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Veröffentlicht am 15.07.2022

Eine junge Frau zwischen Pflicht und Fernweh

Der Duft der Kirschblüten
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In „Der Duft der Kirschblüten“ erweckt Rosalie Schmidt das rasant wachsende Berlin der 1870er zum Leben. Die Protagonistin Clara, eine sympathische Figur mit Stärken und Schwächen, führt inoffiziell das ...

In „Der Duft der Kirschblüten“ erweckt Rosalie Schmidt das rasant wachsende Berlin der 1870er zum Leben. Die Protagonistin Clara, eine sympathische Figur mit Stärken und Schwächen, führt inoffiziell das Teehaus der Familie. Als ein unabsehbarer Schicksalsschlag die Winterfelds trifft, muss sie eine Entscheidung zwischen familiärer Pflicht und Sicherheit, sowie andererseits persönlicher Freiheit tätigen, deren Folgen weit reichen.
In einem angenehmen Schreibstil wird nicht nur die überraschend komplexen Familienbande um Clara Winterfeld veranschaulichst, eine große Rolle kommt Tee zu: Neben Handel und kulturellen Differenzen im Umgang mit ihm sind es besonders die anschaulichen Beschreibungen der Gerüche und Geschmäcke der verschiedenen Teesorten und von Claras Tee-Experimenten die einen großen Reiz des Romans ausmachen. Ein so authentisches, lebendiges Bild dieses Gutes ist mir nirgendwo sonst begegnet.
Auch historischen Aspekten anderer Art kommt diese Liebe fürs Detail zu, es entsteht eine schöne Atmosphäre, die es berechtigt den Roman als Schmöker zu bezeichnen.
Allerdings hätte ich mir was die Romanze zwischen Clara und Akeno angeht einen anderen Auftakt gewünscht: die auf die Erstbegegnung folgenden Briefkorrespondenzen sind für den Leser nicht ersichtlich, deshalb erscheint es mir als „Liebe auf den ersten Blick“. Das ist generell nicht mein Ding, aber gerade hier, wo ein anderer Charakter aufgrund seines oberflächlichen Verliebtseins/Wollens negativ agiert, hätte ich als Kontrast dazu eine sich entfaltende Romanze passender und sinnvoll gefunden.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es sich nicht um einen alleinstehenden Roman handelt, sondern einen Reihenauftakt, der Lust auf die Fortsetzung macht.
Alles in allem ist „Der Duft der Kirschblüten“ der perfekte Roman zum Entspannen, vorzugsweise mit einer Tasse Tee.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Gelungene Geschichte mit schleichendem Grauen

Hunger
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Dieses Hörbuch nimmt uns mit auf eine Reise in das Bayern des 19. Jahrhunderts, wo die Welt nur auf den ersten Blick in Ordnung scheint. Denn obwohl sich rasch ein geständiger Täter des schockierenden ...

Dieses Hörbuch nimmt uns mit auf eine Reise in das Bayern des 19. Jahrhunderts, wo die Welt nur auf den ersten Blick in Ordnung scheint. Denn obwohl sich rasch ein geständiger Täter des schockierenden Mordes an der Müllerin Creszenzia Aytermoser findet, ist damit noch lange nicht alles geklärt…
Trotz ihrer Kürze ist die Geschichte komplex und hat Wiederhörwert. Charaktere werden auf einzigartige, bildliche Weise beschrieben und bleiben gut im Gedächtnis. Hierzu trägt nicht zuletzt die intelligent-humorvolle Wortwahl des Autors bei.
Stellenweise empfand ich die Sprechweise von Philipp Engelhardt zu dramatisiert, was nicht so recht zu dem schleichenden, unterschwelligen Aspekt des Grauens passte, doch das ist wohl Meinungssache.
Alles an allem möchte ich das Hörbuch an alle Freunde des klassischen Grauens und eloquenter Formulierungen empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Spannende Fortsetzung mit starken Charakteren und Überraschungen

Loreley
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Der zweite Band der Loreley-Reihe schließt nahtlos an den ersten an (weshalb ich hier eine genauere Inhaltsangabe unterlassen werde, um nicht das Ende des ersten Bandes zu spoilern).
Im selben angenehmen ...

Der zweite Band der Loreley-Reihe schließt nahtlos an den ersten an (weshalb ich hier eine genauere Inhaltsangabe unterlassen werde, um nicht das Ende des ersten Bandes zu spoilern).
Im selben angenehmen Schreibstil werden die drei Perspektiven von Jermaine, Atlas und Belen weiterverfolgt, im ersten Teil aufgeworfene Fragen werden beantwortet, allerdings auf eine geschickte Weise, durch die weitere Fragen und Konflikte entstehen. Der am Ende des vorherigen Bandes gefasste Plan wird von den Elmanauten und der Crew der Ruby verfolgt, allerdings nicht sonderlich einmütig und zu diesen Auseinandersetzungen auf der Personenebene kommen überraschende Hindernisse hinzu. Derweil hat der Belen-Handlungsstrang ein niedrigeres Spannungslevel, die Kapitel um ihre sich entwickelnde Beziehung mit Thaloan sind süß zu lesen und auch was das Worldbuilding angeht sehr interessant, aber die Konflikte sind deutlich anderer Art. Mit einer Ausnahme scheinen sie allesamt weniger ernst/ weniger drängend. Generell mag ich Wechsel von aktionreichen zu ruhigeren Kapiteln, aber ich hatte beim Lesen den Eindruck eines erheblichen Ungleichgewichtes zwischen den drei Perspektivfiguren.
Die Autorin foreshadowed gekonnt: es lässt sich die Form des Ergebnisses erahnen, sobald das Rätsel aufgelöst wird, ist man als Leser dennoch von der Zusammensetzung und den Details überrascht. Und falls das unverständlich klingt, kann ich nur empfehlen es selbst zu lesen, denn ich kann es nicht besser in Worte fassen.
Alles in allem liegt mit Salz&See eine absolut gelungene Fortsetzung vor, die nicht nur selbst Spaß macht, sondern auch große Lust auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Biographie und Detektivgeschichte

Der große Fehler
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Jonathan Lees Der große Fehler ist kein historischer Krimi im typischen Sinne. Ausgangspunkt ist die Ermordung Andrew Haswell Greens (1820-1903), dem "Father of Greater New York". Auf zwei Handlungsebenen ...

Jonathan Lees Der große Fehler ist kein historischer Krimi im typischen Sinne. Ausgangspunkt ist die Ermordung Andrew Haswell Greens (1820-1903), dem "Father of Greater New York". Auf zwei Handlungsebenen wird Leben und Nachleben des in Vergessenheit geratenen Architekten erzählt und Fakt mit Fiktion auf so kunstvolle Art miteinander verwoben, dass ich man sich als Leser nicht gewiss ist, wo detaillierte Recherche aufhört und künstlerische Freiheit anfängt.
Der Schreibstil zeichnet sich durch allgegenwärtigen Humor aus, der zwischen einem latenten Beiklang und direktem Aufdrang fluktuiert. Gleichzeitig sind ist der Aufbau der Sätze oftmals komplex, sperren sich einem zu schnellen Lesen, sodass man sich mit Bedacht durch das Wortlabyrinth fortbewegt.
Alles in allem ist dies kein Buch, das sich zum Lesen im Halbschlaf oder „mal zwischendurch“ empfiehlt, sondern ein gehaltvoller Roman, der, seiner eigenen Logik folgend, dem eigenwilligen Erbauer New Yorks ein würdiges Denkmal errichtet.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Hanbuch zur Verbesserung der Welt

Good News - Warum die Welt besser ist, als du denkst
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Laut der Rückseite richtet sich dieses kleine, hübsch gestaltete Sachbuch an Kinder ab 10 Jahren, tatsächlich aber würde ich den lockeren, verständlichen Schreibstil schon für Kinder ab 6 Jahren empfehlen. ...

Laut der Rückseite richtet sich dieses kleine, hübsch gestaltete Sachbuch an Kinder ab 10 Jahren, tatsächlich aber würde ich den lockeren, verständlichen Schreibstil schon für Kinder ab 6 Jahren empfehlen.
„Good News – Warum die Welt besser ist als du denkst“ stellt keine reine Sammlung positiver Fakten und Entwicklungstrends dar, sondern ist viel mehr eine Handreichung zu Themengebieten, in denen Verbesserung angestrebt wird. Es wird anschaulich erklärt, wie Falschnachrichten entstehen und Verbreitung finden, wodurch jüngere Leser in das heute so wichtige Thema der Medienkritik eingeführt werden.
Doch nicht nur zum Denken wird hier ermutigt, sondern auch zum Mitfühlen und Handeln.
Mit Beispielen und Zitaten bekannter Persönlichkeiten wird ein mutmachender Kontext geschaffen, allerdings fällt hierbei doch auf, dass es sich um eine Übersetzung handelt: ein Übermaß britischer Beispiele ist bemerkbar. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, statt NHS deutsche Krankenkassen oder Unfallversicherungen anzusprechen.

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