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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2017

Madame le commissaire ermittelt wieder

Madame le Commissaire und der Tod des Polizeichefs
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Dies ist schon der dritte Fall für Madame le commissaire Isabelle Bonnet. Sie hat sich von Paris nach Fragolin versetzen lassen, einem kleinen, idyllischen Dörfchen in der Provence. Dort arbeitet sie als ...

Dies ist schon der dritte Fall für Madame le commissaire Isabelle Bonnet. Sie hat sich von Paris nach Fragolin versetzen lassen, einem kleinen, idyllischen Dörfchen in der Provence. Dort arbeitet sie als Leiterin einer Spezialeinheit, die sich mit alten Fällen beschäftigt, die noch nicht geklärt wurden; eigentlich. Denn als der nicht beliebte Polizeichef von Toulon, Bastian, angeblich Selbstmord begeht, bekommt sie einen Spezialauftrag aus Paris von ihrem väterlichen Freund Maurice Balancourt. Parallel ermittelt sie mit ihrem Assitenten Apollinaire weiter an einem mehrere Jahre zurück liegenden Raub in einem Juweliergeschäft, bei dem es zwei Tote gab.

Frankreichliebhaber und Kenner der französischen Sprache kommen hier voll auf ihre Kosten und würden am liebsten die Koffer packen und an die Côte d'Azur oder Provence reisen. Doch es ist nicht nur der Flair des Französischen, sondern auch ein guter Krimi mit vielen Wendungen und einem Verwirrspiel. Auch wenn man die Vorgänger nicht kennt, hat man Freude an der privaten Geschichte. Gut gefallen haben mir auch die Wortgefechte Isabelles mit dem Nachfolger von Bastian. Madame le Commissaire, bitte ermitteln Sie weiter!

Veröffentlicht am 13.06.2017

Gar nicht mal so abwegige Zukunft

Die Geschichte der Bienen
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Ein Roman auf drei Zeitebenen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts lebt der Naturforscher und Samenhändler William; seit einiger Zeit mit einer Depression ans Bett gefesselt, doch die Idee eines neuartigen ...

Ein Roman auf drei Zeitebenen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts lebt der Naturforscher und Samenhändler William; seit einiger Zeit mit einer Depression ans Bett gefesselt, doch die Idee eines neuartigen Bienenkorbes lässt ihn die Depression überwinden.
USA im Jahr 2007. Imker George möchte, dass auch sein Sohn Tom die Familientradition fortführt und den Hof mit den Bienenstöcken übernimmt, doch Tom steckt seine Nase lieber in Bücher, studiert und möchte Journalist werden. Dazwischen steht Emma, Mutter und Ehefrau. George setzt auf selbstgebaute Bienenstöcke.
China im Jahr 2098. Die Bienen und mit ihnen viele weitere Insekten und Tiere gibt es nicht mehr. Arbeiterinnen wie Tao bestäuben viele Stunden pro Tag mühsam per Hand die Blüten. Ein hartes, entbehrungsreiches Leben, die Kindheit hört schon mit 8 Jahren auf. Wei-Wen, ihr Sohn, ist drei Jahre alt und sie versucht ihm möglichst viel Wissen nach langen, arbeitsreichen Tagen zu vermitteln. Tuan, ihr Mann, möchte Wei-Wen wenigstens etwas Zeit zum Spielen gönnen.

Verbindendes Element sind die Bienen; wie genau die Geschichten zusammen gehören, stellt sich erst am Ende raus.
Ein Buch über die Geschichte der Bienen, aber vor allem über die Menschen und ihr Umgang mit der Natur, aber auch untereinander.
Durch die Perspektivwechsel bekommt man immer wieder andere Einblicke und dadurch, dass die Zeitebenen außerdem andere sind, vervollständigt sich das Bild nach und nach.
Ein toller Schreibstil und eine interessante Geschichte, die nachdenklich stimmt, aber auch gut unterhält.

Veröffentlicht am 12.06.2017

Spannender zweiter Fall

Totenengel
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Eve Clay wird in der Nacht zu einem grausamen Mord an einem alten Mann gerufen. Die Tochter hatte auf der Straße einen epileptischen Anfall und kommt ins Krankenhaus. Wer tut so etwas einem über 90jährigen ...

Eve Clay wird in der Nacht zu einem grausamen Mord an einem alten Mann gerufen. Die Tochter hatte auf der Straße einen epileptischen Anfall und kommt ins Krankenhaus. Wer tut so etwas einem über 90jährigen an? Vater und Tochter lebten sehr zurück gezogen und hatten so gut wie keine sozialen Kontakte, zumindest der Vater. Die Tochter Louise arbeitet als Ehrenamtliche im „Refugium“, einem Heim für Männer mit einer geistigen Behinderung.
Die Ermittlungen konzentrieren sich auf noch nicht einmal 24 Stunden, aber es passiert so viel, dass man den Eindruck bekommt, es handelt sich um mehrere Tage. Ein Einblick in die Denkweise von perversen Mördern, die von Gemälden flämischer Meister inspiriert werden. Ein spannender Schreibstil und eine spannende Geschichte. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei die Hauptperspektive die von Eve Clay ist. Sicherlich ist es hilfreich, das Buch „Totenprediger“ zu kennen, denn wir erfahren im „Totenengel“ weitere Details aus Eves Vergangenheit. Die Auflösung lässt den Leser etwas nachdenklich zurück, weil die Geschichte viel komplizierter ist, als es erst schien und das entwickelt sich jedoch erst im Laufe des Buches und darum kann hier nicht weiter darauf eingegangen werden.
Toller Schreibstil, spannende Geschichte und ein schlüssiges Ende – alles, was ein guter Thriller braucht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 09.06.2017

Summerfeeling und zwei Geschichten in einer

Love & Gelato
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Lina ist 16 Jahre alt, als ihre Mutter stirbt, ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Doch kurz vor ihrem Tod erzählt ihre Mutter ihr von Howard, der in der Nähe von Florenz lebt und zu dem sie nach dem ...

Lina ist 16 Jahre alt, als ihre Mutter stirbt, ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Doch kurz vor ihrem Tod erzählt ihre Mutter ihr von Howard, der in der Nähe von Florenz lebt und zu dem sie nach dem Tod der Mutter ziehen soll. Doch was soll sie da? Sie möchte lieber weiter bei der Familie ihrer Freundin Addie leben. Sie lässt sich jedoch darauf ein, den Sommer bei Howard zu verbringen, mit dem festen Entschluss, nicht lange zu bleiben. Eine Nachbarin von Howard gibt ihr recht bald ein Tagebuch ihrer Mutter, das diese geschrieben hat, als sie in Florenz studiert hat und Lina erhofft sich durch die Lektüre mehr über ihren Vater zu erfahren, aber auch über ihre Mutter, darum lässt sie sich Zeit mit der Lektüre, um ihrer Mutter dadurch möglichst lange nah zu sein.
Recht bald trifft sie auf Ren, Lorenzo, einen Halbitaliener, der auf die amerikanische Schule in Florenz geht, auf die sie auch gehen soll (aber sie möchte ja zurück in die USA). Durch Ren lernt sie weitere Jugendliche kennen, unter anderem den gut aussehenden Thomas.

Die Geschichte des Buches ist zweigeteilt. Zum einen die Geschichte von Hadley, der Mutter, die wir durch die Tagebucheinträge erfahren, in denen so nach und nach die Geheimnisse gelüftet werden und zum anderen die Gegenwart von Lina, die mit dem Tod der Mutter klarkommen muss und mit der Suche nach der Geschichte ihres Vaters, aber auch mit ihren Gefühlen.
Eine sommerlich-leichte Geschichte mit ernsteren Tönen und eine Botschaft an das Leben, ein bisschen dolce vita, amore e gelato mit interessanten Charakteren. Über einige Personen hätte ich gerne mehr erfahren; sie werden nur kurz eingeführt und dann nicht mehr erwähnt, wie die kleine Schwester von Ren.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Was habe ich getan?

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Helen kommt nach Hause und ihr Freund Sven ist weg - hinterlassen hat er nur ein lapidares lebwohl. Helen hat Lungenkrebs, inoperabel; sie hat vermutlich nur noch ein Jahr zu leben. Ihre Familie weiß nichts ...

Helen kommt nach Hause und ihr Freund Sven ist weg - hinterlassen hat er nur ein lapidares lebwohl. Helen hat Lungenkrebs, inoperabel; sie hat vermutlich nur noch ein Jahr zu leben. Ihre Familie weiß nichts von ihrer Krankheit, aber das Verhältnis ist auch nicht so ganz einfach. Dennoch beschließt Helen spontan, in die Heimat zu fahren, um mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zu sprechen. Ihre Schwester ist mittlerweile mit Leon verheiratet, was Helen gar nicht gefällt, denn Leon hat in der Vergangenheit etwas getan, was sie ihm nicht verzeihen kann.
Sie traut sich nicht, mit Mutter und Schwester zu reden, legt sie mit Leon an und kämpft vor allem mit den Nebenwirkungen ihrer Tabletten. Sie hat Gedächtnislücken, Halluzinationen und ist nicht mehr sie selbst. Doch mittlerweile ist sie abhängig von den Tabletten. Dann passiert etwas Furchtbares und Helen hat einen absoluten Filmriss. Was hat sie getan? Oder hat sie nichts getan? Aber alles weißt daraufhin, dass sie etwas Furchtbares getan hat. Sie kann ihren eigenen Erinnerungen nicht trauen.

Erzählt wird dieser spannende Psychothriller aus der Ich-Perspektive von Helen, so dass der Leser ihre Ängste fühlt und mit ihr im Unsicheren ist, was sie getan hat und was nicht. Eine ungewöhnliche Perspektive, ein Buch über Ängste, Manipulation, schwierige Familienkonstellationen und eine furchtbare Krankheit, spannend bis zum Schluss.