Das Leben eben
Das Leben fällt, wohin es willMaries Leben besteht in erster Linie aus Party, Flirts, ihrem Nebenjob und netten Abenden mit ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Hanna. Doch eines Tages bietet ihre große Schwester Christine sie um ...
Maries Leben besteht in erster Linie aus Party, Flirts, ihrem Nebenjob und netten Abenden mit ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Hanna. Doch eines Tages bietet ihre große Schwester Christine sie um ein Gespräch, in dem sie ihr eröffnet, dass sie Krebs hat. Zudem bittet sie Marie, sich während der Chemo um ihre Kinder zu kümmern und sie in der familieneigenen Werft zu vertreten. Um die Kinder kümmert Marie sich gerne, doch um die Werft macht sie seit vielen Jahren eher einen Bogen - nicht zuletzt, weil sie mit Daniel Behnecke, der mit Christine die Werft leitet, so überhaupt nicht klarkommt.
Und wieder konnte ich einen Roman von Christine Hülsmann kaum aus der Hand legen! Der Roman liest sich einfach locker-leicht und so flüssig, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Dabei sind seine Themen nicht die einfachsten: es geht einmal um Christines Krebserkrankung und zum anderen darum, dass Marie ihren Platz im Leben findet. Doch wer den Stil von Petra Hülsmann kennt, weiß, dass das nicht zwingend mit schwerer Kost verbunden sein muss, sondern auch locker-spritzig daher kommen kann.
Dazu trägt schon Marie als Hauptfigur sehr viel bei, die eine quirlige junge Frau ist, die das Leben von der lockeren Seite sieht und zu ihrer Meinung steht, egal, wen sie vor sich hat. Dass sie sich damit nicht immer beliebt macht, weiß sie selbst. Ihr ist das auch nicht egal, aber sie lässt sich nicht verbiegen und das macht sie sympathisch. Gleichzeitig stellt sie ihren eigenen Spaß sofort hinten an, als ihre Schwester sie um ihre Unterstützung bei der Chemo bittet.
Wie alle anderen Charaktere des Romans hat auch Marie das Herz am rechten Fleck. Neben ihr fand ich Christine mit am eindrücklichsten, die lernen muss, dass Krebs haben heißt, nicht immer nur stark sein zu können bzw. dass die Stärke sich manchmal auch auf andere Arten zeigt, als man es bisher gewohnt war. Als Leser begleitet man sie durch eine schwierige Zeit mit Abgründen, deren Tiefe sie sich vermutlich selbst nicht hätte vorstellen können. Ich habe lange nicht mehr so mit Charakteren mitgelebt und mitgelitten wie mit Marie und Christine, deren Schicksal mir sehr unter die Haut ging.
Auch die übrigen Charaktere haben ihre Eigenheiten und Besonderheiten - und ein besonderer Charakter findet auch wieder seinen Auftritt: Knut, der Taxifahrer. Ich muss ja zugeben, dass ich auf ihn schon ein bisschen gewartet habe... Übrigens erfährt man als kleines Bonbon auch, wie es mit den Protagonisten aus den übrigen Romanen von Petra Hülsmann gerade so steht. Das fand ich sehr nett, irgendwie wirkt Hamburg auf die Art immer wie ein überschaubares Dorf, wo alle Fäden bei Knut zusammenlaufen.
"Das Leben fällt, wohin es will" ist ein toller Roman für den Sommer, der es schafft, eine schwere Thematik von einer leichten, undramatischen Seite anzugehen. Letzten Endes bleibt die Erkenntnis, dass man nicht alles in der Hand hat - aber aus dem, was man in der Hand hat, kann man schon so einiges machen.
Fazit: Ein toller locker-leichter, aber nicht seichter Roman - wie man es von Petra Hülsmann gewohnt ist. Klare Empfehlung!