Herzklopfen trotz Familienchaos
In Nina Resineks Roman "Wir am Meer" geht für Protagonistin Anna der surreale Traum eines Bücherwurms in Erfüllung: Ihr Lieblingsautor Kilian Brand lädt wie durch eine schicksalhafte Fügung ihre Schwester ...
In Nina Resineks Roman "Wir am Meer" geht für Protagonistin Anna der surreale Traum eines Bücherwurms in Erfüllung: Ihr Lieblingsautor Kilian Brand lädt wie durch eine schicksalhafte Fügung ihre Schwester mit Familie und deren Freunden über den Sommer in sein Ferienhaus in den Hamptons ein. Doch der kuriose Urlaubstripp entpuppt sich schnell als anstrengend und wenig traumhaft. Auch der attraktive Gastgeber bleibt geheimnisvoll ... Was hat es mit der Einladung in sein Urlaubsdomizil auf sich?
INHALT
In "Wir am Meer" geht es um die junge Anna aus Deutschland, die dank ihrer Schwester und einer kuriosen Einladung ihres Lieblingsautors Kilian Brand den Urlaub mit deren Familie und Freunden in einer Ferienwohnung in den Hamptons verbringt. Doch statt Luxus, Erholung und Heiterkeit erwarten Anna dort nervige Zankereien der unterschiedlichen Urlaubsbegleiter, eine über fürsorgliche Schwester und der Bestsellerautor selbst, der sie durch seine undurchschaubare Art und gleichzeitigen Charme ziemlich durcheinanderbringt. Doch warum nur hat der attraktive Kilian Brand diese für ihn fremde Truppe in das Traumhaus am Meer eingeladen? Annas Detektivsinn ist geweckt. Doch bei so einem tiefsinnigen und gutaussehenden Gastgeber ist es gar nicht so leicht, klare Gedanken zu fassen …MEINUNG
Zunächst einmal: Der Schreibstil von Nina Resinek hat mir insgesamt unglaublich gut gefallen: voller Witz, locker, charmant und doch gleichzeitig gefühlvoll und authentisch. Nina Resinek ist es grandios gelungen, Annas Gedankenwelt darzustellen, mit all ihren Überlegungen, Kommentaren, Sorgen und Spleens. Auch die Liebesgeschichte hat mich weitestgehend überzeugt: das Kribbeln und Knistern, das Resinek durch ihre Worte zwischendurch heraufbeschwört, ist für mich greifbar und irgendwie so jugendlich leicht und "Schmetterlingshaft" herüber gekommen, das hat mich teilweise fast an die Schilderung der ersten großen Liebe in einem Jugendroman erinnert.Auch die Figurendynamik war an und für sich spannend, da die Charaktere einfach so unterschiedlich und teilweise verschroben/anstrengend/lieb/tiefgründig/oberflächlich/unverschämt/fürsorglich etc. waren, dass da ein gutes Spannungsgelage entstanden ist.
Hier liegen allerdings auch zum Teil die Schwächen der Geschichte für mich: Das Verhalten der großen Schwester Johanna ist mir mehr und mehr auf die Nerven gegangen und wurde aus meiner Sicht auch viel zu verständnisvoll und großmütig abgetan, obwohl es oft wirklich übergriffig und unsympathisch war. An manchen Stellen wirkten manche Figuren in ihren Reaktionen und Handlungen auch nicht glaubwürdig oder zumindest sehr sprunghaft und waren auch wirklich ziemlich undankbar (vor allem der ständigen Babysitterin Anna gegenüber). Und dafür, dass das Ganze vor so traumhafter Urlaubskulisse spielte, hat sich die Urlaubstruppe insgesamt ziemlich grummelig, mürrisch, streitsüchtig und undankbar verhalten (auch dem Gastgeber gegenüber). Das ganze Drama war mir dann auch zwischendurch zu viel und konstruiert (und dann an manchen Stellen, wo es mehr Tiefe verlangt hätte, zu oberflächlich abgehandelt).
Trotz dieser Kritikpunkte muss ich sagen, dass ich mich durch den Schreibstil und Annas Innenwelt insgesamt gut unterhalten gefühlt und mit der Liebesgeschichte mitgefiebert habe.
Meine Erwartungen, die ich nach der ersten Leseprobe hatte, haben sich zwar nicht ganz erfüllt (dafür war der Plot stellenweise zu konstruiert und dramatisch), aber ich habe manche Szenen trotzdem regelrecht verschlungen und auch immer mal wieder schmunzeln müssen oder Herzklopfen verspürt.