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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2022

Nicht ganz rund

Café Leben
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Bevor ich zu meinem Leseeindruck von „Café Leben“ komme, muss ich noch kurz etwas von diesem wunderschönen Cover schwärmen. Hach, so schön und definitiv ein Blickfang in jeder Buchhandlung. Doch leider ...

Bevor ich zu meinem Leseeindruck von „Café Leben“ komme, muss ich noch kurz etwas von diesem wunderschönen Cover schwärmen. Hach, so schön und definitiv ein Blickfang in jeder Buchhandlung. Doch leider spiegeln das Cover und der Titel für mich nicht wirklich den Inhalt des Buches wider. Ich habe eine lebensbejahende, mitreißende und emotionale Geschichte erwartet. Habe meiner Meinung nach aber eine eher distanzierte und wenig einfühlsame Handlung vorgefunden. Das finde ich schade, hat die Story doch meiner Meinung nach so viel Potenzial, intensiv und nahbar zu sein, ohne gleich zu kitschig oder rührselig zu werden.

Klar, das mag daran liegen, dass die beiden Hauptcharaktere durch ihre unschönen Erfahrungen ihre Gefühlswelt vor anderen verschließen, aber darüber hinaus fehlt es mir in diesem Buch auch an wirklicher Interaktion miteinander. Es wird viel geredet, aber nur wenig wirklich intensiv miteinander. Den seelischen Prozess, den die sterbenskranke Annie im Laufe der Handlung durchlebt, konnte ich noch ganz gut nachvollziehen. Henrietta, die mir auf 310 Seiten beinahe fremd geblieben ist, nahm ich allerdings den doch sehr raschen Sinneswandel mit all seinen zusätzlichen Begleiterscheinungen (z.B. ist ihr Hund nicht nur nicht mehr verhaltensgestört, sondern er stinkt plötzlich auch nicht mehr) und die plötzliche Nähe zu Annie nicht wirklich ab. Und warum gibt es am Ende keine Konfrontation mit den Eltern?

Die Idee mit den Lebensbüchern finde ich dagegen übrigens richtig gut. Doch welche Lebensgeschichte wurde hier eigentlich wirklich in den Fokus gerückt. Tatsächlich die von Annie oder doch eher die der verschwundenen Kath?

Für mich sind leider zu viele Dinge nicht ganz rund oder nicht nachvollziehbar, deshalb gibt es eher durchschnittliche 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Wahre Freundschaft?

Freundin bleibst du immer
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Was hatte ich erwartet? Ein Buch über eine seit Jahrzehnten andauernde, tiefe Frauenfreundschaft, die auf ein gemeinsames Miteinander, gemeinsame Erlebnisse und einen intensiven Austausch aufbaut. Aber ...

Was hatte ich erwartet? Ein Buch über eine seit Jahrzehnten andauernde, tiefe Frauenfreundschaft, die auf ein gemeinsames Miteinander, gemeinsame Erlebnisse und einen intensiven Austausch aufbaut. Aber irgendwie trafen hier meine Erwartungen an das Buch und die Realität nicht ganz aufeinander. Ja, die Freundschaft der drei Protagonistinnen Funmi, Enitan und Zainab dauert seit Jahrzehnten an und sie haben Höhen und Tiefen miteinander durchlebt. Aber wirklich intensiv ist sie schon seit langer Zeit nicht mehr. Und bei genauerer Betrachtung frage ich mich: War sie das überhaupt jemals? Oder war es vielmehr oftmals Mittel zum Zweck oder Gewohnheit? Nach meinem Empfinden gab es in der mehr als 30-jährigen Freundschaft kaum einen Austausch von Sorgen, Gedanken oder wichtigen Lebensereignissen. Sie bleiben sich fremd und leben aneinander vorbei. Kurz gesagt: Es fehlt Tiefe.

Das Thema Freundschaft ist für mich in der Geschichte eher ein Rand-Thema, anders als es der Titel und der Klappentext suggerieren. Hätte mich das nicht in eine bestimmte Erwartungshaltung gedrängt, hätte mich das Buch vielleicht mehr überzeugen können. Dabei hat das Buch eigentlich so viel zu bieten: Emanzipation, Mutter-Tochter-Konflikt, Verlust, erste Liebe, Klassenunterschiede, Rassismus, Unterdrückung, erdrückende Erwartungshaltungen… Interessant fand ich vor allem das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne und die Rebellion und Zerrissenheit, die dadurch auch entstehen. Insbesondere die Schilderungen der nigerianischen Hochzeitszeremonie oder der Familienessen waren wunderschön beschrieben und lösten beim Lesen regelmäßig Kopfkino aus. So wollte ich weiterlesen, auch wenn ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass jetzt aber ganz dringend eine Steigerung der Tiefe betreffend nötig wäre. Leider hat sich dieser Wunsch bis zum Schluss nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil: Das Ende, das eher plötzlich und knapp erfolgte, verstärkte dieses Gefühl nur noch.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Genial oder frustrierend?

Turbulenzen
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Turbulenzen. Ja, die gab es bei mir im wahrsten Sinne des Wortes auch zu Beginn beim Lesen des Buches. Denn: Ich hatte ein anderes Buch erwartet. Genauer gesagt hatte ich den Inhalt des Buches anscheinend ...

Turbulenzen. Ja, die gab es bei mir im wahrsten Sinne des Wortes auch zu Beginn beim Lesen des Buches. Denn: Ich hatte ein anderes Buch erwartet. Genauer gesagt hatte ich den Inhalt des Buches anscheinend mit dem Inhalt eines anderen Buches verwechselt. Also hieß es: einmal gedanklich frei machen, sich auf das Buch in der Hand einstimmen und wieder auf Kurs bringen. Gedacht, getan. Und ich habe das Buch dann an einem Stück „weggelesen“.
Und was soll ich sagen? Schön fand ich die Idee, dass jeder jemanden kennt, der jemanden kennt… und alles irgendwie miteinander im Zusammenhang steht. Die 12 Geschichten bzw. ihre Protagonisten sind miteinander verwoben und stehen doch für sich. Und genau hier kommt mein Aber. Denn mir geht der Autor hier nicht weit genug. Die einzelnen Geschichten werden nur angerissen, zu Tiefe kommt es erst gar nicht, stattdessen wird der Leser neugierig gemacht und dann fragend zurückgelassen, da er sich schon wieder einer neuen Geschichte zuwenden muss. Finde ich das nun genial oder absolut frustrierend? 😊 Auf jeden Fall hinderte es mich daran, wirklich in das Buch einzutauchen. Und ich bin ganz ehrlich, nach einer Woche des Sackenlassens kann ich mich nur noch an einen kleinen Bruchteil der Geschichten erinnern.
Die Zeit betitelt den Autor als beeindruckenden literarischen Hütchenspieler. Jein. Ja, die Idee für dieses „Hütchenspiel“ ist großartig. Nein, denn meiner Meinung nach ist dieses Hütchenspiel zu oberflächlich, zu wenig miteinander verflochten und bei genauerer Betrachtung eigentlich auch kaum Hütchenspiel, denn der Autor wird nur wenig zum Spieler und Gestalter, der willkürlich die Leben der Protagonisten aufeinanderprallen lässt und diese durcheinanderbringt. Die eigentlichen Turbulenzen in deren Leben und Geschichten lassen sich im Ungesagten finden, fangen erst dort an, wo der Autor seine Geschichten abbricht und die Leser zurücklässt. Und wieder frage ich: genial oder frustrierend? Bei mir ging das Pendel dann eher etwas in Richtung frustrierend.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Schön mit gewissen Abstrichen

Der vergessene Geschmack von Glück
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Wie schön ist bitte dieser Einband?! Noch dazu passt er perfekt zur Story.

Die Geschichte an sich konnte mich allerdings nicht uneingeschränkt überzeugen. Gefallen hat mir der Aspekt der verlorenen Leidenschaft ...

Wie schön ist bitte dieser Einband?! Noch dazu passt er perfekt zur Story.

Die Geschichte an sich konnte mich allerdings nicht uneingeschränkt überzeugen. Gefallen hat mir der Aspekt der verlorenen Leidenschaft fürs Kochen und wie die Hauptfigur diese nach und nach wiederentdeckt. Auch die Beschreibungen der malerischen schwedischen Landschaft und der abgelegenen Insel vor der Küste samt des in die Jahre gekommenen Hotels fand ich gut gewählt und umgesetzt. Ebenso wie die Hauptcharaktere und Nebendarsteller mit all ihren Eigenschaften und Charakterzügen. Da ich ein Fan von Büchern bin, die auf zwei Zeitebenen spielen, konnten mich auch die historischen Rückblicke in die Entstehungsgeschichte des Hotels und seiner Gründerin überzeugen.

Ich hätte mir aber gewünscht, dass die Geschichte realitätsnaher bleibt. So waren mir die Geister und ihr Schalten und Walten eindeutig zu unrealistisch und zu trivial. Das hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Die Verbindung zur Vergangenheit und die wiederentdeckte Leidenschaft fürs Kochen hätte anders – vor allem raffinierten und glaubwürdiger – gelöst werden können. So driftet der Roman leider zu sehr ins Kitschige und Seichte ab und lässt den Wunsch nach mehr Substanz bei mir zurück.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Hat mich nicht erreicht

Unter Freunden
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Als Flora eines Tages beim Aufräumen den lange verloren geglaubten Ehering ihres Mannes Julian findet, bricht ihr Weltbild zusammen? Flora beginnt, ihr Eheleben und alles, was sie sich zusammen aufgebaut ...

Als Flora eines Tages beim Aufräumen den lange verloren geglaubten Ehering ihres Mannes Julian findet, bricht ihr Weltbild zusammen? Flora beginnt, ihr Eheleben und alles, was sie sich zusammen aufgebaut haben, zu hinterfragen. Warum hat Julian nur vorgetäuscht, den Ring verloren zu haben? Hat er sie betrogen? Und was hat ihre beste Freundin Margot mit dem Geheimnis um den verschwundenen Ring zu tun?
Ich habe den neuen Roman von Cynthia D‘Aprix Sweeney als Hörbuchfassung gehört. Hör-Unterbrechungen meinerseits und die häufigen Zeitsprünge von der Gegenwart in die Vergangenheit und Erinnerungsfetzen der Hauptperson machten das Hören und Einordnen der Handlung ins Ganze nicht immer einfach. Obwohl die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander hervorragend ausgearbeitet sind, konnte ich keinen Draht zu ihnen finden. Trotz der vielen detailreichen Einblicke in ihr Leben – das auf den Höhen und Tiefen des Künstler-Alltags basiert -, blieben sie mir fern. Sowohl die Gegenwart als auch die Rückblicke strahlen Distanz zur Handlung aus. Es wird viel über die besonderen Beziehungen der Hauptcharaktere berichtet, sie interagieren aber in Hier und Jetzt der Geschichte kaum miteinander. Dadurch wirkt die Handlung seicht, macht einen nicht neugierig und lässt eine gewisse Spannung vermissen. Eine nette Geschichte, die bei mir aber keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

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