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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2022

Spannende Unterhaltung und starke Frauen

Tief in den Wäldern
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Die sechzehnjährige Hailey hat ihre Eltern verloren. Ihre Mutter starb vor Jahren an Krebs, ihr Vater vor kurzem bei einem Verkehrsunfall. Nun lebt sie bei Onkel und Tante, und der Onkel benimmt sich mehr ...

Die sechzehnjährige Hailey hat ihre Eltern verloren. Ihre Mutter starb vor Jahren an Krebs, ihr Vater vor kurzem bei einem Verkehrsunfall. Nun lebt sie bei Onkel und Tante, und der Onkel benimmt sich mehr als merkwürdig. Hailey forscht nach und hat schließlich allen Grund, sich bedroht zu fühlen.
In Anlehnung an die wahre Geschichte des „Highway of Tears“ in Kanada erzählt die Autorin aus einem Dorf in den kanadischen Wäldern. Hier leben ganz normale Menschen. Jeder kennt jeden, man hilft einander. An der Tankstelle stoppen LKW-Fahrer, am See campen Jugendliche und Familien. Und irgendwo ist ein Killer unterwegs. Immer wieder sind junge Frauen verschwunden, an dieser Landstraße, in diesen Wäldern.

Gekonnt wird eine Atmosphäre erzeugt, in der jeder verdächtig sein könnte. Die Bedrohung ist ständig gegenwärtig. Doch die Frauen in diesem Buch sind keine Opfer. Sie wollen ihr Leben trotz aller Schwierigkeiten selbst leben, und sie wollen den Killer zur Strecke bringen. Sie entwickeln überraschende Fähigkeiten, gehen Risiken ein und müssen auch ganz schön „einstecken“. Genreübliche Widerwärtigkeiten fehlen ganz.
Damit ist dieser Thriller ausnehmend angenehm zu lesen. Ein spannendes Abenteuer.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Tausend Seiten Spannung

Das Reich der Vampire
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Der Tag ist tot, die Sonne wird nicht mehr hell. Der Orden der Silberwächter ist der letzte Schutz der Menschheit vor den Bestien. Dies ist die Geschichte von Gabriel de Leon, der wie seine Ordensbrüder ...

Der Tag ist tot, die Sonne wird nicht mehr hell. Der Orden der Silberwächter ist der letzte Schutz der Menschheit vor den Bestien. Dies ist die Geschichte von Gabriel de Leon, der wie seine Ordensbrüder zu Hälfte selbst ein Vampir ist. Ein komplexer, eigenwilliger und äußerst leidenschaftlicher Charakter.
Die Welt ist an die unseres Mittelalters angelehnt. Die Geschichte ist voller Grausamkeit, Liebe, Hass und Tod, und vor allem voller Blut. Blut ist überhaupt das Wichtigste. Man kann, man muss es sogar: rauchen. Nur so bleiben die Ordensbrüder bei Kräften.

So hat man Vampire noch nicht erlebt: elende Raubtiere und grässliche Machthaber. Es gibt immer wieder Überraschungen, ihre Fähigkeiten betreffend, und unerwartete Wendungen in der Geschichte. Der Autor schafft es, über tausend Seiten zunehmend Spannung aufzubauen. Es gibt zwei Erzählstränge: Wir lernen Gabriel de Leon als Jugendlichen kennen und folgen seiner Ausbildung innerhalb des Ordens. Parallel dazu erleben wir die Geschichte des erwachsenen Mannes, der seinen Glauben verloren hat. So entsteht zusätzlich Spannung, weil man sich fragt wie er wurde, was er ist.

Die Sprache ist meist die von Leon, dem Ich-Erzähler, und der ist auffallend vulgär. Doch daran gewöhnt man sich, denn es passt zum Charakter. Es geht auch anders: Der Autor kann Szenen so detailliert und emotional schildern, dass man weinen könnte. Die Figuren sind bei aller Fantastik so lebensnah und glaubhaft dargestellt, dass man mit ihnen leidet und sich mit ihnen freut.

Ein Klotz von einem Buch. Ein Buch für Freunde des Fantastischen, und wegen des großartigen Stils, auch ein Stück gute Literatur. Schöne Illustrationen gibt es on top. Sensationell. Es ist der erste Band einer Trilogie.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Ein anständiges Frauenleben

Die Liebenden von Bloomsbury – Virginia und die neue Zeit
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Virginia lebt nach dem Tod der Eltern mit ihren drei Geschwistern in einer unkonventionellen Wohngemeinschaft in London. Die Treffen mit anderen Intellektuellen und Künstlern inspirieren sie. Sie verdient ...

Virginia lebt nach dem Tod der Eltern mit ihren drei Geschwistern in einer unkonventionellen Wohngemeinschaft in London. Die Treffen mit anderen Intellektuellen und Künstlern inspirieren sie. Sie verdient bereits mit Rezensionen Geld und schreibt auch Essays, ihre Schwester Vanessa malt. Doch immer wieder bremst die gesellschaftliche Vorstellung von einem anständigen Frauenleben sie aus. Schließlich heiratet sie doch: den Autor Leonard Woolf. Doch soweit kommt es in diesem ersten Band über die Gruppe noch nicht. Band zwei wird ihre Schwester Vanessa zum Thema haben und Band drei ihre spätere Geliebte Vita Sackville-West.

Das Buch erzählt lebendig die Jahre 1903 bis 1909. Die Autorin hat Briefe und Veröffentlichungen aller Beteiligten verwendet und spürt den Empfindungen der Menschen sehr genau nach. Es geht um Liebe und Drama, es geht um Homosexualität, um ein selbstbestimmtes Leben auch jenseits der Norm und es geht darum, was es heißt, eine Frau zu sein. Künstlerin, Denkerin zu sein und zu lieben. Virginia ist sehr sensibel, hat depressive Schübe und spricht offen über Selbsttörung. Aber wir lernen sie auch in sehr glücklicher Stimmung kennen sowie als Autorin, die hart an ihren Texten arbeitet, aber damit auch mal wirklich zufrieden ist.

Obwohl es hier primär um Virginia geht, folgen wir auch dem Erleben ihrer Schwester Vanessa und teilweise den Männern, die sie begleiten. Die verschiedenen Perspektiven machen den Roman vielschichtig und lebensnah. Es ist ein Genuss, ihn zu lesen.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Ein satirisches Abenteuer

Bekenntnisse eines Betrügers
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Das Buch hat ein Lesebändchen und einen festen Einband. Das Cover beschreibt bereits die Hauptfigur: Ramesh verschmilzt mit dem Hintergrund. Sichtbar ist seine Hautfarbe und die Leuchtschrift, mit der ...

Das Buch hat ein Lesebändchen und einen festen Einband. Das Cover beschreibt bereits die Hauptfigur: Ramesh verschmilzt mit dem Hintergrund. Sichtbar ist seine Hautfarbe und die Leuchtschrift, mit der die Medien das Urteil über ihn ins Land brüllen.

Er stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und schafft es dennoch, einen Schulabschluss zu machen. Nun wird er beauftragt, das anstelle eines anderen Jungen zu wiederholen – die Abschlussprüfung unter fremdem Namen ist sein erster Betrug. Er verdient eine Menge Geld damit. Doch dabei bleibt es nicht.

In diesem Land, und es ist nur beispielhaft Indien, betrügt jeder jeden, jeder ist käuflich und alle wollen ins Fernsehen. Ramesh erzählt seine Geschichte respektlos und voller Selbstironie. Sein Land „riecht wie etwas Verdorbenes aus all den Träumen, die geronnen und verklumpt sind wie ranziger Frischkäse.“ Doch so negativ das klingt, das Buch ist wirklich witzig. Witzig und oft auch leider viel zu wahr. Es ist gute Satire.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Beeindruckende Seefahrt-Fantasy

Die Knochen-Schiffe
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Immer schon herrschte Krieg zwischen den Hundertinseln und den Hageren Inseln. Die Kriegsschiffe sind aus Drachenknochen gebaut, die man heute nicht mehr findet. Frauen und ihre Gebärfähigkeit prägen die ...

Immer schon herrschte Krieg zwischen den Hundertinseln und den Hageren Inseln. Die Kriegsschiffe sind aus Drachenknochen gebaut, die man heute nicht mehr findet. Frauen und ihre Gebärfähigkeit prägen die Kultur, auch sprachlich. Die Dreizehnbern ist die mächtigste Person, sie hat dreizehn Kinder geboren.
Joron Twiner ist Fischer, ein Versager und Trinker. Ihn verschlägt es auf ein Schiff, das einen Drachen finden soll, der angeblich gesehen wurde. Dessen Knochen könnten dem Krieg eine Wendung geben. Doch Frieden kann sich keiner mehr so richtig vorstellen.

In die Geschichte konnte ich eintauchen wie ein Seedrache ins Meer - hier passt alles zusammen. Sie spielt auf hoher See und auf wenigen Inseln. Schiffsfrau Meas versteht es, aus Joron und anderen schrägen Gestalten eine Gemeinschaft zu formen, die das Segelschiff steuert. Die Magie der Welt ist mit an Bord, in Gestalt des Windflüsterers. Ein missbrauchtes Wesen, faszinierend und fremd, doch auf beinahe jedem Schiff ist einer dabei. Was die Magie sonst noch bewirkt, lässt sich bislang nur ahnen. Und auch Joron hört den Gesang der Magie und der Drachen.

Ein dickes Ding, der erste Teil einer Trilogie, ausgezeichnet mit dem Preis der Britischen Fantasy Society im Jahr 2020. Ich bin begeistert und vergebe hier alle mir möglichen Sterne.

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