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Veröffentlicht am 10.09.2022

Lisa Eckhart ist eine sprachliche Urgewalt

Boum
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Der Roman "Boum" von Lisa Eckhart läßt sich in keine Schublade stecken. Er ist von allem ein bisschen: Liebesgeschichte, gesellschaftskritisches Essay, Krimi, Märchen, erotische Erzählung, Horrorgeschichte...

Auch ...

Der Roman "Boum" von Lisa Eckhart läßt sich in keine Schublade stecken. Er ist von allem ein bisschen: Liebesgeschichte, gesellschaftskritisches Essay, Krimi, Märchen, erotische Erzählung, Horrorgeschichte...

Auch wenn das Buch "Boum" heißt und damit nach dem im Buch vorkommenden, selbstherrlichen und irgendwie durchgeknallten französischen Terrorexperten Monsieur Boum benannt ist, so ist er jedoch nicht die Hauptperson dieses Werkes. Das ist vielmehr Aloisia, eine junge Österreicherin, die scheinbar der Liebe wegen nach Paris kommt und dort in völlig abstruse Verwicklungen gerät.

Während der Massenmörder "Le Maestro Massacreur" unter den Straßenmusikern der Stadt der Liebe wütet und Monsieur Boum, sowie ein eher melancholischer Kommissar sich mehr oder weniger motiviert auf der Jagd nach ihm befinden, gerät Aloisia an Clopin, den König der Bettler und wird von ihm in unglaubliche Welten eingeführt.

Ebensowenig wie sich dieses Buch einem Genre zuordnen läßt, ist es nicht möglich einen eindeutigen roten Faden in der Story zu lokalisieren. Vielmehr spricht Lisa Eckhart immer wieder unterschiedliche Handlungsstränge an, die mehr oder weniger - oder auch mal gar nicht - in Zusammenhang stehen.

Dieses literarische Geflecht macht es dem Leser sehr schwer zu folgen, aber dem Hörer des von der Autorin selbst gelesenen Hörbuchs offenbart sich ein Hörgenuss selten gekannten Ausmaßes. Lisa Eckhart ist eine sprachliche Urgewalt - spitzfindig, intelligent, wortgewaltig, provozierend, politisch unkorrekt, einfühlsam - einfach Lisa Eckhart!

Ein Hörgenuss von besonderer Qualität...

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Spannender historischer Roman, gelesen von einer außergewöhnlich guten Sprecherin

Das Mädchen von Agunt
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Das Hörbuch zum historischen Roman "Das Mädchen von Agunt" von Iny Lorenz wird von der außergewöhnlich guten Sprecherin Ilka Teichmüller gelesen und ist beim LübbeAudio-Verlag erschienen.

Im Jahr 150 ...

Das Hörbuch zum historischen Roman "Das Mädchen von Agunt" von Iny Lorenz wird von der außergewöhnlich guten Sprecherin Ilka Teichmüller gelesen und ist beim LübbeAudio-Verlag erschienen.

Im Jahr 150 n.Chr. gehört das heutige Osttirol zum Römischen Reich und die reiche Stadt Aguntum wird von zwei bedeutenden und äußerst wohlhabenden Familien beherrscht.

Doch die ländliche Idylle täuscht - Intrigen, Machtgeplänkel und Korruption spielen eine tragende Rolle in der Provinz und es erscheint mehr als fraglich, dass alle Akteure legal zu ihrem Reichtum, geschweige denn zu ihren höchsten gesellschaftlichen und politischen Stellungen gekommen sind.

In "Das Mädchen von Agunt" erlebt der Hörer eine spannende, mitreißende Reise durch die Intrigen der Führungspersönlichkeiten in den Provinzen des Römischen Reiches, und auch durch die Chancen und Gelegenheiten, die ehrliche und rechtschaffende Bürger hatten, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Das "Gute" kann nicht immer siegen und der Weg zur Gerechtigkeit ist oftmals sehr weit und beschwerlich, aber vielleicht erlebt Aguntum ja hier einen Wendepunkt hin zur Rechtschaffenheit...

Besonders hörenswert wird "Das Mädchen von Agunt" durch die hervorragende Performance der Sprecherin Ilka Teichmüller, die der Geschichte durch ihre sprachlichen Fähigkeiten in den richtigen Momenten Spannung und Mitgefühl, Rasanz und Ruhe zu vermitteln vermag. Die Geschichte ist gut, durch die Sprecherin wird sie richtig gut.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ein spontaner Tausch mit unvorhersehbaren Folgen

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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Zwei Frauen, die aus ihrem alten Leben ausbrechen wollen. Zwei Frauen, die lange Zeit von einem Mann fremdbestimmt waren und nun den Weg in die Freiheit suchen. Der Plan der einen Frau scheitert, aber ...

Zwei Frauen, die aus ihrem alten Leben ausbrechen wollen. Zwei Frauen, die lange Zeit von einem Mann fremdbestimmt waren und nun den Weg in die Freiheit suchen. Der Plan der einen Frau scheitert, aber da kommt der Zufall in Form der anderen Frau zur Hilfe und sie tauschen die Identität - mit schwerwiegenden, aber völlig unterschiedlichen Folgen für beide. Aber war das alles reiner Zufall oder vorherbestimmtes Schicksal...?

Julie Clark hat mit "Der Tausch" einen sehr spannenden Thriller vorgelegt, der ohne viel Blutvergiessen auskommt, und den Leser trotzdem über einen langen Zeitraum fesselt. Die Zeitsprünge sorgen dafür, dass der Leser dabei bleibt, denn er will wissen, warum sich bestimmte Dinge so entwickelt haben - und dafür benötigt man die Vorgeschichte.

Insgesamt ein tolles Buch - und vor dem Hintergrund von #MeToo so aktuell wie nur möglich...

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Talberg bleibt seinem Ruf als Ort, der Böses anzieht, treu

Talberg 2022
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Idyllisches Bergdorf, aufgeschlossen, freundliche Bewohner, friedliches Leben - all das bietet Talberg nicht!

Dieser abgelegene Ort zieht das Böse scheinbar magisch an. Schon das äußere Erscheinungsbild ...

Idyllisches Bergdorf, aufgeschlossen, freundliche Bewohner, friedliches Leben - all das bietet Talberg nicht!

Dieser abgelegene Ort zieht das Böse scheinbar magisch an. Schon das äußere Erscheinungsbild ist abweisend, die verschlossenen, teilweise an schlimmen Ereignissen offenbar desinteressierten Bewohner ebenso - keine einfache Ermittlungs-Umgebung für den zum Dorfpolizisten degradierten ehemaligen Kriminalkommissar Adam Wegebauer und die Münchner Kriminalkommissarin Eva Engler, die nach einem infolge eines schweren Unwetters gemachten Knochenfund ermitteln

Adam stammt aus Talberg, scheint hier in früheren Zeiten einiges durchgemacht zu haben und verhält sich zunehmend merkwürdig. Eva Engler stellen sich viele Fragen - unter anderem: hat Adam Wegebauer etwas mit dem mysteriösen Knochenfund zu tun und was verschweigen die auffällig unauffälligen Dorfbewohner? Scheinbar jeder hat sein eigenes dunkles Geheimnis...

In mystischer, undurchschaubarer Atmosphäre entwickelt der Autor Max Korn einen dunklen, teils verstörenden Kriminalroman, der den Leser in Teilen brutal trifft und fassungslos macht. Die Geschichte entwickelt einen großen Spannungsbogen, der sich beinahe über die gesamte Länge des Buches erstreckt und erschreckende Wendungen bereit hält. Wahrlich kein Buch für Cosy-Crime-Liebhaber, aber sehr spannend, atmosphärisch und lesenswert.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Kurzgeschichten mit alltäglicher Handlung, die plötzlich ins Obskure abdriften und zum Nachdenken anregen

JAB
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"JAB" ist eine Sammlung von acht sehr lesenswerten Kurzgeschichten des südkoreanischen Autors Un-Su Kim, der in seiner Heimat bereits mehrfach mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet wurde und international ...

"JAB" ist eine Sammlung von acht sehr lesenswerten Kurzgeschichten des südkoreanischen Autors Un-Su Kim, der in seiner Heimat bereits mehrfach mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet wurde und international seit Jahren als "koreanischer Henning Mankell" gefeiert wird.

In den acht Kurzgeschichten dieses Bandes geht es allerdings weniger um blutrünstige Thriller-Action, sondern vielmehr um unaufgeregt, aber sehr anschaulich erzählte Alltagssituationen im Korea fernab der glänzenden K-Pop-Fassaden oder des glamourösen Nachtlebens der Metropole Seoul. Ja, auch in Südkorea, einem aufstrebenden asiatischen Land, das in vielen Facetten den westlichen Werten nacheifert, gibt es Probleme wie Mobbing in der Schule, wütende Schüler, die sich nicht verstanden fühlen und deshalb ein Ventil suchen. Es gibt Drogenprobleme, Kriminalität, physische und psychische Gewalt, Manipulation, Korruption und Selbstmord.

Viele dieser alltäglichen Probleme behandelt Un-Su Kim in seinen Geschichten, aber er verzichtet dabei auf klar vorgegebene und eindeutig zu interpretierende Gesellschaftskritik - worauf auch explizit hingewiesen wird. Kim regt den Leser mit seinen Geschichten und seiner Erzählweise vielmehr dazu an, sich - bewußt oder unbewußt - selber ein subjektives Bild von den dargestellten Problemen zu machen und diese für sich selbst zu bewerten.


"Jab" ist eine spannend zu lesende Kurzgeschichtensammlung die den Leser zum tiefgreifenden Nachdenken einlädt, die aber auch einfach als Zusammenstellung interessanter Erzählungen ohne größere Hintergedanken genossen werden kann. Der Leser ist in seiner Bewertung und Intention völlig frei - sicher ist nur: er wird Spaß an der Lektüre haben.

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