Profilbild von buechermango

buechermango

Lesejury Profi
offline

buechermango ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buechermango über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2022

Unheimlich interessant

Die kranke Frau
0

Elinor Cleghorn ist promovierte Kulturhistorikerin. Außerdem ist sie Feministin und hat eine Autoimmunerkrankung. In Die kranke Frau vereint sie das alles einfach mal und Blick zurück auf Jahrhunderte, ...

Elinor Cleghorn ist promovierte Kulturhistorikerin. Außerdem ist sie Feministin und hat eine Autoimmunerkrankung. In Die kranke Frau vereint sie das alles einfach mal und Blick zurück auf Jahrhunderte, in denen Frauen weder ernst genommen, noch wirklich respektiert worden. Was sie zusammenträgt ist tragisch und tut weh. Aber es ist passiert und passiert immer noch.

Männer hatten schon immer die absurdesten Ideen, wenn es um den weiblichen Körper geht. Lange hielten sich Theorien über austrocknende Gebärmütter, wenn Frauen (und auch Mädchen) nicht genug Sex hatten. So wurden sich Periodenschmerzen zum Beispiel lange erklärt). Auch die Idee, dass die Eierstöcke sich entzünden, wenn Frauen ihren Kopf zu sehr anstrengen und zum Beispiel zu viel lesen, hielt sich hartnäckig.

„ Dabei gibt es nichts »Ungeklärtes« oder »Ungewisses« an dem Leid, das Millionen Frauen weltweit Tag für Tag erdulden. Und während die Medizin nach Antworten sucht, fluten weiterhin Krankheiten unsere Zellen, greifen auf unsere Organe zu und unsere Gelenke an und triggern unsere Schmerzen – und unsere Zahl steigt“

Aber all das ist kein Wunder, wenn Betroffenen nicht zugehört wird, sie nicht mit eingeschlossen werden. Im 14 Jahrhundert wurde in ganz Europa Ärztinnen das Praktizieren untersagt, sie hatten über Jahrhunderte kaum Chancen, sich einzubringen. Da es außerdem als Schande galt, über gynäkologische Erkrankungen zu sprechen, haben Frauen stillschweigend gelitten und brav weiter die Care-Arbeit übernommen.

Aber wir müssen gar nicht so weit zurück in die Vergangenheit. Bis in die 1990er Jahre wurden Frauen einfach ganz aus Beobachtungsstudien ausgeschlossen. (Auch in Deutschland zeigt sich in vielen Coronastudien, dass Frauen gern ignoriert werden, mal so nebenbei.)

Im 18 Jahrhundert wurde es sich dann besonders leicht gemacht. Es wird zwar langsam ein bisschen weiter geforscht, viele Dinge werden aber auch einfach direkt auf die Psyche geschoben. Frauen sind einfach zu schwach und neigen zur Hysterie.

Elinor Cleghorn gibt natürlich noch mal viel tiefere Einblicke. Die kranke Frau ist wie ein langer Zeitstrahl, in dem ausführlich erzählt wird, was alles schief gelaufen ist. Aber auch, wie viel sich verbessert hat, wie sehr Menschen (hauptsächlich Frauen) für eine Veränderung gekämpft haben.

„Ob man es nun zugeben mag oder nicht: Wenn Frauen im Sprechzimmer ihre Symptome schildern, so hat ihr Gegenüber nicht selten jahrhundertealte Ansichten verinnerlicht, nach denen Schmerzen bei Frauen eher emotional als körperlich bedingt sind, und reagiert entsprechend.“

Nach dem ersten Teil verliert sich der rote Faden für mich leicht, es ging plötzlich lange ums Wahlrecht. Natürlich spielen politische Themen immer irgendwo eine Rolle, ich fand es nur ziemlich verwirrend und hätte es schön gefunden, wenn andere Themen dafür aufgekommen wären.

Elinor Cleghorn gibt ihr bestes intersektionell zu arbeiten und bezieht auch ein wenig über den Rassismus, der mindestens genauso stark in der Medizin zu finden ist, wie der Sexismus. Das Thema kommt hier ziemlich kurz und hätte in meinen Augen noch ausgeweitet werden können, um ein wirklich realistisches Bild zu zeichnen.

Allgemein liegt der Fokus sehr auf gynäkologischen Erkrankungen. Natürlich trotzdem sehr interessant, aber ich hatte nicht ganz damit gerechnet, vor allem, weil im Klappentext ja auch von der Autoimmunerkrankung der Autorin gesprochen wird.

Elinor Cleghorn lebt mit Lupus. Für die Diagnose musste sie kämpfen, lange wollte sie niemand ernst nehmen. Dass Frauen immer noch als schwaches Geschlecht wahrgenommen werden nach allem, mit dem wir uns unbehandelt rumschlagen müssen, bringt mich fast zum lachen.

Trotz der Erwähnung im Klappentext geht es nur am Ende einmal kurz um Autoimmunerkrankungen. Auch chronische Kranken finden kurz Erwähnung. Sehr interessante Kapitel, die für mich leider fast schon schnell abgearbeitet wirken.

Die Gynäkologie war wohl einfach wichtiger und auch das war zum Glück sehr interessant. Es überrascht mich zum Beispiel gar nicht, dass die Einführung des Spekulums Kontroversen ausgelöst hat. Auch das Geburtsschmerzen als natürlich und wichtig für die Bindung zum Kind angesehen wurden, und Frauen Schmerzmittel verwehrt blieben lässt mich nur noch müde Lächeln.

„Die Medizin hat im Lauf ihrer Geschichte das Frausein und den Frauenkörper so massiv pathologisiert, dass die Unpässlichkeit der Frau in Gesellschaft und Kultur zum Normalzustand wurde und ihr Recht über den eigenen Körper bis heute umstritten ist.“

Besonders interessant fand ich außerdem die Seiten zum Thema Verhütung und Hormone. Auch ihre Worte über Abtreibung treffen bei dem, was in Amerika gerade abgeht, genau ins Schwarze.

Ihr merkt also, hier werden einige Themen behandelt und ich kann hier natürlich nur auf einen Teil eingehen. Vielleicht findet ihr das alles ja auch so interessant wie ich.

Das einzige, was mich immer wieder ziemlich irritiert hat ist die Bezeichnung Jungfernhäutchen. Ich weiß natürlich nicht, wieviel die Übersetzung damit zutun hat, aber ne. Bitte lasst den Quatsch.

Die Sprache ist ansonsten teilweise etwas fachlich und ausschweifend. Ich selbst habe zwei Wochen an dem Buch gelesen, was sehr ungewöhnlich für mich ist bei nur etwa 350 Seiten (Ohne Anhang). Für mich hat es sich aber absolut gelohnt, mir die Zeit zu nehmen.

Trotz kleiner Kritik und Abbiegungen, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte, ist Die kranke Frau ein absolutes Highlight für mich. Informativ, fesselnd und bewegend. Eine absolute Empfehlung, wenn ihr euch wirklich Zeit nehmen wollt und euch das Thema interessiert.

„Bis heute wird die Geschichte der Medizin dank des Widerstands, der Kraft, der Intelligenz und des unglaublichen Mutes von Frauen umgeschrieben.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 12.08.2022

Genial ausgearbeitet und fesselnd geschrieben

Psychopathinnen
0

In Psychopathinnen beleuchtet die Kriminalpsychologin und Autorin Lydia Benecke ‚Die Psychologie des weiblichen Bösen‘. Ich habe das Hörbuch gehört, gesprochen von Nicole Engeln. Ich bin ein sehr großer ...

In Psychopathinnen beleuchtet die Kriminalpsychologin und Autorin Lydia Benecke ‚Die Psychologie des weiblichen Bösen‘. Ich habe das Hörbuch gehört, gesprochen von Nicole Engeln. Ich bin ein sehr großer Lydia Benecke Fan, habe nächtelang ihre Videos auf Youtube durchgesuchtet und hätte mich natürlich sehr gefreut, wenn sie ihr Buch selbst spricht. Das geht aber natürlich nicht immer und Nicole Engeln hat hier einen guten Job gemacht.

Zitat aus dem Klappentext:
“Frauen gelten immer noch als wehrlos, sie leiden, dulden, verzeihen. Doch wenn die Psychopathie in ihrer Seele sich Bahn bricht, töten sie ebenso grausam wie Männer - und häufig eiskalt geplant. “

Das Buch beginnt direkt mit einer Erzählung. Ich muss sagen, dass ich selten so gut recherchierte, ausführliche Fallballspiele gesehen habe. Man kam den Frauen wirklich unheimlich nah, und hat viele Einblicke bekommen. Ich würde nach dem Buch nicht sagen, dass ich wirklich nachvollziehen kann was in den Köpfen der Psychopathinnen abging, aber ich habe auf jeden Fall einiges dazugelernt und die Perspektive mehr verstehen können.

Ich bin sehr froh, dass Lydia Benecke so viel über Täterinnen spricht. Gerade was psychische Erkrankungen betrifft, gehen Frauen zu oft unter, worauf natürlich auch hier im Buch eingegangen wird. Psychopathinnen sind unheimlich manipulativ und viele wissen natürlich auch, wie sie die Vorurteile, die die Gesellschaft Frauen gegenüber hat, für sich nutzen können. Mit ihrem weit gefächerten Wissen, das aber eher oberflächlich bleibt, wickeln sie ihr Umfeld um den Finger. Und wenn jemand merkt, dass die charmante Frau, die doch so liebevoll mit den Kindern sein kann und sich immer richtig präsentiert, gar nicht so toll ist, ist es manchmal schon zu spät. Frauen können auf die unterschiedlichsten Arten total brutal sein, wie Lydia Benecke eindrücklich schildert.

In ihren Beispielen geht sie immer wieder auf sehr interessante Aspekte ein. Was ist, wenn Psychopathinnen Kinder bekommen, wie stehts um die Erblichkeit? Wie kann eine Therapie aussehen und worauf muss vor allem in der Traumatherapie geachtet werden? Am Ende erzählt sie noch von einigen weiteren Fällen. Dies tut sie sehr sachlich und nicht wertend. Bitte überlegt euch vorher, ob ihr das aushaltet.

Aber sie erzählt nicht nur von Fallbeispielen, sie macht auch spannende Themen auf. Vor allem die Kapitel über die Cluster b Persönlichkeitsstörungen haben mir noch mal spannende Einblicke gegeben und eine benötigte Abwechslung zwischen den Geschichten gebracht. Auch über das Münchhausen (by proxy) Syndrom hat sie einiges zu erzählen und mich auch hier wieder total gepackt.

Ihr merkt, ich bin begeistert (und das passiert leider echt nicht oft). Natürlich ist diese Empfehlung nicht für alle, aber wenn euch Psychologie interessiert und ihr keine Probleme damit habt, brutalen Erzählungen der Realität zu folgen, dann ist das genau euer Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 02.08.2022

Mathematik in all ihren Facetten

Damit hatte keiner gerechnet!
0

Manchmal brauche ich einfach Bücher, die Spaß machen. Bücher, die mir keine Story erzählen, mich aber trotzdem unterhalten. Im besten Fall bringen sie mir noch was bei, aber sind nicht zu anstrengend. ...

Manchmal brauche ich einfach Bücher, die Spaß machen. Bücher, die mir keine Story erzählen, mich aber trotzdem unterhalten. Im besten Fall bringen sie mir noch was bei, aber sind nicht zu anstrengend. Genau das war Damit hatte keiner gerechnet für mich. In den letzten Woche habe ich immer mal wieder in diesem tollen Buch gelesen und es einfach nur geliebt.

Klar, ihr solltet Zahlen und Mathematik nicht komplett scheiße finden, wenn ihr das Buch lesen wollt. Aber ich weiß, dass das auf viele Menschen zutrifft, auch wenn wir dafür gern mal belächelt werden. Auch, wenns nicht jeder so sieht, Mathe ist logisch und das entspannt mich so daran.

Doch was passiert, wenn Menschen nicht aufmerksam genug sind? Fenster, die besonders schlau und cool sein sollen, lösen Brände aus und Menschenmengen können Brücken zum Einsturz bringen, beim einfachen Versuch sie zu überqueren.

Matt Parker widmet sich verschiedensten Bereichen der Mathematik und deckt lustige und interessante Fehler auf. Zum Beispiel kritisiert er die Sesamstraße für ihre Darstellung des Monds und gibt dafür spannende Einblicke in die Geometrie.

Außerdem spricht er darüber, warum mehrerer ineinander verzweigte Zahnräder eigentlich gar kein gutes Bild für ein funktionieredes Team ist und erklärt das Plus-Minus-Eins-Syndrom, das wohl regelmäßig Diskussionen bei vielen Auslöst. Er macht durch Statistik deutlich, dass der ‚Durchschnittsmensch‘ eigentlich nicht existiert und dass der Zufall oft vorhersehbar ist. Und natürlich widmet er sich noch vielen anderen Themen.

Ich fand es unheimlich sympathisch, mit was für einer Begeisterung er über Zahlen spricht und wie glücklich ihn diese Fehler machen, wie viel Zeit er damit verbringt, sie zu suchen. Seine Leidenschaft wird im Buch auf jeden Fall deutlich. Allgemein geht er das Buch eher locker an und kann damit bestimmt auch Leute abholen, die weniger Vorwissen und Mathe aus der Schule eher schlecht in Erinnerung haben.

- [ ] “Aber Sie können nicht über sich hinauswachsen und neue Herausforderungen annehmen, ohne gelegentlich auch mal daneben zu liegen.”

Am Ende spricht er dann noch mal über das Fehler machen und wie wichtig ein offener Umgang damit ist. Er warnt vor einer Welt, in der Fehler immer unter den Tisch gekehrt werden und Menschen aus Angst vor Konsequenzen Schäden in Kauf nehmen.

Ich hatte ungelogen die Zeit meines Lebens und kann euch das Buch nur empfehlen, wenn es euch anspricht. Das Interesse muss, wie gesagt, da sein, aber dann ist es ein großartiges Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 22.06.2022

Ruhige Horrorstory. Fesselnd und gruselig

Eichenbach
0

Familie König zieht nach Eichenbach - Vater Paul möchte sich einen Kindheitstraum erfüllen. Seine Familie, erst nicht begeistert von dem Umzug aus der Großstadt, fühlt sich doch schnell wohl in der wunderschönen ...

Familie König zieht nach Eichenbach - Vater Paul möchte sich einen Kindheitstraum erfüllen. Seine Familie, erst nicht begeistert von dem Umzug aus der Großstadt, fühlt sich doch schnell wohl in der wunderschönen Umgebung. Das große Grundstück bietet viel Platz für die beiden Kinder und die idyllische Umgebung tut ihr übrigens. Vor allem der kleine Bach weckt Begeisterung.
Aber Eichenbach hat eine Geschichte, die vor allem dieses Grundstück betrifft. So merkt die Familie schnell, dass hier irgendwas nicht stimmt. Es beginnt mit einem kalten Luftzug, den schon die Angestellten der Malerfirma bei Betreten des Hauses, wahrnehmen. Später kauft die Familie sich einen Hund, der immer wieder verrückt spielt. Auch die Träume, die Paul regelmäßig hat, sind auffällig. Und damit ist der Kinderpsychologe nicht allein. Auch ein Patient berichtet von gruseligen Träumen.
Paul ist zunehmend damit beschäftigt, um Normalität zu kämpfen, während um ihn herum immer mehr passiert.
Sein Nachbar Jörg Franke kennt die Mythen rund um das alte Haus. Sein ganzes Leben hat er in Eichenbach verbracht, aber wird er rechtzeitig eingreifen und wird ihm geglaubt?

Was für ein krasses Buch. Es liest sich ein bisschen wie ein Horrorfilm, ich habe in die Richtung bisher sehr wenig gelesen und möchte das jetzt auf jeden Fall ändern. Schon das kurze Vorwort baut direkt Spannung auf und hat mich neugierig gemacht.

Die Geschichte um die Vergangenheit Ortes ist unglaublich gut ausgearbeitet und interessant. Wir bekommen immer wieder Einblicke und das Puzzle setzt sich so immer weiter zusammen. Ich habe selten eine so gut konstruierte Geschichte gelesen, bei der inhaltlich einfach alles komplett zusammen passt. Auch die Beschreibungen der Umgebung waren toll, ich konnte mir Eichenbach gut vorstellen und hatte immer wieder das Gefühl, live dabei zu sein und den Horror selbst zu erleben.

Wir werden außerdem mit einigen Charakteren konfrontiert. Viele Leute aus dem Dorf bekommen eine Stimme, was super viele unterschiedliche Einblicke gibt. Stellenweise waren mir die Charaktere etwas zu platt, vor allem Familie König bleibt eher blass. Das ist in diesem Fall aber kein großes Problem, denn im Fokus steht hier auf jeden Fall Eichenbach und diese Darstellung ist in meinen Augen sehr gut gelungen.

Leider hatte ich am Anfang meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Der Schreibstil von Mo Clare ist super ausführlich und teils ausschweifend. Was mir zum Ende hin sehr gefallen hat und mir geholfen hat, sehr tief in die Geschichte einzutauchen, hat mir am Anfang einige Schwierigkeiten bereitet.

Ich finde den Anfang einfach zu lang. Es passiert zu wenig und das richtige Feeling wollte für mich einfach nicht aufkommen. Das könnte auch daran liegen, dass hier gerne Dinge wiederholt werden und jeder kleine Furz erklärt wird. Da liese sich in meinen Augen einiges kürzen. Meine Geduld wurde aber belohnt. So etwa bei der Hälfte hat die Spannung dann eingesetzt und ich hatte auch weniger Probleme mit dem Schreibstil. Ich würde schon sagen, dass es da vom Erzählstil flüssiger wurde und ich nicht dauernd über offensichtliche Erklärungen und Wiederholungen gestolpert bin, es hat aber natürlich auch sehr geholfen, dass die Story an Fahrt angenommen hat.

An sich ist die ganze Story eher ruhiger gehalten, was mir gut gefallen hat. Die Spannung hat sich dann irgendwann aufgebaut und langsam gebrodelt, bis zur großen Explosion am Ende.

Eine große Empfehlung für alle Horror Fans, die etwas Geduld mitbringen. Ein einzigartiges Debüt, das durch wunderschöne Ortsbeschreibungen und Gruselfaktor glänzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2022

Das bewegende Leben einer unglaublichen Frau

Eine Frage der Chemie
0

Um ehrlich zu sein hätte mich das Buch wahrscheinlich gar nicht so angesprochen. Dann haben sich die positiven Stimmen hier immer mehr gehäuft und ich da ich das Hörbuch bei Bookbeat gefunden hatte, wollte ...

Um ehrlich zu sein hätte mich das Buch wahrscheinlich gar nicht so angesprochen. Dann haben sich die positiven Stimmen hier immer mehr gehäuft und ich da ich das Hörbuch bei Bookbeat gefunden hatte, wollte ich dem Hörbuch mal eine Chance geben. Ich hatte keine großen Erwartungen und dann waren die knapp 12 Stunden in zwei Tagen weggehört, weil ich gar nicht mehr aufhören wollte.

Der Klappentext kann nicht annähernd alles zusammenbringen, was dieses Buch so großartig macht (Ich selbst könnte es noch weniger, deswegen versuche ich es gar nicht erst). Elizabeth Zott ist eine einzigartige Protagonistin, die ich unheimlich gern verfolgt habe.

Elizabeth weigert sich, die Rolle, die ihr als Frau zu Beginn der 1960er Jahre zugeteilt wurde, anzunehmen. Sie ist Chemikerin und legt wert darauf, alles aus eigener Kraft zu schaffen. Ihre Willenskraft und ihre Stärke sind beeindruckend. Sie hat aber auch eine total liebevolle Seite, die nur in ausgewählten Momenten zum Vorschein kommt und mich immer wieder total berührt hat. Außerdem ist sie sehr ehrlich und durchsetzungsstark - Dinge, die Frauen gerne mal im Weg stehen und mit ihrer teilweise naiven Art nimmt Elizabeth gern mal das ein oder andere Fettnäpfchen mit.

Ich hätte noch so viele weitere Stunden aus dem Leben dieser großartigen Frau verfolgen können. Vor allem in Kombination mit ihrer Tochter und dem besonderen Hund. Die ganze Geschichte ist vielleicht ein wenig sehr konstruiert und das Ende kitschig und drüber - Aber nichts daran hat mich gestört.

Neben all den feministischen Themen, die hier immer wieder aufgegriffen werden, lernen wir außerdem noch was über Chemie. Das hat dieses intensive Leseerlebnis noch informativer gemacht. Die Liebe zur Wissenschaft ist auf jeder Seite spürbar und durch den angenehmen Humor, der immer wieder einfließt, alles andere als Trocken.

Eine Frage der Chemie ist ein herzerwärmendes Buch, das mich total gepackt hat. Man muss zwischendurch mal ein Auge zudrücken, super realistisch ist das alles nicht, aber die nahbare, realistische Protagonistin macht es für mich leicht, darüber hinwegzusehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere