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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein Panoptikum an skurrilen Figuren und bizarren Situationen

Bullet Train
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Darum geht’s:
Fünf Killer treffen im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen aufeinander. Jeder hat einen eigenen Auftrag und ein persönliches Ziel und Argwohn und Misstrauen liegen förmlich in ...

Darum geht’s:
Fünf Killer treffen im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen aufeinander. Jeder hat einen eigenen Auftrag und ein persönliches Ziel und Argwohn und Misstrauen liegen förmlich in der Luft. Als ein Entführungsopfer auf mysteriöse Weise stirbt und ein Koffer voller Geld verschwindet, nimmt das Schicksal für alle Beteiligten ihren Lauf und die Situation rast genauso schnell wie der Zug in Richtung Eskalation.

So fand ich‘s:
Fünf Killer (einer spleeniger als der andere), ein Entführungsopfer, ein von allen begehrter Koffer voller Geld und das besondere Setting im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen sind Kotaro Isakas Zutaten für diesen ungewöhnlichen Thriller. Doch was auf den ersten Blick wie ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel wirkt, entwickelt sich immer mehr zu einem wahren Panoptikum an skurrilen Figuren und bizarren Situationen. Das ist es dann auch, was für mich die Stärke dieses Buches ausmacht. Wenn man diese Art von schwarzem Humor mag, dann kann man sich hier köstlich amüsieren.

Die Thrillerelemente waren für meinen Geschmack zu grausam und zu reißerisch. Aber auch dafür gibt es Liebhaber und der Vergleich mit Tarantino, der immer wieder in Rezensionen zu finden ist, ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen.

Für mich persönlich hätte die Spannung – vor allem zum Schluss hin – ruhig tempomäßig den Zug überholen dürfen. Das Tempo der Geschichte geriet meiner Meinung nach da etwas ins Stocken. Trotzdem fand ich den Schluss dann wiederum passend zur Gesamtgeschichte.

Im Großen und Ganzen habe ich mich gut unterhalten gefühlt und diese (Zug-)Reise in ein für mich ungewöhnliches Genre war so abenteuerlich wie ich es von der Kurzbeschreibung her erwartet hatte. Es ist in der Tat ein Thriller der besonderen Art: unterhaltsam bis hin zu abstrus – genau das Richtige für Fans von schwarzem Humor und hochstilisierten Figuren.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Ein "ehrenwertes" Haus

Abendrot
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Darum geht‘s:
Nach einem Vorfall fliegt die junge Engländerin Jess zu ihrem Bruder nach Paris, der ihr versprochen hatte, sie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen. Als sie mit ihrem Koffer vor dem ...

Darum geht‘s:
Nach einem Vorfall fliegt die junge Engländerin Jess zu ihrem Bruder nach Paris, der ihr versprochen hatte, sie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen. Als sie mit ihrem Koffer vor dem mondänen Haus im Pariser Stadtviertel Montmartre steht, in dem Ben wohnt, klingelt sie jedoch umsonst. Ihr Bruder antwortet weder auf das Klingeln noch auf Handy-Nachrichten. Es gelingt ihr dennoch ins Haus und in Bens Wohnung zu gelangen. Je länger sie kein Lebenszeichen von ihrem Bruder bekommt, umso größer wird ihre Sorge, ihm könne etwas zugestoßen sein. Die Nachbarn in dem scheinbar ehrenwerten Haus sind leider keine Hilfe. Im Gegenteil: Jess trifft auf eine Wand von Schweigen und Ablehnung. Die Hausbewohner scheinen alle etwas zu verbergen zu haben. Jess beginnt Nachforschungen anzustellen und findet Unfassbares heraus.

So fand ich‘s:
Was auf den ersten Blick sofort auffällt sind die kurzen Kapitel und vor allem auch die zahlreichen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Da mich die Autorin bereits in ihrem vorherigen Buch „Sommernacht“ überzeugt hat, dass sie den Dreh definitiv raushat, ein solch komplexes Erzählgeflecht ohne Verwirrungen und Irrungen für den Leser zu knüpfen, hatte ich daher keine Bedenken, mich im Plot zu verlieren. Und das ist Lucy Foley in diesem Buch auch wieder sehr gut gelungen, was ihre originelle Erzählweise speziell und interessant macht.

Trotzdem vermochte mich „Abendrot“ nicht ganz so zu begeistern wie „Sommernacht“. Trotz der knackigen Kapitel dauerte es für meinen Geschmack zu lange, bis der Plot an Fahrt aufnahm. Gleichzeitig fand ich die Charakterstudien der Einwohner des „ehrenwerten Hauses“ überaus spannend und pointiert, was für mich den sich zu Beginn hinziehenden Geschichtsverlauf wieder wett machte.

Als die Geschichte sich zum Ende hin zu einem wahren Höhepunkt steigerte, erkannte ich Lucy Foleys Erzähltalent wieder und auch hier vermochte sie mich mit unerwarteten Wendungen, die stets in sich schlüssig blieben, zu überraschen, so dass sich schlussendlich doch noch den für Psychotriller üblichen Lesesog einstellte.

Alles in allem habe ich „Abendrot“ gerne gelesen und für mich bleibt Lucy Foley auf der Liste der Autoren, auf deren neuen Bücher ich mich freue, ohne Genaueres darüber zu wissen. Ihre ganz eigene Erzählweise und auch die so unterschiedlichen Themen, die sie in ihre Geschichten einbaut, waren für mich bis jetzt immer ein gelungenes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Tolle Geschichte für lesebegeisterte Tanzmäuse und tanzende Bücherwürmer

Ballet School - Der Tanz deines Lebens
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Darum geht’s:
April wächst bei ihren Großeltern auf. Obwohl ihre viel zu früh verstorbene Mutter eine berühmte Primaballerina war, hat das Mädchen überhaupt nichts mit Ballett am Hut. Im Gegenteil! Da ...

Darum geht’s:
April wächst bei ihren Großeltern auf. Obwohl ihre viel zu früh verstorbene Mutter eine berühmte Primaballerina war, hat das Mädchen überhaupt nichts mit Ballett am Hut. Im Gegenteil! Da sie davon überzeugt ist, dass das Tanzen schuld am Tod der Mutter ist, macht sie einen großen Bogen um das Thema – bis zu dem Tag, an dem sie aufgrund einer verlorenen Wette gegen ihre beste Freundin Mimi eine Probestunde absolvieren muss. Das Tanzen löst in April ungeahnte Gefühle aus und stellt ihre Wünsche und Träume allesamt auf den Kopf. April scheint wie ihre Mutter für das Ballett geboren zu sein. Aber ihr fehlen einige Jahre an Training. Ob sie das aufholen kann, um eine Chance zu bekommen an der „Royal Ballet School“ in London vorzutanzen?

So fand ich‘s:
Wie so viele kleine Mädchen, habe ich auch schon damals die Ballerinas bewundert wie sie scheinbar schwerelos über die Bühne gleiten und die Faszination ist bis heute geblieben. Und da ich kürzlich eine Jugendserie aus der Welt des Balletts richtiggehend inhaliert hatte, ist es nicht verwunderlich, dass mich das Thema von Gina Mayers neuem Jugendbuch direkt ansprach.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir entsprechend leicht und die Figur der April brauchte nicht lange, um mich für sich einzunehmen. Im Grunde ist sie ein ganz normales junges Mädchen von nebenan. Nur hat sie eben ein Riesentalent für das Ballett, was viel zu lange unerkannt blieb. Der Autorin ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die Gefühlswelt und die innere Zerrissenheit von jungen Menschen darzustellen. Auch die Ballettszenen haben mir außerordentlich gut gefallen. Ich fühlte mich als regelrechte Zuschauerin und sah alles bildlich vor mir.

Einzig Aprils extrem schnellen Fortschritte haben mich etwas verwundert. Dass sie als Anfängerin andere Schüler, die bereits viel länger trainieren so rasch überholt, empfand ich schon als unrealistisch. Aber da die Autorin mit ihrer charmanten, packenden und altersgerechten Erzählweise das rasch wieder wettmacht, konnte ich ganz gut drüber hinwegsehen.

Daher habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es hat mich berührt und zum Schluss hin wurde es auch noch richtig spannend. Es ist genau die richtige Lektüre für lesebegeisterte Tanzmäuse und tanzende Bücherwürmer.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Schönes Leseerlebnis auf der Isle of Skye

Das Geheimnis von Ardmore Castle
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Darum geht’s:
Ivy Ferguson ist auf der Isle of Skye aufgewachsen. Nach einer schwierigen Kindheit hat sie jedoch schon die erste Gelegenheit genutzt, die Insel zu verlassen und aufs Festland zu ziehen. ...

Darum geht’s:
Ivy Ferguson ist auf der Isle of Skye aufgewachsen. Nach einer schwierigen Kindheit hat sie jedoch schon die erste Gelegenheit genutzt, die Insel zu verlassen und aufs Festland zu ziehen. Dennoch ist sie heute noch von der rauen Natur auf der Insel fasziniert und nimmt mit gemischten Gefühlen den Auftrag an, die Antiquitäten im Ardmore Castle zu überprüfen. Der griesgrämige Schlossherr macht ihren Job alles andere als leicht. Unterstützung bekommt sie jedoch von seinem Neffen Calum, der auch ihr Herz schneller schlagen lässt. Als dann durch ihre Recherchen ein unfassbares Geheimnis aufgedeckt wird, erscheint ihre Familiengeschichte in einem ganz neuen Licht und muss neu geschrieben werden.

So fand ich’s:
Constanze Wilken hatte mich schon mit früheren Werken begeistern können und so freute ich mich sehr auf neuen Lesestoff von ihr. Und auch diesmal hat sie es geschafft, mich in eine für mich unbekannte Region mitzunehmen und mir das Gefühl zu geben, mich direkt auf der Isle of Skye zu befinden und den rauen Wind um die Nase zu spüren. Ihre Begeisterung für diesen Flecken Erde ist jedenfalls immer wieder zwischen den Zeilen zu spüren.

Oberflächlich betrachtet klingt der Plot nicht wirklich neu. Doch die Autorin hat ihren Roman mit dem Thema der schottischen Crofter in einen spannenden und für mich neuen geschichtlichen Rahmen gebettet, der meine Neugier weckte und mich dazu brachte, ein bisschen mehr über die Crofter nachzulesen. Sie hat hier meiner Meinung nach ein weiteres Mal ihr Talent für akribische Recherchen unter Beweis gestellt.

Das Buch ist bestimmt eher etwas für romantische Seelen. Aber die Gefühlsebene ist hier sehr gut ausbalanciert und wird zu keinem Moment zu kitschig. So war „Das Geheimnis von Ardmore Castle“ ein sehr schönes Leseerlebnis für mich und ich würde jederzeit gerne wieder mit Constanze Wilken neue Regionen und unbekannte historische Begebenheiten erkunden.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Frech, flott & unkompliziert

Nur noch eine Folge!
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Darum geht’s:
Michael Mittermeier hatte sich bereits vor fünfundzwanzig Jahren mit seinem ersten Soloprogramm „Zapped“ als TV-Junkie geoutet. Seitdem hat sich fernsehtechnisch einiges getan und der Autor ...

Darum geht’s:
Michael Mittermeier hatte sich bereits vor fünfundzwanzig Jahren mit seinem ersten Soloprogramm „Zapped“ als TV-Junkie geoutet. Seitdem hat sich fernsehtechnisch einiges getan und der Autor nutzte die Corona-Zeit, um auf fünfzig Jahre Fernsehen zurück zu schauen. Entstanden ist ein humorvoller, manchmal auch schonungsloser Rückblick im Comedy-Stil auf unvergessliche TV-Momente.

So fand ich’s:
Eines habe ich mit Michael Mittermeier gemeinsam – leider ist es nicht das Comedy-Talent, sondern die Leidenschaft für Filme und Serien. So hatte mich schon vor vielen Jahren sein Bühnenprogramm „Zapped“ begeistert. Erst konnte ich es mir gar nicht so gut vorstellen, wie eine solche Comedy wohl in Buchform rüberkommt. Aber inzwischen frage ich mich, warum ich bisher solche Bücher eher stiefmütterlich behandelt habe.

Michael Mittermeier hat für „Nur noch eine Folge!“ sein „Zapped“-Programm als Basis genommen. So war natürlich einiges nicht neu für mich. Aber ich konnte immer wieder „Ach-ja-Momente“ genießen. Und es ist dem Autor durchaus gelungen, den Bogen von damals zum heutigen modernen TV-Geschehen zu spannen.

Der Schreibstil ist frech, flott und unkompliziert – genau wie der Autor selbst. Ich hatte beim Lesen auch immer seine Stimme und vor allem auch sein Lausbubenlachen im Ohr. Das Buch liest sich fast zu schnell – und das sage ich als Leseschnecke. . Daher habe ich es lieber häppchenweise gelesen, um länger etwas davon zu haben. Ich habe es sehr genossen, immer wieder laut zu lachen, egal wo ich gerade war. Ich bin sicher, dass mich mancher Mitreisender in Bahn und Bus um meine köstliche Lektüre beneidet hat.

Michael Mittermeier schreibt genauso wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Er erzählt Anekdoten immer mit einem Augenzwinkern und kann auch wunderbar über sich selbst lachen. Und das macht für mich dieses Buch auch aus. Man darf keine tiefschürfende Literatur erwarten, was auch ganz bestimmt nicht sein Ziel war. Er möchte die Menschen unterhalten und meiner Meinung nach ist ihm das hervorragend gelungen.

Für mich war „Nur noch eine Folge!“ eine lustige und erfrischende Abwechslung vom grauen Alltag. Es ist ein Büchlein, das ich bestimmt immer wieder Mal zur Hand nehme, um darin zu schmökern. Wer gerne lacht, ist hier vollkommen richtig!

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