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Veröffentlicht am 05.08.2022

Das Geheimnis hinter der kleinen Marie

Am Ende des Zorns
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"Am Ende des Zorns" ist der achtzehnte Band aus der Alexander-Gerlach-Reihe von Wolfgang Burger. Kurz vor Weihnachten wird Kriminaloberrat Alexander Gerlach zu einem vermeintlichem Selbstmord gerufen. ...

"Am Ende des Zorns" ist der achtzehnte Band aus der Alexander-Gerlach-Reihe von Wolfgang Burger. Kurz vor Weihnachten wird Kriminaloberrat Alexander Gerlach zu einem vermeintlichem Selbstmord gerufen. Doch schnell ergeben sich Zweifel und es steht fest, dass der Mann erschossen wurde. Zeitgleich ertappt er bei einem Bummel über den Heidelberger Weihnachtsmarkt eine kleine Taschendiebin. Das Mädchen Marie, erst noch sehr verstockt, fasst dann aber schnell Vertrauen zu Gerlach. Mit Zustimmung des Jugendamtes nimmt er die Neunjährige erst mal zu sich und seinen Töchtern, denn wie sich herausstellt ist der Tote der Vater der kleinen Marie. Es gilt den Täter zu finden und die familiären Hintergründe rund um Marie zu klären. Wie immer in dieser Reihe verknüpft Wolfgang Burger einen Kriminalfall mit dem Privatleben des Ermittlers. Im Hause Gerlach will man jetzt nachhaltiger leben, während die eine Tochter immer mehr eine Polizeilaufbahn nach der Schule ins Auge fasst, will die andere mit ihrem Freund auf ökologische Weise nach Australien reisen. Der Leser erlebt die Weihnachtsfeiertage im Hause Gerlach, aber auch das Zerbröckeln der Beziehung von Alexander Gerlach und seiner Lebensgefährtin Theresa. Der Kriminalfall nimmt wie immer klassisch Fahrt auf. Recherchearbeit, Befragungen, ein Team dass über die Feiertage ermitteln muss und dass sich nach und nach dem Täter nähert. Stellenweise mit kleinen Längen, aber gegen Ende steigt die Spannung wieder merklich an. Alexander Gerlach ermittelt mittlerweile zum achtzehnten Mal, der neueste Band steht im Herbst in den Startlöchern. Noch immer begleite ich die Heidelberger Kriminalfälle sehr gern, die Kombination aus Krimi, Lokalkolorit und Gerlachs Familienleben finde ich immer noch gelungen. Das teils offene Ende lässt mich gespannt auf Band 19 blicken.

Veröffentlicht am 30.07.2022

Wenn in Berlin die Lichter ausgehen ...

Verdunkelung
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"Verdunkelung" ist das Thrillerdebüt von Simon Scarrow, der bis dato der Leserschaft hierzulande mit seinen historischen Romanen bekannt ist. Mit seinem Ermittler Horst Schenke betritt er nun neues Terrain. ...

"Verdunkelung" ist das Thrillerdebüt von Simon Scarrow, der bis dato der Leserschaft hierzulande mit seinen historischen Romanen bekannt ist. Mit seinem Ermittler Horst Schenke betritt er nun neues Terrain. 1939, die Deutschen sind in Polen einmarschiert, die Berliner Bevölkerung spürt die ersten Auswirkungen des Krieges. Während in den Nächten Verdunkelung angeordnet ist, treibt ein Frauenmörder sein Unwesen. Schnell stellt sich heraus, dass mehrere Morde nach dem gleichen Muster auf das Konto des Täters gehen. Als aber eine junge jüdische Frau sich zur Wehr setzen kann und dem Mörder entkommt, ergibt sich für die Berliner Kriminalpolizei eine erste heiße Spur. Die Augenzeugin kann entscheidende Hinweise geben, aber die Spur führt auf gefährliches Terrain innerhalb der deutschen Abwehr. Simon Scarrow platziert seinen Ermittler im Berlin 1939. Ein gesetzestreuer Kriminalinspektor ohne Parteibuch, aber mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Zwischen SS, Gestapo und Abwehrdienst gerät er immer wieder an seine Grenzen. Der Autor gibt neben dem klassischen Kriminalfall der Schilderung der damaligen politischen Situation viel Raum. Die Machtspiele zwischen den jeweiligen Einheiten und der damit verbundenen latenten Gefahr für die agierenden Personen. Die Augenzeugin eine Jüdin, der Ermittler nicht in der NSDAP, Vertuschungsversuche um das Regime im Glanze erscheinen zu lassen, all dies bildet genügend Zündstoff rund um die Tätersuche. Diese Kombination macht dieses Buch zu einem lesenswerten Krimi. Die Spannung nimmt immer mehr zu und speziell im letzten Drittel erreicht sie ihren Höhepunkt. Kriminalinspektor Schenke ist sicherlich kein Ermittler des Herzens, aber kommt klar strukturiert und authentisch rüber. In Summe ist dieses Buch für mich kein Thriller, aber ein guter Krimi im Setting des Naziregime. Lt. Verlag sollen weitere Bände in Vorbereitung sein, man darf gespannt sein wie es mit Horst Schenke und seinen Ermittlungen weitergehen wird.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Der Ruf des Falken am Himmel

Legenden des Krieges: Im Schatten des Falken
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"Im Schatten des Falken" ist der siebte Band der Legenden-des-Krieges-Reihe von David Gilman. Winter 1364 - Seit knapp 30 Jahren tobt der hundertjährige Krieg. Sir Thomas Blackstone, aufgestiegen vom einfachen ...

"Im Schatten des Falken" ist der siebte Band der Legenden-des-Krieges-Reihe von David Gilman. Winter 1364 - Seit knapp 30 Jahren tobt der hundertjährige Krieg. Sir Thomas Blackstone, aufgestiegen vom einfachen Bogenschützen zum gefürchteten Kriegsherr König Edwards III., sichert die Bretagne für England. Doch es dauert nicht lange, da erhält er einen neuen Auftrag. Don Pedro I., der König von Kastilien, muss in Sicherheit gebracht werden vor dessen Halbbruder den die Franzosen auf den Thron zu setzen gedenken. Doch Don Pedro ist kein Mann von Ehre, im Gegenteil. Er steht im Ruf ein lasterhafter und böser König zu sein, sogar der Verdacht seine junge Gemahlin Blanche de Bourbon vergiftet zu haben steht im Raum. Ein kleiner Junge war Zeuge dieses schrecklichen Verbrechen, skrupellose Söldner machen Jagd auf ihn um ihn zu beseitigen. Thomas Blackstone steht zwischen den Stühlen. Zum einen den verhassten Don Pedro zu schützen und seine Flucht zu unterstützen, aber auch die ganze Wahrheit aufzudecken. In diesem siebten Band begleitet der Leser Blackstone auf seiner Route durch Frankreich und Spanien in den Jahren 1364 - 1366. Der spanische Erbfolgekrieg bietet den Rahmen zu dieser Geschichte. Zudem lässt der Autor in diesem Band Hexerei und Aberglaube einfließen. Denn die schöne Velasquita hat die Gabe die Zukunft zu sehen und scheint mit dem Teufel im Bunde. Sie kündet Blackstones bevorstehenden Tod an und scheint eine gefährliche Drahtzieherin zu sein. War in den bisherigen Bänden das Hauptaugenmerk des Autors auf den teils epischen Schlachten, Ränkespiele und geschichtlichen Ereignissen, zeigt dieser Band andere Seiten. Thomas Blackstone wirkt verletzlich, man erkennt nicht nur äußerliche Narben des Krieges an ihm. Verluste enger Kameraden, die Fürsorglichkeit und Zuneigung für dem kleinen kastilischen Jungen Lázaro aber auch die Sehnsucht zur toten Gattin und Tochter und dem noch im fernen England lebenden Sohn. Und so bietet dieser Band mehr tragische und dramatische Ereignisse innerhalb Blackstones Truppe, die man als treuer Leser dieser Reihe teils auch sehr bewegt aufnimmt. Blackstones enge Weggefährten werden weniger und damit verbunden schleicht sich beim Lesen auch etwas Melancholie ein. Die Grausamkeit des Krieges ist einmal mehr spürbar. Für mich nicht ganz der stärkste, aber mit Sicherheit ein guter Band dieser Reihe. Thomas Blackstone und seine Weggefährten sind mir ans Herz gewachsen und David Gilman trifft damit absolut meinen Geschmack.

Veröffentlicht am 26.06.2022

Die Familienbibliothek von Wooverlough Court kennt die Wahrheit

Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek
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"Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek" ist ein Roman von Felicity Withmore. Bei ihrer Doktorarbeit über die Entstehung von Heldenmythen soll Zoe Farwell über ihren Vorfahr Gerald Farwell schreiben ...

"Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek" ist ein Roman von Felicity Withmore. Bei ihrer Doktorarbeit über die Entstehung von Heldenmythen soll Zoe Farwell über ihren Vorfahr Gerald Farwell schreiben und promovieren. Ihre Professorin Charlotte von der Universität in Oxford steht ihr dabei zur Seite. Zoe's Vorfahr war Pfarrer und kam gewaltsam zu Tode. Man nannte ihn "Gerald der Gütige". Zum Zeitpunkt seines Todes geschahen aber noch etliche weitere Morde. 1839 in Liverpool hat es ein Täter speziell auf Prostituierte abgesehen. Der junge Inspector Thomas Young von der Metropolitan Police ermittelt in beiden Fällen. Und je mehr Spuren er nachgeht, umso mehr verdichten sich die Hinweise dass alles zusammenhängt. Felicity Withmore erzählt diese Story in zwei Zeitebenen. Zum einen im Jahr 1839 als Thomas Young die Ermittlungen leitet und zum anderen in der Gegenwart wenn Charlotte und Zoe in alten Tagebüchern Hinweise auf die Geschehnisse von damals suchen. Nach und nach entdecken die beiden Wahrheiten darin, die Gerald und die Familie Farwell in einem anderen Licht erscheinen lassen. In den Bibliotheken von Zoe's Familie am Sitz von Wooverlough Court entdecken sie die ganze Wahrheit. Die Autorin verbindet diese beiden Zeitebenen sehr geschickt. Erfährt der Leser ein neues Detail, so kann er es immer von beiden Seiten betrachten. Auch werden einzelne Szenen immer wieder mit Spannung gefüllt und man wird dabei geschickt durch die Erzählung manövriert. Der Roman liest sich dabei sehr flüssig. Dass Zoe lesbisch ist und im Laufe der Handlung sich mit ihrer Mentorin näherkommt ist für mich eher ein Nebenschauplatz, den die Kernhandlung nicht benötigt hätte. Aber viele Autoren packen dies derzeit in ihre Stories. Dieser Roman hätte es aber nicht nötig, er kann auch so überzeugen. Strukturiert aufgebaut kann er den Leser in die viktorianische Zeit versetzen und vermittelt ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 19.06.2022

Bitte nicht wiederbeleben - Cosy Crime im Altenheim

Die Langeweile stirbt zuletzt
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"Die Langeweile stirbt zuletzt" ist ein Seniorenkrimi von Julia Bruns. Helmut Katuschek, Kriminalhauptkommissar a.D., lebt mit seiner Gattin Margot in einem Seniorenheim. Er selbst wollte dort eigentlich ...

"Die Langeweile stirbt zuletzt" ist ein Seniorenkrimi von Julia Bruns. Helmut Katuschek, Kriminalhauptkommissar a.D., lebt mit seiner Gattin Margot in einem Seniorenheim. Er selbst wollte dort eigentlich nie hin, aber seine Frau nahm das Zepter in die Hand. Aus Sicht von Helmut lernt der Leser das Leben, die Bewohner und den Alltag dort kennen. Humorig gestaltet sich dies und entlockt einem so manchen Schmunzler. In der Küchenhilfe Selma findet Helmut eine Freundin. Sie versorgt ihn heimlich mit einem Extrabier oder lässt ihm so manches Extra zukommen. Schon unterstellt ihm seine eifersüchtige Gattin sogar ein außereheliches Verhältnis. Doch dann passiert das Unfassbare. Selma liegt erschlagen in der Küche. Der Kriminalhauptkommissar a.D. hat einen neuen Fall und fühlt sich verpflichtet den Mord an Selma aufzuklären. Zur Seite steht ihm Frau Doktor Böttcher, die Pathologin aus seiner früheren Dienstzeit. Diese ist ebenfalls seit kurzem in das Seniorenstift eingezogen und unterstützt ihn nun tatkräftig bei den Ermittlungen. Diese humorige Cosy Crime Story im Altenheim ist zwar weniger von Spannung geprägt, unterhält aber trotzdem. Julia Bruns zeichnet teils überspitzt unterschiedlichste Senioren in ihren Eigenheiten, die gemeinsam im Heim ihren letzten Lebensabschnitt bestreiten. Für den Leser hält dies so manchen Lacher bereit, zeigt aber auch wie schwierig sich so ein Zusammenleben verschiedenster Charaktere im Alter gestalten kann. "Die Langeweile stirbt zuletzt" ist keine harte Kost, vielmehr ist es eine nette Krimiunterhaltung für zwischendurch, gepaart mit lustigen Pointen im Leben des Kriminalhauptkommissar a.D. Helmut Katuschek im Seniorenheimalltag.