner, empfehlenswerter Auftakt

Eliza Moore
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Eliza Moore will eigentlich nichts mit der Liga zu tun haben, sie verabscheut die Organisation. Aber als sie nach einem nächtlichen Angriff plötzlich zur Hüterin des Tors zur Seelenwelt berufen wird, hat ...

Eliza Moore will eigentlich nichts mit der Liga zu tun haben, sie verabscheut die Organisation. Aber als sie nach einem nächtlichen Angriff plötzlich zur Hüterin des Tors zur Seelenwelt berufen wird, hat sie kaum eine Wahl, als Teil der Liga zu werden. Zu allem Überfluss wird ihr dafür auch noch ihr Seelenpartner zur Seite gestellt. Worauf hat sich Eliza da nur eingelassen?

Ich war super gespannt auf die Geschichte und was sie für mich bereit hält. Vor allem hatte ich mich auf Dublin/Irland-Vibes gefreut, wo ich dem Buch aber leider direkt ein paar Punkte abziehen muss, denn die gab es einfach gar nicht. Das Buch hätte, bis auf kurze Erwähnungen von Ortsnamen, wirklich überall spielen können, es hätte keinerlei Unterschied gemacht. Da war ich zugegeben schon geknickt.
Mit dem Schreibstil bin ich allerdings von Anfang an gut klar gekommen, es hat sich wirklich super lesen lassen, die Beschreibungen, Satzkonstruktionen, der Wechsel von Erklärungen und Dialogen war sehr angenehm und hat mir gefallen. Und man hat nicht alles von Anfang an vorgelegt bekommen, sondern so nach und nach, gerade richtig.

Eliza ist eine Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist. Ich fands super, dass sie sagt, was sie denkt, auch z.B. ihrer unsympathischen Mutter gegenüber. Trotzdem lässt sie sich auch mal bequatschen oder knickt ein; diese Mischung ist realistisch. Insgesamt ist mir der Einstieg in die Handlung und die Charaktere aber trotzdem nicht direkt von Anfang an richtig gut gelungen, denn teilweise musste ich bei manchen Szenen die Stirn runzeln, fand sie irgendwie komisch ohne genau erklären zu können, wieso. Ich glaube zum Teil, weil für meinen Geschmack zu wenig hinterfragt wurde, auch von Eliza. Zum Beispiel was ihre beste Freundin angeht. Oder die Sache mit ihrer Schwester. Oder Conor/Logan. Zugunsten einer schnellen, kurzweiligen Handlung wurde das hier manchmal recht schnell abgehakt/fortgeführt, so mein Empfinden. Ein bisschen mehr Tiefgang hätte es ein können. Und Logik, denn manches passte für mich irgendwie nicht recht zusammen (z.B. die Sache mit den Berührungen und was sie auslösen. Später wurde das ansatzweise erklärt, aber an dem relevanten Punkt ergab es erst keinen Sinn). Aber! Die kurzweilige Handlung hat mich trotzdem dann gepackt und deshalb konnte ich, als ich dann richtig drin war im Buch, da gut drüber hinwegsehen.

Denn die Geschehnisse und Entwicklungen fand ich wirklich spannend und ich hab gar nicht gemerkt, wie die Seiten vorbeifliegen. Es kamen recht schnell neue Punkte dazu, was die Seelenverwandtschaft, die Seelen selbst und welche es da gibt, was man gegen sie tun kann, wie Eliza auf sie reagiert, Aufdeckungen von der Schwester etc. angeht. Und dann war ich plötzlich schon am Ende, mit einem kleinen bitteren Cliffhanger, der mich nicht total schockiert hat, aber doch Fragen offen lässt. Und definitiv Lust auf Band 2 macht!

Für mich war Eliza Moore nichts herausragendes, kein Highlight, aber ich hatte viel Spaß mit dem Buch, schöne, kurzweilige Lesestunden, hab es ziemlich verschlungen und kann diese Jugendfantasy deshalb auf jeden Fall empfehlen. 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Zwischen der Community und dem FBI

Firekeeper's Daughter
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Daunis steht zwischen den Stühlen, denn sie ist halb Weiße, halb Native des Ojibwe-Stammes und gehört doch nirgendwo hunderprozentig dazu. Am College möchte sie gerne einen Neustart wagen, doch soweit ...

Daunis steht zwischen den Stühlen, denn sie ist halb Weiße, halb Native des Ojibwe-Stammes und gehört doch nirgendwo hunderprozentig dazu. Am College möchte sie gerne einen Neustart wagen, doch soweit kommt es gar nicht, da sie aus familiären Gründen beschließt, im Ort zu bleiben. Als sie den Eishockeyspieler Jamie kennenlernt, scheint das halb so schlimm. Aber dann wird sie Zeugin eines Mordes und plötzlich ist alles anders. Das FBI rekrutiert sie als verdeckte Ermittlerin, sie soll herausfinden, was in ihrer Community los ist. Wieder steht sie zwischen den Stühlen. Und erfährt dabei einiges, das alles auf den Kopf stellt.

Mehr in die Kultur der Natives eintauchen, besser verstehen, dazulernen – das war der Grund, weshalb ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden bin. Und tatsächlich lernen wir gleich zu Beginn sehr viel. Durch Daunis Erzählungen erfahren wir viel über ihre Familiengeschichte, den Tribe, Rituale und Traditionen, die sie pflegen, und mehr. Dazu werden überall Begriffe der Anishinabe verwendet (die am Ende in einem Glossar übersetzt werden). Das war zwar total interessant und sehr atmosphärisch, aber hat mir den Einsteig auch ein wenig erschwert, da ich etwas brauchte, um reinzukommen und alles zu verstehen. Oder auch die Charaktere auseinanderzuhalten und wer wer ist (weil z.B. Jüngere des Tribes auch Neffen/Nichten genannt werden, auch wenn sie nicht mit einem verwandt sind etc.). Aber trotzdem gefiel es mir, dass die indigene Kultur überall präsent war. Der Start der eigentlichen Handlung kam im Buch dadurch etwas verzögert und am Anfang dauerte es ein paar Kapitel, bis der Stein richtig ins Rollen kam, andererseits hatte ich so die Möglichkeit, mich erstmal einzufinden.

Und dann hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen. Ich fand es total interessant zu erfahren, wie die Strukturen innerhalb eines Tribes funktionieren, aber auch, wie Daunis individuelles Umfeld funktioniert. Sie ist kein registriertes Mitglied und doch scheint sie sich mehr mit der indigenen Seite ihrer Familie zu identifizieren. Generell spürte man auch die herzliche Verbindung, die sie zu den Menschen auf dieser Seite hat, wie sie aufeinander aufpassen, wie Daunis sich wohlfühlt. Aber sie hat mütterlicherseits eben auch weiße Verwandte und durch ihre Augen lernen wir, was für Konflike das schüren kann.
Ihre Gedanken und Gefühle sind stets nachvollziehbar, sie ist eine sehr angenehme Protagonistin, nur manchmal wirkte sie für meinen Geschmack etwas zu nüchtern. Zum Beispiel als es mit dem Mord so richtig mit der Handlung losging. Ihr Entsetzen, ihre Trauer gingen zugunsten der Erklärungen, wie man mit Toten in ihrer Kutur umgeht, ein wenig unter (wobei ich letzteres sehr interessant fand und vielleicht äußert sich Trauer bei ihnen einfach anders, ich habe da ja keine Ahnung). So fiel es mir teilweise ein wenig schwer, eine richtige Verbindung zu ihr aufzubauen.
Die anderen Charaktere haben faszinierende Dynamiken reingebracht, die mir gut gefallen haben, wie z.B. Daunis' Beziehung zu ihrem Bruder Levi. Ihre Familiengeschichte ist kompliziert und teilweise schmerzhaft und trotzdem stehen sie sich so nahe. Aber auch mit anderen Figuren verbindet sie viel und gerade deshalb wird es so kompliziert, als sie beginnt, fürs FBI zu ermitteln. Denn der Mord war nicht nur einfach ein Mord, es steckt noch viel mehr dahinter, etwas was grundsätzlich falsch läuft dort und aufgehalten werden muss. Daunis muss allen etwas vormachen, heimlich nachforschen, Verdächtigungen machen. Was macht das mit ihr, dieses Gefühl von "ich hintergehe meine Community"? Ein wahnsinnig spannender Punkt.

Im Mittelteil des Buches hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, der rote Faden wurde aus den Augen verloren, denn es ging dann oft mehr um Daunis Leben, ihr Interesse an Jamie, anstehende Aktivitäten wie einen Ball und ein paar fruchtlose Untersuchungen, sodass es irgendwie nicht richtig voranging; es zog sich ein wenig. Da habe ich mir schon Sorgen gemacht, dass die Handlung zerfleddert und ins Nichts verläuft. Aber irgendwie fügte sich dann doch wieder alles zusammen und zum Ende hin wurde es nochmal ziemlich dramatisch, mit Action, Ungewissheiten und einigen echt heftigen Twists. Da war ich nicht gänzlich überrascht, aber doch schockiert, und es hat die Spannung und mein Interesse am Buch nochmal sehr nach oben gepusht.
Das Ende ist meiner Meinung nach sehr passend für die Geschichte, wenn auch nicht in allen Punkten zufriedenstellend, aber gerade das macht es realistisch.

Insgesamt hat mir Firekeeper's Daughter vor allem wegen dem Einblick in die indigene Kultur gefallen, wodurch einige schöne, interessante, aber auch erschreckende Szenen zustande kamen. Die Handlung selbst war auch gelungen, nur manchmal etwas zäh. Für mich ein Buch, dass ich auf jeden Fall empfehlen kann. Außerdem lege ich ans Herz, den gesamten Anhang zu lesen! 4 Sterne von mir.

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