Ein normales Leben führen, dies ist der größte Wunsch der 16jährigen Aza Ray. Leider scheint ihr niemand diesen Wunsch erfüllen zu können, da sie seit ihrer frühesten Kindheit an einer seltenen Lungenkrankheit leidet. Die Ärzte sind rat- und machtlos, da Aza bis dato die einzige mit dieser Krankheit ist. Obwohl ihre Familie und ihr bester Freund Jason sich rührend um sie kümmern, verschlechtert sich Azas Zustand rapide. Ihre Atemnot wird immer schlimmer und auf einmal fängt sie auch noch an zu halluzinieren. Sie sieht ein Segelschiff in den Wolken und hört Vögel ihren Namen rufen. Und dann passiert es: Die Atemnot wird so schlimm, dass Aza zu ersticken droht. Als sie jedoch ihre Augen wieder auf schlägt befindet sie sich nicht auf der Intensivstation im Krankenhaus wie sie es erwartet hatte, sondern auf einem Schiff in den Wolken und ein Vogelmensch erklärt ihr, dass sie sich in Magonia befindet. Zum ersten Mal in ihrem Leben kann Aza frei atmen und fühlt sich gesund. Doch wie kam sie nach Magonia und was ist mit ihrer Familie und Jason?
Die Magonia- Reihe ist als Zweiteiler konzipiert, wobei der zweite Teil bis dato noch nicht auf Deutsch erschienen ist. Dies tut dem Lesevergnügen des ersten Bandes aber keinen Abbruch, da die Geschichte mehr oder weniger in sich abgeschlossen ist. Es gibt zwar offene Punkte an denen der Nachfolgeband anknüpfen kann, allerdings wird der Leser nicht mit einem Cliffhanger im Ungewissen gelassen. Meiner Meinung nach kann Magonia auch ohne den zweiten Teil gelesen werden.
Die Erzählperspektive wird im Laufe der Geschichte immer wieder gewechselt. Der Großteil wird aus Azas Sicht erzählt, es gibt aber auch einige Kapitel in den Jason die Rolle des Erzählers übernimmt. Aufgrund der kapitelweisen Strukturierung führt der Perspektivenwechsel zu keinerlei Verwirrungen, sondern ermöglicht dem Leser auch Jason besser kennen zu lernen. Der Erzählstil ist dabei besonders im ersten Teil sehr locker, legere und ein wenig flapsig. Dies passt aber sehr gut zu den beiden Protagonisten. Vor allem Aza besticht mit ihrer frechen und sarkastischen Art und Weise. Obwohl die durch ihre Krankheit stark eingeschränkt ist, versucht sie das Leben in vollen Zügen zu genießen und möglichst stark und unabhängig zu sein. Dies ändert sich aber sobald sie Magonia betritt. Ihr Gesundheitszustand verbessert sich zwar dramatisch, dafür wirkt sie sehr verunsichert, schüchtern und naiv. Bis zu einem gewissen Grad kann man ihren Wandel nachvollziehen, da sie sich in einer ihr völligen unbekannten und fremden Welt befindet. Trotzdem habe ich ihre freche, aufmüpfige Art doch sehr vermisst.
Jason ergänzt Aza perfekt und man versteht sofort, warum die zwei die besten Freunde sind. Jason glänzt vor allem durch sein einzigartiges Gedächtnis, seine Intelligenz und seinen Humor. Beide Charaktere heben sich deutlich von anderen Jugendlichen ihres Alters ab, sind aber trotzdem so sympathisch angelegt, dass man gerne mit ihnen befreundet sein möchte.
Meiner Meinung nach kann man das Buch in drei große Abschnitte einteilen. Den ersten der nur auf der Erde spielt, den zweiten der nur auf Magonia spielt und den dritten der sich beiden Welten widmet. Die Spannungskurve ist in allen drei Teilen sehr unterschiedlich ausgeprägt und gerade im zweiten Teil flacht sie sehr stark ab. Dort geht es eher um das Kennenlernen von Magonia und den Wesen die darin leben. Sehr gut hat mir gefallen, dass die Autorin auf aktuelle und wichtige Themen eingeht. Umwelt- und Tierschutz spielen genauso eine Rolle, wie auch Sklaverei und Rassismus. Dies alles verpackt sie sehr geschickt in die Geschichte, so dass der Leser sehr wohl zum Nachdenken angeregt wird, aber sich nicht belehrt oder bevormundet vorkommt. Den zweiten und dritten Teil finde ich persönlich ein wenig unausgeglichen, denn was an Spannung im Mittelteil fehlt wird am Ende hinzugestopft. Zum Schluss hin kam für meinen Geschmack ein wenig zu viel auf einmal und ich bin fast atemlos von einer Situation in die nächste gestolpert. Ein wenig konnte ich hierbei nachvollziehen wie sich Aza zu Beginn des Buches gefühlt haben muss.
Auch wenn Magonia einige Schwächen aufweist, hatte ich doch ein sehr angenehmes Lesevergnügen. Die detailreichen Beschreibungen und die phantasievollen Bewohner Magonias haben dabei maßgeblich beigetragen. Und seit der Lektüre ertappe ich mich immer öfter dabei, dass ich in den Himmel schaue und auf der Suche nach Schiffen bin. Ich freue mich schon sehr auf den Nachfolgeband.