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Veröffentlicht am 21.06.2022

Südtiroler Geschichte

Das Land, von dem wir träumen
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Südtirol in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Franziska hat ihr Lehramtsstudium beendet und muss nun feststellen, dass sie nicht als Lehrerin arbeiten wird können, da Deutschunterricht im ...

Südtirol in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Franziska hat ihr Lehramtsstudium beendet und muss nun feststellen, dass sie nicht als Lehrerin arbeiten wird können, da Deutschunterricht im mittlerweile italienischen Südtirol verboten wurde und sie kein italienisch spricht. So gründet sie eine geheime Katakombenschule, um den Kindern des Dorfes auch die Möglichkeit eines deutschen Unterrichts zukommen zu lassen.

Auch für den Familienhof hat Franziska Ideen, allerdings besteht ihr Vater darauf, den Hof an den Bruder Leopold zu übergeben, der allerdings nach seinem Kriegseinsatz mehr und mehr dem Alkohol zugetan ist. Einzig der Knecht Wilhelm scheint ihr zur Seite zur stehen und ihr dabei zu helfen, ihre Pläne umzusetzen.

Für Franziska zerbricht ein Traum, als sie nicht als Lehrerin arbeiten darf. Die Katakombenschule ist zwar eine Möglichkeit für sie, es wird aber immer gefährlicher zu unterrichten, da die italienischen Behörden immer härter durchgreifen. Die Autorin schildert die italienische Unterdrückung der deutschen Bevölkerung sehr anschaulich und vermutlich war es noch schlimmer als hier dargestellt.

Ich fand es interessant über die unterschiedlichen Widerstandsbemühungen zu erfahren, die sich damals etabliert haben. Die Unterdrückung der deutschen Bevölkerung Südtirols und die Folgen des Umgangs damit ist bis heute bei den Einheimischen zu spüren. Von daher fand ich es spannend einen Roman aus der damaligen Zeit zu lesen. Die Autorin zeigt die Zerrissenheit der Bevölkerung an der Familie Bruggmoser, bzw. auf Italienisch Ponte. Der Vater ordnet sich unter, passt sich an und biedert sich aus Sicht des restlichen Dorfes den neuen Machthabern an. Franziska dagegen widersetzt sich, gründet die Katakombenschule und arbeitet im Widerstand. Doch auch sie muss erkennen, dass es sinnvoll sein mag sich zu mindestens teilweise zu integrieren.

Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es mehr eine Familiengeschichte war als ein breit angelegter Gesellschaftsroman. Wer Südtirol kennt wird die Gegend rund um Meran wiederkennen und Bilder von dort vor Augen haben. Die Geschichte der Bruggmosers ist auf jeden Fall interessant und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Von mir daher durchaus eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Tod in Schweden

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Peter Vinston soll Urlaub machen. Er ist überarbeitet und seine Ex-Frau hat ihm eine Ferienwohnung in der Nähe ihres Wohnorts besorgt. So soll er sich besser mit seiner Tochter treffen können. Doch kaum ...

Peter Vinston soll Urlaub machen. Er ist überarbeitet und seine Ex-Frau hat ihm eine Ferienwohnung in der Nähe ihres Wohnorts besorgt. So soll er sich besser mit seiner Tochter treffen können. Doch kaum angekommen, wird eine Tote aufgefunden. Jessie Anderson war bei niemanden in der Gegend beliebt, war sie doch Immobilienmaklerin und verantwortlich für eine Luxuswohnanlage, die vielen in der Gegend ein Dorn im Auge ist.

Peter soll der Ermittlerin Tove Ensping bei den Ermittlungen unter die Arme greifen, denn es ist nicht klar, ob es ein Unfall oder Mord war. Je mehr sich die beiden in den Fall vertiefen, desto mehr Widerstand gegen die Ermittlungen bekommen sie zu spüren. Sie sollen denn Fall als Unfall deklarieren und die Akte schließen. Doch sowohl Peter als auch Tove sind da anderer Meinung.

Peter Vinston ist ein etwas seltsamer Mensch. Sehr penibel, was seine Umgebung betrifft und sehr eigen was seinen Job betrifft. Tove Ensping ist dagegen etwas chaotisch und zum Verdruss von Peter nicht sehr ordentlich. Trotzdem raufen sich die beiden zusammen, auch wenn es zwischendrin immer wieder im Getriebe knirscht. Tove hat immer Angst, dass der Stockholmer Schnösel sie nicht für voll nimmt, dabei ist Peter einfach nur sehr eigen. Gemeinsam schaffen sie es dann das Geheimnis des mysteriösen Todesfalls aufzulösen.

Ich fand den Fall an sich recht spannend, er ist ziemlich verzwickt. Ich hatte zwar eine Ahnung, wer es gewesen war, aber nicht warum. Die Auflösung in Hercule Poirot Manier hat mir dann sehr gut gefallen.

Die Charaktere sind recht eigen, haben mir aber gut gefallen. Peter ist zwar eigenartig, kommt aber mit dem Spott der anderen gut zurecht. Tove ist eine patente junge Frau, die sich in ihrem ersten großen Fall sehr gut schlägt. Und auch die Nebencharaktere hatten ein deutliches Profil und es war dadurch sehr interessant den Ermittlungen zu folgen und auch selbst mitzurätseln.

Gerne würde ich noch mehr Bücher aus dieser Reihe lesen. Es war ein schöner Krimi, nicht zu blutig und zwischendrin recht amüsant. Von daher eine Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Tolle SF!

Die Galaxie und das Licht darin
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Das Five Hop One Stop auf Gora ist ein kleines Motel, geleitet von Ouloo und ihrem Sohn Tupo. Ouloo bemüht sich für jede Spezies perfekte Gastgeber zu sein. Eines Tages versagt das planetare Satelitensystem ...

Das Five Hop One Stop auf Gora ist ein kleines Motel, geleitet von Ouloo und ihrem Sohn Tupo. Ouloo bemüht sich für jede Spezies perfekte Gastgeber zu sein. Eines Tages versagt das planetare Satelitensystem und Ouloo und ihre Gäste sind sozusagen eingesperrt. In dieser Zeit lernen sie sich zwangsläufig besser kennen.

In diesem vierten und leider letzten Band der Reihe lernen wir neben Ouloo und ihrem Sohn Tupo noch Speaker, eine Akarak, Roveg, einen Quelin und Pei, eine Äluonerin keinen. Pei ist uns bereits im ersten Band (Der Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten) als Gefährtin von Ashby bekannt. Um ihr Verhältnis zu ihm geht es auch in diesem Band, denn Pei muss sich die Frage stellen, ob sie sich über geltende Konventionen hinwegsetzen will und die Beziehung offen leben will. Roveg ist auf den Weg zu seinem Heimatplaneten, nachdem er von dort vor Jahren ausgestoßen wurde. Und Speaker und ihre Schwester Tracker gehören einem Volk an, das keinen Heimatplaneten mehr hat.

Jeder hat so seine Vorurteile gegenüber den anderen Spezies und muss durch den erzwungenen Aufenthalt feststellen, dass die Realität doch oft ganz anders aussieht. Mir haben die Gespräche untereinander besonders gut gefallen, in denen sich die Protagonisten über ihre Kulturen ausgetauscht haben. So sind gerade die Akarak als Piraten verschrien und doch passen Speaker und ihre Schwester nicht in dieses Bild. Auch die Themen Familie, Werte und Fortpflanzung der unterschiedlichen Spezies spielen eine gewichtige Rolle. Durch die Gespräche und die unterschiedlichen Meinungen reflektieren die Protagonisten auch ihr eigenes Verhalten und hinterfragen es.

Mir hat dieses Buch wieder ausgesprochen gut gefallen. Ich fand es schön die fünf zu begleiten und zu sehen, wie aus Fremden so etwas wie Freunde und Weggefährten werden. Gerade das Ende des Buches hat mich sehr berührt und es mich bedauern lassen, dass Becky Chambers nun kein weiteres Buch aus diesem Universum veröffentlichen wird. Nicht nur dieses Buch, die ganze Reihe sind etwas besonderes in der Science Fiction und mir sehr ans Herz gewachsen. Ich hoffe sehr, dass uns die Autorin weiter mit Büchern beglücken wird.

Daher von mir eine volle Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.06.2022

schöner Frankreich Krimi

Kalte Blüten
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Marie Mercier ist angekommen in Saint-André-du-Périgord. Sie hat ihre Stelle in Paris gekündigt und hat Michel Leblancs Stelle in Périgeux übernommen, da er nach Bordeaux versetzt wurde.

Mit ihrem neuen ...

Marie Mercier ist angekommen in Saint-André-du-Périgord. Sie hat ihre Stelle in Paris gekündigt und hat Michel Leblancs Stelle in Périgeux übernommen, da er nach Bordeaux versetzt wurde.

Mit ihrem neuen Kollegen Inspektor Martin versteht sie sich gut und im Laufe ihres Falles merkt sie, wie gut seine Gegensätzliche Art zu ihr passt. Die beiden werden auf einen Hof gerufen, deren Bewohner Marie von früher kennt. Bei Arbeiten für eine Walnussölmühle wurde ein Skelett gefunden. Da dieses dort schon seit 10 Jahren liegt wird es schwierig herauszufinden, was passiert ist. Dennoch gelingt es Marie und Richard Martin das Geheimnis zu lösen. Doch das ist nicht der einzige Fall dieses Buches, als der Geschäftspartner der Walnussmühle unerwartet ums Leben kommt, besteht sein Onkel, der auch der Bürgermeister von Saint-André-du-Périgord ist, darauf, dass es sich um Mord handeln muss.

Julie Dubois lässt Marie Mercier in diesem Buch zwei Fälle lösen, die miteinander verbunden sind. Der erste Fall ist schon zur Hälfte des Buches gelöst, doch dann wird es noch einmal rätselhaft. Während ich beim ersten Fall relativ schnell ein Gefühl dafür hatte, was passiert sein könnte, habe ich beim zweiten bis zum dramatischen Schluss mitgerätselt.

Abgerundet wird die Geschichte mit zahlreichen Einblicken in Maries Privatleben und mit Beschreibungen der Landschaft und vor allem des köstlichen Essens. Das macht das Buch gleichzeitig zu einem kleinen Ausflug ins Périgord. Mir hat diese Mischung aus Krimi und Savoir Vivre ausgesprochen gut gefallen. Und auch, dass Maries Liebesleben mit Michel Leblanc wieder Teil der Geschichte ist, hat mich gefreut. Nicht vergessen darf man natürlich auch Léonie, Maries Großtante und George mit seinen beiden Schweinen. Die beiden spielen zwar nur eine Nebenrolle, dafür aber eine sehr amüsante.

Ich hoffe sehr, dass es noch weitere Bücher mit Marie Mercier, Léonie, George und natürlich auch Richard Martin geben wird. Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

schöner Regency Roman

Wie man sich einen Lord angelt
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Kitty hat ein Problem, als ihr Verlobter nach dem Tod ihres Vaters plötzlich die Verlobung löst. Wie soll sie sich nun um ihre Schwestern kümmern. Die einzige Lösung ist, in London zu versuchen einen solventen ...

Kitty hat ein Problem, als ihr Verlobter nach dem Tod ihres Vaters plötzlich die Verlobung löst. Wie soll sie sich nun um ihre Schwestern kümmern. Die einzige Lösung ist, in London zu versuchen einen solventen Herrn zum Heiraten zu finden. Glücklicherweise kann sie auf die Unterstützung einer Freundin ihrer Mutter bauen und als sie dann auch noch die Familie einer Schulfreundin ihrer Schwester treffen, hat sie auch jemanden gefunden, der ihre Probleme lösen kann. Dumm nur, das Archie zwar willig ist, sein Bruder James Pembroke aber nicht bereit ist der Heirat zuzustimmen.

So werden die beiden sich einig, dass Kitty Unterstützung bekommt einen Mann zu finden, wenn sie dafür Archie von der Leine lässt. Doch im Laufe der Saison stellt sich heraus, dass Kitty und Pembroke mehr gemeinsam haben als gedacht.

Wie man sich einen Lord angelt ist ein schöner Regency Roman, der mit allen Klischees des Genres spielt. Es macht Spaß das Buch zu lesen und Kittys Versuche den Lebensunterhalt für ihre Familie zu „verdienen“ zu verfolgen. Sie ist bereit ihr persönliches Glück hinten anzustellen und auch einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt, Hauptsache er kümmert sich mit um ihre Schwestern. Dabei ist sie erstaunlich ehrlich mit den Eheanwärtern. Allerdings kennt nur Pembroke das ganze Ausmaß des Dilemmas. Mir haben die Plänkeleien der beiden gut gefallen und auch die dramatischen Ereignisse gegen Ende des Buches waren gut in die Geschichte eingebaut.

Das natürlich glückliche Ende war vorhersehbar, hat aber auch perfekt gepasst. Wer allerdings deftige Liebesszenen erwartet wird in diesem Fall eher enttäuscht werden, bis auf Küsse ist hier nichts geboten, was aber durchaus in Ordnung war. Mir hat hier nichts gefehlt.

Ich kann das Buch Freunden von Regency Romanen durchaus empfehlen, das Buch hat einen feinen Humor und eine gut durchdachte Story.

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