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Veröffentlicht am 29.10.2022

Mordgruppe 1 ermittelt

Stille blutet
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MEINUNG:

Still blutet ist der erste Teil der neuen Krimi-Reihe Mordgruppe 1 von der österreichischen Autorin Ursula Poznanski. Ich schätze die Autorin schon viele Jahre, besonders auch für ihren wirklich ...

MEINUNG:

Still blutet ist der erste Teil der neuen Krimi-Reihe Mordgruppe 1 von der österreichischen Autorin Ursula Poznanski. Ich schätze die Autorin schon viele Jahre, besonders auch für ihren wirklich lesenswerten Jugendbücher, wie Erebos oder Layers, aber auch die Vanitas-Reihe.

Die Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just kündigt vor laufender Kamera ihre eigene Ermordung an. Zwei Stunden später ist sie wirklich tot. Wenig später stirbt der Blogger Gunther Marzik auf die gleiche Weise. Die Wiener "Mordgruppe" um die junge Ermittlerin Fina Plank steht vor einem großen Rätsel, denn es finden sich bald viele Nachahmer und der #inkürzetot geht viral. Es fällt schwer, da den Überblick zu behalten und dem Täter auf die Spur zu kommen. Relativ schnell rückt Nadines Ex-Freund Tibor Glaser ins den Fokus der Ermittlungen, denn die Indizien gegen ihn verdichten sich.

Die Geschichte hat ein guter Spannungslevel, welches konstant gehalten wird und am Ende noch zu nimmt. Es wird immer abwechselnd berichtet aus der Sicht der ermittelnden Personen, Tibor Glaser und es gibt noch kursive Texte eines anonymen Schreibers, die man noch nicht so genau einordnen kann. Tibor Glaser wird schnell zum Hauptverdächtigen. Anfangs kann er noch nachweisen, dass er mit dem Tod von Nadine nichts zu tun hat, aber dann finde die Polizei bei ihrem weitere Hinweise. Er ist ein selbstständiger Werbefachmann, dem es nicht an Frauengeschichten gefehlt hat. Diese versucht er aufzuarbeiten, nachdem klar wird, dass Nadine Kontakt zu seinen Ex-Freundinnen gesucht hat. An ihm sieht man, wie schnell man in die Schusslinie geraten kann und wie schnell das auch durch die Medien geht. Dies führt sofort zu Problemen in seiner Firma, denn die Kunden wollen sich distanzieren. Daran sieht man, dass vermeintliche Wahrheiten das Leben und die Existenz von Menschen zerstören können.

Das Ermittlungsteam ist bis auf einen Kollegen von Fina, der sie ziemlich drangsaliert, ziemlich sympathisch. Fina ist noch neu, aber ich fand einige Äußerungen von dem Kollegen wirklich unangenehm. Es war bewundernswert, dass sie das durchgehalten hat. Auch darüber hinaus hat die Autorin eine ganze Reihe von Charakteren ins Feld geführt, die man erst einmal auseinander halten muss. Die Auflösung des Falls war für mich nicht wirklich vorhersehbar und gut konstruiert, auch wenn ich finde, dass ein paar Fragen offen geblieben sind. Möglicherweise werde die dann im nächsten Teil beantwortet.

FAZIT:

Stille blutet war für mich ein gut konstruierter, moderner Krimi, der einen aktuellen Bezug zur Social Media Welt hat. Die Ermittlerin Fina Plank ist sympathisch und ich bin gespannt, wie es hier im nächsten Teil weiter gehen wird. Ein paar Fragen blieben noch offen und lassen vermuten, dass es hier im nächsten Teil noch weiter gehen wird.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Familie kann man sich nicht aussuchen

Die Rückkehr der Kraniche
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MEINUNG:

Romy Fölck gehört zu einer meiner liebsten Krimi-Autorinnen. Ich bin großer Fan ihrer Elbmarsch-Krimi-Reihe, z.B. Totenweg ist herausragend gut. Die Rückkehr der Kraniche ist nun ihr erste Familienroman, ...

MEINUNG:

Romy Fölck gehört zu einer meiner liebsten Krimi-Autorinnen. Ich bin großer Fan ihrer Elbmarsch-Krimi-Reihe, z.B. Totenweg ist herausragend gut. Die Rückkehr der Kraniche ist nun ihr erste Familienroman, den einfach lese musste und den ich mit Spannung erwartet habe.

Alles beginnt damit, dass Wilhelmine, die Mutter von Grete und Freya, stürzt und nur schwer wieder auf die Beine kommt. Grete wohnt noch bei ihrer Mutter im Haus und muss auf Grund von Wilhelmines fortgeschrittenen Alters immer mehr Aufgaben auf dem Familienhof übernehmen. Ihre eigentliche Leidenschaft gilt allerdings den Vögeln. Sie arbeitet als Vogelwartin in der Marsch. Zur Unterstützung reist ihre jüngere Schwester Freya an, zu der das Verhältnis ebenfalls angespannt ist. Doch dieser kommt die Flucht in Marschland gerade Recht, denn sie wurde von ihrem Lebensgefährten verlassen und sieht ihre Kinderwunsch als unerfüllt bleiben. Dann ist da noch Anne, die Tochter von Grete, die ihre Oma über alles liebt. Doch auch hier kommt es zu Konflikten, da Grete beharrlich darüber schweigt, wer Annes Vater ist.

Es ist die Geschichte von vier Frauen über drei Generationen verteilt. Wir lesen abwechselnd aus der Sicht aller vier Frauen und können uns so ein Bild von ihnen und ihrem Gefühlsleben machen. Die Geschichte der Hansen-Frauen spielt wieder in der Elbmarsch, wie auch die Krimis von der Autorin. Ich fand es ein wenig wie nach Hause kommen. Der Erzählton von Romy Fölck ist unverkennbar. Gleich zu Beginn ist allerdings auch klar, dass zwischen allen vier Frauen, außer zwischen Anne und Wilhelmine alte Konflikte schwelen und vieles einfach unausgesprochen geblieben ist. Wilhelmine musst Grete und Freya nach dem frühen Tod ihres Mannes komplett allein groß ziehen. Das Leben der beiden Schwestern war sehr entbehrungsreich, auch was Zuneigung und Liebe von Wilhelmine anging. Doch dafür war wenig Zeit, denn Wilhelmine kannte es vielleicht selbst nicht anders und musste auch noch den Hof allein bewirtschaften und die beiden Mädchen großziehen. Doch diese Erziehung hat Spuren hinterlassen. Ich empfand aber dennoch, dass die Familie intakt ist und man keinen Groll gegeneinander hegt.

Es gibt zwei große Geheimnisse in der Familie, von denen klar ist, dass sie gelüftet werden. Ab einem gewissen Punkte konnte ich beide Geheimnisse bzw. deren Auflösung vorhersehen. Natürlich ist hier kein Krimi. Der Erzählton ist deutlich ruhiger, dennoch fand ich, dass sich die Auflösung der beiden Geheimnisse am Ende ein bisschen unnötig hinzog und auf den letzten Seiten abgehandelt wurde. Ich mochte vor allem Grete, die im Lauf der Geschichte ihren 50. Geburtstag feiert und die auf Grund ihrer frühen Schwangerschaft mit Anne viel aufgeben hat, in dem sie bei ihrer Mutter wohnen geblieben ist und auf dem Hof unterstützt hat. Doch die Geschichte zeigt, dass es für Grete keineswegs zu spät ist und es tun sich für sie lohnenswerte Chancen auf, die ich ihr von Herzen gegönnt habe. Grete ist im Gegensatz zu Anne und Freya ziemlich selbstlos. Freya konnte ich auch noch teilweise verstehen. Sie wollte raus aus dem beengten Dorfleben. Anne empfand ich dagegen als ziemlich anstrengend. Die fast 30-jährige hat häufiger wie ein Teenager aufgeführt. Ständig geriet sie in Konflikt mit Grete und brachte sich auch sonst häufiger in eine missliche Lage durch kopflose Übersprungshandlungen, wenn sie ihre Emotionen nicht in den Griff bekam. Die Unwissenheit um die Identität des Vaters und Gretes Weigerung über ihn zu sprechen, sind natürlich ein Stück weit nachvollziehbar.

FAZIT:

Die Rückkehr der Kraniche ist eine Familiengeschichte von vier Frauen die in der Elbmarsch spielt. Zwischen allen Frauen gibt es ungeklärte Konflikte, die bereits seit ein paar Jahren schwelen. Mit dem herannahenden Tod von Wilhelmine müssen alle vier wieder zusammenrücken. Ein unverwechselbares Romy-Fölck-Buch, welches den gleichen Ton wie ihrer Krimis trifft.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Japanische Butter

Butter
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MEINUNG:

Ich lese sehr gerne asiatische Literatur. So habe ich bereits alles von Han Kang gelesen als auch die Bücher von Sayaka Murata. Für mich war ganz klar, dass ich den Roman von Asako Yuzuki lesen ...

MEINUNG:

Ich lese sehr gerne asiatische Literatur. So habe ich bereits alles von Han Kang gelesen als auch die Bücher von Sayaka Murata. Für mich war ganz klar, dass ich den Roman von Asako Yuzuki lesen möchte, zu mal er auch genau wie Leserinnen für mich angepriesen wird.

Rika ist eine junge und aufstrebenden Journalistin in Tokio. Sie würde gerne die Story zu der Serienmörderin Manako Kajii herausbringen, doch diese gibt nicht so einfach jedem ein Interview. Manako ist sogenannte Food Bloggerin. Rika besucht sie im Gefängnis und versucht über Kochen und Essen an Manakos Geschichte zu gelangen.  Butter, wie auch der Titel des Buches ist, hat eine entscheidende Rolle. Nebenbei versucht sie herauszufinden, was damals wirklich passiert ist und ob Manako wirklich schuldig ist für die Taten, die ihr vorgeworfen werden.

Man sollte das Buch definitiv nicht hungrig lesen, denn spätestens beim Lesen bekommt man Hunger. Es werden hier viele einfache Rezepte geteilt und mit einer solchen Leidenschaft beschrieben, dass man sie sofort nach kochen möchte. Fester Bestandteil der Rezepte ist tatsächlich Butter. Die Autorin beschreibt sie in allen Nuancen und macht diese einfach Grundnahrungsmittel (teilweise gibt es hier Nahrungsmittelengpässe) zum König des Essens. Auch Rika, die sonst gar nichts für Kochen übrige hat und nicht einmal Kochgeschirr hat, verfällt den Rezepten und auch Manakos Erzählungen.

In dem Roman lernt man eine Menge über die japanische / asiatische Kultur. Wenn man mit solcherlei Romanen nicht vertraut ist und es mit unseren westlich-geprägten Gesellschaftsnormen liest, dann wird einem das oder andere sicherlich ein Kopfschütteln und Unverständnis entlocken. Dafür muss man offen sein. Im Vergleich zu oben genannten Autorinnen, ist dieses Buch aber definitiv für den Einstieg geeignet. Die Handlung ist relativ stringent erzählt und driftet auch wenig ab in Gedanken- und Traumwelten, wie häufig bei diesen Romanen der Fall ist. Dennoch machen einige Protagonisten Dinge, die etwas wirr und nicht nachvollziehbar sind. Trotzdem empfand hier ein paar Längen, wo in meinen Augen die Handlung etwas ins Stocken gerät und ich mich gefragt, wie es weiter geht. Als passionierte Leserin für Spannungsliteratur wollte ich natürlich gerne erfahren, ob Manako nun schuldig ist, allerdings es das Buch kein Krimi.

Wie in vielen Romanen, wird hier auch wieder die Rolle der Frau thematisiert. Erschreckend fand ich, wie auf Rika reagiert wird, als dieses etwas zunimmt auf Grund ihrer beginnenden Leidenschaft für Essen. Nach westlichen Maßstäben kann hier in keinerlei Weise von Übergewicht die Rede sein. Übergewicht wird ihr von ihrem Liebhaber als sich gehen lassen ausgelegt. Japanerinnen wie Rika müssen sich auch immer wieder sexuellen Übergriffen aussetzen, die keinerlei Konsequenzen für Männer haben. Frauen werden bei Beförderungen meistens außen vor gelassen. Manako hat allerdings so ihre eigen Vorstellungen von Emanzipation, die sich nicht unbedingt mit denen von Rika decken und die nach meinem Empfinden auch nicht mehr modern sind. Manako, die übrigens auch als etwas fülliger beschrieben wird, erschien mir häufig als deutlich älter und nicht wie Anfang 30. Ich habe mir immer eine ältere Frau vorgestellt.

FAZIT:

Butter ist nicht nur ein kulinarische Reise mit Schwerpunkt auf der aus jedem Haushalt nicht wegzudenkenden Butter, sondern es ist auch die Geschichte einer vermeintlichen Mörderin, von Emanzipation, Manipulation und Freundschaft eingebettet in der japanischen Kultur. Zum Einsteig in die asiatische Literatur finde ich das Buch sehr geeignet.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Sei du selbst

I Kissed Shara Wheeler
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MEINUNG:

Die Autorin Casey McQuiston konnte mich mit Royal Blue vor einiger Zeit richtig überzeugen. Ihr zweites Buch, One Last Stop, liegt noch bei mir, aber bei I kissed Shara Wheeler konnte ich nicht ...

MEINUNG:

Die Autorin Casey McQuiston konnte mich mit Royal Blue vor einiger Zeit richtig überzeugen. Ihr zweites Buch, One Last Stop, liegt noch bei mir, aber bei I kissed Shara Wheeler konnte ich nicht widerstehen sofort zu zugreifen.

Alles beginnt mit einem Kuss von Shara Wheeler an Chloe Green. Doch danach ist Shara plötzlich spurlos verschwunden. Shara Wheeler ist die absolute Königin der Schule und die perfekte Tochter des Schuldirektors. Shara hinterlässt kryptische Nachrichten, die Chloe auf die Spur schickt Shara zu finden. Dabei lernt sie nicht Shara, sondern auch sich selbst und ihre Stadt besser kennen.

Alles beginnt mit dem Kuss. Schnell kommt raus, dass nicht nur Chloe geküsst worden ist, sondern auch noch jemand anderes. Zusammen mit Sharas Freund macht sich diese Bedarfsgemeinschaft auf die Suche nach Shara. Das Ganze ist wie eine Schnitzeljagd angelegt und fand diese Idee sehr amüsant und vor allem gut umgesetzt, denn neben dem Fließtext, gibt es auch immer wieder die rosanen Umschlägen, die man auch auf dem Cover sieht. Die Autorin beweist hier ein großes Einfallsreichtum. Neben dieser Suche lernen wir Shara ein bisschen besser kennen und schnell wird klar, dass sie vieles mit Hintergedanken macht und dass sie gar nicht so perfekt ist. Wie immer in Casey McQuistons Geschichten spielen auch Freundschaften eine große Rolle. Chloe selbst hat ihre feste Clique, aber sie gewinnt durch die Suche nach Shara noch zwei weitere dazu.

Diese Buch ist im wahrsten Sinne des Wortes eine durch und durch queere Geschichte. Zu Chloes Clique gehört auch eine nichtbinäre Person . Zum ersten mal habe ich gelesen, dass man hier das Neopronomen "sier " verwendet wird, wo im Englischen "they" Anwendung findet. Ich hielt es zunächst für einen Druckfehler, aber hinten gibt es dazu eine Erläuterung. Chloe ist selbst queer und ist eigentlich von lauter queeren Personen umgeben. Das sind vor allem ihre beiden Mütter zu nennen. Trotzdem vermisst Chloe Los Angeles, wo sie vorher gewohnt haben und vergleicht dieses ständig mit dem kleinen, engstirnigen Ort in Alabama namens False Beach, wo sie alle auf eine katholische Schule gehen.  Es ist zu spüren, dass Chloe nicht richtig ankommt und dem Ort auch keine so richtig Chance geben will. Im Laufe der Geschichte muss sie aber lernen, dass sehr wohl viel mehr gibt und dass für viele Freunde ihre Heimat ist. Der Schreibstil der Autorin ist für anfangs immer ein bisschen gewöhnungsbedürftig und brauche etwas um reinzukommen, aber dann lässt sich gut lesen.

FAZIT:

I kissed Shara Wheeler ist eine bunter, queere Highschool Geschichte, die alles bietet, was für mich solche Romane enthalten sollten: Freundschaft, Liebe, Schulalltag und der Weg zu sich selbst zu finden. Die Bücher von Casey McQuiston sind für jeden etwas, der amerikanische und vor allem zeitgemäße Geschichten mag.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

23 Uhr 12 - 12 Menschen

23 Uhr 12 – Menschen in einer Nacht
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MEINUNG:

Adeline Dieudonné hat mich mit Das wirkliche Leben initial abgeholt und begeistert und mit Bonobo Moussaka ging es dann weiter. Man kann sagen, die Autorin mit ihrer Art zu schreiben auf jeden ...

MEINUNG:

Adeline Dieudonné hat mich mit Das wirkliche Leben initial abgeholt und begeistert und mit Bonobo Moussaka ging es dann weiter. Man kann sagen, die Autorin mit ihrer Art zu schreiben auf jeden Fall heraussticht, weil sie etwas wagt und ihre Geschichten auch nichts beschönigen.

23 Uhr 12 ist nun ein Roman in zwölf Geschichten. Zwölf Geschichten von zwölf Personen, die irgendwie miteinander zusammenhängen sollen. Alle eint das Ereignis, dass sie Zeuge werden um 23:12 Uhr, wie eine alte Frau über eine Leitplanke auf die Fahrbahn klettert.

Besonders im Gedächtnis ist mir die Gesichte um das Pferd Red Apple geblieben, welches sie auch dessen Sicht geschrieben. Geschichten von Tieren gehen mir immer sehr zu Herzen, zumal klar war, dass dies hier keine schöne Geschichte wird. Die Autorin schaffte hier auch, ohne es direkt zu benennen, was sich hier für Tragödien abgespielt haben. Außerdem ist mir die Geschichte um den Delphin, der auch das Cover schmückt und der jungen Frau in Erinnerung geblieben. Sie hat eine sehr starke Abneigung gegen Delphine, was irgendwie erstmal unerklärlich scheint, da man die Tiere meistens als gutmütig und freundlich abgespeichert hat. In ihrer Kindheit gab es allerdings einen Vorfall, der bei mir Schock und Ekel hervorgerufen hat, vor allem, weil niemand ihr geholfen hat.

Die Sprache von Adeline Dieudonné ist rau, ungeschönt und explizit, auch hinsichtlicher sexueller Handlungen. Das muss man abkönnen. Sie guckt direkt in menschliche Abgründe und stellt die menschlichen Schattenseiten ins Rampenlicht. Vieles mutet wirklich surreal an, weil man sich denkt: Kann es sowas wirklich geben? Allerdings gibt es auch Geschichten, die ganz reale Missstände in unserer Gesellschaft aufzeigen, wie ein junge Frau, die lediglich als Gebärmaschine betrachtet wird, ein philippinischen Kindermädchen, welches fernab von ihren eigenen Kindern ein Leben unter schlechten Arbeitsbedingungen bei reichen Leuten fristet und missbräuchliche Handlungen in der Ehe gegenüber Frauen.

FAZIT:

Adeline Dieudonné hat wieder mal mit 23 Uhr 12  bewiesen, dass sich ihre Geschichte und Romane von anderen abheben. Sie hat ein sehr guter Gespür für Zwischenmenschliches und menschliche Abgründe. Einige Geschichten werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich würde es aber eher als eine Art Kurzgeschichtensammlung ansehen, da mir für einen Roman der rote Faden gefehlt hat bzw. habe ich ihn nicht erkannt.

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