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Veröffentlicht am 24.07.2022

Tödliche Heilmittel

Die versteckte Apotheke
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Ich muss zugeben, dass ich mir mit meiner Rezension sehr schwer tue. Die Geschichte hat mich auf den ersten 200 Seiten richtig geflasht und ich war mir sicher hier ein weiteres 5 Sterne Buch in meinen ...

Ich muss zugeben, dass ich mir mit meiner Rezension sehr schwer tue. Die Geschichte hat mich auf den ersten 200 Seiten richtig geflasht und ich war mir sicher hier ein weiteres 5 Sterne Buch in meinen Händen zu halten. Doch leider konnte die Autorin die Spannung nicht durchgehend aufrecht halten. Ich hatte plötzlich keine Mühe mehr das Buch kurz zur Seite zu legen und das Ende war mir etwas zu konstruiert. Trotzdem lässt sich die Geschichte sehr flüssig lesen und ich habe mich wirklich gut unterhalten. Nur nach dem fulminanten Beginn war ich etwas enttäuscht. Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau, weil man sich ganz einfach wünscht, dass die Geschichte genauso spannenend und interessant weitergeht....

London 1792. Als Leser lernt man zuerst Nella kennen, die Apothekerin aus dem Klappentext, die sich nach dem frühen Tod ihrer Mutter und einer unglücklichen Liebe zwar weiter den geliebten Kräutern widmet, jedoch auf andere Weise. Während ihre Mutter in ihrer Apotheke Arzneien herstellte, um Kranke zu heilen oder deren Leid zu mildern, hat sich Nella auf die dunkle Seite begeben. Wer kennt sie nicht, die Pflanzen, die in der richtigen Dosierung verabreicht, statt hilfreich plötzlich tödlich sind? Genau damit handelt Nella. Hinter einer gut getarnten Adresse bereitet sie genau diese Form von Arzneien zu. Es sind Giftmischungen für Frauen, die sich vor übergriffigen Dienstgebern, untreuen Ehemännern oder geldgierigen Brüdern schützen wollen und diese ins Jenseits befördern. Dabei hält sich Nella an zwei Regeln. Regel Nummer Eins: Einer Frau darf niemals Leid zufügt werden. Regel Nummer Zwei: Jede ihrer Kundinnen wird in ihrem Tagebuch verewigt, um sie für die Nachwelt "unsterblich" werden zu lassen.
Als eines Tages das zwölfjährige Dienstmädchen Eliza in Nellas Apotheke auftaucht, setzt sich ein gefährliche Abfolge von Ereignissen in Gang, in deren Folge Nella gezwungener Maßen gegen ihre eigene Regel verstoßen muss.....und so nimmt das Unglück seinen Lauf.

Zweihundert Jahre später findet die Amerikanerin Caroline bei einem "mudlarking" (im Flussschlamm nach Wertgegenständen suchen) eine Phiole mit einer seltsamen Gravur. Um sich von ihren Eheproblemen abzulenken, stürzt sie sich auf die Recherche zur Herkunft ihres Fundes und stößt auf die Giftmischerin aus dem 18. Jahrhundert. Gemeinsam mit einer Bibliothekarin sucht Caroline hinter das Geheimnis ihres Fundes zu kommen...

Erzählt wird die Story aus drei unterschiedlichen Sichtweisen und zwar aus der von Nella, der zwölfjährigen Eliza und Caroline. Der Perspektivenwechsel treibt das Lesetempo voran. Die Figuren sind nicht vollkommen umd machen Fehler und genau das macht sie auch glaubwürdig und sympathisch.
Zu Nella und Eliza fand ich sofort Zugang. Die Autorin hat die düstere Atmosphäre von London im späten 18. Jahrhundert wunderbar eingefangen. Durch den altertümlichen Stadtplan, der auch in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, können wir den Figuren durchs alte London folgen und der alte Apothekerschwur auf der ersten Seite stimmt den Leser bestens auf die Geschichte ein.

Bei Caroline tat ich mich hingegen etwas schwerer. Fand ich ihre Neugierde anfangs noch spannend, waren mir ihre Nachforschungen teilweise etwas zu weit hergeholt. Mir fiel es schwer zu glauben, dass eine Touristin innerhalb kürzester Zeit die versteckte Location findet, die zweihundert Jahre lang unentdeckt geblieben ist. Ihre Recherche verlief für mich ebenfalls viel zu glatt. Außerdem fragt man sich, ob die Machenschaften der Apothekerin nicht schon viel früher hätte auffliegen müssen. Und zu Ende hin hat die Autorin einen überraschenden Plottwist im Vergangenheitsteil eingebaut, der für mich leider nur unglaubwürdig wirkt.

Am Ende des Romans gibt es interessante Zusatzinformationen zu Nellas Giftapotheke und den unterschiedlichem Gebrauch von Kräutern, Pflanzen oder Käfern.

Noch ein Wort zum Buch hinter dem Umschlag. Das Hardcover ist innen genauso wundervoll bedruckt wie das abnehmbare Cover. Auf lilafarbenen und blauen Untergrund findet man die Blumen vom Cover wieder - ein wahres Schmuckstück!

Fazit:
Der Debütroman von Sarah Penner begann wirklich extrem stark und verfing sich danach leider etwas in Unglaubwürdigkeiten. Wem dies nicht stört, der wird hier einen aufregenden Roman auf zwei Zeitebenen mit einem Hauch Magie vorfinden, der auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird.
Den nächsten Roman der Autorin werde ich auf jeden Fall lesen und ich bin schon gespannt, welchem Thema sie sich widmen wird.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Subtiles Verwirrspiel

Die Verdammten
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Astrid Korten stellt uns in ihrem neuen Thriller "Die Verdammten" drei sehr interessante Charaktere vor: Sebastian, Cherry und Karo.
Sebastian ist frisch von seiner übergriffigen Frau geschieden, die ihm ...

Astrid Korten stellt uns in ihrem neuen Thriller "Die Verdammten" drei sehr interessante Charaktere vor: Sebastian, Cherry und Karo.
Sebastian ist frisch von seiner übergriffigen Frau geschieden, die ihm seine Kinder entzieht. Cherry ist eine bildhübsche Krankenschwester, die ein verstörendes Verhältnis mit einem Arzt hat und Karo, Cherry's Arbeitskollegin, hadert mit ihrem Übergewicht. Der Kummerspeck wirkt wie ein persönlicher Panzer gegen weiteres Unheil, das sie zwar hinter sich gelassen, aber noch immer nicht verarbeitet hat.

Die Geschichte beginnt ruhig und doch spürt man unterschwellig, dass sich einige schlimme Dinge anbahnen. Sowohl Sebastian, als auch Cherry und Karo sind keine eindimensionalen Figuren, sondern sehr facettenreich. Erst nach und nach verflechten sich die Handlungsstränge der einzelnen Charaktere, die aus ihrer jeweiligen Sicht erzählen. Als Leser erhält man dadurch nur diese eine Sichtweise und muss sich darauf verlassen, dass man die Wahrheit erfährt. Doch ist das wirklich so? Manche Handlungen lassen mich meine bereits gefasste Meinung revidieren...ich beginne zu zweifeln. Realitäten verschieben sich. Wer von den Dreien spricht die Wahrheit? Gekonnt legt die Autorin falsche Fährten, die mich verwirren - denn nichts ist, wie es scheint. Die zusätzlichen kurzen Kapitel erhöhen die Spannung.

Astrid Korten hat die Charaktere sehr gut skizziert und ich hatte ein Bild von jedem einzelnen in meinem Kopf. Die Autorin versteht es jedoch vorzüglich ihre Figuren aus einer plötzlich gänzlich anderen Perspektive darzustellen, dass der Leser beginnt seine Wahrnehmungen anzuzweifeln. Alltägliche Situationen werden plötzlich hinterfragt und rufen starke Emotionen und folgenschwere Reaktionen hervor. Schicht um Schicht kratzt die Autorin diese von der Außenhülle der Figuren ab und zeigt uns deren wahren Charakter. Doch bis dahin erhält der Leser ein subtiles Verwirrspiel. Die Geschichte lebt von den Gefühlen und Emotionen der Protagonisten.
Am Ende fehlte mir eine ausführlichere Erklärung zu einer der Nebenfiguren, die eine wichtige Rolle spielte. Hier hätte ich gerne mehr über dieses junge Mädchen erfahren.

Fazit:
Ein zuerst leises subtiles Verwirrspiel, das uns die Autorin in ihrem Thriller präsentiert. Mit den Seiten gewinnt die Geschichte immer mehr an Spannung, denn nichts ist, wie es scheint.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Ein Walzerkönig

Ein letzter Walzer
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Nun sind wir schon beim zwölften Band um Sarah Pauli und den "Wiener Boten" angelangt und mir macht es noch immer genauso viel Spaß gemeinsam auf Tätersuche zu gehen, wie zu Beginn der Reihe.
Die Handlung ...

Nun sind wir schon beim zwölften Band um Sarah Pauli und den "Wiener Boten" angelangt und mir macht es noch immer genauso viel Spaß gemeinsam auf Tätersuche zu gehen, wie zu Beginn der Reihe.
Die Handlung spielt fast zeitgleich mit der, in der ich gelesen habe, was ich besonders interessant finde. Es ist Juni und die bereits lauen und hellen Sommernächte laden zu Konzerten und Feiern ein. Rund um das Strauß Denkmal im Wiener Stadtpark werden nach einem Walzerkonzert zwei Tote auf der Aussichtsbank gefunden. Einer davon ist der Stardirigent Marko Teufel, der vor wenigen Stunden noch vor den Musikern stand und dirigierte. Neben ihm seine Managerin und momentane Geliebte Jasmin Meerath - in Szene gesetzt mit einer Geige in ihren Händen. Kommissar Martin Stein bittet Sarah diesmal gleich um Hilfe und möchte wissen, welche Symbolik die abgelegte Geige auf der Toten bedeuten könnte....

Wie wir Sarah Pauli, die Chefredakteurin des "Wiener Boten" kennen, bleibt es bei ihr nicht bei dieser kleinen Hilfestellung. Sie möchte natürlich selbst mehr über den Stardirigenten Marko Teufel und seiner Familie wissen und beginnt in der Wiener Klassikszene nachzuforschen. Dabei will sie natürlich auch mehr über das Gerücht erfahren, ob Jasmin Meerath wirklich seine momentane Geliebte gewesen ist, während zuhause seine Frau Ruth ziemlich gefasst auf den Doppelmord reagiert.

Diesmal lesen wir auch aus der Sicht von Ruth und nicht nur aus Sarahs Perspektive. Das fand ich sehr interessant und hat mir gut gefallen.
Sehr viel Sympathie empfindet man für den Ermordeten nicht, der sich selbst gerne inszeniert und im Mittelpunkt steht.

Bei den Ermittlungen wechselt Beate Maxian diesmal auch für kurze Zeit den Schauplatz. In Graz wird ein weiterer Toter mit einer Geige gefunden. Der Mann wurde erstochen und befand sich im Dunstkreis von Marko Teufel. Welches Motiv hat der Täter?
Verdächtige gibt es einige, jedoch legt die Autorin gekonnt falsche Spuren, die den Leser in die Irre führen. Für Hobbyermittler ist dieser zwölfte Teil auf jeden Fall geeignet....
Die bildhaften Beschreibungen vermitteln wieder viel Wiener Flair und Lokalkolorit und vermitteln den Wunsch wieder einmal durch die Straßen Wiens zu laufen...
Schmunzeln musste ich über das Zusammentreffen von Sarah Pauli mit der steirischen Ermittlergruppe. Da liefen mir doch tatsächlich Sascha Bergmann und Sandra Mohr aus den Steirerkrimis von Claudia Rossbacher über den Weg.

Das Cover passt dieses Mal nicht ganz zum Inhalt. Es zeigt nämlich den Garten des Schlosses Belvedere. Passender wäre der Stadtpark mit dem Strauß Denkmal gewesen, das im Krimi eine nicht unwichtige Rolle spielt.

Fazit:
Auch der bereits zwölfte Band um die ermittelnde Chefredakteurin des Wiener Boten hat mir gut gefallen. Diesmal sind wir in Musikerkreisen unterwegs und neben Wien ist diesmal auch Graz Schauplatz. Und nun heißt es wieder warten auf den nächsten Fall....

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Ein weiterer süßer Roman aus der Romantic Escape Reihe

Das kleine Cottage in Irland
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Im siebenten Band der auf Deutsch übersetzten "Romantic Escape Reihe" von Julie Caplin begeben wir uns nach Irland. Dieses Jahr ist das bereits mein dritter literarischer Besuch auf der grünen Insel, was ...

Im siebenten Band der auf Deutsch übersetzten "Romantic Escape Reihe" von Julie Caplin begeben wir uns nach Irland. Dieses Jahr ist das bereits mein dritter literarischer Besuch auf der grünen Insel, was eher selten vorkommt.

Wer den Vorgängerband "Das kleine Chalet in der Schweiz" gelesen hat, "kennt" bereits Hannah, die Schwester der Hauptfigur Mina aus diesem Roman.
Während Mina ein absolutes Kochtalent ist, ist Hannah eine großartige Anwältin, aber kochen kann sie nicht. Aus einer eher spontanen Eingebung (und nicht wie im Klappenetxt angegeben, weil sie nicht mehr Single sein mölchte!) hat sie beschlossen endlich einen Kochkurs zu besuchen, um etwas sattelfester dabei zu werden. Dass sie einen der beliebten und überteuerten Plätze bei der renommierten und bekannten Adrienne Byrne in Killorgally ergattert hat, beeindruckt sie kaum. Sie möchte einfach in diesem sechswöchigen Kurs endlich kochen lernen.
Von Manchester aus fliegt sie nach Dublin und verbringt eine Nacht in einem Hotel, bevor sie mit ihrem Mietauto weiter nach Killorgally fährt. Die eher schüchterne und völlig unromantische Hannah lernt im Hotel den sympathischen Connor kennen und lässt sich völlig untypisch für sie auf ein Abenteuer mit ihm ein.
Am nächsten Morgen reist Hannah weiter und möchte ihren spontanem Flirt vergessen. Doch in Killarny erwartet sie eine Überraschung....

Auch in diesem Band geht es um kulinarische Köstlichkeiten. Doch der Hintergrund ist diesmal ganz anders, als bei Mina und ihren Kuchen und Schokoladen. Die sehr bunt zusammengewürftelten Teilnehmer des Kochkurses sind allesamt sehr facettenreiche Charaktere: Meredith, die liebenswerte Witwe, die sich um Hannah annimmt, die schnöselige und streitbare Fliss, der ruhige und hilfsbereite Alan, der nicht auf den Mund gefallene und gelangweilte Jason, die liebenswürdige Izzy und die Starköchin Adrienne selbst, die die Truppe zusammenhält und immer dort auftaucht, wo man sie gerade nicht vermutet. Ich habe sie alle rasch liebgewonnen. Sie sind eigentlich "das Tüpfelchen auf dem i" in diesem Roman und geben der Geschichte jede Menge Charme.

Interessant fand ich auch, wie Adrienne die Truppe ins Landleben miteinbezieht. Alle Teilnehmer der Kochgruppe bekommen unterschiedliche Aufgaben zugeteilt, um die Lebensmittel vor Ort schätzen zu lernen. Hannah soll sich um die Hühner kümmern, während andere die Schweine und Kühe übernehmen oder den Kräutergarten pflegen.
Hannah selbst kam bei mir etwas widersprüchlich an. Beim ersten Zusammentreffen mit Connor fand ich ihr Verhalten absolut nicht zu ihrem vorher beschrieben Charakter passend und unrealistisch. Mit der Zeit fand ich Hannah dann doch noch sympathisch und nett.
Conor hingegen kaufte ich die ihm zugeschriebene Rolle als charismatischer Hottie sofort ab und fand sein Verhalten manchmal zwar etwas vorschnell, aber durchaus glaubwürdig.

Das Irland-Feeling wird ebenso wunderbar vermittelt. Caplin beschreibt die Landschaft rund um die irische Grafschaft Kerry mit ihrer wildromantischen Steilküste und den grünen Wiesen und Hügeln perfekt. Pub-Besuche mit irischer Musik und Whiskey, sowie bildhafte Beschreibungen einiger Ausflugsziele im Ring of Kerry und das liebevoll beschriebene Cottage runden diese perfekt ab.

Ein sehr charmanter Irlandroman aus der Romantic Escape Reihe, den ich sehr gerne gelesen habe. Ich würde mich wirklich freuen, wenn der Rowohlt Verlag auch den eigentlichen fünften Band, der in Kroatien spielt, übersetzen würde.


Fazit:
Der Ausflug nach Irland war amüsant und verbreitete Wohlfühlatmosphäre. Ich habe die Lesezeit genossen und freue mich, dass es noch einen weiteren Band geben wird, der in Schottland spielt. Allerdings erscheint dieser erst im November auf Englisch und ist winterlich angehaucht. Da werden wir wohl noch länger darauf warten müssen. In der Zwischenzeit ist man mit "Das kleine Cottage in Irland" gut beraten.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Ein Bild der Liebe

Die Liebenden von Nizza
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Der Debütroman der Autorin "Die Bucht der Lupinen" hat mich letztes Jahr mega überrascht! Es wurde auf Anhieb ein fünf Sterne Buch!
"Die Liebenden von Nizza" können dies leider nicht wiederholen, obwohl ...

Der Debütroman der Autorin "Die Bucht der Lupinen" hat mich letztes Jahr mega überrascht! Es wurde auf Anhieb ein fünf Sterne Buch!
"Die Liebenden von Nizza" können dies leider nicht wiederholen, obwohl mich die Geschichte im Vergangenheitstrang sehr beeindruckt hat. Die Gegenwart konnte mich hingegen diesmal nicht so mitnehmen, was vorallem an Romy lag, die für mich irgendwie zu blass blieb.

Johanna Laurin hat auch diesmal wieder einen packenden Roman geschrieben. Im Vergangenheitsstrang lernen wir Charlotte, Francine und Aimée kennen, die im Ersten Weltkrieg als Krankenschwestern in einem Lazarett verwundete Soldaten versorgen. Charlotte lernt dort Henri kennen und lieben. Sie sind das Paar, welches Jahre später auf dem Triptychon "Die Liebenden von Nizza" festgehalten wird, das vom damaligen noch unbekannten Maler Jean Paul Girard gemalt wurde. Seit dem Zweiten Weltkrieg gilt eines der drei Bilder verschollen. Edouard, der Sohn von Charlotte und Henri, versucht dieses Bild wieder in seinen Besitz zu bekommen und engagiert den Anwalt Adam Gold. Dieser wendet sich an die Kunstexpertin Dr. Romy Hauser, die sich nach einem schweren Schicksalsschlag eine Auszeit genommen hat. Doch der Fall beginnt sie zu interessieren und als Adam Gold auch noch vor ihrer Tür steht, sagt sie zu. In Südfrankreich machen sich beide auf die Suche nach dem verschwundenen dritten Bild aus dem Triptychon.

Die Liebesgeschichte um Charlotte und Henri Fauberge, die Eltern des Auftraggebers, und die damit verbundene Entstehung des Gemäldes, wird wunderbar erzählt. Ich konnte den Zauber, der dieses Gemälde verbreitet, richtig spüren.
Als Leser begleiten wir nicht nur Charlotte und Henri von 1915 bis 1944, sondern auch Charlottes Freundinnen Francine und Aimée auf ihren weiteren Lebenswegen, die miteinander verwoben bleiben.
Der Schwerpunkt des Romans liegt bei der französischen Résistance und jeder Form von Kunstraub während des Nazi-Regimes. Dabei lernen wir viele Facetten der Figuren kennen, die in vielen Situationen über sich hinauswachsen. Überleben und Freiheit stehen dabei an erster Stelle.
Im Gegenwartsstrang behandelt die Autorin die mühsame Aufgabe der Rückforderung dieser Kunstwerke, um die Hinterbliebenen zu entschädigen.

Der Vergangenheitsstrang konnte mich richtig fesseln. Charlotte ist ein wahnsinnig starker Charaktert voller Mut, Engagement und Leidenschaft. Ich habe mit ihr mitgefühlt und mitgelitten. Aber auch die anderen Charaktere sind starke Figuren, die in Erinnerung bleiben.
In der Gegenwart konnten mich hingegen Romy und Adam nicht richtig überzeugen. Ich fand kaum Zugang zu ihnen und hätte den Roman auch ohne den Gegenwartsstrang genossen...vielleicht sogar noch mehr.

Schreibstil:
Schon in "Die Buch der Lupinen" hat mich die Autorin mit ihrem einfühlsamen und bildhaften Schreibstil überzeugt. Die Erzählweise der Autorin ist fesselnd und zeigt von exakter Recherche rund um das Thema Raubkunst. Auch die malerischen Landschaftsbeschreibungen der Côte d'Azur sind neben dem schweren Thema rund um die beiden Weltkriege gelungen.

Fazit:
Ein Roman auf zwei Zeitebenen, der mich in der Vergangenheit absolut überzeugen und fesseln konnte. Der Gegenwartsstrang war mir hingegen etwas zu unaufgeregt und blass. Trotzdem eine wunderbare Geschichte mit vielen Facetten und einem interessanten Thema rund um Raubkunst.

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