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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2022

Gelungen

Neptun 1986
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Wenn man im Sommerurlaub durch Warnemünde schlendert, erinnert (außer der Beschaffenheit einiger Bürgersteige) so gut wie nichts an die DDR – auch das Hotel Neptun könnte so genauso gut im Westen stehen. ...

Wenn man im Sommerurlaub durch Warnemünde schlendert, erinnert (außer der Beschaffenheit einiger Bürgersteige) so gut wie nichts an die DDR – auch das Hotel Neptun könnte so genauso gut im Westen stehen. Umso interessanter, sich die Vergangenheit anhand eines Romans vor Augen zu führen.
Frank Granitz hat in "Neptun 1986" eine Geheimdienst- mit einer Liebesgeschichte verknüpft, was dem Buch gut tut. Die Geheimdienstgeschichte wäre sonst auf Dauer etwas trocken und unergiebig - dadurch vielleicht aber zugleich auch sehr realistisch. Zudem hatte ich etwas Probleme, das Nebenpersonal an Beteiligten aus den verschiedenen Lagern auseinander zu halten. Ansonsten aber gut und flüssig lesbar. Mit der unkitschigen Liebesgeschichte ergibt sich zudem eine abwechslungsreiche Geschichte, in der auch der DDR-Alltag greifbar wird, ohne dass sich hier an Klischees abgearbeitet wird.
Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass es sich um eine fiktive Geschichte mit realen Einflüssen handelt – das führt der Autor in seinem Nachwort noch genauer aus.

Veröffentlicht am 13.04.2022

Deutsche Nachkriegsgesellschaft

Als das Leben wieder schön wurde
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Greta, Anfang 20, kommt 1954 auf der Suche nach ihrer Vergangenheit aus Stockholm nach Hamburg. Im folgenden halben Jahr krempelt sie nicht nur die Leben ihrer Familienmitglieder und neuen Freund*innen ...

Greta, Anfang 20, kommt 1954 auf der Suche nach ihrer Vergangenheit aus Stockholm nach Hamburg. Im folgenden halben Jahr krempelt sie nicht nur die Leben ihrer Familienmitglieder und neuen Freund*innen um, sondern wird auch selbst erwachsen und findet ein Stück zu sich selbst.
Es ist nicht nur die Geschichte einer jungen Frau und eines ungewöhnlichen Schönheitssalons, sondern auch ein gelungener Rundumschlag zur deutschen Nachkriegszeit und -gesellschaft. Dadurch dass man als Leserin den Blickwinkel der aus Schweden kommenden, unbedarften Greta einnimmt, gelingt es der Autorin, das Nachkriegsdeutschland zu beschreiben, ohne dass es oberlehrerhaft wirkt. Tragische Elemente wechseln sich mit eher unbeschwerten ab – eine gute Mischung.
Für mich gelungene Unterhaltungsliteratur mit Niveau!

Veröffentlicht am 03.04.2022

Gute Zusammenfassung

Die Toten Hosen. 100 Seiten
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Birgit Fuß fasst auf ihren 100 Seiten gut die Geschichte der Toten Hosen und das was die Band ausmacht zusammen.
Interessant und lohnend ist dieses Buch auf alle Fälle für Leute, die noch nicht viel über ...

Birgit Fuß fasst auf ihren 100 Seiten gut die Geschichte der Toten Hosen und das was die Band ausmacht zusammen.
Interessant und lohnend ist dieses Buch auf alle Fälle für Leute, die noch nicht viel über die Band wissen und sich in knapper Form informieren möchten. Wie erwartet erfährt man wiederum nicht allzu viel neues, wenn man bereits die um einiges umfangreichere Bandbiografie von Oehmke gelesen hat und vielleicht auch "Hope Street" von Campino und dem Film "Nichts als die Wahrheit" kennt. Die Hardcore-Fans werden dieses Büchlein hier aber vermutlich trotzdem lesen und sich vielleicht über die Beschreibungen persönlicher Begegnungen und die kommentierte Diskographie freuen.
Es ist eine überaus wohlwollende Beschreibung. Eine kritischere Beschäftigung wäre aber wohl auch Erbsenzählerei und würde den Rahmen dieser Kurzbiographie in jedem Fall sprengen.
Insgesamt eine schöne schnelle Lektüre.

Veröffentlicht am 17.03.2022

Theater vs. Buschfeuer

Die Feuer
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In 'Die Feuer' sitzen drei Frauen im Publikum der gleichen Theateraufführung. Zunächst scheinen sie gänzlich unterschiedlich in Alter, Herkunft und Lebensumständen zu sein. Alle drei sinnieren während ...

In 'Die Feuer' sitzen drei Frauen im Publikum der gleichen Theateraufführung. Zunächst scheinen sie gänzlich unterschiedlich in Alter, Herkunft und Lebensumständen zu sein. Alle drei sinnieren während des Stücks (gegeben wird Samuel Becketts 'Glückliche Tage') über ihr Leben und so erfährt man nach und nach mehr über die einzelnen Frauen und dann auch darüber, was sie verbindet.
Interessant fand ich den sehr verdichteten, engen, leicht elitären Handlungsort Theater in Kombination mit den alles überlagernden und ganz realen australischen Buschfeuern vor der Tür. Hier entwickelt die Autorin Claire Thomas eine unterschwellige Spannung, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.
Das Ende dann seltsam offen, aber vielleicht auch genau so erwartbar: nach dem Theater geht man nach Hause und zurück in seinen Alltag.

Veröffentlicht am 07.03.2022

Authentisch und berührend

Vati
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Anders - nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich. Die Autorin nähert sich ihrer eigenen Familie, vor allem (wer hätte das gedacht) dem Vater. Interessant, dass er der einzige von seiner Seite der ...

Anders - nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich. Die Autorin nähert sich ihrer eigenen Familie, vor allem (wer hätte das gedacht) dem Vater. Interessant, dass er der einzige von seiner Seite der Familie ist, während ansonsten die Familie der Mutter, die man ja schon in "Die Bagage" kennengelernt hat, dominiert. Auch interessant, dass der Vater etwas unscharf bleibt - trotzdem irgendwie authentisch und berührend dieses Vater-Tochter-Verhältnis.