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Veröffentlicht am 02.07.2022

Außergewöhnlicher Psychothriller

Nur du und ich
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Dieser Thriller hat mich sehr überrascht. Ich würde ihn nicht nur als Thriller, sondern sogar als ziemlich gelungenen Psychothriller bezeichnen.

Die Geschichte hat einen Rahmen, der von Anfang an klarstellt, ...

Dieser Thriller hat mich sehr überrascht. Ich würde ihn nicht nur als Thriller, sondern sogar als ziemlich gelungenen Psychothriller bezeichnen.

Die Geschichte hat einen Rahmen, der von Anfang an klarstellt, dass das romantische Wochenende, welches die beiden Hauptfiguren Ellie und Steven erleben, am Ende zu einem Horrortrip wird. Die Story beginnt mit einem Polizisten, der den Tatort untersucht und mit einem Rettungswagen, der eine überlebende Person abtransportiert.

Dann werden wir in die eigentliche Geschichte geworfen. Es sieht alles nach „eitel Sonnenschein“ aus. Aber wir wissen ja bereits, dass es irgendwie böse enden wird. Ein Wochenende, das ein verliebtes Paar in einem einsamen Haus abgeschnitten von jeglicher Zivilisation verbringt. Eigentlich geht es kaum romantisch-kitschiger. Und hätte es den Beginn des Buches nicht gegeben, könnte man es auf den ersten Blick für eine Liebesgeschichte halten.

Würde man die Rahmenszene weglassen, sähe es am Anfang zwar noch nach Love Story aus. Trotzdem beinhalten einige Szenen bereits Schatten, wenn auch nur unterschwellig. Man kann als Leser*in aber nicht von Anfang an wissen oder ahnen, was hinter allem steckt. Mir kamen einige Details zwar bereits seltsam vor, aber ich konnte nicht sagen, warum. Ich glaube, dass ich gerade deshalb in die Handlung hineingezogen wurde, so dass ich mich ganz schnell durch das Buch, welches immer spannender wird, „hindurchgesüchtelt“ habe.

Es gibt insgesamt drei Arten von Kapiteln. Aus der Sicht von Ellie und aus der Sicht von Steven – jeweils mit „Ellie“ bzw. „Steven“ überschrieben – und eine dritte Art, die nur ein Datum als Überschrift trägt und von der zunächst nicht klar ist, um wen es darin geht. Aufgefallen ist mir auch gleich, dass die Ellie-Kapitel in der Ich-Form und die Steven-Kapitel in der dritten Person formuliert sind. Eine kleine gelungene Manipulation der Autorin, die ich nach der kompletten Lektüre als völlig angemessen empfinde. Warum, kann ich nicht verraten, ohne zu spoilern.

Auf jeden Fall sorgt das dargestellte Wechselspiel für einen hervorragenden Spannungsbogen. Außerdem gefällt mir der Schreibstil der Autorin sehr, der an einigen Stellen recht einfallsreich bildhaft ist. Ein Beispiel: Die Furcht „verflüssigte die Eingeweide“ einer der Personen. Ein anderes Beispiel in einer Rückerinnerung an eine Situation: „… die Luft schal mit dem bitteren Aroma von Menschen, die in einer Mikrowelle aufgewärmt wurden.“

Mein Fazit:

Ganz klare Empfehlung für Liebhaber außergewöhnlicher Psychothriller.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Bestseller-Sticker ist zurecht drauf

Das Versprechen
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Vor einigen Jahren hatte ich dieses Buch bereits als Hörbuch „verschlungen“. Die Darstellung im Hörbuch war allerdings gekürzt. Trotzdem hatte mir das damals sehr gut gefallen. Als ich das Buch nun in ...

Vor einigen Jahren hatte ich dieses Buch bereits als Hörbuch „verschlungen“. Die Darstellung im Hörbuch war allerdings gekürzt. Trotzdem hatte mir das damals sehr gut gefallen. Als ich das Buch nun in einem öffentlichen Bücherschrank fand, war ich hocherfreut, es nochmal lesen zu können.

Würde es mir noch genauso gut gefallen wie damals? Ja, und sogar noch mehr, denn die Druckversion ist noch ausführlicher und ich sage im Nachhinein, dass ich keine einzige Seite missen möchte.

Der Autor beschreibt alles sehr lebendig. Die Personen konnte ich mir sehr gut vorstellen und sie sind mir schnell ans Herz gewachsen. Es spielt in einer mir unbekannten „Welt“ in der Vergangenheit, ist also ein historischer Roman und so etwas mag ich, wenn es sehr anschaulich und spannend geschrieben ist. So war ich hier sehr schnell mittendrin.

Spannend ist es auch, obwohl ich das Ende ja schon kannte. Besonders zum Ende hin, als es für die Haupthelden um alles geht, um ihre Heimat und ihre Existenz, gelingt es dem Autor, einen mustergültigen Spannungsbogen aufzubauen.

Fazit: Das Buch verdient den Bestseller-Sticker auf jeden Fall. Ich freu mich, es wiederentdeckt zu haben.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Brutal lustig

Rumo
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Das hier ist ein Fantasy-Roman der ganz besonderen Art. Ich bin sonst eigentlich kein eingefleischter Fantasy-Fan, aber Walter Moers schreibt so lustig und mit einer Menge feinsinniger Anspielungen, dass ...

Das hier ist ein Fantasy-Roman der ganz besonderen Art. Ich bin sonst eigentlich kein eingefleischter Fantasy-Fan, aber Walter Moers schreibt so lustig und mit einer Menge feinsinniger Anspielungen, dass ich mich sehr gefreut habe, dieses Hörbuch genießen zu können.

Hinzu kommt noch Dirk Bach, der die Geschichte um den Wolpertinger Rumo und seine Freunde nicht nur vorliest, sondern vorspielt. Es ist unglaublich, mit welcher Stimmvielfalt ihm das gelingt.

Allerdings ist diese Geschichte ziemlich brutal. Da werden Lebewesen bei lebendigem Leibe und noch zappelnd zerfetzt. Einen Film könnte ich mir nicht dazu ansehen. Wahrscheinlich ist es die humorvolle Art des Autors, dass mir trotzdem beim Zuhören nicht schlecht geworden ist.

Für Kinder würde ich diese Lektüre, egal ob als Buch oder Hörbuch, auf keinen Fall empfehlen. Dazu ist sie doch etwas zu heftig. Aber insgesamt hat es mir Spaß gemacht, in diese fantasievolle, ganz eigene Welt, rund um Wolpertinger Rumo, Haifischmade Smeik und weitere Figuren einzutauchen.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Voller Wortwitz, Spannung und sehr indisch

Bekenntnisse eines Betrügers
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Ramesh hat sich aus ärmsten Verhältnissen „hochgearbeitet“, oder besser „hochgelernt“. Er hat ein Business daraus gemacht. Er legt Prüfungen für die Kinder reicher Leute ab, und zwar in den sogenannten ...

Ramesh hat sich aus ärmsten Verhältnissen „hochgearbeitet“, oder besser „hochgelernt“. Er hat ein Business daraus gemacht. Er legt Prüfungen für die Kinder reicher Leute ab, und zwar in den sogenannten „All Indias“. Wer dort gut abschneidet, bekommt einen der begehrten Plätze auf einem ausländischen College oder zumindest auf einem guten College in Indien.

Dieser Job als „Bildungsberater“ läuft recht gut und Ramesh verdient dabei für indische Verhältnisse mehr als nur ordentlich. Dann gerät aber alles außer Kontrolle. Bei der Prüfung für Rudraksch alias Rudi schießt er regelrecht über das Ziel hinaus. So wird sein Schützling Jahrgangsbester und durch schlaue Vermarktung im indischen Fernsehen eine „Gelddruckmaschine“, an der auch Ramesh weiterhin seinen Anteil hat.

Ramesh stammt aus der untersten Schicht des Landes. Aber dieser Roman ist alles andere als nur das „Von der untersten Schicht in die oberste“-Klischee, wo ein Junge, der intelligent ist und fleißig arbeitet, zu großem Erfolg und Reichtum gelangt. Dieses Buch ist viel besser und vielschichtiger.

Der Autor legt einen unheimlichen Wortwitz an den Tag. Das passt sehr gut zu seinem Protagonisten. Dem bleibt oftmals gar nichts anderes übrig, als geduldig, gewieft und voller sarkastischem Humor zu sein, um sich seine mentale Stärke zu bewahren.

Trotz manchmal harter Töne, erlebt man beim Lesen auch eine feinfühlige und verletzliche Seite des Haupthelden. Mir ist er jedenfalls schnell ans Herz gewachsen. Es wird zwar alles aus seiner Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, aber das ist für mich nicht automatisch ein Garant dafür, dass ich eine Person mag.

Die Geschichte empfand ich meistens als witzig, obwohl mich die beschriebenen Verhältnisse oftmals den Kopf schütteln ließen. Korruption ist selbstverständlich und wird schon mit einkalkuliert. Ehrliche Beamte sind Exoten. Wachleute sind Feiglinge, die sich selbst zuerst in Sicherheit bringen. Vielleicht ist es in diesem Roman alles etwas übertrieben dargestellt, aber ich kann mir vorstellen, dass in allem mehr Wahrheit steckt, als einem lieb ist.

Das alles macht das Buch sehr abwechslungsreich und bietet eine Menge Nervenkitzel, denn es wird – wie gleich auf den ersten Seiten dargestellt – gefährlich, sowohl für Ramesh als auch für Rudi. Zu schwach besaitet sollte man bei der Lektüre dieses Romans nicht sein. Das Ende habe ich als ungewöhnlich und überraschend empfunden, aber es hat mir gefallen.

Im Text sind viele indische Begriffe so belassen worden, aber immerhin kursiv gedruckt. Das ist ein Hinweis darauf, dass es im Glossar erklärt wird. Einerseits habe ich Verständnis für so etwas, denn manche Dinge lassen sich nicht eins zu eins übersetzen. Andererseits musste ich beim Lesen immer wieder blättern. Vielleicht wären Fußnoten bequemer gewesen. Aber das trügt meinen insgesamt positiven Eindruck nicht.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Roman. Sehr witzig und spannend und für mich auch ein wenig exotisch. Man merkt dem Autor an, dass er das Land und dessen Leute liebt.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Keine Helden, kaum sympathische Figuren, aber dennoch Geschichten, die neugierig machen

JAB
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In diesem Buch sind acht Kurzgeschichten. Sie sind sehr unterschiedlich und dennoch haben sie eines gemeinsam: Hoffnungslosigkeit. Alle spielen in mehr oder weniger hoffnungslosen Situationen. Aber trotzdem ...

In diesem Buch sind acht Kurzgeschichten. Sie sind sehr unterschiedlich und dennoch haben sie eines gemeinsam: Hoffnungslosigkeit. Alle spielen in mehr oder weniger hoffnungslosen Situationen. Aber trotzdem sind sie nicht „schwärzer als schwarz“, sondern haben ein gewisses Etwas, über das ich manchmal sogar lachen oder zumindest schmunzeln konnte.

Da ist zum Beispiel ein Verbrechertrio, das einen überaus lohnenden Einbruch in einen Tresorraum schafft, nur sich dummerweise dann selbst darin einsperrt. Klasse fand ich auch die Geschichte mit einem eher durchschnittlichen Typen, der entführt und dermaßen unter Druck gesetzt wird, sich ein Geständnis für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, auszudenken, dass er das Ganze sogar als effektive Schreibwerkstatt empfindet. So grotesk diese Geschichten auch sind, so gelungen sind sie meiner Meinung nach.

Die Hauptfiguren sind weder Helden noch besonders sympathisch. Die meisten mochte ich nicht einmal. Nur einen fand ich nett und ein paar taten mir leid. Neugierig gemacht haben sie mich dennoch.

Dem Autor ist es gelungen, mit wenigen Worten jeweils die passende Atmosphäre zu erschaffen. So fühlte ich mich auch noch in eine fremde Kultur versetzt. Dabei war ich mittendrin, denn alle bis auf eine Geschichte sind in der Ich-Perspektive geschrieben. Äußerst wirkungsvoll!

Die Kurzgeschichten in diesem Buch sind etwas Besonderes. Sie sind nicht nach üblichem und bewährtem Schema aufgebaut. Sie vermitteln lebendige Bilder von verschiedenen Charakteren. Zu jeder Geschichte kann man sich selbst überlegen, wie sie weitergehen könnte. Der Autor gibt meistens kein wirkliches Ende vor. Trotzdem hört er meiner Meinung nach immer an passender Stelle zu erzählen auf.

Trotz der Hoffnungslosigkeit, die immer mitschwingt, reichen die Stimmungen der Geschichten über eine große Spanne, von sehr feinsinnig bis zu derb grotesk.

Ich habe diese Lektüre als sehr abwechslungsreich und unterhaltsam empfunden. In die Geschichten kann man sicher eine Menge hineininterpretieren, aber das muss man nicht. Ich habe sie einfach genossen und sehr gern gelesen.

Ich denke, für aufgeschlossene Querbeet-Leser ist dieses Buch genau richtig.

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