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Veröffentlicht am 15.07.2022

Spannende Geschichte in afrikanischer Fantasywelt

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Malik setzt alles daran, ein Teilnehmer der Spiele zu werden und Karina hat nur ein Ziel, jemanden zum König zu machen, damit sie sein Herz bekommt, um ihre Mutter wiederzubeleben, denn Karina ist innerlich ...

Malik setzt alles daran, ein Teilnehmer der Spiele zu werden und Karina hat nur ein Ziel, jemanden zum König zu machen, damit sie sein Herz bekommt, um ihre Mutter wiederzubeleben, denn Karina ist innerlich noch nicht bereit zu herrschen. Mit dieser Inhaltsbeschreibung ist die Marschroute des Buches klar.

Jetzt könnte man meinen, dass der Drops an dieser Stelle schon gelutscht ist und man weiß, wie die Geschichte weiter geht. Zum Glück ist das weit gefehlt, denn jetzt geht es erst los. Es gibt einiges an Spannungen, Intrigen und Geheimnisse im Reich und besonders in der Hauptstadt und ganz besonders im persönlichen Umfeld der jungen Königin. Macht macht nicht nur sexy, sondern auch neidisch.

Es gibt Geister, Menschen, die mit Geistern reden können, es geht um Verlust, Ungerechtigkeit und tiefe Gefühle, also alles, was eine gute und spannende Geschichte braucht, um die Leser*innen zu fesseln. Dazu kommt noch eine ungewöhnlich farbenfrohe Welt als Kontrast zu den ernsten Geschehnissen und überraschende Wendungen im Lauf der Erzählung.

Es ist spannend erzählt und auch die Traumata, die die Romanfiguren mit sich tragen, werden einfühlsam beschrieben. Es wird dem Alter der Charaktere entsprechend beschrieben, was bekanntlich nicht immer gelingt in Bücher, in denen jüngere Menschen die Hauptrolle spielen. Hier ist es so.

Gut gefallen hat mir auch, dass es in dem Buch keine monumentalen Schlachten gibt mit endlosen Kampfbeschreibungen, sondern mehr um Machtspielchen, Geheimnisse, Ungerechtigkeit und Zwischenmenschliches. Es ist ab 14, aber wie viele Jugendbücher auch gut für Erwachsene geeignet. Gerade bei Fantasy verwischt sich da die Altersgrenze oft.

Es ist ein gelungener Debütroman und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil. Wer also Lust auf eine richtig gut erzählte Fantasygeschichte hat, ist mit „A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia“ gut bedient und kann sich auf einen Lesenachmittag freuen, bei dem man das Buch nicht gerne aus der Hand legen mag.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Wie viel Osten steckt im Westen?

Lenin auf Schalke
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Die Betrachtung geht immer nur von Westen nach Osten. Zeit dies zu ändern, findet Schlüppi und schickt seinen Kumpel in den Westen. Aber nicht irgendwohin, sondern dorthin, wo es weh tut, nach Gelsenkirchen. ...

Die Betrachtung geht immer nur von Westen nach Osten. Zeit dies zu ändern, findet Schlüppi und schickt seinen Kumpel in den Westen. Aber nicht irgendwohin, sondern dorthin, wo es weh tut, nach Gelsenkirchen. Aus der „Stadt der tausend Feuer“ ist mittlerweile eine arme Stadt geworden. Arbeitslosigkeit prägt das Stadtbild. Wie viel Osten gibt es so tief im Westen zu entdecken? Auf diese Spurensuche begibt sich Gregor Sander mit „Lenin auf Schalke“.

Was sich so lustig anhört, ist auch humorvoll geschrieben. Allerdings ist der ernste Hintergrund durchaus zu lesen und Sander nähert sich dem „Pott“ bzw. Gelsenkirchen so, dass bei allem Spaß am Wort der Respekt vor den Menschen und der Lage vor Ort bleibt. Er beschreibt in „Lenin auf Schalke“ viele Klischees, aber sowohl im Osten als auch im Westen und trifft in meinen Augen genau den richtigen Ton, um sich dem Thema anzunähern. Denn die Menschen im Ruhrgebiet sind hart im Nehmen und immer für einen guten Spruch zu haben.

Den Spieß einmal umzudrehen und zu schauen, wie der Westen mit Strukturwandel umgeht, ist eine gute Idee, denn in der Tat werden solche Reportagen nur über Oststädte, die schon deutlich bessere Tage gesehen haben, geschrieben. Aber es gibt diese Städte auch im Westen der Republik und vergleichbare Entwicklungen.

Es werden Zeiten verherrlicht, die zwar im wirklichen und im übertragenen Sinne viel Kohle gebracht haben, aber gar nicht immer so herrlich waren. Denn, wenn man sein Leben in einer Zeche verbracht hat, war man mit Eintritt ins Rentenalter nicht mehr topfit.

Als Schlüppi dann nach Gelsenkirchen kommt, nimmt die ganze Geschichte noch einmal Fahrt auf und nach den vorher eher sachlichen Recherchearbeiten geht ans Eingemachte und in die Kneipen bzw. nicht. Wenn der eine Teil des Gelsenkirchner Herzens aus Kohle besteht, ist der andere Teil der dort ansässige Fußballverein, Schalke 04. Auch hier nähert sich Gregor Sander mit Respekt und Ironie und passenderweise geht es auf „Das Schalke-Fan-Feld“ (dies sind 1904 Grabstätten).

Gregor Sander findet die Stellen, an denen es weh tut, die traurig sind und gleichzeitig nicht ohne eine gewisse Ironie betrachtet werden können. So ist der Schalker Markt, auf dem alles begann mit dem großen S04, heute eine Parkplatz. Ömer ist natürlich stolzer Büdchenbesitzer, denn das Ruhrgebiet ohne Büdchen geht nicht. Auch die Ostseite in ihm kommt nicht zu kurz und so ist es bei allem Witz und aller Ironie ein Buch über Identität.

„Lenin auf Schalke“ ist ein kurzweiliges Buch, sehr gut und unterhaltsam geschrieben und es bringt den Osten und den Westen ein wenig näher zusammen, denn so weit sind wir gar nicht voneinander entfernt.

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Veröffentlicht am 04.07.2022

Mehr Sachlichkeit bei der Klimadiskussion

Der Weg aus der Klimakrise
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Svend Andersen beschäftigt sich in seinem Buch „Der Weg aus der Klimakrise“ mit den Ursachen bzw. der Ursache der Klimakrise und nicht mit den Auswirkungen.

Statt sich auf Nebenkriegsschauplätze zu konzentrieren, ...

Svend Andersen beschäftigt sich in seinem Buch „Der Weg aus der Klimakrise“ mit den Ursachen bzw. der Ursache der Klimakrise und nicht mit den Auswirkungen.

Statt sich auf Nebenkriegsschauplätze zu konzentrieren, sollten wir uns auf diese eine Sache konzentrieren und alles tun, um die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre zu senken, dies ist sein Handlungsvorschlag.

Die auf die Ursache der Klimakrise reduzierte Sichtweise ist mit Sicherheit eine große Hilfe, das Problem Klimakrise auf den Kern zurückzuführen. Hierbei hilft die Mischung aus Erklärungen von Fachtermini und wissenschaftlichen Zusammenhängen und die persönlichen Erfahrungen des Autors.

Gut gefällt mir auch, dass Svend Andersen hier noch einmal sehr dringlich darauf hinweist, wie wichtig es ist, dass die Politik endlich aufhören muss zu reden, sondern etwas tun muss, nämlich die richtigen Regeln aufstellen, um die Unternehmen, Kommunen und Regierungen in die Pflicht zu nehmen. Auch dass es eine unserer wichtigsten Aufgaben ist, hier Einfluss zu nehmen (zusätzlich dazu, z. B. häufiger Rad zu fahren oder den Bus zu nehmen und weniger Fleisch zu essen). Je häufiger wir Fragen an die Politker*innen stellen, in der Kommune nachhaken, wie es denn um eine Strategie zur Bewältigung der Klimakrise bestellt ist, desto eher wird etwas passieren.

Insgesamt fand ich das Buch und die Fokussierung auf die Senkung der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre sehr einleuchtend und vor allem auch sehr sachlich, was eine Zutat ist, von der wir im Kampf gegen die Klimakrise noch zu wenig haben. Auch die Erklärung, warum wir vom Zertifikatehandel abkehren müssen, ist sehr einleuchtend und gut erklärt und man fragt sich am Ende des Buches, warum denn, verdammte Hacke, nicht endlich gehandelt wird.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Was Besessenheit anrichten kann

Ambivalenz
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Nachdem Claude sich eifrig um Dominique bemüht hat und sie nach Paris ziehen und ihre Tochter auf die Welt kommt, wird er kalt und unnahbar und lehnt sein Kind geradezu ab.
Das Leben der merkwürdig stillen ...

Nachdem Claude sich eifrig um Dominique bemüht hat und sie nach Paris ziehen und ihre Tochter auf die Welt kommt, wird er kalt und unnahbar und lehnt sein Kind geradezu ab.
Das Leben der merkwürdig stillen Familie plätschert so vor sich hin, bis sich plötzlich etwas ändert und die Tochter auf eine andere Schule geht - gegen ihren Willen. So langsam fügt sich ein Puzzleteil zum anderen und als man denkt, es ist vorbei, fängt es erst richtig an. Eine typische Wendung à la Nothomb, irgendwie berechenbar, weil man weiß, dass es noch nicht vorbei ist, wenn man denkt, dass es vorbei ist und gleichzeitig überraschend und auch böse.
Amélie Nothomb gelingt es mal wieder eine besondere Geschichte zu erzählen und schafft es, ihre Figuren noch so sehr auszuschmücken, dass man ihnen zwar nahe kommt, aber nicht an ihren tiefsten Kern gelangt. Es gibt immer noch eine Distanz, auch wenn man ihre Gedanken liest. Ein Mangel an Grautönen sorgt dafür, dass man ihnen nicht zu nahe kommt oder gar ganz tiefe Gefühle für die Personen entwickelt. Die Autorin erzählt das, was für den Fortgang wichtig ist, aber nicht mehr. Es gibt keine unnötigen Ausschmückungen.
Und gleichzeitig fesselt die Geschichte und lässt eine*n nicht aufhören zu lesen. Es sind meist recht kurze Sätze, Handlungen, die selbst ausgemalt werden müssen, um ein wenig Farbe zu bekommen. Ambivalenz liest sich schnell weg und ist ein gelungenes und unterhaltsames Buch, empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Mehr als ein unterhaltsamer Road Trip

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
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Pedro, in dritter Generation Postbote in Yaiza auf Lanzarote, hat dank Internet kaum noch Post, die er zustellen kann. Dann verlässt ihn Carlota, seine große Liebe und nimmt den gemeinsamen Sohn Miguel ...

Pedro, in dritter Generation Postbote in Yaiza auf Lanzarote, hat dank Internet kaum noch Post, die er zustellen kann. Dann verlässt ihn Carlota, seine große Liebe und nimmt den gemeinsamen Sohn Miguel mit aufs Festland, nach Barcelona.

Sein Kumpel Tenaro ist ein arbeitsloser Fischer ohne Boot und dann taucht plötzlich Amado auf, ein Flüchtling aus Afrika, der es bis nach Lanzarote geschafft hat.

Alle drei Männer haben nichts mehr zu verlieren und den Mut der Verzweifelten. Sie schmieden einen unglaublich verrückten Plan. Und vielleicht lösen sie auch noch das Geheimnis um einen marokkanischen Tisch und um einen blauen Ball.

Tja, auch wenn es sich jetzt so anhört wie die Geschichte eines völlig abgedrehten Roadtrips, geht es doch um viel mehr in „Der letzte Tag des Pedro Fernándo García“. Es ist keine Geschichte, die laut ist und vor Spannung nur so platzt und knallt.

Es ist mehr eine Reise ins Innenleben des Pedro Fernándo García und seiner ungleichen Freunde. Auch ist es eine Reise in die Familiengeschichte zu einem dunklen Geheimnis. All dies wird erst nach und nach klar. Zunächst werden in aller Ruhe Pedro, Carlota und der Sohn Miguel vorgestellt. Pedro, der mangels Post die meiste Zeit damit verbringt, Cafe con leche am Hafen zu trinken. Carlota, die gaaanz viel arbeitet und Miguel, das ein und alles von Pedro.

Und plötzlich bricht die heile Welt auseinander. Der Schmerz Pedros ist ganz deutlich spürbar, wie großartig Moritz Rinke diese Gefühle ausdrücken kann. Als Leser*in erlebt man die verschiedenen Traurigkeitsphasen der Hauptfigur mit und lernt dann auch Tenaro und irgendwann den sehr gebildeten Amado kennen.

Im Laufe der Geschichte werden einige Personen und Ereignisse vorgestellt, was mich zunächst ein wenig schwindelig gemacht hat. Man lernt die liebenswerten und weniger liebenswerten Macken der Menschen in Pedros Umfeld kennen. Zum Schluss wird aber aus all den kleinen Nebenschauplätzen und Erzählfäden, die gesponnen werden, etwas Ganzes. Es gibt Beschreibungen der Insel, Menschen, die ganz detailliert umrissen werden und was mich sehr berührt hat, ist die Liebe Pedros zu seinem Sohn. Dies wird mit jeder Handlung, jedes Gedanken Pedros klar und so erscheint dann am Ende auch der Plan einfach logisch und gar nicht so völlig verrückt.

Auch die beiden anderen wichtigen Figuren des Buches, Tenaro und Amado, bringt der Autor näher. Es wird klar, was ihre Ambitionen, ihre Sorgen und Hoffnungen sind. Und gleichzeitig schafft es Moritz Rinke, aktuelle Themen wie das Verdrängen der kleinen Fischer durch große Fischfangflotten und die Flüchtlingsströme aus Afrika mit in das Buch einzubringen. So beschreibt er, was Amado auf sich genommen hat, um nach Spanien zu kommen. Eine lebensgefährliche Reise durch die Sahara und über das Meer und den Aufenthalt im Lager. Dadurch kommt neben der eigentlichen Geschichte um Pedro noch eine politische Komponente hinein.

Es ist mal wieder ein ganz feines, leises Buch, dass seinen Zauber erst so nach und nach außen kehrt. Ich hatte etwas anderes erwartet aufgrund des Klappentextes, habe aber eine ganz bezaubernde Geschichte stattdessen gefunden. Ein Buch für diejenigen, die die leisen Töne mögen, aber auch eine Vorliebe für leicht schräge Typen und schräge Plots haben, denn zwischendurch wird es schon ein wenig verrückt und ich musste ein paar Mal laut lachen. Und es wird dann auch klar, warum das Buch „Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García“ heißt.

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