Eine Buchperle, die eine Tür ins Fantastische öffnet!
„Wenn du in einem Buch liest, öffnet sich in glücklichen Momenten eine Tür, die zuvor noch nicht das war. {…} Und wenn du zurückkehrst in dein bisheriges Leben, so lebst du hinfort doppelt: dein Leben ...
„Wenn du in einem Buch liest, öffnet sich in glücklichen Momenten eine Tür, die zuvor noch nicht das war. {…} Und wenn du zurückkehrst in dein bisheriges Leben, so lebst du hinfort doppelt: dein Leben in der dir gegebenen Zeit - und eines in dieser anderen Welt“ ( Zitat S. 383 ).
Titel: Jonna im Labyrinth der Zeit
Autorin: Ingrid Anne
Illustratorin: Nadja Rümelin
Verlag: @bertuch
Seitenanzahl: 400
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahre
Preis: 20€
ISBN: 978-3863971441
Inhalt: Als Jonna zufällig entdeckt, dass Ben nicht ihr biologischer Vater ist, bricht für die 14-jährige eine Welt zusammen. Angeblich soll er haargenau so aussehen wie Johann Faust auf dem Gemälde des Erfurter Stadtmuseums. Das kann doch nicht wahr sein? Jonna durchstöbert die ganze Stadt nach irgendwelchen Hinweisen, und findet nach einem schrecklichen Unwetter Unterschlupf in den Katakomben des Doms. Dort trifft sie auf mysteriöse Chroniker, die ihr den Weg ins Jahr 1512 zeigen. Eine spannende Zeitreise und Suche nach sich selbst beginnt.
Meine Meinung: Dieses Buch war ein richtiger Glücksgriff. Wie gut, dass ich hier auf mein Bauchgefühl gehört habe, denn das Cover hat mich nicht direkt angesprochen, der Inhalt dafür umso mehr.
Die Autorin verbindet eine geheimnisvolle Familiengeschichte mit einem Sprung ins 16. Jahrhundert umgeben von den beeindruckenden Kulissen Erfurts und verwoben mit den Mythen um Johann Faust.
Dass Jonna von diesem verruchten Alchemisten und Magier abstammen soll, lässt ihr keine Ruhe, und sie durchforstet sowohl Bücher, Internet und die Stadt Erfurt. Sie verkörpert einen unbändigen Wissensdurst, Mut und Offenheit. Dies kann sie im Labyrinth der Zeit auch gut gebrauchen, denn hier herrscht ein rauher Ton: Weiber gehören an den Herd, bekommen Kinder und lernen weder lesen noch schreiben. Da Jonna jedoch nicht auf den Kopf gefallen ist, verkleidet sie sich als Mann, arbeitet als Schneider und unterhält die Leute mit ihren Erzählungen aus der Zukunft. Immer jedoch mit dem Hintergedanken auf Faust zu treffen, der sie hoffentlich wieder in die richtige Zeit bringt.
Besonders der Schreibstil der Autorin hat es mir angetan, der spannend und unterhaltsam durch die 400 Seiten führt. Wir stellen uns die Frage, wer steckt hinter Faust? Es sind einzelne Puzzleteile, die wir zwischendurch erfahren, sowie auch den Geist der damaligen Zeit. Wenn etwas nicht erklärbar ist, hat schnell der Teufel seine Hand im Spiel. Soviel Aberglauben, über das wir heute schmunzeln, damals jedoch an der Tagesordnung stand, z.B. als Jonna die Löffel falsch auf den Tisch gelegt hatte, sei dies eine Einladung für den Teufel oder: „Wer noch weinen kann, hat einen mächtigen Schutz gegen die Dämonen“, Zitat S. 125.
Jonna muß manche Hürde überstehen, die Rede ist von Fieber, der Pest, aber auch eine Entscheidung hinsichtlich der Liebe treffen muß. Diese Mischung machen die Geschichte unvorhersehbar bis zum Schluß, auf den ich sehr gespannt war. Welcher das wohl ist, dürft ihr gern selbst lesen.
Fazit: Eine spannende und lehrreiche Reise ins 16. Jahrhundert, die den Zeitgeist wunderbar einfängt und für eine Eltern-Kind-Beziehung auch ohne Blutsverwandtschaft sensibilisiert.