Schöne Geschichte, wenn auch nicht ganz so überzeugend, wie sonst
Max ist zurück nach Seattle gezogen. Neuer Job, neue Freund:innen, neuer Max. Denn er ist nicht mehr derselbe, wie der Max vor sieben Jahren, nachdem sein Vater ihn aufgrund seines Outings aus dem Haus ...
Max ist zurück nach Seattle gezogen. Neuer Job, neue Freund:innen, neuer Max. Denn er ist nicht mehr derselbe, wie der Max vor sieben Jahren, nachdem sein Vater ihn aufgrund seines Outings aus dem Haus geworfen hat. Er kämpfte als Jugendlicher auf der Straße um’s Überleben und verlor sich beinah selbst. Nun will er den Kontakt zu seinen Eltern wieder aufnehmen. Er will ihnen verzeihen. Er will wieder eine Familie. Und dann begegnet er Silas, was alles noch viel komplizierter macht.
Der Schreibstil der Autorin ist normalerweise sehr einfühlsam und emotional. Das war er auch in diesem Buch, nur dass ich dieses Mal nicht so richtig abgeholt werden konnte. Die Figuren waren sehr sympathisch, blieben mir aber fern.
Max hat schon viel in seinem Leben durchmachen müssen, aber er hat überlebt, weiß ganz genau, wer er ist und will sich nicht verstecken. Seine Geschichte ist eine sehr bewegende. Was er erlebt hat, wie er sich aus seinem Sumpf gekämpft hat, wie er seinen Lebensretter verloren hat und wie er seitdem aufopferungsvoll für andere da ist.
Silas steht an einem ganz anderen Punkt in seinem Leben. Er ist hoch traumatisiert, weiß nicht, wer er ist, weil es ihm verboten wird, sein wahres Ich zu zeigen. Er hat diese Mauer um sich gebaut. Hat unter den schlimmsten Umständen “gelernt”, seine Gefühle zu verschließen und wirkt kalt und hart. Doch dann begnetet er Max und seine Fassade beginnt zu bröckeln.
Gleich nach ihrer ersten Begegnung ist klar, dass die beiden zusammengehören. Und gleich nach der zweiten Begegnung ist klar, dass das Ganze komplizierter nicht sein könnte.
Max erfährt diese furchtbare Sache über Silas und beschließt, für ihn da zu sein. Er muss Silas’ Zerrissenheit, seine Zurückweisungen, seine PTBS aushalten und wird am Ende vor eine Entscheidung gestellt. Er oder Silas. Und er hat sich geschworen, sich immer für sich selbst zu entscheiden... Die Beziehung der beiden stand unter keinem guten Stern.
Mein Liebling in dieser Geschichte ist einfach Faith, die von Anfang an die beste Freundin für Silas ist, die man sich vorstellen kann. So ehrlich und echt. Sie geht mit einer Selbstverständlichkeit durch’s Leben, dass ihr die Welt gehört und ist dabei super witzig und einnehmend sympathisch, dass man sie nur gern haben kann.
Die Figuren und die gesamte Geschichte waren dieses Mal stark überzeichnet. Max war zu perfekt, die Dinge, die ihm und Silas passiert sind zu furchtbar, der Vater zu böse, der CEO zu herzlos und das Happy End zu gut, um wahr zu sein. Weil alles irgendwie ein bisschen drüber war, hat es mir manchmal an Authentizität gefehlt. Die Geschichte konnte trotzdem berühren und die Charaktere konnten mich dennoch für sich einnehmen, es war eben nur nicht ganz so überzeugend und emotional, wie sonst. Vielleicht konnte die Autorin sich dieses Mal einfach nicht ganz so sehr einfühlen. Man merkte, dass es ein Herzensthema von ihr ist, eines, über das sie unbedingt aufklären wollte und das rechne ich ihr hoch an. Es hat mich erreicht und ich habe auch immer wieder einen Kloß im Hals gehabt. Die Geschichte der beiden, wenn sie hier auch überzeichnet dargestellt wurde, ist für zu viele Menschen Realität und das macht nachdenklich.
Für mich nicht das beste Buch der Autorin, aber nichtsdestotrotz eine wunderschöne und hoffnungsvolle Liebesgeschichte, die ich gerne gelesen habe.