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Veröffentlicht am 17.06.2022

Aktivistenmorde

Puppentanz
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Tee verkaufen, ihn trinken und Morde aufklären - das tut die charismatische, übersinnlichen Themen nicht abgeneigte Exjournalistin Berenike im schönen Salzkammergut. Diesmal engagiert sie sich, frisch ...

Tee verkaufen, ihn trinken und Morde aufklären - das tut die charismatische, übersinnlichen Themen nicht abgeneigte Exjournalistin Berenike im schönen Salzkammergut. Diesmal engagiert sie sich, frisch aus ihrem Traumland England zurückgekehrt, gegen ein Bauprojekt - und schon gibt es eine Leiche, und bald gesellt sich eine zweite dazu.

Was hat es damit auf sich, sollen hier alle Aktivisten systematisch ermordet werden? Zudem auf ganz besonders perfide Art, nämlich bei der Ausübung von Freizeitvergnügungen! Berenike legt sich ins Zeug, um das ein oder andere herauszufinden, nicht zuletzt, weil ihr Liebster Jonas, seines Zeichens Kommissar, noch in Brittannien weilt. Wenigstens ist diesmal die Liebe nicht Gefahr und die Spannung schon gar nicht, denn rasch gerät Berenike selbst ins Visier des Mörders - oder scheint es nur so?

Nun ja, wir alle wissen, dass man im Salzkammergut gut lustig sein kann, dass sich dort aber auch jede Menge Leichen rumtreiben, das ist neu, zumindest, wenn man die Serie um die teeaffine Berenike nicht kennt! Anni Bürkl schreibt durchaus atmosphärisch, lässt Lokalkolorit aufblitzen - manchmal wird es jedoch ein wenig fahrig oder gar wirr. Im Gegensatz zu früheren Fällen fand ich aber diesmal den Schluss ausgesprochen rund und befriedigend und es waren auch nur einige wenige Informationen, die ins Leere verliefen. Umso besser, denn eigentlich mag ich diese Reihe um die charismatische Berenike, die jede Menge Alleinstellungsmerkmale aufweist und somit eigentlich flink zu Österreichs Ermittlerin Nr. 1 aufsteigen könnte. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es sich weiter entwickelt und was Berenike - und Jonas - sonst noch so auf dem Schirm haben.

Veröffentlicht am 17.06.2022

Das Vertrauen in die katholische Kirche

Die Geschichte der Einsamkeit
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Das Vertrauen in die katholische Kirche wurde in den vergangenen Jahren des Öfteren so nachhaltig erschüttert, dass man annehmen musste, sie würde sich nie wieder davon erholen. Doch immer wieder hat sie ...

Das Vertrauen in die katholische Kirche wurde in den vergangenen Jahren des Öfteren so nachhaltig erschüttert, dass man annehmen musste, sie würde sich nie wieder davon erholen. Doch immer wieder hat sie sich berappelt - wenn auch in der Gesellschaft viel Misstrauen entstanden ist und das Vertrauen, ja der Glaube in die Institution Kirche stark erschüttert wurde. Und das nicht nur hierzulande - nein, auch in anderen Ländern hat es ähnliche Entwicklungen gegeben. Natürlich ist Irland, eine der "Hochburgen" des Katholizismus, nicht davon ausgenommen.

Gerade diesem schweren Thema widmet sich der Autor John Boyne - ich bin versucht zu sagen: der große irische Gegenwartsromancier Boyne - in seinem ersten Roman, der in seinem Heimatland spielt. Und er hat sich sowohl historisch als auch räumlich weit hinausgewagt, so bpsw. ins Deutschland in Zeiten des Nationalsozialismus, indem er sich überaus eindringlich dem "Jungen im gestreiften Pyjama" widmete, dann wieder erfolgte ein ausführlicher Ausflug ins zaristische Russland, dessen Ende er mit einer sowohl gewagten als auch auch phantasievollen Variante versah.

Diesmal bleibt Boyne sehr viel stärker in der Realität verhaftet - sein Roman spielt in Irland der 1960er bis 2010er Jahre und handelt vom Leben und den Erlebnissen und Schicksalsschlägen des Dubliners Odran Yates, der 1972 voller Überzeugung seine Ausbildung in der Priesterschule aufnimmt, sie auch nie bereut und seinen Beruf voller Freude ausübt. Ja, man könnte sagen - ein zufriedener Mensch, was erstaunlich ist, da er auf alles andere als auf eine behütete Kindheit zurückblickt. Doch alles ist nicht so, wie es scheint....

Ein überaus realistischer und dadurch umso ergreifenderer Roman um Fragestellungen, mit denen wir alle - ob katholisch oder nicht - schon konfrontiert wurden, zumindest in der aktuellen Berichterstattung und die uns schockiert und erschreckt, verständnislos zurückgelassen haben.

Mich persönlich hat das Ende ein klein wenig enttäuscht: dadurch wurde meine Lektüre nicht ganz so rund, wie es sich den ganzen Roman hindurch abgezeichnet hatte - das Buch ließ mich ein klein bisschen enttäuscht zurück, was aber wirklich nur mit den letzten - sagen wir, ca. 50 Seiten - zusammenhängt. Ansonsten ist es überaus empfehlenswert - Boyne widmet sich diesem schwierigen Thema gewohnt eloquent und fügt seinem Oeuvre einmal mehr einen Roman hinzu, der sich vollkommen von dem, was er vorher geschrieben hat, unterscheidet.

John Boyne - ein Autor, der definitiv für eine Überraschung gut i

Veröffentlicht am 10.06.2022

Dänemark und Deutschland ermitteln zusammen

Gezeitenmord
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Eine Leiche auf der Grenze - das heißt, dass sich hier zwei Ermittler aus zwei verschiedenen Ländern, aus zwei verschiedenen Kulturen der kriminalpolizeilichen Ermittlung, zusammentun müssen ...

Eine Leiche auf der Grenze - das heißt, dass sich hier zwei Ermittler aus zwei verschiedenen Ländern, aus zwei verschiedenen Kulturen der kriminalpolizeilichen Ermittlung, zusammentun müssen und das ist nie einfach. Zumal die hier porträtierten Charaktere Lykke Teit und Rudi Lehmann so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht: weiblich, jung und ehrgeizig trifft hier männlich, bejahrt und abgeklärt. Und erfreulicherweise gelassen, so dass man sich zusammenraufen kann und zwar recht schnell. Obwohl Lykke dem Kollegen aus Deutschland in Bezug auf den Toten etwas ganz Entscheidendes verschwiegen hat.

Ein schöner Ermittlerkrimi, der Lust auf mehr macht. Mir hat die Lektüre einen Riesenspaß gemacht, auch wenn ich finde, dass das Miteinander der beiden besonderen "Bullen" doch noch etwas ausbaufähig ist.

Aber mir gefällt der besondere Blick des Autors Dennis Jürgensen sowohl auf das Setting als auch die Figuren, der diesen Krimi etwas warmherziges gibt, trotz der Dinge, die in einem Krimi nun mal so geschehen!

Veröffentlicht am 03.06.2022

Henriette tut öfter so, als ob es regnet

So tun, als ob es regnet
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Findet ihre Mutter Alma. Henriette ist die Jüngste von vier Schwestern, von denen jede ihren eigenen Kopf hat. Aber so eigen wie sie ist keine und warum das so ist, das erfahren die Leser dieses aus vier ...

Findet ihre Mutter Alma. Henriette ist die Jüngste von vier Schwestern, von denen jede ihren eigenen Kopf hat. Aber so eigen wie sie ist keine und warum das so ist, das erfahren die Leser dieses aus vier Lebensgeschichten bestehenden Romans recht früh. Denn Henriettes Geschichte ist die zweite von den vieren, die allesamt ineinander verflochten sind.

Zunächst fällt es schwer, die Entwicklungen nachzuvollziehen, doch spätestens während der Geschichte um Henriette wird alles klar.

Stark muss der Leser sein, der eintaucht in diese Geschichte, die im heutigen Rumänien spielt, in einem Landstrich, der von verschiedenen Nationen bevölkert bzw. durchwandert wird. Denn diese Geschichte erzählt von Verlusten, kaum jemand kann so, wie er will. Irgendwann hat man keine Wahl - das ist sozusagen ein Credo, das in jedem dieser vier Leben vorkommt, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.

Dennoch ist das nicht ein rein trauriges Buch, denn jeder der Charaktere ist so warmherzig beschrieben, dass er mich früher oder später zum Lächeln bringt. Ein Roman, der jeden berühren wird, dem die Geschichte Europas gerade in der heutigen Zeit des Krieges besonders präsent ist.

Veröffentlicht am 24.05.2022

Hier hat die Autorin den Zauberstab vergessen

Salate zum Sattessen
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Denn es gibt hier ein paar ganz nette, teilweise sehr deftige Salate, an denen man sich ordentlich laben kann. Aber so richtig neu kommt mir das alles nicht vor.

Eher aus Omas Schatzkästchen oder auch ...

Denn es gibt hier ein paar ganz nette, teilweise sehr deftige Salate, an denen man sich ordentlich laben kann. Aber so richtig neu kommt mir das alles nicht vor.

Eher aus Omas Schatzkästchen oder auch dem der Nachbarin oder Kollegin und dann nach eigenem Geschmack ausgebaut. Woran aus meiner Sicht überhaupt nichts Ehrenrühriges ist, denn so entwickeln sich die besten Rezepte: man probiert was Leckeres, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht - nachdem man jemandem erfolgreich das Rezept abgeschmeichelt hat, wachsen auf dem eigenen Mist noch die eine oder andere zusätzliche Idee. Und schon hat man einen Salat, der wie gemacht ist für die eigene Familie. Wobei dieser eher nicht sonderlich Gesund ist, sondern einfach eher schmackhaft.

Aber auch solche Rezepte braucht man immer mal wieder: die irgendwann jedes Familienmitglied im Schlaf nachmachen kann und dem Rest der Bagage es nicht schwerfällt, zu erraten, wer diesmal der "Autor" ist.

Hier erhält man keiin Werk der Mgie, sondern ein wahrlich inspierierendes kleine Buch, in dem ich noch desöfteren blättern und nach der passenden Idee für den Abend suchen werde!