Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2022

Was plant ein Außerirdischer in Kentucky?

Der Mann, der vom Himmel fiel
0

Im Jahr 1985 landet ein Außerirdischer, der sich Thomas Jerome Newton nennt, in Kentucky. Während seiner jahrelangen Ausbildung hat er durch Fernsehen Englisch gelernt und sich mit der Lebensweise der ...

Im Jahr 1985 landet ein Außerirdischer, der sich Thomas Jerome Newton nennt, in Kentucky. Während seiner jahrelangen Ausbildung hat er durch Fernsehen Englisch gelernt und sich mit der Lebensweise der Menschen vertraut gemacht. Mit einer Tasche voller Goldringe und einem Kopf voller Wissen von seinem Heimatplaneten, das er mithilfe des Patentanwalts Oliver Farnsworth verwerten kann, möchte er in kürzester Zeit zu Geld kommen. Genauer gesagt zu sehr viel Geld. Die verdienten Millionen investiert er in ein persönliches Projekt. Doch was genau hat er vor? Diese Frage stellt sich auch der Chemiker Professor Nathan Bryce, der in Newtons Dienste tritt, um das Geheimnis um dessen Person zu lüften.

Nachdem mich Walter Tevis mit „Das Damengambit“ sehr begeistern konnte, war ich neugierig darauf, ein weiteres Werk aus seiner Feder zu lesen. „Der Mann, der vom Himmel fiel“ wurde erstmals 1963 veröffentlicht und damals 22 Jahre in der Zukunft angesiedelt, was aus heutiger Perspektive 37 Jahre zurückliegt. Dennoch sind viele der angesprochenen Themen heute nach wie vor immer noch oder inzwischen wieder aktuell.

Auch wenn der Protagonist ein Außerirdischer ist liest sich das Buch weniger als Fantasy- und mehr als Gesellschaftsroman. Das Tempo ist eher ruhig und ich erfuhr, wie Newton mithilfe des Anwalts Farnsworth beginnt, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Mit welcher Mission er aus seiner Heimatwelt Anthea aufgebrochen ist, bleibt lange im Dunkeln. War der Anfang noch interessant, verlor ich im Mittelteil etwas das Interesse, da ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte auf der Stelle tritt.

Interessant war das Auftreten des Chemikers Bryce, der sich als einziger über den hohen Innovationsgrad von Newtons zahlreichen Patenten zu wundern scheint. Bryce will Newton unbedingt kennenlernen und erlebt dabei eine Mischung aus Enttäuschung und anhaltender Faszination. Ich hoffte darauf, dass Bryce neue Dinge ans Licht bringen wird.

Newton hat nur zu wenigen Menschen Kontakt und lebt zurückgezogen, damit seine Tarnung nicht auffällt. Da alle in seinem Umfeld Alkohol trinken, beginnt auch er damit und steigt von Wein bald auf Hochprozentiges um. Seine wichtige Mission gerät allmählich in den Hintergrund, während Sucht und Selbstzweifel nach vorn drängen.

Das letzte Drittel hat mir aufgrund der Dialoge und der zahlreichen Enthüllungen am Besten gefallen. Die Dialoge haben philosophische Züge und stimmen nachdenklich. Es geht nicht nur um Angst vor dem Fremden und die Frage, ob die Menschheit sich durch einen Atomkrieg irgendwann selbst vernichten wird, sondern auch um Umweltthemen und den oftmals schmalen Grat zwischen Erschaffung und Zerstörung. „Der Mann, der von Himmel fiel“ ist eine tragische Geschichte, die nachdenklich stimmt und dennoch einen Funken Hoffnung mit auf den Weg gibt.

Veröffentlicht am 12.06.2022

Amüsante Liebesgeschichte zur Regency-Zeit

Wie man sich einen Lord angelt
0

Kitty Talbot ist die älteste von fünf Schwestern, die seit dem Tod beider Elternteile allein im Netley Cottage in Dorsetshire leben. Ihr Vater hat ihnen hohe Schulden hinterlassen, die Kitty durch eine ...

Kitty Talbot ist die älteste von fünf Schwestern, die seit dem Tod beider Elternteile allein im Netley Cottage in Dorsetshire leben. Ihr Vater hat ihnen hohe Schulden hinterlassen, die Kitty durch eine baldige Heirat mit dem wohlhabenden Mr Linfield zu tilgen hofft. Als dieser die Verlobung überraschend löst, macht sich Kitty gemeinsam mit ihrer Schwester Cecily auf den Weg nach London. Sie hofft, während der anstehenden Ballsaison des Jahres 1818 rasch einen reichen Ehemann zu finden, um ihren Schwestern eine unbeschwerte Zukunft zu sichern. Ein passender Kandidat ist in Form von Mr de Lacy im Nu gefunden. Doch dann erscheint sein älterer Bruder auf der Bildfläche. Lord Radcliffe durchschaut nicht nur Kittys Absichten, sondern bringt auch die Wahrheit darüber ans Licht, warum ihre Eltern London einst verlassen mussten. Kitty muss sich einen neuen Verehrer suchen, und die Zeit drängt.

Die Geschichte beginnt mit einem Schockmoment für die Protagonistin Kitty Talbot: Nach zweijähriger Verlobungszeit, die entstanden ist, weil erst Kittys Mutter und dann ihr Vater gestorben sind, löst Mr Linfied diese auf. Kitty sieht sich dadurch zum sofortigen Handeln gezwungen. Ihr bleiben nur wenige Wochen, um einen großen Teil der Schulden ihres Vaters zu zahlen, ansonsten werden sie und ihre Schwestern Netley Cottage verlieren und mittellos auseinander gerissen werden. Wenige Seiten später ist sie gemeinsam mit der drittältesten Schwester, der achtzehnjährigen Cecily, auf dem Weg nach London zu Tante Dorothy, einer alten Freundin ihrer Mutter.

Zu Beginn überschlagen sich die Ereignisse und weckten in mir die Vorfreude auf die Höhen und Tiefen der anstehenden Ballsaison, zu der ich dank „Brigerton“ bereits viele Bilder im Kopf hatte. Sophie Irwins Debüt hat mit der Serie gemein, dass schnell klar ist, wer hier zusammenfinden soll. Diese Vorhersehbarkeit störte mich nicht. Kittys Versuche, Zugang zur gehobenen Gesellschaft zu erhalten und sich mit allerlei Tricks die Aufmerksamkeit der unverheirateten Männer zu sichern, fand ich unterhaltsam.

Kitty geht die Aufgabe, einen möglichst reichen Ehemann zu finden, strategisch und realistisch an. Ihr ist klar, dass ihre Chancen, sich in den geeignetsten Kandidaten zu verlieben, gering sind. Mir hat ihr selbstbewusster Charakter gefallen und es hätte gar nicht so oft erwähnt werden müssen, dass sie keine andere Wahl hat, wenn sie ihr Zuhause behalten will. Im Mittelteil tritt die Handlung etwas auf der Stelle, als Kitty einen Ball nach dem anderen besucht und verschiedene Männer in Richtung Antrag zu führen versucht. Deren Charaktere sind recht stereotyp gestaltet und vor allem Mr de Lacy legt für seine achtzehn Jahre eine große Naivität an den Tag.

Besonders gefallen haben mir die Szenen und Wortgefechte zwischen Kitty und Lord Radcliffe, von denen es zum Glück zahlreiche gibt. Romantische Szenen sind hingegen rar, das hätte aber auch nicht zu den Charakteren gepasst. Im letzten Drittel kommt dann richtige Spannung auf und ich fieberte mit, ob sich für die liebgewonnen Charaktere alles zum Guten entwickeln wird. Das Ende macht Lust auf eine Fortsetzung, in der eine weitere Schwester ihr Glück finden darf. „Wie man sich einen Lord angelt“ ist eine amüsante Liebesgeschichte zur Regency-Zeit, die ich gerne an alle Fans des Genres weiterempfehle!

Veröffentlicht am 03.06.2022

Vier Spezies lernen einander besser kennen

Die Galaxie und das Licht darin
0

Ouloo, die zur Spezies der Laru gehört, betreibt ein kleines Motel auf Gora. Der Planet ist ein Felsbrocken und hat nicht viel zu bieten, wird aber von vielen angeflogen, weil er sich verkehrsgünstig an ...

Ouloo, die zur Spezies der Laru gehört, betreibt ein kleines Motel auf Gora. Der Planet ist ein Felsbrocken und hat nicht viel zu bieten, wird aber von vielen angeflogen, weil er sich verkehrsgünstig an einem Tunnelknotenpunkt befindet. Auch heute erwarten Ouloo und ihr Kind Tupa drei Gäste: Den Quelin Rovan, die Äluonerin Pei und die Akarak Speaker. Sie alle wollen nur wenige Stunden bleiben, doch dann bricht das Satellitennetzwerk zusammen und die Weiterreise ist auf unbestimmte Zeit nicht möglich. Ouloo möchte den Aufenthalt für ihre Gäste so angenehm wie möglich gestalten, und auch diese lernen sich untereinander beim Warten besser kennen.

Der Schauplatz dieses vierten und anscheinend letzten Bandes aus dem Wayfarer-Universum hat mir gut gefallen. Das „Five-Hop One-Stop“ ist ein Ort, an dem ich mich gleich wohl gefühlt habe. Ouloos Bestreben ist es, in ihrem Motel Angebote und Verhältnisse zu schaffen, bei denen sich jede der zahlreichen Spezien des Universums Willkommen fühlt. Das ist bei den unterschiedlichen Körperformen, Wahrnehmungs- und Kommunikationsarten, Essensgewohnheiten und Bräuchen eine echte Herausforderung.

Die drei Spezies, die an diesem Tag zu Besuch kommen, könnten unterschiedlicher kaum sein. Während die Laru vier Pfoten haben und sehr haarig und biegsam sind, haben Quelins einen Panzer und zahlreiche Brust- Bauch- und Beinpaare. Äluoner kommunizieren vor allem über Farben und über die kleinen Akarak weiß selbst die wissbegierige Ouloo wenig. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der vier Charaktere geschrieben. So erfuhr ich neue Dinge sowohl indem ich jeden eine Weile begleitete als auch durch die Dialoge, in denen sie sich gegenseitig befragen.

Dieses schrittweise Verstehen der unterschiedlichen Spezies fand ich sehr schön. Die Charaktere beginnen allmählich, ein Verständnis füreinander aufzubauen. Sie alle sind nicht frei von Vorurteilen und werden in mancher Hinsicht vom Gegenteil überzeugt oder gänzlich überrascht. Auch wenn sie sich gelegentlich über Gewohnheiten oder Bräuche der anderen wundern, bringen sie ein echtes Interesse füreinander auf und wollen die Hintergründe besser verstehen. Über Themen wie Familie, Fortplanzung und Geschlechtsidentität wird ganz offen geredet. Beispielsweise hat sich Tupo als jugendlicher Laru noch nicht für ein Geschlecht entschieden, weshalb für sihn wie schon in vorherigen Bänden bei anderen Charakteren unspezifische Pronomen genutzt werden.

Die Geschichte ist ein starkes Plädoyer für Offenheit und Toleranz mit vielen Momenten, die mich unterhalten, berühren, nachdenklich stimmen und zum Schmunzeln bringen konnten. Action und große Spannung sollte man hingegen nicht erwarten. Etwas schade fand ich, dass sich die Geschichte nicht wie ein Abschluss, sondern ein beliebiger Band aus dem Wayfarer-Universum anfühlte, der über die Äluonerin Pei lose mit dem ersten Band verknüpft ist und sich auch ohne Vorkenntnisse lesen lässt. Vielleicht gibt es doch irgendwann Nachschub? Insgesamt hat mir diese ruhige Feelgood-Lektüre sehr gut gefallen und ich empfehle sie gerne weiter!

Veröffentlicht am 03.06.2022

Von der Modeszene Berlins auf eine Biofarm in der Bretagne

Die Liebe fliegt, wohin sie will
0

Die dreißigjährige Cleo hat sich in Berlin einen Namen als Stylistin gemacht. Bei all der harten Arbeit hat sie in der letzten Zeit nicht so viel Zeit für Familie und Freunde gefunden. Nun freut sie sich ...

Die dreißigjährige Cleo hat sich in Berlin einen Namen als Stylistin gemacht. Bei all der harten Arbeit hat sie in der letzten Zeit nicht so viel Zeit für Familie und Freunde gefunden. Nun freut sie sich auf vier Wochen Urlaub, die sie entspannt in südlicheren Gefilden verbringen möchte. Doch dann überrascht ihre beste Freundin Freddie sie mit dem letzten Willen ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter Helene, die auch für Cleo wie eine Oma war. Helene vermacht Cleo zwei Kisten mit ihren besten Kleidungsstücken unter der Bedingung, das diese vier Wochen auf einer Biofarm in der Bretagne verbringt. Das wirft Cleos Urlaubspläne über den Haufen, die sich voller Skepsis auf den Weg macht.

Die Protagonistin Cleo lernte ich zu Beginn der Geschichte kennen, während sie sich ganz in ihrem Element befindet. Als Stylistin gibt sie alles, um eine gelungene Fotostrecke zu ermöglichen, während sie in ihrer Freizeit Fallschirmspringen geht und ihre Abende im angesagten Club „Roaring“ verbringt, der nur im Stil der 20er gekleidete Gäste einlässt. Dort sieht sie ihre beste Freundin Freddie zum ersten Mal seit der Beerdigung von deren Oma Helene wieder. Freddie überbringt ihr die Nachricht von ihrem Erbe und der daran geknüpften Bedingung. Warum Helene sie ausgerechnet in die Betragne auf einen Hof schicken will, der vom Sohn eines ihrer Verflossenen geleitet wird, erschließt sich Cleo erst einmal nicht nicht.

Cleos Ankunft in der Bretagne wird von vielen Zweifeln begleitet. Ihre Hippie-Eltern haben mit ihr als Kind immer Urlaub auf dem Bauerhof von Onkel Lutz gemacht, was ihr überhaupt nicht gefallen hat. Kurze Rückblicke geben Einblicke in ihr jüngeres Ich und ließen mich besser verstehen, welche Erlebnisse sie geprägt haben. Auf der Farm begegnen ihr einige Anwesende zunächst mit Distanz, weil sie nicht verstehen, was eine Stylistin aus Berlin bei ihnen will. Die Mehrheit nimmt sie jedoch gleich herzlich auf und unterstützt sie beim Ankommen.

Die Beschreibung von Cleos ersten Tagen auf der Farm nimmt einen großen Teil des Romans ein. Sie kümmert sich um die Hühner, entrostet Zäune und kümmert sich um Tomaten und allerlei anderes Gemüse. Am Markttag begleitet sie den sympathischen Luc und überlegt, wie sie die Präsentation der Waren am Stand aufpeppen kann. Es ist eine schöne Gemeinschaft auf dem Hof mit vielen liebenswürdigen, ganz unterschiedlichen Charakteren. Auch mit Louanne, die auf den Nachbargrundstück wohnt und versorgt das Dorf mit ihrem Käse versorgt, freundet Cleo sich an. Louanne ist eine aufmerksame Beobachterin und bringt Cleo mit ihren Bemerkungen ins Grübeln darüber, was sie wirklich will.

Der Farmbesitzer Finn, auf dessen Farm Helene Cleo gezielt geschickt hat, hat lange Zeit nur kurze Auftritte. Die Liebesgeschichte spielt sich hauptsächlich auf den letzten 100 Seiten ab, wodurch alles sehr schnell geht. Die gemeinsamen Szenen der beiden haben mir sehr gut gefallen und ich hätte mich gefreut, wenn es davon schon zu früheren Zeitpunkten in der Geschichte mehr gegeben hätte. Auch das Ende hat sich für mich sehr abrupt angefühlt. Ich hätte gern noch ein paar weitere Seiten gelesen und die schöne Stimmung der Bretagne sowie das Gefühl der Schmetterlinge im Bauch genossen.

In „Die Liebe fliegt, wohin sie will“ sorgt ein unerwartetes Urlaubsziel bei der Protagonistin für einen Perspektivenwechsel. Ein leichter Roman zum Wegträumen für sommerliche Lesestunden, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 17.05.2022

Ein Bot, der zu fühlen beginnt

Kurioses über euch Menschen
0

Wir schreiben das Jahr 2054. Jared arbeitet als Zahnarzt in Ypsilanti, Michigan. Diesen Job hat er erhalten, weil kein Mensch ihn ausüben will. Er hingegen ist ein Bot: Auf den ersten Blick sieht er wie ...

Wir schreiben das Jahr 2054. Jared arbeitet als Zahnarzt in Ypsilanti, Michigan. Diesen Job hat er erhalten, weil kein Mensch ihn ausüben will. Er hingegen ist ein Bot: Auf den ersten Blick sieht er wie ein Mensch aus, aber er hat keine Gefühle und ist im Labor in kürzester Zeit zum Erwachsenen herangereift. Eines Tages taucht eine Zahl in seiner Zahlencloud auf, die nicht mehr verschwinden will und die Menge der noch zu kontrollierenden Zähne bis zu seinem Ruhestand angibt. Er sucht gleich das Referat für Robotik auf, die ihm jedoch sagen, dass dies keine Funktionsstörung ist, die eine Löschung seiner Festplatte rechtfertigen würde.

Dr. Gundenstein, der Arzt, mit dem er sich die Praxisräume teilt, hat einen anderen Ratschlag. Jared soll sich einen der alten Filme ansehen, die sonst nur Nostalgiker schauen. Denn im Gegensatz zu den neuen Filmen, in denen es fast ausnahmslos darum geht, dass Killerbots von mutigen menschlichen Außenseitern gestoppt werden, geht es hier um Gefühle. Es passiert das Unglaubliche: Jared weint! Seine neu entdeckten Gefühle wecken in ihm den Wunsch, einen Film über einen Bot zu schreiben, der ebenfalls Gefühle hat. Dazu macht er sich auf den Weg nach Los Angeles, wo er das harte Filmbusiness kennenlernt und sich verliebt.

Jared wendet sich in der Ich-Perspektive direkt an seine Leser:innen, um ihnen seine Geschichte zu erzählen, die zu seiner Zeit als Zahnarzt in Ypsilanti beginnt. Er hat einen nüchternen Erzählstil mit vielen kurzen Sätzen und Ausrufen wie „Ha!“ und „Geht gar nicht!“, die er sich bei den Menschen abgeschaut hat. Die Idee hat mir gefallen, die Umsetzung ist jedoch gewöhnungsbedürftig, auch wenn Jared im Laufe der Zeit noch etwas flüssiger in seinen Berichten wird.

Als Außenstehender beobachtet Jared die Menschen mit ihren Verhaltensweisen, ihren Normen und Werten und ihren expliziten und impliziten Regeln ganz genau. Seine Ausführungen sind amüsant und kurzweilig. Eine zentrale Rolle spielen Gefühle, die er nach kurzer Zeit selbst zu spüren beginnt und mithilfe eines Gefühlsrads zuzuordnen versucht. Der Fokus bleibt auf Jareds Erlebnissen. Am Rande erwähnt er zwar beispielsweise, dass der Mond versehentlich verbrannt wurde und es Neuseeland nicht mehr gibt, allzu viel erfuhr ich aber nicht über die Ereignisse der vorherigen Jahre und die Gesellschaftsstruktur.

Dr. Gundenstein hat vor seiner Arztkarriere einige Semester Filmwissenschaften studiert und steckt Jared nach kurzer Zeit mit seiner Begeisterung für Filme an, insbesondere solche aus alten Zeiten, in denen keine Killerbots die Menschheit umbringen wollen. Dadurch entsteht Jareds Wunsch, selbst einen Film zu schreiben, durch welchen die Menschen Bots mit anderen Augen sehen sollen. Zwischen den Kapiteln in der Ich-Perspektive gibt es immer wieder Szenen, die als Drehbuch geschrieben sind und die damit ebenfalls auf das Filmthema einzahlen.

Die Geschichte führte mich über einen schrägen Roadtrip nach Los Angeles, wo Jared Einblicke in das Filmbusiness erhält und sich in die Kellnerin Amber verliebt. Ich fieberte mit, ob er seinen Traum von einem eigenen Film verwirklichen kann und ob er sich traut, Amber zu gestehen, dass er ein Bot ist. Ein wenig Spannung kommt auf, weil Jared sich stets der Gefahr bewusst ist, dass er vom Referat für Robotik aufgespürt und gelöscht oder gar verbrannt werden könnte. Bis zum Ende hin bleibt es abwechslungsreich und interessant. Lasst euch auf den ungewöhnlichen Schreibstil und den besonderen Protagonisten ein, dann werdet ihr mit einer Story belohnt, die abseits des Mainstreams zu unterhalten weiß!