Eine außergewöhnliche Geschichte über Selbstfindung, Mut, Freundschaft und wahre Liebe
In Robin Coopers Leben läuft gerade nichts, wie es sollte: Während sich alle anderen schon aufs College vorbereiten, häufen sich bei ihm die Absagen. Für Robin bricht eine Welt zusammen, als sein großer Traum von der Schauspielschule zerplatzt und er plötzlich ohne Plan für die Zukunft dasteht. Und dann ist da auch noch die Sache mit seinem Freund Connor, der sich nicht offen zu ihm bekennt. Alles ganz schön kompliziert! Doch als ihn seine Clique an seinem 18. Geburtstag in eine Drag-Queen-Show schleppt, realisiert Robin, dass das Leben manchmal ganz eigene Pläne macht ...
"Ich wünschte, es hätte solche Bücher schon gegeben, als ich aufgewachsen bin. George Lester erzählt eine Geschichte, die mich gleichzeitig zum Weinen und zum Lachen gebracht hat, voll von Freude, Mut, Hoffnung und ein bisschen Glitzer." Linus Giese, Autor von "Ich bin Linus"
Bei diesem Buch habe ich die Hörbuchversion gewählt. Ich brauchte ein wenig, um mit dem Sprecher warmzuwerden, da einige der Charaktere wie Divas klangen und einen leicht schrulligen Touch hatten.
Im Endeffekt ...
Bei diesem Buch habe ich die Hörbuchversion gewählt. Ich brauchte ein wenig, um mit dem Sprecher warmzuwerden, da einige der Charaktere wie Divas klangen und einen leicht schrulligen Touch hatten.
Im Endeffekt kann ich aber sagen, dass die Mutter und auch Natalie, bei denen ich das jetzt nicht so erwartet habe, genauso waren. Leicht über der Spur und aufgedreht und trotzdem herzlich. Auch den anderen Personen hat sich der Sprecher ihrem Charakter entsprechend sehr gut angepasst. Mich hat es überzeugt.
Es ist einerseits eine Story über die normalen Anwandlungen junger Menschen, die ihren Schulalltag bewältigen. Die nervös werden, da die Schule sich den Abschlussprüfungen neigt und die Zukunftspläne laut im Hinterkopf schreien. Dazu kommt eine große Portion Selbstfindung, wenn die Träume zerplatzen und Beziehungsprobleme, die nicht mal eben geklärt werden können. Das prasselt alles auf Robin Cooper ein.
Trotz der mitunter ernsteren Phasen, ist diese Geschichte wunderbar leicht. Ich habe viel gelacht, da die Sprüche manchmal wirklich zum weghauen waren. Immer wieder interessant, wie sich die Jungend von heute so ausdrückt. Vor allem, wenn dort noch eine extra Portion Regenbogen obendrauf gepackt wurde. Ich hatte den Eindruck, dass es so gewollt war, dass es manchmal ein wenig too much rüberkam. Da es eine Own Voice Story ist, nehme ich den Charakteren natürlich auch alles so ab, wie sie sich geben und agieren. Allerdings weiß ich auch, dass viele nicht dieses tolle Umfeld, wie Robin haben, wie hier durchaus gezeigt wird.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich eine sehr schöne Zeit mit dieser schönen, frischen und jugendlichen Geschichte hatte.
Jahre ist die starke Zunahme der Repräsentation von Randgruppen und Diversität. Viele Verlage achten vermehrt darauf, dass verschiedene Ethnien, Religionen und LGBTQ+ Geschichten einen Platz finden, um ...
Jahre ist die starke Zunahme der Repräsentation von Randgruppen und Diversität. Viele Verlage achten vermehrt darauf, dass verschiedene Ethnien, Religionen und LGBTQ+ Geschichten einen Platz finden, um die Vielfalt an Menschen auch in Romanen abzubilden. "In all seinen Farben" ist eine dieser Geschichten, die die LGBTQ-Community feiert und insbesondere in das Thema "Drag" einführt. George Lester, der selbst als Drag Queen unter dem Namen "That Gurrrl" auftritt hat hier eine bunte, diverse und unterhaltsame Geschichte geschrieben, die allein für ihr Thema schon eine Leseempfehlung verdient hat. Schaut man jedoch unter die glitzernde Fassade, fallen mir doch die ein oder andere Baustelle auf.
Das Cover ist ein wahrer Hingucker. Zusehen ist die schwarz-weiße Comic-Silhouette eines Jungen, dessen eines Auge durch künstliche Wimpern und roten Lidschatten hervorsticht. Der Titel ist in allen Farben des Regenbogens gehalten, genau wie
die Farbsprenkel, die den ansonsten weiß-beigen Hintergrund zieren. Hier gefällt mir selbst der deutsche Titel "In all seinen Farben" fast besser als der Originaltitel, "Boy Queen", da es hier tatsächlich eher um ALLE Farben, alle Facetten an Robin geht und seine neu erwachende Leidenschaft für Drag nur eine Komponente der Geschichte ist.
Ebenfalls sehr positiv aufgefallen ist mir das kurze Glossar mit unterstützenden Begriffserläuterungen und ein Namensregister der im Buch vorkommenden Queens. Gerade für komplette Quereinsteiger in diese Thematik (wie ich) ist es hilfreich, den ein oder anderen Begriff nochmal nachlesen zu können. Diesmal habe ich das Glossar sogar auch nicht erst am Ende entdeckt - da ein Hinweis des Verlags gleich zu Beginn den Tipp gibt, sich das Glossar und die Triggerwarnung einmal anzuschauen. Großes Lob also an den Verlag!
Erster Satz: "Die Musik ist so laut, dass ich spüren kann, wie sie durch den Boden pulsiert."
Auch abseits der Gestaltung ist es nicht besonders schwer, in die Thematik einzusteigen, da gute 120 Seiten vergehen, bis wir überhaupt in der Drag-Queen-Show landen. Um ehrlich zu sein zieht sich der Beginn ein bisschen, da zunächst einige Seiten ins Land gehen, in denen wir mehr über Robins Freunde, seine Mutter, seinen Traum einer Schauspielausbildung an der LAPA zu machen und seine Beziehung zu Connor erfahren. Durch den Klapptext weiß man schon gleich, dass er bei der Aufnahmeprüfung nicht angenommen wird und erst durch ein Besuch im Entity eine neue Zukunftsperspektive findet. So wartet man während des ersten Drittels der Geschichte eigentlich nur darauf, dass endlich sein Geburtstag ist und es zur Drag-Queen-Show geht. Das ist ein bisschen schade, da andere vorkommende Themen wie die kriselnde Beziehung zu Connor, der sein Coming-Out noch nicht hatte und Robin zu seinem kleinen, dreckigen Geheimnis vor seinen homophoben Freunden und Familie macht, Robins Freude am Tanzen, die lockere, vertrauensvolle Mutter-Sohn-Beziehung oder Robins Clique bestehend aus Nat, Greg und seiner Tanzfreundin Priya sehr spannend wären und viel Potential hätten, das aber nicht genutzt wird.
Denn sobald Robin Drag für sich entdeckt, geht es um kaum etwas anderes mehr. Die Probleme seiner Freunde ignoriert er fast komplett, mit seiner Mutter redet er nicht mehr und die Müge, den interessanten Neuen, Seth, wirklich kennenzulernen und über dessen Gefühle zu reden, macht er sich auch nicht wirklich. Kein Wunder also, dass Robin das ein oder andere Mal von seinen Freunden als egoistisch beschimpft wird. Für ihn als Charakter ist das kein Problem - er ist einfach eine Figur mit Ecken und Kanten, die manchmal etwas über die Stränge schlägt, während sie für das kämpft, was ihr wichtig ist -, für die Nebenfiguren aber schon, da diese inmitten von Robins neuer Begeisterung und seiner Probleme fast vollständig untergehen. Auch in Bezug auf andere Themen wie Homophobie, Mobbing oder körperliche Gewalt hat sich George Lester ein bisschen verzettelt und ich hätte mir mehr emotionale Tiefe und einen stärkeren Fokus auf EIN Thema gewünscht. Dazu kommt, dass die Handlung alles in allem sehr vorhersehbar war und ich emotional nicht so sehr involviert wurde. Da wäre also definitiv mehr drin gewesen.
"Man kann planen so viel man will, das Leben hat doch oft anderes mit einem vor. Es muss weitergehen. irgendetwas Gutes entsteht eigentlich immer, egal wie beschissen die Lage auch sein mag. Du hast Drag für dich entdeckt. Ich habe dich gefunden. Was auch geschieht, man muss irgendwie lernen, damit umzugehen. Was bleibt einem sonst übrig?"
Das bedeutet aber nicht, dass ich die Geschichte nicht mochte. Im Gegenteil: ich war ganz begeistert von der künstlerischen, offenen und glitzernden Welt, in die ich hier entführt wurde. Wahrscheinlich hätte "In all seinen Farben" für mich als Film besser funktioniert, da ich Schwierigkeiten hatte, mir manche Dinge vorzustellen, der Autor beschreibt aber alles sehr bildhaft und lebendig. Gerade an den Beschreibungen der Strukturen innerhalb der Drag Family, der Beziehungen zwischen den verschiedenen Queens und Themen wie Make-Up und Performance merkt man, dass der Autor selbst Praxis-Erfahrung hat und genau weiß, wie es in der Community läuft. Dahingehend konnte ich beim Lesen eine Menge lernen. Begriffe wie Drag Mother, AFAB-Queens oder Persona haben mir zuvor überhaupt nichts gesagt. Auch wenn ich selbst erst wenig Berührungspunkte mit Drag hatte und mich einiges vielleicht nicht so sehr erreichen konnte, fand ich die Geschichte also eine super Möglichkeit, auf unterhaltsame Art und Weise den eigenen Horizont ein bisschen zu erweitern. Außerdem habe ich bei den ganzen Beschreibungen der Shows richtig Lust bekommen, selbst eine anzusehen und gleich mal gegoogelt, ob es eine örtliche Community in meiner Nähe gibt, die ich unterstützen könnte!
"Es wirkt verwegen und stark; sie tupft und blendet, genau wie ich es auch mache. Es gibt einen Moment, in dem ich denke, es sei schief gegangen, aber das ist es nicht, es ist nur noch nicht fertig. Auf seltsame Weise fühlt sich das an wie eine Lebensmetapher. Alles sieht total verkehrt aus und so, als würde es gleich auseinanderfallen, aber das stimmt nicht, denn eigentlich ist es nur noch nicht abgeschlossen. Es ist kein Chaos, sondern eine fortlaufende Entwicklung."
Das Ende der Geschichte ist ein bisschen knapp, führt aber alle wichtigen Punkte zu einem Abschluss und zeigt, dass wir hier erst am Anfang von Robins Geschichte stehen.
Fazit:
Eine bunte, diverse, unterhaltsame Geschichte über Drag, Freundschaft, Zukunftspläne, Homophobie und darüber, die eigene innere Königin zu entdecken und zum Strahlen zu bringen. Zwar nutzt George Lester nicht das gesamte Potential aus, insgesamt kann ich "In all seinen Farben" aber unbedingt weiterempfehlen!
Wieder einmal schwierig das Buch zu "bewerten". Mir hat es gefallen. Die Message war toll. Nur die Umsetzung der Charaktere war nicht immer meins.
In Robins Leben läuft es nicht so, wie er es gerne hätte. ...
Wieder einmal schwierig das Buch zu "bewerten". Mir hat es gefallen. Die Message war toll. Nur die Umsetzung der Charaktere war nicht immer meins.
In Robins Leben läuft es nicht so, wie er es gerne hätte. Er bewirbt sich für eine Schauspielschule, und wie wir aus dem KT bereits wissen, wird er nicht angenommen. Er fällt hierbei in ein Loch. Völlig verständlich. Die Frage "was nun?" hat bestimmt schon jeden von uns einmal beschäftigt. Er hat sich zuvor nur auf dieses eine Ziel konzentriert und alles andere um sich herum ignoriert. Manchmal fühlten sich seine Gedanken und Handlungen für mich wie Zwänge an. Für "zu viel". Robin kennt nur das extreme. Seine Gefühle waren, für mich persönlich, immer sehr krass dargestellt. Als er eine neue Leidenschaft findet, stürzt er sich auch in diese mit allem was er hat, mit allem was er fühlt. Und blendet auch hier wieder alles andere aus. Auch seine besten Freunde. Auch als sie ihm dies sagen und betonen das er nicht immer alles auf sich projizieren soll - macht er genau das. In seinem Kopf und Gefühlen ist nur Platz für ihn und seine Probleme. Seine Freunde und Familie soll ihn unterstützen - er tut dies aber nicht für sie. Und das obwohl, gerade seine Mutter, echt cool sind. Tolle und aufopferungsvolle Charaktere. Tun sie nichts für mich - ignoriere und belüge ich sie. DAS hat mir gar nicht gefallen. Jeder soll seine Träume verwirklichen. Und das tut er. Und man spürt sein Glück hierbei. Er geht darin völlig auf. Aber zu lasten anderer. Ich persönlich kann das nicht nachvollziehen. Wenn ich mich ganz bewusst dafür entscheide die Menschen die mir wichtig sind zu verletzen und zu belügen, und mich dann wundere das sie nicht erfreut darauf reagieren.
Ich fand die Story und die Selbstfindung toll. Aber nicht den Umgang mit anderen Menschen. Vor allem da keine Änderung des Verhaltens erkennbar war. "Ich hab XY durch meine Lügen verletzt und das tut mir leid. Deswegen lüge ich XY jetzt noch mehr an und mach weiter wie zuvor." Hier hätte ich mir eine andere Reflexion gewünscht.