Inspirierend und hoffnungsvoll
Schon früh weiß die 14-jährige Adunni genau, was sie will: nämlich Lehrerin werden. Es war der Wunsch ihrer Mutter, dass Adunni eine gute Schulbildung erhält. Doch erst reicht das Geld nicht mehr, dann ...
Schon früh weiß die 14-jährige Adunni genau, was sie will: nämlich Lehrerin werden. Es war der Wunsch ihrer Mutter, dass Adunni eine gute Schulbildung erhält. Doch erst reicht das Geld nicht mehr, dann stirbt sie. Adunnis Vater entscheidet sich, seine einzige Tochter an den wohlhabenden Morufu zu verheiraten, um seine Geldsorgen loszuwerden. Adunni wird die dritte Ehefrau und soll dem alten Mann endlich zu einem Sohn verhelfen. Nie war das Mädchen weiter von seinem Traum entfernt, und ihr Leid wird nur gemildert durch die Güte einer ihrer Mitehefrauen. Als sie eines Tages eine der Mitfrauen begleitet, findet sie sich in einer unangenehmen und auch gefährlichen Situation wieder. Zu bleiben würde bedeuten, der Selbstjustiz des Dorfes zum Opfer zu fallen, und so flieht Adunni nach Lagos. Dort allerdings ist sie ein Niemand und wird auch als solcher behandelt.
Abi Daré hat eine inspirierende Protagonistin erdacht. Adunni möchte ein Mädchen mit einer „lauternen Stimme“ sein, die schon gehört wird, noch bevor sie etwas sagt. Ihrer aussichtslosen Situation ist sie sich bewusst, und dennoch verliert sie nie die Hoffnung, dass ihr irgendwann eine gute Bildung zuteil wird. Ihr Wunsch ist nicht nur eine Selbstheilung, sondern knüpft an die systematische Benachteiligung von Mädchen an, denen eine gute Schulbildung und damit Selbstbestimmung verwehrt wird.
Beim Lesen fühlte ich mich abwechselnd an Khaled Hosseinis „Tausend strahlende Sonnen“ und Karen Köhlers „Miroloi“ erinnert, zwei Bücher, die mir außerordentlich ans Herz gegangen sind. Auch „Das Mädchen mit der lauternen Stimme“ wird einen besonderen Platz in meiner Leseerinnerung behalten!