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Veröffentlicht am 22.07.2022

"Die Natur verhandelt nicht"

Der Anfang von morgen
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Didrik und Melissa sind mit ihren drei Kindern verreist. Sie verleben unbeschwerte Tage am Wasser. „Unbeschwert“? Nein, das ändert sich plötzlich. Was zunächst wie ein schwarzer Schatten in weiter Ferne ...

Didrik und Melissa sind mit ihren drei Kindern verreist. Sie verleben unbeschwerte Tage am Wasser. „Unbeschwert“? Nein, das ändert sich plötzlich. Was zunächst wie ein schwarzer Schatten in weiter Ferne aussah, das kommt als Feuerwalze immer näher. Diese bringt dunkle Rauchwolken mit sich. Die Menschen sollen fliehen aber wohin und wie, das wissen sie nicht.

Das Fatale für mich war, dass ich das Buch während des heißesten Tages im Jahr 2022 las. Und ja ich roch förmlich den Rauch und mir wurde immer heißer. So mitreißend schildert der Autor die Gefahr, welche von den Großbränden ausgeht. Und dann die Flucht. Wie mag es den Menschen gehen, die real davon betroffen sind? Denn nein, „Der Anfang von morgen“ ist kein Zukunftsroman oder gar eine Utopie. Alles geschieht täglich und jeder, der nicht davon betroffen ist, der kann froh und dankbar sein.

Auch wenn mir die bildhafte Sprache gut gefiel, so mochte ich diese wiederkehrenden Schwenks in die Vergangenheit nicht. Für meinen Geschmack hätte sich der Autor entweder auf das Heute beschränken, oder aber durch Kapitel abgrenzen sollen, was heute und was in der Vergangenheit geschah. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung gilt trotzdem. Das Buch kann aufrütteln und die Sinne für den Erhalt von Mutter Natur schärfen.

Ein Zitat aus dem Buch, das mir besonders gefiel:

„Die Natur verhandelt nicht. Sie kann nicht überredet werden oder besänftigt oder genötigt.“

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Die Perser der Ostsee sind wahre Kunstwerke

Fischers Frau
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Mia ist aufgewühlt. Eigentlich hatte sie ihre Traumata mit dem Vater erfolgreich verdrängt. Bis heute. Denn heute kam ihr Kollege, zeigte ihr einen Fischerteppich und sprach einen Satz dazu. Zack, alle ...

Mia ist aufgewühlt. Eigentlich hatte sie ihre Traumata mit dem Vater erfolgreich verdrängt. Bis heute. Denn heute kam ihr Kollege, zeigte ihr einen Fischerteppich und sprach einen Satz dazu. Zack, alle Demütigungen waren wieder präsent. Mia ist über sich selbst erschrocken. Aber es hilft nichts. Sie muss sich dem stellen, sonst findet sie nie dauerhaft ihren Frieden. Der Teppich hat Farben, die es eigentlich gar nicht geben dürfte und Mia findet immer mehr Eigenartiges, je länger sie das Kunstwerk betrachte. Die Faszination, die von der Knüpfarbeit ausgeht, bringt Mia zu einem für sie wagemutigen Entschluss. Sie beantragt eine Dienstreise und begibt sich auf die Suche nach der Künstlerin.

Der Roman beschreibt das Leben zweier Frauen, die durch den Teppich miteinander verbunden sind. In der Gegenwart ist es Mia, die viele Beschwernisse mit sich herumträgt. Die Gründe liegen in der Vergangenheit und dass sie so zurückgezogen lebt, ist nur eine Auswirkung davon. Nie unternahm sie eine Dienstreise und das Beantragen von Urlaub fällt ihr schwer.

Die andere Frau lebte in der Vergangenheit und die Autorin beginnt im Jahr 1928 mit ihrer Lebensgeschichte. Ein wenig Ähnlichkeit hat sie mit der von Mia und das ist wohl auch die Parallele, welche Karin Kalisa ganz bewusst so schrieb.

Spannend fand ich die Fakten zum Knüpfen und dem Färben der Wolle. Knüpfen war mein Hobby und daher weiß ich, dass die Autorin gut recherchierte. Ansonsten plätscherte die Story so vor sich hin. Mir fehlte das Fesselnde, wobei es mir gar nicht auf große Spannung ankommt. Die Sprache ist angenehm und gehoben. Das Cover etwas sehr Besonderes. Also gibt es von mir vier Sterne und eine bedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Spannende Unterhaltung mit korrupten Politikern

Betrug
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Endlich wieder jeden Tag zuhause. Wieder mehr Zeit mit Kindern und Ehemann zu verbringen, das wünscht sich Ursula so sehr. Wie gut, dass sie ein Angebot bekommt, dass sie nicht ablehnen kann. Sie soll ...

Endlich wieder jeden Tag zuhause. Wieder mehr Zeit mit Kindern und Ehemann zu verbringen, das wünscht sich Ursula so sehr. Wie gut, dass sie ein Angebot bekommt, dass sie nicht ablehnen kann. Sie soll Innenministerin werden. Nach wenigen Stunden muss sie aber feststellen, dass diese Idee dann doch nicht so gut war. Sie wird in ein Spinnennetz aus Lug und Betrug gefangen und muss sogar um ihr Leben bangen.

„Betrug“ ist ein Thriller aus Island, der mich fesselte. Den drei unterschiedlichen Strängen zu folgen, das ist anfangs recht mühsam. Ich gewöhnte mich daran, las weiter und die Spannung hielt mich tatsächlich bis zum Schluss gefangen. Ist es typisch für Politiker, dass sie versuchen, durch Intrigen und Lügen eine weiße Weste zu behalten? Wie leicht lassen Menschen sich bestechen? Auch diese Fragen werden in dem Buch beantwortet.

Nordische Thriller und Krimis sind nicht immer das, was ich von ihnen erwarte. Dieser hat es aber in sich. Die Spannung ist rasch aufgebaut und der Bogen lockert sich kaum. Ja, hin und wieder gibt es auch Situationen wo ich dachte, nein, das ist jetzt übertrieben. Aber ich gebe eine Leseempfehlung für diesen sehr guten Thriller.

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Die Grausamkeit von Menschen ist kaum vorstellbar

Winterschwestern
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Meredith und Nina sind zwar Schwestern, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Während Meredith häuslich und stets auf Perfektionismus bedacht ist, reist ihre Schwester Nina in der Welt herum und genießt ...

Meredith und Nina sind zwar Schwestern, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Während Meredith häuslich und stets auf Perfektionismus bedacht ist, reist ihre Schwester Nina in der Welt herum und genießt das Leben. Beide haben aber eins gemein, das ist die Liebe zu ihrem Vater. Aus dem Grund bricht auch für die beiden eine Welt zusammen, als er stirbt. Zumal das Verhältnis zur Mutter alles Andere als ungetrübt ist.

Kristin Hannah schreibt in ihrem Roman „Winterschwestern“ von den Traumata der Kriege, die bist in zweite und dritte Generationen hineinreichen. Die Story ist in zwei Zeitebenen geteilt und wechselt bei jedem Kapitel. Da gibt es die Erlebnisse der Mutter in Russland, hier speziell Leningrad, und auf der anderen Seite das Geschehen in der Gegenwart.

Das Buch hatte einige Längen und war in der Mitte für mich sogar langweilig. Allerdings überwiegen die positiven Dinge. Das sind die historischen Ereignisse rund um den Zweiten Weltkrieg und hier vornehmlich in Leningrad. Was die Menschen erleiden mussten, das konnte Frau Hannah realistisch vermitteln. Das Ende wiederum, nein, das gefiel mir gar nicht. Mir war es zu konstruiert und nicht nachvollziehbar. Warum ich trotzdem vier Sterne gebe? Weil es eine gut recherchierte Geschichte ist, die trotz weniger negativer Anteile, lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Flucht und Vertreibung aus Böhmen

Aufbruch voller Sehnsucht
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Erika und Tante Mimi überleben die Flucht und geraten nach Wien. Sie sind nicht bei allen Leuten willkommen jedoch Glück, dass sie eine gute Unterkunft haben. Erika kämpft um ihre Selbstständigkeit und ...

Erika und Tante Mimi überleben die Flucht und geraten nach Wien. Sie sind nicht bei allen Leuten willkommen jedoch Glück, dass sie eine gute Unterkunft haben. Erika kämpft um ihre Selbstständigkeit und findet sogar bald Arbeit. Die Liebe zu einem Studenten gibt ihr zusätzlichen Auftrieb und eigentlich ist ihr Leben wieder schön. Aber nur eigentlich, denn dunkle Wolken zeigen sich am Horizont und „Aufbruch voller Sehnsucht“ ist mal wieder spannend und unterhaltsam geschrieben.

Auch der zweite Band der böhmischen Familiensaga gefiel mir gut. Dass die Autorin immer wieder auch Ereignisse aus dem ersten Buch einfließen ließ, machte es mir einfach, dem Geschehen zu folgen. Das Leben als Geflüchtete und das Leid durch die Vertreibung, hat sie einfühlsam geschildert. Ja, schon damals wurden diese Menschen nicht gerades mit offenen Armen empfangen. Die Einheimischen vergaßen nämlich sehr schnell, wem das Elend zu verdanken war.

Wir treffen alle Akteure aus dem ersten Buch wieder und es ist schön zu erfahren, wie ihr Leben weiterging. Es gibt ja nur wenige Berichte über die Vertreibung der Deutschen aus Gebieten, die eigentlich ihre Heimat waren. Mit dieser Sage schließt sich also eine Lücke. Jetzt warte ich auf den letzten Band und weiß schon jetzt, dass er mir ebenfalls gefallen wird.

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