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Veröffentlicht am 14.06.2022

Auf der Suche nach dem Platz im Leben

Aufbruch voller Sehnsucht
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Nach der Vertreibung aus dem böhmischen Hohenfurth ist Erika auf der Suche nach einem Ort, den sie wieder Heimat nennen kann. Das Schicksal verschlägt sie nach Wien. Dort setzt sie ihr Pharmaziestudium ...

Nach der Vertreibung aus dem böhmischen Hohenfurth ist Erika auf der Suche nach einem Ort, den sie wieder Heimat nennen kann. Das Schicksal verschlägt sie nach Wien. Dort setzt sie ihr Pharmaziestudium fort, obwohl sie viel lieber Kunst studieren würde.. In der Zeit findet sie Anschluss an eine bunt zusammen gewürfelte Studentengruppe und lernt Erich kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, träumen von einer gemeinsamen Zukunft.

Währenddessen agiert im Hintergrund der Racheengel Dietrich, ein überzeugter Nazi und ehemaliger SS-Angehöriger. Er macht Erika und ihren Freundeskreis aus Hohenfurth für den Tod seines Geliebten Coelestin verantwortlich . Mit Hilfe eines weit verzweigten Netzes ehemaliger Kumpane schadet er ihnen, wo er nur kann.

So wird Erika nach München ausgewiesen und hofft dort auf eine Rückkehr zu Erich. Trotz eigener Zweifel heiratet Erika Erich tatsächlich , gründet eine Familie. Doch Erika ist nicht glücklich. Sie fühlt sich um ihre Träume betrogen.

Das Buch ist sehr unterhaltsam. Nur die Fülle an Handlungssträngen war eine echte Herausforderung für mich. Das lag auch ein wenig daran, dass ich den 1. Teil nicht kannte. Gleichzeitig waren die vielen Personen eine gute Möglichkeit, die vielfältigen Probleme der Nachkriegszeit zumindest zu benennen und kurz anzureißen.

Besonders berührt hat mich Hanns Schicksal, der homosexuell ist. Er kann seine Neigungen nicht offen leben, weil dies zu jener Zeit strafbewährt war.

Im Mittelpunkt steht unbestritten Erika. Ich begleite sie auf ihrem Weg in eine vermeintlich bessere Zukunft. Zeitweise scheint es, als ob sich Erika gegen die herrschenden Konventionen durchsetzen und sie ihre Träume verwirklichen kann. Beim entscheidenden Schritt verlässt sie jedes Mal der Mut. So heiratet sie einen Mann, mit dem sie im Grunde nichts verbindet. Und das ist der Punkt, an dem ich mein Verständnis für Erika eingebüßt habe. Es hätte andere, in meinen Augen bessere Lösungen gegeben, aber sie ist zögerlich und scheut die Konsequenzen. Und so kommt es, wie es kommen muss. Das Buch endet mit einer Tragödie.

Was mich gelegentlich gestört hat, war, dass viele Figuren nur kurze Auftritte hatten und dann wieder in der Versenkung verschwanden, obwohl es sicher interessant gewesen wäre, sie näher kennenzulernen. Und manches lief für die damalige Zeit für mein Empfinden einfach zu glatt.

Obwohl der Roman meiner Meinung nach einige Schwächen hat, hat er mich sehr gut unterhalten und ja, ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Erika weiter geht. Die Autorin will mit ihrem Buch unterhalten und dem Leser die Zeit nach dem 2. Weltkrieg etwas näher bringen. Das ist mit dieser ereignisreichen Geschichte aufs beste gelungen.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Großartig erzählte Familiengeschichte

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen
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Barnaba Carbonaro wird 1880 in Sizilien in eine arme Familie geboren. Schon als Junge verdingt er sich auf den Mandarinenplantagen das ansässigen Patriarchen. Und Barnaba ist sich sicher, er wird mit ...

Barnaba Carbonaro wird 1880 in Sizilien in eine arme Familie geboren. Schon als Junge verdingt er sich auf den Mandarinenplantagen das ansässigen Patriarchen. Und Barnaba ist sich sicher, er wird mit Mandarinen reich werden. Obwohl er nicht lesen und schreiben kann, baut er sich ein Imperium mit Mandarinen auf, denn er hat eine Begabung für Zahlen.

Im 1. Weltkrieg verliert er alles, fängt von vorne an. Durch eine Laune des Schicksals verschlägt es ihn nach München und er weiß plötzlich, hier will er bleiben.

Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Zuerst war ich überwältigt von der bilderreichen Sprache, die es mir ermöglichte zu riechen, zu schmecken und in Gefühlen zu baden. Bald schon zieht mich Barnabas Geschichte in ihren Bann.

Die Armut, die Gewalt, die Barnaba in der Familie und dann beim Arbeiten erlebt, ist kaum auszuhalten. Ich habe mich mehrmals gewundert, wie Barnaba es überlebt und seine Träume am Leben halten konnte. Unbeirrt nutzt er seine Chancen, die ihm manchmal unvermittelt in den Schoß fallen.

Er verliebt sich, heiratet eine andere und zeugt Kinder. Er besitzt den Instinkt fürs Geschäft. Was ich nie verstanden habe. warum er nicht lesen und schreiben und später deutsch lernt. So bleibt er immer von anderen abhängig. So leicht er Vermögen anhäuft, so leicht scheint es ihm zu fallen, es zu verlieren. Das hat mich sehr beeindruckt.

Obwohl ich Barnaba sein ganzes Leben begleite, bleibt er mir dennoch fremd. Ich bleibe unbeteiligter, aber interessierter Zuschauer , was mich aber nicht gestört hat.

Mein Lesevergnügen ergab sich aus der überschäumenden Phantasie und Erzählkunst des Autors, die manchmal etwas märchenhaftes hatte. Und diese unbändige Lebenslust, die Barnaba für mich verkörpert.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Wiener Liebeswirrungen

Seidenwalzer
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Wien 1815. Während die meisten Männer im Krieg gegen Napoleon sind, fechten die Töchter des Grafen Wohlleben ihre eigenen Kämpfe aus.

Sophie, die ältere Tochter mit einem englischen Adligen verheiratet, ...

Wien 1815. Während die meisten Männer im Krieg gegen Napoleon sind, fechten die Töchter des Grafen Wohlleben ihre eigenen Kämpfe aus.

Sophie, die ältere Tochter mit einem englischen Adligen verheiratet, kämpft um den Erhalt ihrer Ehe.

Die jüngere Fanny kämpft mit den Konventionen der Gesellschaft und den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens.

Dem gegenüber steht Emilia, die ihren Lebensunterhalt selbst verdient, indem sie grandiose Roben entwirft. Sie kämpft gegen die Beschränkungen, die alleinstehenden Frauen auferlegt sind.

Der Roman erzählt die Irrungen und Wirrungen der Liebe dieser Frauen. Ein wenig fühlte ich mich an die Atmosphäre in Schnitzlers Reigen erinnert . Im Mittelpunkt steht für mich die erst 16jährige Fanny, die zwar verheiratet ist, sich aber nicht so verhält, wie es die Gesellschaft von einer verheirateten Frau erwartet. Was soll ich sagen, ich mochte sie nicht besonders. Sie war in meinen Augen egoistisch, unreif und ohne Empathie. Da sie von allen verhätschelt wird, gibt es auch keinen Grund, sich zu ändern.

Sophie ist genau das Gegenteil. Sehr auf Konventionen bedacht, niemanden verletzen, versucht sie Fanny von den größten Dummheiten abzuhalten und gleichzeitig ihre in Schieflage geratene Ehe zu retten. Ihr größter Fehler in den Augen der Gesellschaft ist, dass sie Bücher liebt und sehr gebildet ist. Sie war mir bedeutend sympathischer..

Meine Lieblingsfigur war eindeutig Emilia, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten muss. Mir hat imponiert, wie sie sich geschickt im männlichen Dschungel bewegt und dabei die nicht vergisst, denen es schlechter geht.

Obwohl es sich für mich um eine Liebesgeschichte handelt, kommen die historischen Komponenten nicht zu kurz. Die damalige gesellschaftlichen Normen sind allgegenwärtig und bestimmen die Handlung wesentlich mit. So erfahre ich vieles über die herrschende Moral, Lebensumstände und Standesunterschiede. Sehr gut gefallen haben mir die Ausflüge in die Welt der Mode, wenn Kleidung anschaulich beschrieben wird.

Besonders gefreut habe ich mich über den Sprachstil des Romans. Die Autorin benutzt Idiome der damaligen Zeit, was für mich den historischen Rahmen perfekt ergänzt.

Mich hat der Roman gut unterhalten durch seine gelungene Mischung aus Liebesgeplänkel und historischem Ambiente.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Liebe überwindet alle Grenzen

Die Pfirsichblütenschwestern
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München 1932 Der Tod der Mutter stellt das Leben der Geschwister Konstanze, Pauline und des kleinen Bruders Lorenz völlig auf den Kopf. Da kein Geld vorhanden ist, werden die Kinder auf Verwandte verteilt ...

München 1932 Der Tod der Mutter stellt das Leben der Geschwister Konstanze, Pauline und des kleinen Bruders Lorenz völlig auf den Kopf. Da kein Geld vorhanden ist, werden die Kinder auf Verwandte verteilt wie Möbelstücke.

Lorenz muss zum Onkel auf dessen Bauernhof im Allgäu. Pauline wird von ihrer Tante aus der Provence mitgenommen. Dort soll sie einst die Pfirsichplantage erben. Nur Konstanze bleibt im heimatlichen München.

Was auf den ersten Blick als gute Lösung erscheint, entwickelt sich immer mehr zu einem Schicksal, das kaum zu ertragen ist.

Der Roman beginnt mit der Beerdigung der Mutter und ich konnte gut nachempfinden, wie schrecklich das für die Geschwister gewesen sein muss.. Besonders das Nesthäkchen Lorenz tat mir leid, der zuvor gehätschelt wurde und sich nun dem kaltherzigen und gewalttätigen Onkel gegenüber sieht. Sein weiterer Lebensweg hat mich sehr bewegt.

Pauline scheint das Glückslos gezogen zu haben - reiche Erbin einer Pfirsichplantage. Zuerst konnte ich gut verstehen, dass sie wieder nach Hause will, denn alles ist fremd, auch die Sprache .Dann bestimmt die Tante, wen Pauline zum Wohle der Plantage heiraten soll , dem aber nicht ihr Herz gehört. Doch recht rasch hat sich mein Mitleid in Unverständnis gewandelt. Pauline versucht gar nicht heimisch zu werden, lehnt alles ab und deshalb ist ihr Schicksal in meinen Augen nur folgerichtig.

Konstanze hat es vergleichsweise gut getroffen . Sie kann sogar Kunst studieren. Sie ist diejenige, mit der ich mich am besten identifizieren konnte. Auch sie macht Fehler, ist aber nach kurzem Nachdenken bereit, das beste aus der Situation zu machen.

Die Autorin schildert die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Geschwister. Das hat mir gut gefallen. Der Roman wird dadurch abwechslungsreicher und spannend und ich hatte Einblicke in die unterschiedlichen Gefühlswelten. Nicht zuletzt feiert das Buch die Schönheit der Provence, was mich gefreut hat. Die Autorin erzählt zudem eine berührende Liebesgeschichte , die berührt und Haas und Grenzen überwindet.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Römische Mordermittlungen

Commissario Leone und die Tränen der Madonna
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Kurz hintereinander werden in Rom junge Menschen ermordet. Die Polizei unter Leitung von Commissario Enzo Leone sucht verzweifelt nach einer Gemeinsamkeit der Opfer und nach einem Motiv. Besonders drängend ...

Kurz hintereinander werden in Rom junge Menschen ermordet. Die Polizei unter Leitung von Commissario Enzo Leone sucht verzweifelt nach einer Gemeinsamkeit der Opfer und nach einem Motiv. Besonders drängend wird die Suche, als Rosa, die Schwester eines der Opfer, ins Visier des Mörders gerät, denn Leone beginnt, Gefühle für sie zu empfinden.

Der Krimi hat mich schnell gefangen genommen. Die Morde geschehen kurz hintereinander. Die Opfer scheinen zufällig ausgewählt. Als Leone bei den Opfern eine besondere Kunstbegabung feststellt, konzentriert sich die Suche nach dem Mörder auf das Umfeld der Kunsthochschule.

Durch Zufall ergibt sich der entscheidende Hinweis auf das Motiv und löst damit einen Wettlauf gegen die Zeit aus. Leone weiß nun, dass der Täter noch einige Opfer auf seiner Liste hat.

Leone hat mir gut gefallen. Er ist für mich der Prototyp eines Italieners, bis hin zu seiner Fürsorge für seine Eltern. Ich fand das nicht störend, sondern sehr angenehm. Rosa hingegen, für die Leone Gefühle entwickelt, war mir zu farblos. Ihr fehlte in meinen Augen das Temperament und ich fand sie eher langweilig.

Unbedingt erwähnen muss ich Leones Assistenten Vanni Amidei, der mit seiner rotznäsigen Art, die bedrückte Atmosphäre aufgehellt hat.

Abgesehen vom packenden und gelegentlich verstörenden Tatgeschehen - die Autorin lässt den Leser die Morde miterleben - liegt für mich der Reiz des Krimis in der lebendigen Darstellung der Ermittlungsarbeit gepaart mit dem römischen Lebensgefühl. Dadurch kam trotz der dramatischen Ereignisse auch ein wenig Urlaubsgefühl auf.

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