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Venatrix

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Genussvolles Wandern im Waldviertel

Wanderbares Waldviertel
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Franz Wille, gebürtiger Tiroler, studierte Deutsch und Geografie und unterrichtete am Gymnasium Landeck. Seit seiner Pensionierung lebt der passionierte Wanderer im Waldviertel und schreibt Wanderbücher ...


Franz Wille, gebürtiger Tiroler, studierte Deutsch und Geografie und unterrichtete am Gymnasium Landeck. Seit seiner Pensionierung lebt der passionierte Wanderer im Waldviertel und schreibt Wanderbücher über seine liebsten Regionen in Österreich, der Schweiz und Italien.
Diesmal zeigt er uns das wanderbare Waldviertel. Das nördliche Niederösterreich ist bestens geeignet für genussvolles Wandern. Aus der großen Fülle der Möglichkeiten hat der Autor 40 schöne, leichte bis mittelschwere Touren ausgewählt und mit Hintergrundinformationen zu Sehenswertem am Weg und Einkehrmöglichkeiten vorgestellt.

Der Autor teilt das Waldviertel, auch liebevoll „Woodquarter“ genannt in drei Teile:

Nördliches Waldviertel = Thayatalregion
Mittleres Waldviertel = Kamptalregion
Südliches Waldviertel = Kremstalregion

Jede der vorgestellten Wanderungen beinhaltet einen Ausschnitt aus einer Wanderkarte sowie die Beschreibung der Route.

Einen Großteil der Wanderungen der Thayatalregion sind mir gut bekannt. Obwohl die Ausflüge nicht in extreme Höhen führen, sind Wetterprognosen und Sicherheitsangaben zu beachten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Wanderführer, der zur Reihe „Gehmütliche Touren“ des Verlag Pustet gehört, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.06.2022

Ein Leben ohne Kompromisse

Tage in Rebibbia
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Um an ihrem Roman „Die Kunst der Freude“ L’arte della gioia) weiter schreiben zu können, gibt die Schauspielerin Goliarda Sapienza (1924-1996) ihren Job auf. Sie wird letztlich 9 Jahre dafür brauchen und ...

Um an ihrem Roman „Die Kunst der Freude“ L’arte della gioia) weiter schreiben zu können, gibt die Schauspielerin Goliarda Sapienza (1924-1996) ihren Job auf. Sie wird letztlich 9 Jahre dafür brauchen und keinen Verlag für ihr Werk finden. Völlig mittellos bestiehlt sie 1980 eine Freundin. Es kommt zur Anzeige, Gerichtsverhandlung, Urteil und Goliarda wird für drei Monate in Rebibbia, im berüchtigten Gefängnis von Rom, inhaftiert.

Hinter den dicken Gefängnismauern lernt Goliarda eine ganz eigene Welt kennen: sadistische oder gleichgültige AufseherInnen und Mitgefangene aus verschiednen Gesellschaftsschichten und/oder Nationalitäten.

In einer nüchternen Prosa berichtet sie über den Gefängnisalltag - von Hofgängen, kargem Essen, überbelegten Zellen, Gefühlen wie Wut, Neid und Erotik. Allgegenwärtig sind aber auch Langeweile, Hoffnungslosigkeit und Übermut.

„Wenn Du rauskommst, heißen sie dich vielleicht mit einem Blumenstrauß willkommen und schließen dich in die Arme, aber sie werden dich nie mehr so ansehen wie zuvor.“ Diese Weisheit erfährt Goliarda Sapienza von ihrer Zellengenossin Ornella.

Es scheint, als wären die Klassenunterschiede hier im Gefängnis aufgehoben. Denn der streng getaktete Tagesablauf und die aufgezwungene Untätigkeit gelten für alle. Doch diese Erfahrung, wie alle andere behandelt zu werden, gaukelt ihr ein falsches Bild des Mikrokosmos Gefängnis vor. Denn ihre Mithäftlinge haben feine Sensoren für Bildung, Sprache und Selbstwertgefühl entwickelt. Für diese Andersartigkeit wird sie gehasst und geliebt.

Meine Meinung:

Goliarda Sapienza ist bislang außerhalb Italiens nur wenigen Menschen ein Begriff. Mit der Neuauflage dieses Buches über ihren Gefängnisaufenthalt und ihrem großen Werk „Die Kunst der Freude“ (L’arte della gioia) wird sich das vermutlich ändern, gelten doch beide Werke als meisterhafte Erzählkunst. Das eine besticht durch den nüchternen Prosastil, das andere durch wortgewaltige Opulenz.

Im italienischen Original heißt das Gefängnistagebuch übrigens „L’Università di Rebibbia", weil die Autorin ihren Gefängnisaufenthalt als Schule des Lebens betrachtet hat.

Fazit:

Ein beeindruckendes Dokument einer beeindruckenden Frau, die zeitlebens kaum Kompromisse eingegangen und ihren Träumen gefolgt ist. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.06.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Verlassen
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Klaudia Wagners 7. Fall hat es in sich. Zunächst wird einmal Heike Thielmann als vermisst gemeldet. Für gewöhnlich geht die Kripo solchen Vermisstenanzeigen nicht gleich nach, doch in diesem Fall beginnt ...

Klaudia Wagners 7. Fall hat es in sich. Zunächst wird einmal Heike Thielmann als vermisst gemeldet. Für gewöhnlich geht die Kripo solchen Vermisstenanzeigen nicht gleich nach, doch in diesem Fall beginnt Klaudia recht bald mit ihren Nachforschungen. Die Abgängige wurde das letzte Mal schwer alkoholisiert gesehen und ein Unfall wird befürchtet. Die Ahnung trügt nicht, und nur wenig später wird die Leiche Heike Thielmanns gefunden. Allerdings stellt sich heraus, dass sie ermordet worden ist. Von wem und warum?
Je weiter sich Klaudia Wagner mit der Familie von Heike Thielmann beschäftigt, desto mehr Ungereimtheiten und Geheimnisse der Vergangenheit der Toten, die vor Jahrzehnten hier im Spreewald gelebt hat und kurz nach dem Mauerfall in verschwunden ist, kommen ans Tageslicht.

Doch nicht nur die Vergangenheit der Toten spielt eine Rolle, sondern auch die von Klaudia Wagner. Und dann gibt es Geständnisse von zwei Personen. Wer lügt hier? Wer will jemanden anders schützen?

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der 7. der Reihe „Spreewald-Krimi“ mit Klaudia Wagner als Kriminaloberkommissarin und ist im Aufbau-Verlag erschienen. Ich war ein wenig irritiert, denn es gibt bereits eine vierteilige Serie („Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner“) von Christiane Dieckerhoff aus dem Ullstein-Verlag. Zunächst habe ich angenommen, dass die Ullstein-Krimis neu aufgelegt worden sind. Doch ich wurde eines Besseren belehrt: „Spreewald-Krimi“ ist eine gelungene Fortsetzung, denn die meisten Protagonisten sind wieder mit dabei.

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:

Spreewaldgrab-1 (2016)
Spreewaldtod-2 (2017)
Spreewaldrache-3 (2018)
Spreewaldwölfe-4 (2019)
Vermisst-5 (2020)
Verfehlt-6 (2021)
Verlassen-7 (2022)

Ein interessanter Krimi, der tief in die Geschichte der ehemaligen DDR hineinreicht.
In zahlreichen Rückblenden, in denen wir unter anderem ein Geschwisterpaar begleiten dürfen, das Mädchen knapp vor dem Schuleintritt, der Bruder noch mit Windeln, die von ihrer Mutter alleingelassen und anschließend auf verschiedene Kinderheime bzw. Pflegefamilien aufgeteilt worden sind, erhellt sich das Drama rund um die Familie der Toten. Diese Schilderung des Alltags der Kinder, die verschreckt, misshandelt und indoktriniert, auf sich alleine gestellt sind, ist schwer zu ertragen.

Fazit:

Ein kniffliger Krimi für das Team um Klaudia Wagner, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 11.06.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Das zweite Geheimnis
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Nach einigen turbulenten Jahren als Spionin des BND lebt Ria Nachtmann nun ein relativ unauffälliges Leben als Sekretärin in Ostberlin. Sie weiß, dass Schwester Jolanthe und Tochter Annie leben und hat ...

Nach einigen turbulenten Jahren als Spionin des BND lebt Ria Nachtmann nun ein relativ unauffälliges Leben als Sekretärin in Ostberlin. Sie weiß, dass Schwester Jolanthe und Tochter Annie leben und hat auch sporadischen Kontakt zu ihnen, der aber nicht ganz friktionsfrei ist. Das beschauliche Leben ändert sich schlagartig, als Jolanthes Mann Henning bei einem Fluchtversuch aus der DDR angeschossen wird und wenig später aus der Justizanstalt Bautzen flieht. Da sie ihrer Schwester Hilfe zugesagt hat, aktiviert sie ihre alten Kontakte. Binnen kürzester Zeit steht die ganze Familie im Fokus einer undurchsichtigen Stasi-Mitarbeiterin.

Meine Meinung:

Autor Titus Müller ist es wieder gelungen, einen atmosphärisch dichten, packenden, spannenden und zugleich berührenden Roman zu dem schwierigen Thema des ehemals geteilten Deutschland zu verfassen.

Wie ich es vom Autor gewöhnt bin, entführt er mich in eine unbekannte welt. Als Österreicherin kann ich das Verhalten der DDR-Politiker weder verstehen noch nachvollziehen. Die NS-Diktatur besiegen ist das eine, eine andere, nämlich „sozialistische“ Diktatur an deren Stelle zu errichten eine andere.

Mir gefällt an Tutus Müllers Büchern immer sehr gut, dass er, egal ob historische Bücher die im Mittelalter oder in der jüngeren Vergangenheit spielen, Dichtung und Wahrheit gekonnt miteinander verbindet und echt fesselnd in Szene setzt. So auch hier. Der Auftritt Wolf Biermanns und/oder die Enttarnung von Günter Guillaume als Spion der DDR.

Fazit:

Ein fesselnder historischer Roman, dem ich gerne 5 Sterne gebe und ungeduldig auf den dritten Band der Trilogie warte.

Veröffentlicht am 11.06.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Geheimnisvolle Garrigue
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In seinem nunmehr 9. Fall muss sich Capitaine Roger Blanc mit dem Verschwinden von Laetitia Fabre, einer jungen Frau beschäftigen, das an vier andere Frauen erinnert, die seit 23 Jahren vermisst werden. ...

In seinem nunmehr 9. Fall muss sich Capitaine Roger Blanc mit dem Verschwinden von Laetitia Fabre, einer jungen Frau beschäftigen, das an vier andere Frauen erinnert, die seit 23 Jahren vermisst werden. Lediglich die linken Schuhe wurden damals gefunden. Als „Disparues du Rove“ ging diese Serie in Kriminalgeschichte ein.
Doch Roger Blanc und sein Team müssen sich nicht nur mit diesem spektakulären „Cold Case“ beschäftigen, sondern auch mit dem „Confinement“, jener Ausgangssperre, die zu Beginn der Coronaepidemie das Leben in der ganzen Welt lahmlegt.

Die Ermittlungen sind ein Wettlauf mit der Zeit, als dann noch Laetitias Freundin unauffindbar ist. Hat der Täter abermals zugeschlagen?

Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen legen Roger Blanc sorgfältig aneinander, um die aktuellen Ereignissen mit jenen der Vergangenheit abzugleichen. Wo gibt es Abweichungen, wo Übereinstimmungen.

Meine Meinung:

Auch wenn uns allen das Coronavirus schon beim Hals heraushängt und niemand mehr etwas darüber lesen möchte, muss diese einschneidende Zeit Eingang in die Bücher finden. Man kann sie einfach nicht ausblenden - und, Ausgangssperre hin oder her, das Verbrechen macht nur eine kurze Pause.

„Was nützte es, mit der Ausgangssperre die Menschen vor dem Virus zu retten, wenn sie sich stattdessen gegenseitig die Schädel einschlugen?“ (S. 282)

Geschickt bettet Cay Rademacher seine Krimi-Handlung in die Pandemie ein.

Obwohl es ja schon der 9. Fall für den sympathischen Ermittler ist, kommt keine Langeweile auf. Autor Cay Rademacher beherrscht sein Handwerk. Immer wieder tauchen neue, interessante Figuren auf. Diesmal ist es ein junger Polizist, der diensteifrig ist und dadurch in den Verdacht gerät, mit dem aktuellen Verschwinden der beiden Frauen etwas zu tun zu haben.

Die Auflösung ergibt sich erst auf den letzten Seiten und ist spannend bis zum Schluss. Mein leiser Verdacht hat sich bestätigt.

Fazit:

Ein fesselnder 9. Fall für Capitain Roger Blanc und sein Team, dem ich gerne 5 Sterne gebe.