Die Frauen vom Karlsplatz
Inhalt siehe Klappentext.
Ich lese die Bücher von Anne Stern sehr gerne, sowohl die aktuellen Romane als auch solche mit historischem Hintergrund. Hier passt einfach alles: Die Geschichte, die Personen, ...
Inhalt siehe Klappentext.
Ich lese die Bücher von Anne Stern sehr gerne, sowohl die aktuellen Romane als auch solche mit historischem Hintergrund. Hier passt einfach alles: Die Geschichte, die Personen, die Schauplätze. Und wenn das Hörbuch dann auch noch von Brigitte Trübenbach, hier mit Alexander Gamnitzer, vorgelesen wird, bin ich praktisch in der Geschichte gefangen. Der erste Teil der Lichterfelde-Reihe Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste spielt in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts, die „junge Dame“ Auguste muss 1892 und in den Folgejahren durchmachen, was die Eltern damals ihren Töchtern zumuteten und gar nicht ahnten, was sie damit alles anrichten. Vor dem Hintergrund, damit später eine gute Ehefrau abzugeben, „dürfen“ die Mädchen die höhere Mädchenschule besuchen. Was wie ein Privileg aussehen soll, ist die erste Vorstufe des Wegsperrens, wenn die Eltern das Sagen an den zukünftigen Ehegatten abgeben. Sollte die Tochter dann auch noch eigene Wünsche, Träume oder gar Meinungen haben, oder sich sogar mit Männern treffen (Skandal!), ist es ganz vorbei. Man erklärt sie einfach für verrückt, schickt sie in die Irrenanstalt der Charité und hofft, dass der Ruf der Familie wieder hergestellt ist. Doch Austuste und ihre Freundin (Char)Lotte, wobei ich jetzt mal die Betonung auf „Freundin“ lege, haben ihre eigenen Köpfe und Willen und möchten sich nicht den Eltern beugen. Leider zieht hierbei Lotte den Kürzeren und auch Auguste muss Abstriche für ihr weiteres Leben machen, wenn sie das bekommt, was sie will. Mehr wird nicht verraten, am besten selbst hören oder lesen (ich habe parallel zum Hörbuch im eBook mitgelesen, so bleiben, Jahresdaten, Namen und Orte eher im Gedächtnis) und dabei sein, wenn Auguste und Lotte einfach nur Mädchen sein und sich ausprobieren wollen, dabei zwar auf das andere Geschlecht stoßen, das aber auch nicht unbedingt so ist, wie es die Gesellschaft will. Vom behüteten Leben in der Villa auf sich alleine gestellt sein, dazu Verantwortung für sich und andere übernehmen, das will gelernt sein, besonders, wenn man seitens der Eltern keine Unterstützung erwarten darf. An sich ziemlich traurig, wie damals mit den jungen Frauen umgesprungen wurde, trotzdem absolut hörenswert und spannend, wie es Frauen vor über 130 Jahren, nicht nur in Berlin, erging und wie der Fortschritt voranging. Mich persönlich interessieren auch die Ausblicke in die Medizin, Forschung, sogar der Lehrerinnenberuf, gerade, weil diese eine Lehrerin sicher nicht der Norm entspricht. 5 Sterne und 9:29 Stunden Hörvergnügen, wobei ich jedoch mind. 1,25-fache Geschwindigkeit empfehle.