Ein lockerleichter mit reichlichem Humor versehener Kriminalfal
Das in Blau und Schwarz gehaltene Cover sieht auf dem ersten Blick ziemlich schlicht aus, aber bei genauerer Betrachtung des Scherenschnittes eines Mädchens werden weitere Details sichtbar. Mir gefällt ...
Das in Blau und Schwarz gehaltene Cover sieht auf dem ersten Blick ziemlich schlicht aus, aber bei genauerer Betrachtung des Scherenschnittes eines Mädchens werden weitere Details sichtbar. Mir gefällt das richtig gut und das Gewächshaus entpuppt sich als ein spannender Handlungsort im weiteren Verlauf der Geschichte.
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht die 12-jährige Myrtle, die ihre Erlebnisse, Gedanken und Emotionen selbst mit einer unterhaltsamen Grundnote erzählt. Ich mag den stellenweise sehr witzigen Schreibstil, der mir beim Lesen einfach gute Laune beschert. Anfänglich irritierten mich die Fußnoten, die so manche unbekannten Wörter erklären und fragte mich, ob es nicht besser gewesen wäre, sie am Ende in einem Glossar aufzuführen. Doch im Verlauf kristallisiert sich heraus, dass diese Fußnoten teilweise ebenfalls in humorvoller Art und Weise Bezug zum aktuellen Geschehen nehmen, sodass sie die Geschichte wiederum abrunden. Zudem bleibt die Autorin ihrer Erzählerin treu, denn niemand Geringeres als Myrtle selbst erklärt die Begrifflichkeiten oder erweitert sie um Anekdoten. Dadurch vervollständigt sie ihre Beobachtungen, was die Geschichte sehr lebendig macht und es Freude bereitet, mit ihr zusammen zu ermitteln.
Myrtle ist eine kleine Hobby-Detektivin und als solche sehr aufgeweckt, neugierig sowie mit einer großen Portion Wissbegierigkeit ausgestattet. Das lässt sie vielleicht manchmal neunmalklug wirken, ich aber fand das durchweg sympathisch. Außerdem ist sie in den entscheidenden Momenten sehr mutig, nicht aber ohne zu erwähnen, dass sie Angst dennoch kennt. Das wirkt authentisch.
Am liebsten hatte ich jedoch ihren „Sidekick“ Miss Judson, die eigentlich ihre Gouvernante ist. Ihre Unerschütterlichkeit gepaart mit Feinsinnigkeit und einer künstlerischen Begabung ist sie eine Bereicherung für die aufgekratzte Myrtle und bremst sie auch aus, wenn diese zu überstützten Handlungen neigt. Aber sie unterstützt Myrtle vorbehaltlos, indem sie kluge Anmerkungen macht und sich nicht scheut, öfter mit Myrtle in einen verbalen Schlagabtausch zu gehen, der mich stets erheiterte und bereichernd zugleich war.
Auch die Nebenfiguren gefielen mir mit ihren unterschiedlichen Charakterzügen sehr. Sie beleben die Geschichte auf ihre eigene Weise, bringen Spannung und überraschende Wendungen. Die Interaktion der Charaktere untereinander wirkt natürlich und ist immer unterhaltsam für mich gewesen.
„Mord im Gewächshaus“ spielt im viktorianischen Zeitalter und Elizabeth C. Bunce ist es gelungen, die Zeit mit all ihren gesellschaftlichen Themen, Moralvorstellungen und örtlichen Gegebenheiten so bildlich darzustellen, dass ich wirklich das Gefühl hatte, mit Myrtle England im Jahr 1893 mit detektivischem Spürsinn aufzumischen. Besonders grandios fand ich, dass unterschwellig und mit feinem Humor gespickt Gesellschaftskritik an den damaligen gesellschaftlichen Zwängen geübt worden ist.
Der Start in die Reihe um die junge Detektivin Myrtle Hardcastle hat mir richtig gut gefallen. So viel Spaß beim Lesen eines Krimis hatte schon lange nicht mehr. Zwar hatte sich mein Anfangsverdacht zur Auflösung des Falles als richtig erwiesen, aber das Finale wusste mich dennoch zu überraschen und auch zu begeistern.
Insgesamt ist „Mord im Gewächshaus“ ein leichtgängiger Krimi, der nicht allzu tiefgründig daherkommt, aber durch aus an bestimmten Stellen lehrreich ist.
Fazit:
Wer Detektivkrimis mit dem Charme des viktorianischen Englands mag, wird diesen Krimi lieben. Es ist zwar ein gemütlicher Krimi, bereitet aber gute Laune und fantastische Unterhaltung.