Mörderjagt an der Nordsee
Akte Nordsee - Am dunklen WasserWorum geht es?
Stellt man sich die Figur eines Anwaltes oder einer Anwältin vor, so bedient man doch allzu häufig das Klischee des adrett gekleideten Herren im Anzug bzw. der Dame im schicken Kostüm, ...
Worum geht es?
Stellt man sich die Figur eines Anwaltes oder einer Anwältin vor, so bedient man doch allzu häufig das Klischee des adrett gekleideten Herren im Anzug bzw. der Dame im schicken Kostüm, welche in einem noblen Büro arbeiten und Tag ein Tag aus Akten wälzen und Schriftstücke aufsetzen. Fentje Jacobsen von der Halbinsel Eiderstedt passt jedoch so gar nicht in das Bild, welches sich der ein oder andere von typischen Anwälten macht. Im Gegenteil. Ihre Kanzlei befindet sich nicht in einem schicken Hamburger Büro sondern auf dem Hof ihrer Großeltern in Nordfriesland. Von dort aus versucht sie die Arbeit mit ihren Klienten und das turbulente Leben auf dem Hof ihrer Familie miteinander in Einklang zu bringen. Als wäre die beginnende Demenz ihrer liebenswürdigen Großmutter, welche plötzlich nur noch diverse Süßspeisen zubereiten möchte, nicht schon genug, wird Fentje unerwartet auch noch in einen kniffligen Mordfall verstrickt. Und der Hauptverdächtige der Polizei wird zu allem Überfluss auch noch auf einer der Schafsweiden von Fentjes Familie aufgefunden. Er wird verdächtigt, seine im Nachbarort lebende Freundin auf grausame Weise ermordet zu haben. Er bestreitet die Tat jedoch und auch Fentje ahnt, dass der Fall nicht so einfach zu lösen sein wird, wie es sich die Polizei erhofft. Sie übernimmt den Fall und schon bald überschlagen sich die Ereignisse.
Das Mordopfer, eine junge und beliebte Lehrerin, arbeitete in einem nahegelegenem Internat und war dort als Vertrauenslehrerin tätig. Schon kurz nach dem Mord verschwinden plötzlich zwei ihrer Schülerinnen spurlos. Gibt es ein Geheimnis an der Schule, welches die Verbindung zwischen beiden Fällen darstellen könnte? Auch privat wird Fentje von tragischen Ereignissen der Vergangenheit eingeholt, denn sie sieht einige Parallelen zwischen einem persönlichen Verlust und dem aktuellen Fall...
Zu allem Überfluss gerät Fentje während ihrer Arbeit immer wieder mit Niklas John aneinander, welcher in dem aktuellen Mordfall eine Sensationsstory wittert. Obwohl beide aus unterschiedlichen Motiven heraus ermitteln und sich gerade zu Beginn häufiger in die Quere kommen, zeigt sich bald, dass sie trotz aller Streitereien ein ganz passables Ermittler-Duo abgeben können. Werden die beiden also in der Lage sein, den so verzwickten Fall zu lösen oder wird das dunkle Wasser der Nordsee einen Mantel des Schweigens über die schrecklichen Ereignisse legen und sein Geheimnis niemals preisgeben?
Mein persönlicher Eindruck
Mit Akte Nordsee - Am dunklen Wasser startet die Spiegel Bestseller-Autorin Eva Almstädt eine neue vielversprechende Reihe um die Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John. Dass die Autorin in der Lage ist, fesselnde Krimiroman-Reihen zu verfassen, beweist sie Jahr für Jahr in den nun mehr schon 17 Teilen ihrer Ostseekrimis um Kommissarin Pia Korittki, welche regelmäßig die Bestseller-Listen erstürmen. Mit Niklas und Fentje schickt sie ein neues Protagonistenpaar ins Rennen und verlagert den Erzählort mal in eine ganz andere Region an der deutschen Küste - an die Nordsee.
Meiner Meinung nach ist Eva Almstädt mit Akte Nordsee ein guter Einstieg in die neue Reihe gelungen, welche für mich persönlich noch ein bisschen Luft nach oben aufweist.
Die Figuren Fentje und Niklas waren für mich auf Anhieb sympathisch, was vielleicht daran liegt, dass die beiden wie Feuer und Wasser sind. Während Fentje in Gummistiefeln über Schafsweiden stiefelt, zieht Niklas eher das süße und luxuriöse Leben vor. Während Fentje für Gerechtigkeit gegenüber ihren Klienten kämpft, sucht Niklas nach sensationellen Storys, um die Aufmerksamkeit von Chefredakteur und Leserschaft zu erreichen. Die Sticheleien zwischen beiden wirken sehr sympathisch und an manchen stellen herrlich ironisch, was das Leseerlebnis wirklich schön abwechslungsreich gestaltet.
Die Handlung und vor allem die einzelnen Ereignisse haben meiner Ansicht nach sehr viel Potenzial für einen wirklich spannenden Krimi. Mir haben hier vor allem die vielen einzelnen Stränge und auch der Einbezug von vergangenen und historischen Ereignissen sehr gut gefallen. Für mich persönlich hätte der Spannungsbogen dabei noch ein klein wenig weiter gespannt werden können, die Ereignisse hätten dies auf jeden Fall zugelassen! Bei manchen Vorfällen und Romansituationen hätte ich mir gewünscht, dass diese ein wenig mehr ausgeführt werden, da das Ende für mich dann doch ab einem gewissen Punkt recht vorhersehbar erschien und abrupt endete. Die Originalität an Eva Almstädts Krimis wird für mich jedoch immer durch die "Unvorhersehbarkeit bis zum Schluss" ausgemacht, sodass man als Leser bzw. Leserin immer bis ganz zum Ende mitfiebern kann. Dieser Punkt kam mir ein klein wenig zu kurz, dies kann jedoch auch persönliche Geschmacksache sein.
Der Schreibtstil von Eva Almstädt gefiel mir wie immer recht gut. Im Gegensatz zu ihren vorherigen Werken fiel es mir bei diesem Roman jedoch etwas schwerer, das Buch an einem Stück zu verschlingen. Es mag möglicherweise an der angesprochenen Tatsache liegen, dass die Handlung hätte weiter vertieft werden können. Insgesamt bin ich weniger flüssig durch das Geschehen gekommen, wie ich es von der Pia Korittki Reihe gewohnt bin. Vielleicht ist es aber auch falsch, einen Vergleich beider Reihen anstellen zu wollen und die gleichen Erwartungen zu hegen, da es sich ja um zwei eigenständige Projekte der Autorin handelt.
Die Erzählsituation und das Handlungsumfeld gefielen mir als Ostsee- und Nordseeliebhaberin sehr, sehr gut. Ein gemütlicher Kaminabend in einem Sessel in einem Ferienhaus am Meer - ein Eva Almstädt Krimi dazu und ich bin glücklich. Für mich passen das oftmals raue Klima am Meer und die geheimnisvollen Wendungen in Eva Almstädts Krimis unfassbar gut zusammen und wecken Lust auf "Meer".
Fazit
Insgesamt liefert Eva Almstädt einen guten Einstieg in ihre neue Nordseekrimi-Reihe um das ungewöhnliche Ermittler-Duo Fentje Jacobsen und Niklas John, die für mich an der ein oder anderen Stelle noch ein bisschen inhaltliches und erzählerisches Potenzial aufweist. Nichts desto trotz haben mich die Gestaltung der Figuren, die Entwicklung der einzelnen Handlungsstränge sowie die Erzählumgebung so sehr überzeugt, dass ich das Buch guten Gewissens weiter empfehlen kann und schon sehr gespannt auf weitere Bände der Reihe bin!