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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Das zweite Geheimnis
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Nach einigen turbulenten Jahren als Spionin des BND lebt Ria Nachtmann nun ein relativ unauffälliges Leben als Sekretärin in Ostberlin. Sie weiß, dass Schwester Jolanthe und Tochter Annie leben und hat ...

Nach einigen turbulenten Jahren als Spionin des BND lebt Ria Nachtmann nun ein relativ unauffälliges Leben als Sekretärin in Ostberlin. Sie weiß, dass Schwester Jolanthe und Tochter Annie leben und hat auch sporadischen Kontakt zu ihnen, der aber nicht ganz friktionsfrei ist. Das beschauliche Leben ändert sich schlagartig, als Jolanthes Mann Henning bei einem Fluchtversuch aus der DDR angeschossen wird und wenig später aus der Justizanstalt Bautzen flieht. Da sie ihrer Schwester Hilfe zugesagt hat, aktiviert sie ihre alten Kontakte. Binnen kürzester Zeit steht die ganze Familie im Fokus einer undurchsichtigen Stasi-Mitarbeiterin.

Meine Meinung:

Autor Titus Müller ist es wieder gelungen, einen atmosphärisch dichten, packenden, spannenden und zugleich berührenden Roman zu dem schwierigen Thema des ehemals geteilten Deutschland zu verfassen.

Wie ich es vom Autor gewöhnt bin, entführt er mich in eine unbekannte welt. Als Österreicherin kann ich das Verhalten der DDR-Politiker weder verstehen noch nachvollziehen. Die NS-Diktatur besiegen ist das eine, eine andere, nämlich „sozialistische“ Diktatur an deren Stelle zu errichten eine andere.

Mir gefällt an Tutus Müllers Büchern immer sehr gut, dass er, egal ob historische Bücher die im Mittelalter oder in der jüngeren Vergangenheit spielen, Dichtung und Wahrheit gekonnt miteinander verbindet und echt fesselnd in Szene setzt. So auch hier. Der Auftritt Wolf Biermanns und/oder die Enttarnung von Günter Guillaume als Spion der DDR.

Fazit:

Ein fesselnder historischer Roman, dem ich gerne 5 Sterne gebe und ungeduldig auf den dritten Band der Trilogie warte.

Veröffentlicht am 11.06.2022

Fesselnd bis zur letzten Seite

Geheimnisvolle Garrigue
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In seinem nunmehr 9. Fall muss sich Capitaine Roger Blanc mit dem Verschwinden von Laetitia Fabre, einer jungen Frau beschäftigen, das an vier andere Frauen erinnert, die seit 23 Jahren vermisst werden. ...

In seinem nunmehr 9. Fall muss sich Capitaine Roger Blanc mit dem Verschwinden von Laetitia Fabre, einer jungen Frau beschäftigen, das an vier andere Frauen erinnert, die seit 23 Jahren vermisst werden. Lediglich die linken Schuhe wurden damals gefunden. Als „Disparues du Rove“ ging diese Serie in Kriminalgeschichte ein.
Doch Roger Blanc und sein Team müssen sich nicht nur mit diesem spektakulären „Cold Case“ beschäftigen, sondern auch mit dem „Confinement“, jener Ausgangssperre, die zu Beginn der Coronaepidemie das Leben in der ganzen Welt lahmlegt.

Die Ermittlungen sind ein Wettlauf mit der Zeit, als dann noch Laetitias Freundin unauffindbar ist. Hat der Täter abermals zugeschlagen?

Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen legen Roger Blanc sorgfältig aneinander, um die aktuellen Ereignissen mit jenen der Vergangenheit abzugleichen. Wo gibt es Abweichungen, wo Übereinstimmungen.

Meine Meinung:

Auch wenn uns allen das Coronavirus schon beim Hals heraushängt und niemand mehr etwas darüber lesen möchte, muss diese einschneidende Zeit Eingang in die Bücher finden. Man kann sie einfach nicht ausblenden - und, Ausgangssperre hin oder her, das Verbrechen macht nur eine kurze Pause.

„Was nützte es, mit der Ausgangssperre die Menschen vor dem Virus zu retten, wenn sie sich stattdessen gegenseitig die Schädel einschlugen?“ (S. 282)

Geschickt bettet Cay Rademacher seine Krimi-Handlung in die Pandemie ein.

Obwohl es ja schon der 9. Fall für den sympathischen Ermittler ist, kommt keine Langeweile auf. Autor Cay Rademacher beherrscht sein Handwerk. Immer wieder tauchen neue, interessante Figuren auf. Diesmal ist es ein junger Polizist, der diensteifrig ist und dadurch in den Verdacht gerät, mit dem aktuellen Verschwinden der beiden Frauen etwas zu tun zu haben.

Die Auflösung ergibt sich erst auf den letzten Seiten und ist spannend bis zum Schluss. Mein leiser Verdacht hat sich bestätigt.

Fazit:

Ein fesselnder 9. Fall für Capitain Roger Blanc und sein Team, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 31.05.2022

Ein komplexer Krimi mit hohem Spannungsbogen

Zugersee
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Nach „Höllgrotten“ und „Wildspitz“ ist dieser nun der dritte Fall für Natalie, Sara und Tom. Die drei betreiben nun gemeinsam eine Detektei, die noch nicht den großen Gewinn abwirft.

Doch dann erscheint ...


Nach „Höllgrotten“ und „Wildspitz“ ist dieser nun der dritte Fall für Natalie, Sara und Tom. Die drei betreiben nun gemeinsam eine Detektei, die noch nicht den großen Gewinn abwirft.

Doch dann erscheint Hubertus Rosenstock, ein pensionierter Sozialarbeiter, in der Detektei, und bittet um Hilfe: Seine zwanzig Jahre jüngere Frau Katja, eine Raumpflegerin in einer Privatbank, hat einen leitenden Angestellten erstochen. Das Motiv ist völlig unklar und die Frau leugnet die Tat auch gar nicht.

Je tiefer die drei Ermittler in das Leben von Katja Rosenstock eintauchen, desto rätselhafter werden die Frau und der Fall. Denn in Katjas Lebenslauf klafft eine mehrjährige Lücke, die es nun zu füllen gilt. Der Ehemann selbst weiß wenig über die Vergangenheit seiner Frau, die er seinerzeit als Drogensüchtige kennengelernt.

Natalie, Sara und Tom müssen alle Register ziehen und einige ihrer Kontakte bemühen, um hier Licht ins Dunkel zu bringen.

Meine Meinung:

Wie wir es von der Schweizer Autorin Monika Mansour gewöhnt sind, sind einfache Mordgeschichten ihre Sache nicht. Vor allem diese Reihe besticht durch komplexe Handlungsstränge, die immer wieder auch Recherchen im Darknet beinhalten. Darin ist ja Natalie Krieger, die an Epidermolysis bullosa, auch Schmetterlingskrankheit genannt, leidet.

Monika Mansours große Stärke sind ihr lebendiger Schreibstil, der auch immer wieder durch das Aufblitzen eines Funken Humors, der durchaus schwarz sein kann, und ihre tiefgründigen sowie facettenreichen Charaktere. Ihre Figuren wirken nicht immer sympathisch, haben so ihre Ecken und Kanten und überraschen das eine oder andere Mal. Nebenbei spielt das Lokalkolorit eine große Rolle. Ob in Zürich oder anderswo - Hinweise auf Sehenswürdigkeiten oder Straßenzüge dürfen hier nicht fehlen.

Der Krimi ist komplex, sodass sowohl das Trio des Detektei als auch Saras frühere Kollegen bei der Kriminalpolizei, Mühe haben, das Knäuel an den (wenigen) Daten und Fakten zu entwirren.

Fazit:

Ein höchst komplexer, fesselnder Krimi, bei dem wenig so ist, wie es scheint und daher sowohl eine Leseempfehlung als auch 5 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 29.05.2022

Vom Irrsinn, um jeden Preis auf dem Mt. Everest zu stehen

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Der höchste Berg der Welt ist für viele Menschen das Ziel ihrer Träume. War es in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur wenigen Bergsteigern und Bergsteigerinnen vergönnt, ihren Traum zu (er)leben, so ...

Der höchste Berg der Welt ist für viele Menschen das Ziel ihrer Träume. War es in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur wenigen Bergsteigern und Bergsteigerinnen vergönnt, ihren Traum zu (er)leben, so ist es aktuell für jedermann/jederfrau möglich, den Berg zu erklimmen. Man braucht nur, wie der Autor ziemlich trocken feststellt, „einen vollen Geldbeutel und die Bereitschaft, über Leichen zu gehen“. Es ist nicht mehr notwendig, über beste Kondition und bergsteigerisches Können zu verfügen. Traurig aber wahr, der heilige Berg der Einheimischen ist zu einem Hotspot des Massentourismus geworden, an dem vor allem westliche Tourenanbieter verdienen. Einige lokale Anbieter mischen in diesem Wettbewerb mit, den sie nicht gewinnen können. Ein ruinöser Preiskampf ist die Folge, bei dem der Kunde oft buchstäblich auf der Strecke bleibt.

Was kann der interessierte Leser noch erfahren? Einmal einen guten historischen Überblick der Mount Everest-Geschichte: Von Mallory & Irvine, Hillary & Tenzing Norgay, Reinhold Messner & Peter Habeler über die Katastrophe von 1996
bzw. das Unglück im Khumbu-Eisbruch von 2014 bis hin zur handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen den Sherpas und Simone Moro & Ueli Steck.

Wie es zur Katastrophe von 1996 gekommen ist, hat Jon Krakauer in seinem Buch „In eisigen Höhen“ ja penibel beschrieben. Wer glaubt, dass die Expeditionsveranstalter und/oder Teilnehmer daraus gelernt haben, liegt falsch. Es scheint das Gegenteil zu sein. Immer öfter werden zahlungskräftige Kunden quasi auf den Berg getragen.

Oliver Schulz hat sich, gemäß dem Untertitel „Massentourismus, Tod und Ausbeutung“ mit diesen Schlagworten beschäftigt. Er greift das Thema Umweltverschmutzung durch liegen gebliebene Ausrüstung und Leichen sowie die Ausbeutung der Einheimischen auf. Hier habe ich mir ein wenig mehr erwartet. Schulz berichtet von Streiks der Sherpas, die um bessere Bezahlung kämpfen. Immerhin riskieren sie Leib und Leben, um den Bergsteigern den Aufstieg zu ermöglichen.
Der Autor geht auch auf den Wertewandel innerhalb der Sherpa-Familien ein. Wer kann, versucht seinen Söhnen eine gute Ausbildung und einen Job abseits des Berges, zu ermöglichen.

Interessant auch, welches mafiöse „Nischenbusiness“ sich über die Jahrzehnte entwickelt hat: Das Ausrauben von Biwaks, das organisierte Stehlen von Ausrüstung oder das nicht ordnungsgemäße Füllen der Sauerstoffflaschen, was für zahlreiche Expeditionsteilnehmer den sicheren Tod bedeutet.

Oliver Schulz beleuchtet auch den brutalen Wettbewerb zwischen China und Nepal um die Devisen. Nepal, eines der ärmsten Länder der Welt, füllt mit diesem Massentourismus seine leeren Staatskassen auf, staatlich sanktionierte Korruption inklusive.

Am Ende des Buches kann man die Interviews eines österreichischen und eines nepalesischen Expeditionsanbieters, die getrennt voneinander befragt wurden, lesen, um deren Sicht kennenzulernen.

Erschreckend ist das Coverfoto, auf dem eine schier unüberschaubare Menschenschlange dicht an dicht drängt, darauf wartet, endlich am Gipfel zu stehen.

Fazit:

Ein gelungenes Buch über den Mount Everest und dem Irrsinn, um jeden Preis den Gipfel erreichen zu wollen. Gern gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.05.2022

Eine unbedingte Leseempfehlung

Braunes Erbe
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Zahlreiche deutsche Firmendynastien sind direkte Nutznießer des NS-Unrechtsstaates. In diesem Buch wird dargestellt, wie es dazugekommen ist, wie sie von Enteignung des jüdischen Vermögens, Zwangsarbeitern, ...

Zahlreiche deutsche Firmendynastien sind direkte Nutznießer des NS-Unrechtsstaates. In diesem Buch wird dargestellt, wie es dazugekommen ist, wie sie von Enteignung des jüdischen Vermögens, Zwangsarbeitern, Ausbeutung und Rüstungsaufträgen profitiert haben. Wie sie ihre Mitschuld leugne(t)n und ihre dunkle Vergangenheit am liebsten unter den Teppich kehren wollen. Ist es kurz nach Kriegsende noch gelungen, die Alliierten teilweise an der Nase herumzuführen und ihre Beteiligung an Kriegsverbrechen kleinzureden, so gelingt das heute nicht mehr.

Das Interview von Verena Bahlsen im Jahre 2019, in dem sie erklärt, „Das war vor meiner Zeit und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt." Der Bahlsen-Konzern habe sich nichts zuschulden kommen lassen". sorgt für entsprechende Empörung und zeigt, wie notwendig Bücher wie dieses nach wie vor hier sind.

Autor David de Jong erklärt anhand von Unternehmerfamilien wie den Quandts, den Flicks, den Porsche-Piëchs, den Oetkers, den Reimanns und derer von Flick wie sie sich in der NS-Zeit auf Kosten von Tausenden Zwangsarbeitern bereichert haben.

Das Buch beginnt Anfang 1933 mit der Zusammenkunft des Regimes mit den damaligen Größen der Wirtschaft um die Aufrüstungs Deutschlands voranzutreiben. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten traten sie der Partei und oft auch der SS bei, um sich skrupellos zu bereichern.

Interessant zu lesen war für mich, wie sehr die Familie Quandt mit dem Regime verstrickt war. Magda Goebbels war die zweite Ehefrau von Günther Quandt, Der gemeinsame Sohn wuchs bei Josef Goebbels auf.

David de Jong wirft auch einen kritischen Blick auf die Alliierten, denen bekannt gewesen ist, wie die Unternehmen vom NS-Regime profitiert haben und sie dennoch nach dem Krieg nahezu unbehelligt weiterarbeiten haben lassen. Wie sehr die Angeklagten von sich und der Rechtmäßigkeit ihres Handelns überzeugt waren, erkennt man auch darin, dass sie selbst vor der Erpressung eines homosexuellen Staatsanwaltes nicht zurückgeschreckt haben.

Spät aber doch, müssen sich die Erben der Dynastien mit den Verbrechen der Großväter auseinandersetzen, doch wie das eingangs erwähnte Beispiel von Verena Bahlsen zeigt, ziemlich blamabel und nicht immer mit der gebotenen Demut den Opfern gegenüber.

Das Buch enthält zahlreich bislang unbekannte Fotos aus den Archiven der Unternehmen und Familien.

Fazit:

David de Jong erzählt auf fesselnde Weise wie Unternehmerfamilien in das NS-Regime verstrickt waren, wie wenig sie ihre Beteiligung an den Verbrechen eingestehen und wie sie und ihre Konzerne davon profitiert haben. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne und eine Leseempfehlung.