Heiratsvermittlung der speziellen Art
Wie man sich einen Lord angelt
„…Es besteht ein bedeutender Unterschied zwischen der feinen Gesellschaft und den oberen Zehntausend. Zu dieser Schicht – zur Welt der Lords und Ladys mit Land und Reichtum – kann ich dir leider keinen ...
„…Es besteht ein bedeutender Unterschied zwischen der feinen Gesellschaft und den oberen Zehntausend. Zu dieser Schicht – zur Welt der Lords und Ladys mit Land und Reichtum – kann ich dir leider keinen Zutritt verschaffen…“ Eigentlich würde Kitty Talbot dieser Welt angehören, wäre da nicht dieser kleine skandalöse Makel in ihrer Ahnenreihe. Aber das ist nicht ihr größtes Problem. Dieses verbirgt sich in dem Erbe ihres verstorbenen Vaters, der ihr nichts als immense Spielschulden und die Sorge für ihre vier jüngeren Schwestern hinterlassen hat. Im Jahr 1818 besteht für eine junge Frau nur eine Möglichkeit die in 3 Monaten fällig werdenden Schulden zu tilgen: Eine reiche Heirat. Also wagt sich Kitty zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Cecily nach London auf das gefährliche Parkett der Bälle der feinen Gesellschaft, um sich hier einen geeigneten Kandidaten zu angeln. Es könnte alles so einfach sein, würden sich nicht immer wieder Stolpersteine durch ihre Herkunft und Verwicklungen der speziellen Art auftun. Und dann gibt es da auch noch Lord Radcliffe – den Bruder eines ihrer Kandidaten – der Kittys Pläne schnell durchschaut und diese zu verhindern sucht. Schafft sie es trotzdem sich im Haifischbecken der Lords und Ladys zu behaupten und rechtzeitig einen Ehemann zu finden? Und was ist eigentlich mit der Liebe? Hier trifft Jane Austen auf „Bridgerton“, entsprechend erwartet den Leser ein turbulenter Roman mit vielen Überraschungen.
„Wie man sich einen Lord angelt“ ist der Debütroman von Sophie Irwin und der ist ihr sehr gut gelungen! Mit diesem humorvollen Regencyroman trifft sie die Leser mitten ins Herz. Es ist Irwins angenehmer Schreibstil, der dieses Buch ehrlich, vertraut und absolut lesenswert macht. Ich hoffe, wir werden in der nächsten Zeit noch viel mehr von ihr zu lesen bekommen, denn sie reiht sich ebenbürtig in die Reihe der Autoren der historischen Romance ein. „Wie man sich einen Lord angelt“ ist ein echter Pageturner, es war der erste Roman dieser Autorin, den ich gelesen habe und ich hoffe nicht der Letzte!
In diesem Roman lernen wir die charmante Kitty kennen, die die Sorge um ihre vier jüngeren Schwestern vor ihr eigenes großes Glück stellt. Kennt ihr das Problem in einer Konfrontation nicht schlagfertig genug zu sein und dass euch die Antwort oder richtige Lösung erst deutlich später einfällt? Nun Kitty hat damit keine Schwierigkeiten. Egal welcher Abgrund sich gerade vor ihr öffnet, oder in welches Schlamassel sie gerade wieder hineinstolpert, sie weiß genau in dem Moment, was zu tun ist. Und auch wenn ihr manches Mal dabei das Herz in die Hose rutscht, nach außen darf sie keine Schwäche zeigen. Dadurch wirkt sie das ein oder andere Mal ein wenig hart, dabei ist sie in Wirklichkeit herzensgut, sympathisch und absolut taff. Mit Kitty, die schnell zu einer lieben Freundin wird, geht der Leser durch dick und dünn. Manches Mal wollte ich sie schütteln, um ihr zu erklären, dass sie nicht allein für alle Fehler ihrer Eltern verantwortlich sei und dass sie verdammt noch einmal auch an sich denken soll!
Aber nicht nur Kitty ist mir zu einer lieben Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Sophie Irwin wunderbar authentisch gezeichnet und haben mir mein Herz gestohlen. Insbesondere Tante Dorothy, die treu an der Seite der beiden Schwestern steht, auch wenn sie davon überzeugt ist, dass das Parkett, auf dem Kitty sich bewegt, für ihre Verhältnisse etwas zu glatt ist. Und Cecily, die durch ihren besonderen Intellekt auf Außenstehende teilweise etwas seltsam wirkt, sich aber gerade dadurch zum Türöffner für sonst für Kitty verschlossene Türen entwickelt. Aber das Highlight – natürlich neben Kitty – ist Lord Radcliffe , der durch seine Teilnahme an der Schlacht um Waterloo mehr als ein Geheimnis mit sich herumträgt und dennoch unheimlich sympathisch und begehrenswert wirkt.
„Wie man sich einen Lord angelt“ steckt von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen. Bis zum Schluss bangt der Leser mit Kitty, ob sie ihre Mission erfüllen kann. Dadurch hält dieser Roman auf jeder Seite einen eigenen Spannungsbogen bereit, der das Buch absolut lesenswert macht.
Fazit:
„Wie man sich einen Lord angelt“ von Sophie Irwin ist ein echtes Wohlfühlbuch nicht nur mit Humor, sondern auch mit Tiefgang sowie liebenswerten Charakteren. Sophie Irwin schreibt so authentisch und lebensnah, dass sich der Leser mitten in der Geschichte fühlt, Herzklopfen eingeschlossen. Ein Buch, bei dem ich traurig bin, dass es zu Ende ist und ich hoffe bald einen Fortsetzungsroman lesen zu dürfen, bei dem wir erfahren wie es mit den anderen vier Schwestern von Kitty weitergeht. Für dieses "Lieblingsbuch" gibt es von mir eine klare Leseempfehlung