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Veröffentlicht am 25.06.2022

Feuerteufel auf Pellworm

Wattenmeerfeuer
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Die nordfriesische Insel Pellworm wird kurz vor dem Biikebrennen von einem Feuerteufel heimgesucht. Nach mehreren eher harmlosen Bränden gibt es jedoch ein Todesopfer. In einer Bauernhausruine wird nach ...

Die nordfriesische Insel Pellworm wird kurz vor dem Biikebrennen von einem Feuerteufel heimgesucht. Nach mehreren eher harmlosen Bränden gibt es jedoch ein Todesopfer. In einer Bauernhausruine wird nach einem Brand eine verkohlte Leiche gefunden. Inselpolizist Jan Benden kann die Leiche nur anhand des Siegelringes und der am Unterarm befindlichen Tätowierung eines Wikingerschiffes als Sönke Lürsen identifizieren. Doch der hat nach dem Todeszeitpunkt noch mit seiner Frau telefoniert. Wie kann das sein und warum malt Sohn Tilman auf einmal ständig Wikingerschiffe? Jan hat einiges zu ermitteln - gut, daß er wieder Unterstützung von seiner Frau Laura und Freund Tamme bekommt!

Das Autorenduo Katja Lund und Markus Stephan hat mit "Wattenmeerfeuer" den zweiten Pellworm-Krimi rund um Jan Benden geschrieben. Und auch dieser Fall hat mich vollends überzeugt. Man trifft hier auf alte Bekannte, die mir persönlich schon in "Wattenmeermord" sehr ans Herz gewachsen sind. Jan und Laura sind einfach das perfekte Paar. Sie verstehen sich und können sich gegenseitig aufeinander verlassen. Ebenso wie auf Tamme, der bei all seiner Unbedarftheit einfach herzensgut ist und für Jan alles gibt. Er geht in seinem Ermittlerhobby auf - wenn er dabei auch unkonventionelle Wege geht und damit für den Humor in diesem Buch sorgt. Irgendwie ist er mein absoluter Lieblingscharakter der Serie. Ebenso schafft es das Autorenduo perfekt den Zauber der Insel einzufangen. Man merkt ihnen die Liebe zu Pellworm an, denn so liebevoll und bildhaft kann man eine Region nur beschreiben, wenn man sie kennt und schätzt. Diese Liebe färbt beim Lesen ab und macht neugierig auf dieses Fleckchen Erde. Aber man bekommt hier auch einen richtig spannenden Fall mit Tiefgang, der unter die Haut geht. Die Schicksale auf die man hier trifft sind schon hart und bilden ein Geflecht, daß man mit Spannung verfolgt und welches einen nicht mehr los läßt, bis man zum Schluß die Auflösung erhält. Doch bis dahin hat man einiges zu grübeln, viele Fährten zu verfolgen und einiges neu zu ordnen. Kurzum: Dieses Buch ist ein Highlight und ich hoffe sehr, daß es noch viele Krimis rund um Jan, Laura und Tamme geben wird!

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Veröffentlicht am 24.06.2022

Grandiose Fortsetzung

Der Duft von Erde nach dem Regen
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Südtirol 1936: Auf dem Apfelhof von Franziska und Wilhelm Leidinger könnten alle zufrieden sein. Die Apfelbäume tragen viele Früchte und die Schankwirtschaft bringt ein gutes Einkommen. Franziska plant ...

Südtirol 1936: Auf dem Apfelhof von Franziska und Wilhelm Leidinger könnten alle zufrieden sein. Die Apfelbäume tragen viele Früchte und die Schankwirtschaft bringt ein gutes Einkommen. Franziska plant sogar noch eine Pension auszubauen. Doch die Menschen leben in Angst. Die italienische Regierung denkt sich immer neue Repressalien aus. Die Bewohner Südtirols trauen kaum noch einem Nachbarn oder Freund, denn ein falsches Wort genügt, um ins Gefängnis zu kommen. Besonders hart trifft es die jüdische Bevölkerung. Aus diesem Grund beschließt Leah mit ihrer Familie nach Amerika auszuwandern, wo Franziskas Bruder Andreas sich schon ein neues Leben aufgebaut hat. Auch Leopold will den Hof verlassen. Er glaubt den Versprechen der Deutschen, die alle Südtiroler ins Deutsche Reich locken wollen. Für Franziska heißt es deshalb Abschied nehmen, was ihr bei ihrer Freundin Leah besonders schwer fällt.
Dann bricht der Zweite Weltkrieg aus...

Der zweite Teil der Südtirol-Saga um die Familie Bruggmoser-Leidinger trägt den Titel "Der Duft von Erde nach dem Regen". Anna Thaler beginnt ihre Geschichte im Jahr 1936. Es ist grausam zu lesen, wie sehr die Menschen unter dem Druck der italienischen Regierung zu leiden hatten. Auch dort hatten die Juden die schwerste Last zu tragen. Man kann die Angst der Menschen in jeder Zeile deutlich erkennen. Trotzdem gibt es noch alte Freundschaften, die diese harte Zeit überstehen. Daß die Menschen weiter für die Zukunft planen und einfach nur etwas glücklich sein wollen, ist mehr als verständlich. Doch weil jeder sein Glück an ganz unterschiedlichen Seiten sucht, geht sogar durch die Familien ein Riss, der oft nicht mehr zu kitten ist. So entstehen ganz neue Gemeinschaften. Diese Geschehnisse vermittelt Anna Thaler auf ganz wunderbar leichte Weise, so daß man dieses Buch richtig genießen kann. Da dieser Band mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges endet, bin ich schon mehr als gespannt darauf, wie die Familie Leidinger die Kriegswirren übersteht. Band 3 wird hier sehnsüchtig erwartet!

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Hätte ich mir als Serie vorstellen können

Die Toten von Fleat House
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Als der schwierige Schüler Charlie Cavendish in dem renommierten Internat St. Stephan's tot aufgefunden wird, möchte Rektor Jones gerne an einen Unglücksfall glauben. Doch die Polizei leitet Ermittlungen ...

Als der schwierige Schüler Charlie Cavendish in dem renommierten Internat St. Stephan's tot aufgefunden wird, möchte Rektor Jones gerne an einen Unglücksfall glauben. Doch die Polizei leitet Ermittlungen ein. Detektive Inspector Jazz Hunter, die nach einer langen Auszeit ihren Dienst wieder aufgenommen hat, soll den Fall übernehmen. Was zuerst nach einem Racheakt einiger Schüler aussieht, entwickelt sich nach dem Selbstmord eines Lehrers und dem verschwinden eines weiteren Schülers zu einer schwierigen Ermittlung hinter den verschwiegenen Mauern der alten Schule. Für Jazz Hunter wird immer deutlicher, daß dieser Fall bis tief in die Vergangenheit der Schule reicht. Schon vor vielen Jahren hat sich dort ein kleiner Junge aus Verzweiflung das Leben genommen. Jazz muß erst diesen alten Fall lösen, um die neuen Verbrechen aufzuklären. Erst danach kann sie eine wichtige Entscheidung treffen, wie ihr eigenes Leben weitergehen soll.

Mit ihrem Roman "Die Toten von Fleat House" ist Lucinda Riley einen ganz anderen Weg gegangen als mit ihren vielen wunderbaren anderen Geschichten. Man erlebt hier einen Kriminalroman vom Feinsten. Mit viel Spannung erzählt Lucinda Riley vom Alltag in einer Elite-Schule, wie es in England wohl viele gibt. Der Leistungsdruck auf die Schüler, aber auch auf die Lehrer und Direktion ist gewaltig. Dazu kommt der Standesdünkel und damit ist Mobbing Tür und Tor geöffnet. Dies erlebt man hier hautnah mit. Mit einer sehr raffiniert aufgebauten Handlung hält Lucinda Riley die Spannung bis zum Ende hoch. Die privaten Sorgen und Zweifel der jungen Ermittlerin lassen die Geschichte auch in der Nebenhandlung sehr menschlich wirken. Dieses Buch hätte durchaus der Auftakt zu einer hervorragenden Serie werden können. Leider ist es ja anders gekommen.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Fitzek mal anders

Schreib oder stirb
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Literaturagent David Dolla bekommt ein ungewöhnliches Angebot: Carl Vorlau, Insasse einer psychiatrischen Klinik, behauptet, vor Monaten die siebenjährige Pia entführt zu habe. Sie soll sich noch immer ...

Literaturagent David Dolla bekommt ein ungewöhnliches Angebot: Carl Vorlau, Insasse einer psychiatrischen Klinik, behauptet, vor Monaten die siebenjährige Pia entführt zu habe. Sie soll sich noch immer in einem Versteck befinden - jedoch reicht der Sauerstoff dort nur noch für kurze Zeit. Nun will Vorlau mit David über die Tat reden, David soll darüber ein Buch schreiben. Vorlau verlangt einen Verlagsvorschuss von einer Million Euro. Als Gegenleistung verspricht Vorlau, daß David zum Helden wird, der Pia in letzter Sekunde vor dem Tod rettet. Lehnt David ab, wird nicht nur Pia sterben, sondern auch Davids Umfeld wird nicht mehr sicher sein.

Für "Schreib oder stirb" hat sich Sebastian Fitzek diesmal Unterstützung von Micky Beisenherz geholt. Wer hier einen typischen Fitzek erwartet, ist definitiv falsch. Zwar bekommt man auch hier einen Thriller voller typischer Fitzek-Überraschungen, aber man bekommt auch sehr viel Humor. Typisch sind die leicht skurrilen Charaktere, die man sehr schlecht durchschauen kann. Einzig bei David war ich mir sicher keine böse Überraschung zu erleben. Die Handlung hat mich in typischer Fitzek-Manier gefesselt. Irgendwie komme ich von seinen Büchern nie los. Einmal begonnen, gibt es nur noch eines: weiterlesen. Diesmal nimmt mich das Buch neben der Spannung auch mit seinem Humor gefangen. Pointiert wird hier das Verlagswesen humoristisch dargestellt. Pseudonyme und wer sich dahinter verbergen kann werden ebenso thematisiert wie der Kampf auf dem Buchmarkt - hier wird auch vor Bloggern nicht halt gemacht. Diese Beschreibungen haben bei mir für Lachtränen gesorgt.
Mir persönlich hat dieser Thriller, der gleichzeitig eine Karikatur auf die Buchszene ist, richtig Spaß bereitet. Sebastian Fitzek und Micky Beisenherz können dieses Experiment sehr gern wiederholen!

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Der Tote im Fischgammel

Pleitemöwe
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Fiete Mommsen hat sich erst vor kurzem nach Greetsiel versetzen lassen, damit er in Ruhe über die Trennung von seiner Freundin und Kollegin Janne Janssen hinweg kommt. Doch die Ruhe wird jäh durch einen ...

Fiete Mommsen hat sich erst vor kurzem nach Greetsiel versetzen lassen, damit er in Ruhe über die Trennung von seiner Freundin und Kollegin Janne Janssen hinweg kommt. Doch die Ruhe wird jäh durch einen Toten im Fischgammel gestört. Und nicht nur das - ausgerechnet Janne wird ihm nun zu Ermittlungszwecken an die Seite gestellt. Und Janne will mehr als den Mordfall klären. Zusätzlich bekommt er "Unterstützung" in Sachen Mordfall und Privatleben durch seine Vermieterin Wanda, die in Greetsiel eine Bäckerei betreibt, und seinen Freunden. Wenn das mal gut geht!

Wow. Dieses Debüt von Petra Göbel ist sowas von gelungen! "Pleitemöwe" hat wirklich alles, was einen guten Regionalkrimi ausmacht. Hier findet man sympathische Charaktere, eine Landschaft, die schöner nicht sein könnte, feinen Humor, Spannung und ganz viel Lokalkolorit. Bei den Charakteren kann man sich gar nicht entscheiden, wen man am meisten mag. Natürlich ist Fiete sofort Sympathieträger. Aber auch seine Freunde, allen voran Wanda, schließt man sofort ins Herz. Wanda ist einfach geradlinig. Wen sie mag, der kann alles von ihr haben und wer ihr einmal hilft sowieso. Sie spiegelt für mich den typisch norddeutschen Charakter wieder. Petra Göbel hat das Zwischenmenschliche an keiner Stelle vergessen. Sie spielt hier zwar mit humorvollen Szenen, die die Lachtränen in die Augen treiben, aber die Art von Humor geht nie auf Kosten anderer und stellt denjenigen bloß. Dabei verliert die Geschichte niemals an Spannung. Permanent kommen neue Spuren hinzu, einen speziellen Verdächtigen hatte ich an keiner Stelle. Immer wieder schwenkt man um, überlegt neu und rätselt mit Fiete und Wanda mit. Man ermittelt hier zusammen mit ihnen quer durch die Krummhörn und lernt diese Landschaft, sofern man sie nicht schon kennt, kennen. Petra Göbel läßt diese wunderschöne Region wahrhaft lebendig werden. Man fährt mit Fiete entlang der Felder und schaut mit ihm aus seinem Fenster auf die von Touristen belebte Gasse voller Souvenirläden. Oder befindet sich im Fischereihafen bei den Kuttern zwischen den Restaurants. Ach, es war herrlich, dieses schöne Dorf noch einmal so detailgetreu vor Augen haben zu können! Mit diesem Buch kann man sich übrigens ein Stück Ostfriesland nach Hause holen. Nicht nur durch lesen des Buches, sondern auch durch das Backen der im Buch vorgestellten Rezepte von Wanda. Denn die Rezepte für Kekse (auch für Hunde)und Kuchen sind hier im Text abgedruckt.
"Pleitemöwe" ist für mich ein richtig gutes, rundes Debüt, bei dem ich schon jetzt auf die Fortsetzung warte!

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