Extrem spannende Dystopie
Outcasts – Gesamtausgabe / Box SetEine Kleinigkeit hat mich gestört und das war, dass nicht so ganz klar wurde, wer oder was die Familia eigentlich ist. Wie sind sie nach der großen Flut an die Macht gekommen und wie funktioniert das System. ...
Eine Kleinigkeit hat mich gestört und das war, dass nicht so ganz klar wurde, wer oder was die Familia eigentlich ist. Wie sind sie nach der großen Flut an die Macht gekommen und wie funktioniert das System. Dem Lesegenuss hat das aber keinen Abbruch getan.
Ich weiß gar nicht so genau, wie ich diese Geschichte rezensieren soll. Es ist so unheimlich viel passiert und es ist alles so unheimlich spannend. Da es sich um 4 Bände handelt kommen natürlich auch viele verschiedene Personen vor, die eine Rolle spielen.
Hauptpersonen sind Kate und Liam. Kate ist eine ans System angepasste Tochter aus gutem Hause, die später einmal Senatorin werden soll. Kate wird auf die Gefängnisinsel Lost Island geschickt, um einen Rebellen genannt Wolf, auszuspionieren. Schnell merkt Kate, was auf Lost Island wirklich los ist. Das System beutet die dort lebenden Menschen gnadenlos aus und nicht nur Strafgefangene müssen dort unter erbärmlichsten Bedingungen leben, sondern auch deren, auf Lost Island geborenen, Kinder. Kate erkennt, aufgrund ihres schlauen Kopfes recht schnell, wo das System überall krankt und macht sich auf, um etwas zu verändern. Wenn das mal so einfach wäre… Aber, Kate entpuppt sich als sehr starke junge Frau, die sich nicht scheut, Risiken einzugehen, um die Welt für alle Menschen zu einem besseren Ort zu machen.
Liam ist bereits seit Schulzeiten Kates große Liebe und wird von der Familia nach Lost Island verbannt. Hier baut er sich ein neues Leben, abseits der eigentlichen Kolonie auf. Der einsame Wolf dieser Geschichte muss, nach einem schweren Verlust, erst wieder lernen, sich anderen Menschen zu öffnen. Dies gelingt im mit Kates Hilfe relativ leicht. Liam ist ein äußerst mutiger junger Mann, der jederzeit bereit ist, für die Träume aller nach vorn zu gehen und zu kämpfen. Dabei verliert er aber nie seine Menschlichkeit und das hat mir gut gefallen.
Nicht vergessen sollte man hier auch Ben, den kleinen Jungen mit dem großen Mut. Er ist auf Lost Island geboren und nach dem Tod seiner Mutter hat sich Liam Bens angenommen. Der Kleine ist viel weiter, als es ein Kind in seinem Alter sein sollte und ich hatte mehr als ein Mal Mitleid mit ihm, obwohl Ben dies eigentlich nicht vermittelt. Für ihn scheint das Leben ein großes Abenteuer und er kommt gut damit klar. Ein wirklich schön ausgearbeiteter Charakter, der Spaß macht.
Die Autorin schafft es, wunderbar mit den Figuren zu spielen. Seien es Schleicher oder Crane, seien es Kates Eltern oder Finn. Nie kann man sich ganz sicher sein, auf welcher Seite die eine oder andere Figur steht. Sie alle werden durch Taten und Emotionen beeinflusst und drehen sich mal in die eine oder die andere Richtung bzw. offenbaren sich zunächst nicht jedem gleich komplett.
Gerade Schleicher ist ein sehr vielschichtiger Charakter mit einer spannenden Vergangenheit, die sich dem Leser nach und nach offenbart. Diese Figur hat mich am nachhaltigsten beeindruckt. Er ist bereit, für eine bessere Welt zu kämpfen und hat mit Secret City eine kleine Oase geschaffen. In Secret City ist das Leben wahrlich nicht leicht, aber die Menschen, die dort leben, versuchen dennoch, das Beste aus ihrer Situation zu machen und wenigstens ein halbwegs selbst bestimmtes Leben zu führen.
Die Geschichte wird die gesamte Zeit über stringent vorwärts getrieben. Lose Enden sucht man vergeblich, alles fügt sich ineinander und zunächst lockere Enden werden zusammengeführt. Monica Davis schafft es, die gesamten 741 Seiten über die Spannung extrem hoch zu halten. Sei es, dass man sich auf Lost Island oder in Welltown befindet, sei es, dass man die Rebellen auf dem Boot begleitet oder mit Liam, Kate, Finn und Sarah den Aufstand vorbereitet. Es bleibt kaum Zeit zum Atem holen, wobei sich die Geschichte aber an keiner Stelle überschlägt.
Auch gesellschaftliche Fragen lässt Monica Davis in ihrer Dystopie nicht aus den Augen. Was ist besser? Ein System, in dem man seine Meinung nicht äußern darf, die Presse von der Familia manipuliert wird, aber dafür jeder Bewohner ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und eine Arbeit hat? Oder doch eher das freie Leben der Outcasts voller Entbehrungen? Oder ist es irgendetwas in der Mitte? Die Familia tut alles, um das derzeitige System aufrecht zu erhalten. Sie gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Kate hat auf jeden Fall eine Vision von einem freien Leben, das aber dennoch nicht so entbehrungsreich wie das der Outcasts ist und setzt sich dafür ein, dieses Leben für alle Bewohner zu ermöglichen.
Was soll ich anderes als 5 Sterne geben, wenn ich ein Buch morgens angefangen habe, außer essen nichts gemacht habe, um immer weiter und weiter lesen zu können und abends fertig war mit der Geschichte? Mich hat die Geschichte süchtig gemacht. Ich kann euch Outcasts nur ans Herz legen. Eine spannende Dystopie.