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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2022

Ein tolles Sachbuch

Die dunkle Leidenschaft
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Wie schon in seinem vorherigen Buch „Rache“ nimmt sich Österreichs wohl bekanntester Gerichtspsychiater wieder eines Themas an, das zwar von zahlreichen Philosophen, aber weniger von der Wissenschaft untersucht ...

Wie schon in seinem vorherigen Buch „Rache“ nimmt sich Österreichs wohl bekanntester Gerichtspsychiater wieder eines Themas an, das zwar von zahlreichen Philosophen, aber weniger von der Wissenschaft untersucht worden ist - dem Hass.

Prof. Reinhard Haller schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz. In 15 Kapiteln geht er dem Mythos Hass nach. Ist Hass wirklich „die Leidenschaft, die Leiden schafft“? Oder steckt da anderes dahinter?

Die Meinungen der Philosophen, ob Hass eher als Trieb, Leidenschaft oder gar als Affekt anzusehen sei, gehen hier weit auseinander. Kant sieht im Hass eine Leidenschaft, die aus der tiefen Seele kommt, denn einen Affekt, der ja spontan, unbesonnen und übereilt eintritt.

Wollte man eine Definition für Hass aufstellen, so könnte diese lt. Prof. Haller in etwa so aussehen: „Hass ist die auf Zerstörung ausgerichtete Abneigung, die destruktivste Form der Verachtung. Er ist ein nicht leicht zu beschreibender Gefühlskomplex mit einer sozialen Interaktion, der sich gegen Menschen richtet.“ Hass ist, so Haller, knapp oberhalb der Triebe angesiedelt, da er in seiner „das Gemüt völlig ergreifenden Emotion, die intensive Verfolgung von Zielen“ beinhaltet.

Meistens kommt Hass nicht alleine daher. Zorn, Wut, Verachtung sowie Ekel sind Elemente des Hasses. Zusätzlich paart er sich auch gerne mit Paranoia und Machtbesessenheit. Wie könnte sonst ein einzelner Diktator die ganz Welt mit Krieg überziehen?

Der Autor geht auf den Hass seinen verschiedenen Dimensionen ein - sei es als Selbsthass oder dem Hass zwischen den Geschlechtern oder als Hass gegen die Gesellschaft im Allgemeinen.

Ein besonderes Kapitel ist jenes, mit dem Titel „Aus der Werkzeugkiste des Hassenden“, in dem die vier häufigsten Werkzeuge genannt werden: Schuldzuweisung, Beschämung, Gehirnwäsche und Entmenschlichung.

In den letzten beiden Kapiteln wird aufgezeigt, wie man aus der Spirale des Hasses herauskommen kann.

Meine Meinung:

Wenn man die täglichen Nachrichten liest, wird man mit alltäglichem Hass konfrontiert. Sei es, dass von massiven Sachbeschädigungen, Massakern, Femiziden und Kriegen die Rede ist.

Reinhard Haller zeigt Lösungsansätze auf, die leider nur recht schwer umzusetzen sind, da Hass so allgegenwärtig und bedrohlich daherkommt. Allerdings kann jeder Einzelne ein kleines bisschen dazu beitragen, dem Hass entgegenzutreten. denn sorgfältige Berichterstattung und kritisches Lesen von Nachrichten aus den sozialen Medien können die Mechanismen des Hasses enttarnen. Wenn erkannt wird, was den Hass befeuert, kann man gegensteuern. Wie? Durch Analyse der Ursachen, Aufklärung, Entschärfung der radikalen Sprache, Förderung von Empathie und Wertschätzung den anderen gegenüber.

Das Buch ist trotz des ernsten Themas gut zu lesen, was an seiner klaren Struktur liegt.

Fazit:

Ein Einblick in die Abgründe der Menschen, gekonnt aufbereitet von Prof. Reinhard Haller. Gerne gebe ich dem Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.06.2022

ein fesselnder 3. Fall für Leo Lang

Wiener Wiederauferstehung
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Wenn ich heute in der Zeitung gelesen habe, dass Amazon mittels künstlicher Intelligenz seine Alexa Bücher von längst verstorbenen Menschen vorlesen lässt, um den Hinterbliebenen das Gefühl zu geben, der ...

Wenn ich heute in der Zeitung gelesen habe, dass Amazon mittels künstlicher Intelligenz seine Alexa Bücher von längst verstorbenen Menschen vorlesen lässt, um den Hinterbliebenen das Gefühl zu geben, der geliebte Tote sei noch anwesend, so ist dieser Krimi von Heidi Emfried fast tagaktuell.

Worum geht’s?

Adrian Stuiber, ein umtriebiger Programmierer, scheint die Schranken zwischen Leben und Tod aufzuheben. Mithilfe von KI ist es ihm gelungen, Verstorbene für ihre Hinterbliebenen virtuell wieder auferstehen zu lassen. Seine Algorithmen gaukeln den Kunden Gespräche mit geliebten Verstorbenen vor. Das Business boomt, als Stuiber plötzlich selbst der Tod ereilt. Er liegt am Fuße einer Aussichtswarte, in der augenscheinlich ein heimlicher Bewohner lebt.
Als Chefinspektor Leo Lang der Ehefrau die betrübliche Nachricht überbringt, staunt er nicht schlecht, als er von ihr erfährt, dass Stuiber schon längst tot und begraben ist.

Nach und nach decken Leo Lang und sein Team das Doppelleben des Toten auf, das sie nach Graz führt und müssen feststellen, dass hier wenig so ist, wie es scheint.

Bei den Recherchen trifft Leo Lang auf einen Vater, der um sein Kind trauert und dessen Ehefrau tief in einer Depression gefangen ist. Auch dieses Paar ist Kunde von Stuiber. Diese Situation erinnert Leo Lang an seine eigene Trauer nach dem Tod seiner Tochter.


Meine Meinung:

Dieser dritte Krimi rund um Chefinspektor Leo Lang aus Wien lässt ein wenig Gänsehautfeeling aufkommen. Sich vorzustellen, dass der verstorbene Partner oder die Partnerin plötzlich vom Bildschirm lächelt und auf Fragen, die gestellt werden antwortet oder sich an Gesprächen beteiligt, klingt schon ziemlich spooky. Dass hier mit der Trauer um einen geliebten Menschen und die damit verbundene Einsamkeit dubiose Geschäfte gemacht werden, versteht sich von selbst.

Neben solider Ermittlerarbeit werden auch die Charaktere von Langs Mitarb
eitern und Lokalkolorit gut beschrieben. So darf Helmut Nowotny, der dienstälteste Kollege mehrfach im breitesten Wiener Dialekt sprechen und mit „De ham olle an Huscher“, das ausdrücken, was die anderen heimlich denken.

Für jene Leser, die mit dem Wiener Dialekt nicht so vertraut sind, gibt es im Anhang ein Glossar. Ein Personenverzeichnis hilft, die zahlreichen Personen, die in diesem Krimi eine größere oder kleinere Rolle spielen, gut einzuordnen.

Leo Langs sorgenvoller Blick auf das Gefühlsleben der Mitmenschen, die von dem durch KI und deren skrupellosen Schöpfern, hervorgerufene Trugbild beeinflusst werden, lässt sich gut nachvollziehen.

Autorin Heidi Emfried hat Informatik studiert, war Leiterin einer IT-Abteilung eines großen Unternehmens und weiß daher, wovon sie spricht. Ihre Erfahrungen aus der IT-Branche lässt sie gekonnt in diesen Krimi einfließen. Geschickt spielt sie mit der Frage, ob die KI eine Möglichkeit zur Unsterblichkeit oder eher eine unheimliche Gefahr darstellt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden dritten Fall mit Leo Lang 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.06.2022

ein tolles Buch

Unsere Vogelwelt
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Viele Menschen mögen Vögel am liebsten auf dem Teller: als knusprige Ente, Grillhuhn, Hühnerschnitzel oder als Weihnachtsgans. Dabei vergessen sie, welch wunderbare Geschöpfe Vögel sind - groß oder klein, ...

Viele Menschen mögen Vögel am liebsten auf dem Teller: als knusprige Ente, Grillhuhn, Hühnerschnitzel oder als Weihnachtsgans. Dabei vergessen sie, welch wunderbare Geschöpfe Vögel sind - groß oder klein, bunt oder unscheinbar oder tollpatschig oder majestätisch.

Dieses Buch trägt dazu bei, ein wenig aufmerksamer durch Stadt und Land zu streifen, die Ohren zu spitzen, wenn neben dem Lärm auch Vogelgezwitscher zu hören ist.

Nicht jeder kann einen Adler beobachten, wenn der seine Runden zieht. Aber Amsel, Fink oder Meisen lassen sich auch im Stadtgebiet antreffen. Nicht immer ist es leicht, die verschiedenen Arten der gefiederten Freunde zu unterscheiden. Dieses Buch listet in einem allgemeinen Teil die wichtigsten Fachbegriffe auf. Anschließend wird in fünf Kapiteln allerlei Wissenswertes über Vögel berichtet:

Vögel beobachten
Wald, Park & Garten
Vögel der Alpen
Vielfalt am Wasser
Kulturfolger
Konflikt mit dem Menschen

Autor Leander Khil ist Ornithologe und Fotograf. Man spürt seine Leidenschaft für Vögel in den Texten und in den tollen Fotos. Er zeigt uns die große Vielfalt der Vogelwelt und erklärt, wie man die verschiedenen Arten auseinanderhalten kann.

Eine kleine Kritik muss ich anbringen: Ein Stichwortverzeichnis, bei dem die Vögel alphabetisch angeführt sind, fehlt mir.

Fazit:

Ein umfangreiches Buch, das uns die heimische Vogelwelt näherbringt. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.06.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Madame le Commissaire und die Villa der Frauen
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In diesem 9. Band der Reihe rund um Madame le Commissaire Isabelle Bonnet muss sie um ihr Herzensprojekt, die von ihrem ermordeten früheren Liebhaber geerbte Villa, die sie Frauen und Kindern eines Pariser ...


In diesem 9. Band der Reihe rund um Madame le Commissaire Isabelle Bonnet muss sie um ihr Herzensprojekt, die von ihrem ermordeten früheren Liebhaber geerbte Villa, die sie Frauen und Kindern eines Pariser Frauenhaus zur Erholung zur Verfügung stellt, bangen. Denn, welche der geprügelten Frauen will schon ihre Ferien dort in Fragolin verbringen, wo zwei Leidensgefährtinnen ermordet worden sind?

Doch der Reihe nach ...

Während sich Dutzende Frauen und Kinder in der Villa unbeschwert erholen, verschwindet Manon mit ihrem kleinen Sohn Noa spurlos. Obwohl für Vermisstenfälle nicht wirklich zuständig, beginnen Isabelle und ihr Faktotum Apollinaire mit der Suche nach den beiden. Dabei stoßen sie auf bigotte Eltern, die ihre Tochter verstoßen haben, einen alkoholkranken Bruder und einen ehemaligen Lebensgefährten, dem alles zuzutrauen ist sowie ein Foto aus Manons Kindheit, das auf der kleinen Insel Porquerolles aufgenommen worden ist. Aufgrund des für sie typischen Bauchgefühls fährt Isabelle auf die Insel und findet die Leiche von Manon. Das Kind ist verschwunden.
Natürlich fällt der Verdacht sofort auf den Ex-Lebensgefährten, der für seinen Jähzorn und seine Brutalität bekannt ist, die auch Isabelle zu spüren bekommt. Während Isabelle versucht, ein Geständnis aus ihm herauszuholen, wird eine weitere Frau ermordet.

Die Suche nach dem Täter beginnt von vorne. Inzwischen machen auch einige Bewohnerinnen von Fragolin gegen die Frauen in der Villa mobil. Sie haben Angst, dass ihnen die eigenen Ehemänner untreu werden.

In diesem 9. Fall muss sich die sympathische Ermittlerin Isabelle Bonnet nicht nur mit gewalttätigen Männern herumschlagen, sondern auch ihre Beziehung zu dem Maler Nicolas bekommt einige Kratzer ab. Denn bei einer ihrer Recherchen in Marseille sieht sie ihn mit einer unbekannten jungen Frau, obwohl er behauptet sich mit einem Galeristen in Monte Carlo zu treffen.


Meine Meinung:

Dieser 9. Krimi rund um Isabelle Bonnet zeigt, wie schwierig es für, von ihren Partnern, misshandelte Frauen und ihre Kinder ist, ein paar unbeschwerte Tage in Sicherheit zu verbringen.

Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Informationen zu den BewohnerInnen von Fragolin gewünscht, was denn die Stimmung zum Kippen gebracht hat, die dann in den Schmierereien am Zaun der Villa gemündet sind. Die mögliche Gefahr, dass die eigenen Ehemänner mit einer der Frauen aus der Villa anbandeln? Untreue Ehemänner finden immer einen Weg, ihre Frauen zu betrügen. Da braucht es Gäste aus einem Pariser Frauenhaus nicht dazu.

Auch so toughe Ermittler wie Bonnet laufen in Gefahr, Vorurteilen nachzugeben, wobei natürlich die Erfahrungen mit gewalttätigen (Ex)Lebenspartnern eine Rolle spielen.

Mit ihren eigenen Beziehungen hat Isabelle nicht gar so viel Glück. Da ist im 6. Band ihr früherer Liebhaber, der Bürgermeister von Fragolin, Thierry Blès, ermordet worden, die beiden aktuellen Männer, Nicolas und Reuven, sind zwar schillernde Persönlichkeiten, aber vermutlich auch keine „Männer fürs Leben“.
Ich bin schon neugierig, welches dunkle Geheimnis Nicolas vor Isabelle verbirgt. Meine Vermutung ist, dass die junge Frau seine Tochter ist, die ins Drogenmilieu abgerutscht ist. Aber, ich lass mich überraschen, was Autor Pierre Martin für eine Geschichte dazu schreiben wird. Ob sie ihr Sozialprojekt aufgeben wird?

Allerdings kann ich es nicht ganz verstehen, warum Isabelle hier keine Nachforschungen anstellt. Wege und Mittel hätte sie ja dazu.

Der heimliche Star in all den Krimis ist natürlich Isabelles Auto: ein Ford Mustang Cabrio mit besonderer Ausstattung wie Ledersitzen und Polizeisirene. Der feuchte Traum jedes Mannes.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 18.06.2022

Das Spiel von LIcht und Schatten

Sturm und Spiel
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Anlässlich ihres 80. Geburtstages ist dieser wunderbare Bildband der österreichischen Fotografin Christine de Grancy im Verlag „Verein die 2“ erschienen.

Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Mercedes ...

Anlässlich ihres 80. Geburtstages ist dieser wunderbare Bildband der österreichischen Fotografin Christine de Grancy im Verlag „Verein die 2“ erschienen.

Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Mercedes Echerer beleuchtet in diesem Buch einen besonderen Lebensabschnitt der Jubilarin, nämlich jene Zeit, in der sie während der Direktionszeit von Achim Benning (1976-1986) als Fotografin an das Wiener Burgtheater geholt worden ist. Rund ein Jahrzehnt begleitet Christine de Grancy die SchauspielerInnen des Wiener Burgtheaters bei Proben und Aufführungen. Dabei hat sie auch so manchen intimen Augenblick eingefangen.

Aus einer schier unübersehbaren Anzahl von schwarz-weiß Fotografien wurde dieses Buch zusammengestellt. Das Buch ist auch ein Wiedersehen mit längst verstorbenen Ikonen der österreichischen Schauspielkunst. So gibt es Aufnahmen von Paula Wessely, Attila Hörbiger, Fritz Muliar und Kurt Sowinetz.

Von Erika Pluhar und Achim Benning stammen zahlreiche Texte, die die Arbeit der Jubilarin beschreiben.
Die Fotografien sind den Theaterstücken zugeordnet, bei denen sie entstanden sind. Damit sich die Leser ein Bild über die entsprechenden Vorstellungen machen können, wird das jeweilige Theaterstück wie im Programmheft beschrieben. Dichter, Regisseur, Mitwirkende und der Inhalt werden genannt. Dazu kommen kleine Histörchen wie der Auftritt von Karl Lagerfeld als Kostümbildner in Arthur Schnitzlers „Komödie der Verführung“.

Dieses Buch ist ein würdiges Geburtstagsgeschenk für Christine de Grancy und für Liebhaber der monochromen Fotografie.

Fazit:

Eine Hommage an die großartige Fotografin Christine de Grancy, die wie kaum keine andere, das Spiel mit Licht und Schatten beherrscht. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.