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Veröffentlicht am 29.06.2022

Wo die Wölfe heulen

Wo die Wölfe sind
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Da soll der weg für eine natürlich gewachsene Landschaft, die durch den Tierbestand wie in früheren Zeiten von zu viel Damwild, das die Flora in Ungleichgewicht bringt, erlöst werden. Eben durch ...

Da soll der weg für eine natürlich gewachsene Landschaft, die durch den Tierbestand wie in früheren Zeiten von zu viel Damwild, das die Flora in Ungleichgewicht bringt, erlöst werden. Eben durch die Wölfe, die ja Nahrung benötigen. Inti Flynn aus Australien leitet ein Team von Fachleuten an, die diesen Prozess in den schottischen Highlands einleiten und begleiten sollen.

Von den Bewohnern dieser einsamen Gegend werden sie mit Mißtrauen, oftmals gar Ablehnung empfangen. Der erste Wolf wird viel zu früh "abgeknallt", bevor überhaupt irgendwelche natürlichen Abläufen ihren Anfang nehmen können.

Doch Inti bringt mehr mit als das Programm zur Ansiedlung der Wölfe: nämlich eine schwere Last: ein neues Leben will sie beginnen, doch dass darin Duncan, der örtliche Polizeichef eine Rolle spielen wird, das hat sie nicht erwartet.

Und stellt für eine lange Zeit die Wölfe und deren Schutz an die erste Stelle - sogar noch weit vor sich selbst.

Ein weitgehender, tiefgründiger, ursprünglicher, gewaltiger und kraftvoller Roman, in den einzig ein paar Klischees zuviel geraten sind. Doch das vermag meine Faszination für dieses ungewöhnliche und faszinierende Werk nicht zu mindern.

Mein Fazit: "Zugvögel" war gut und wichtig. "Wo die Wölfe sind" ist dies noch um ein Vielfaches mehr. Ich wünsche dem Roman eine große und aufmerksame Leserschaft!

Veröffentlicht am 28.06.2022

Feuer von A bis Z

Das Feuerbuch
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Hier bekommt man absolut detaillierte Informationen zum Feuer. Denn die Autorin Astrid Schulte beschäftigt sich und andere eingehend mit diesem Thema: sie gibt sogar Kindern das Feuermachen bei. Und zwar ...

Hier bekommt man absolut detaillierte Informationen zum Feuer. Denn die Autorin Astrid Schulte beschäftigt sich und andere eingehend mit diesem Thema: sie gibt sogar Kindern das Feuermachen bei. Und zwar mit Feuerstahl - dieser liegt dem Buch auch gleich bei - und Zunderschwamm.

Ein ganz besonderes, ungewöhnliches Outdoor-Erlebnis, das nicht ungefährlich ist. Aber die Autorin beschäftigt sich gerade mit diesen Gefahren sehr ausführlich. Obwohl es ein Buch hauptsächlich für Kinder ist, enthält es auch jede Menge Tipps "für die Großen". Und so wird schnell sonnenklar: ohne die, nämlich ohne Aufsichtspersonen, läuft hier nichts.

Vor allem geht es hier um Feuermachen im Wald was - Obacht! - nur an gaaaaanz vereinzelten, extra festgelegten Stellen geschehen darf. Aber es gibt auch Tipps für Feuer im Garten bspw. wird eine Feuerschale vorgestellt, die man speziell dafür verwenden kann.

Ein wundervolles und wichtiges Buch - sehr mit Vorsicht zu genießen: aber auch mit Achtung, Ausdauer und Konzentration!

Veröffentlicht am 17.06.2022

Einen Sternenhimmel voller schöner Worte und Gedanken

Unter dem Sternenhimmel
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beschert uns Elisabeth Büchle mit diesem bezaubernden, winterlichen Buch!

Wie so oft in den Romanen von Elisabeth Büchle ist eine scheinbar hoffnungs- und ausweglose Situation Ausgangpunkt dieser romantischen ...

beschert uns Elisabeth Büchle mit diesem bezaubernden, winterlichen Buch!

Wie so oft in den Romanen von Elisabeth Büchle ist eine scheinbar hoffnungs- und ausweglose Situation Ausgangpunkt dieser romantischen Weihnachtsgeschichte. Noa hat kein Geld und auch sonst nichts, wenn auch die Autorin im Hinblick auf ihre Protagonistin zunächst überraschend geheimnisvoll daher kommt. Aber dann erhält sie - ausgerechnet durch Chiara, die Heldin der letztjährigen Weihnachtsgeschichte, eine Chance und zwar eine ganz große, nämlich die, ihren lang gehegten Lebenstraum zu erfüllen und einen Mix aus Café und diversen Läden zu eröffnen. Aber war Chiara nicht zu voreilig mit ihrer umfassenden, bereitwilligen Hilfe? Zunächst scheint es so, als ob Noa vor allem durch die Unterstützung bzw. Mitarbeit anderer zu exisitieren scheint - und das ist bald vor allem der junge Tischler Jonas, der schon einiges in seinem Leben erlebt hat - wird er eine erneute Enttäuschung erleben? Nicht bei Elisabeth Büchle, auch wenn hier trotz der Kürze des Romans etliche Umwege eingeschlagen und Klippen umschifft werden müssen, bevor es zu einem überaus runden, so erhofften, dennoch in vielerlei Hinsicht überraschenden Ende kommt, an dem sich das Herz erfreuen kann.

Also Romantik pur? Dazu ein dreifaches lautes "Ja"; aber es ist eine Romantik, die im Hier und Heute stattfindet: also keine mit romantischen Schlittenfahrten, sondern eher eine mit Allradantrieb. Aber keine Sorge, es sind mehr als genug Lichter am Sternenhimmel vorhanden, um die Geschichte und die Herzen sowohl der eingebundenen Charaktere als auch der Lesenden zu erfüllen - es ist schließlich Weihnachten und die Lichter am Himmel - die sind sowohl zeitlos als auch unabhängig von jedweder Technik.

Ebenso zeitlos, wie dies auch wahre Liebe und wahrhaftige Freundschaft sein sollte: zwei Werte, die uns Elisabeth Büchle in diesem Buch eindringlich vor Augen führt und die wie zarte Pflänzchen zu pflegen und zu hegen sind. Man sollte immer wissen, auf wen man sich verlassen kann - und das ist immer auch der christliche Glaube, der in diese Geschichte ganz unauffällig eingebunden und dennoch nicht von ihr zu trennen ist.

Elisabeth Büchle schreibt einfühlsam, feinfühlig und dabei stets humorvoll - und vor allem sehr atmosphärisch - man sieht sich in Noas Cafe sitzen, den duftenden Tee trinkend und vom köstlichen Apfelkuchen (das Rezept steht im Buch drin) naschend. Ein Buch, das wie gemacht ist für die Feiertage, denn es versetzt den Leser in die passende Stimmung. Dennoch ist es auch ein Genuss für trübe Herbsttage, denn die Handlung reduziert sich längst nicht nur auf die Weihnachtszeit.

Wenn Sie das ideale Weihnachtsgeschenk für jemanden suchen, den Sie nicht ohne eine Botschaft, ohne einen Segen belassen wollen - dann greifen Sie zu und schnappen sich am besten gleich zwei Exemplare - man sollte die Selbstfürsorge nicht außer acht lassen!

Veröffentlicht am 17.06.2022

Halbgott und Verhängnis gleichermaßen

Vater des Regens
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Das ist ihr Vater für Daley Armory, sie kann nicht mit ihm und nicht ohne ihn. Ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter - die beschließt nämlich, als Daley elf Jahre alt ist, ihren egozentrischen und selbstherrlichen ...

Das ist ihr Vater für Daley Armory, sie kann nicht mit ihm und nicht ohne ihn. Ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter - die beschließt nämlich, als Daley elf Jahre alt ist, ihren egozentrischen und selbstherrlichen Mann Gardiner zu verlassen - Gardiner, der auch lustig sein kann und aufmerksam, charmant und einschmeichelnd - solange alles nach seiner Facon geht. Bald schon werden die Wochenenden mit seiner neuen Familie - denn keine Minute hat er es allein ausgehalten - für Daley zur Qual, zumal er das für alle offensichtliche leugnet: er ist Alkoholiker.

Das Buch teilt sich auf in drei Teile, die drei verschiedene Phasen, unterschiedliche Altersstufen in Daleys Leben wiederspiegeln. Daley hat ihren Vater stets geliebt, aber hat er es zurückgegeben? Oder hat er am Ende nur sich selbst geliebt? Ein sehr komplexes Buch ist dies, in dem mit Sicherheit nicht nur gelegentlich Autorin Lily King aus ihrem eigenen Leben, ihren Erfahrungen spricht.

Dass sie schreiben kann, weiß der deutsche Literaturfreund seit "Euphoria", dem grandiosen Roman über eine ménage à trois unter Ethnologen, die sich grob an der Biographie Margaret Meads orientiert und mich begeistert hat - aber nicht so sehr wie dieses davor geschriebene, doch erst jetzt ins Deutsche übertragene, sehr persönliche Buch.

Es erzählt von Bindungen und von Druck, von eigenem wie auch fremd verursachten, von zuviel und von zuwenig Liebe - und es hinterlässt den Leser nicht selten verwirrt und irritiert. Wie kann Daley sich selbst so wenig lieben, dass sie den einen oder anderen Weg geht? Es wurde ihr doch ganz anders vorgemacht vom Vater, der sich selbst stets der Nächste war. Ein Mann, der Daley und ihrem älteren Bruder viel mitgegeben und noch mehr genommen hat.

Ein Mann, über den Daley - denn aus ihrer Perspektive ist der Roman geschrieben - nie anders als mit Liebe spricht, auch in den Momenten, in denen es ihr unendlich schwer fällt. Nein, dies ist keine Rechtfertigung, auch keine Begründung, am ehesten ist es eine Widmung. So war es und Daley ist - fast - durchs Fegefeuer gegangen. Ich persönlich kann sie verstehen und erkenne viele Parallelen in der eigenen Biographie, in der seitens des Vaters lange nicht so viel Schmerz, so viel Druck, so viel Selbstgerechtigkeit aufgebaut wurde. Aber dennoch - dieses Bedingungslose, das manchmal bei der Tochter durchblitzt, das kenne ich auch und es ist auch mir kostbar.

Lily King hat ein kluges und ehrliches Buch geschrieben, in dem sie vieles offenbart und preisgibt - in Familien ticken die Uhren eben anders, man kann nicht alles logisch begründen. Einfach großartig, wie ich finde. Ich wünsche diesem Buch viele Leser!