Der lange Weg zur Selbstfindung
Andrea Luna, 37jähriger Aushilfslehrer für Kunstgeschichte, ist schon länger mit seinem Leben unzufrieden. Als dann seine Frau noch eine Fehlgeburt erleidet und seine Ehe dadurch ein eine Krise gerät, ...
Andrea Luna, 37jähriger Aushilfslehrer für Kunstgeschichte, ist schon länger mit seinem Leben unzufrieden. Als dann seine Frau noch eine Fehlgeburt erleidet und seine Ehe dadurch ein eine Krise gerät, wird es noch schlimmer. Da trifft er zufällig einen alten Freund, mit dem er während des Studiums in New York die beste und glücklichste Zeit seines bisherigen Lebens verbracht hatte. Dieses Gefühl will er zurück haben und beschließt, nach New York zu fliegen. Dort angekommen ist er jedoch genau so unstet wie zuvor. Er versucht sich selbst und was er wirklich will zu verstehen und landet dabei im Metropolitan Museum, wo er seine Tage sinnierend vor einem Gemälde Rembrandts verbringt. Es stellt die Beziehung zwischen Vater und Sohn dar, ein Gefühl, das ihm vom Schicksal verwehrt wurde. So vergeht die Zeit und am Tag seines Rückflugs schafft er es mental nicht, in den Flieger zu steigen. Er lässt sein Ticket verfallen und ist nun ein Gestrandeter, ein Illegaler in den USA …
Der italienische Schriftsteller und Journalist Fabio Geda wurde 1972 in Turin geboren. Er arbeitete als Lehrer im sozialen Bereich und schrieb für Zeitungen, ehe er mit der Veröffentlichung seiner Romane „Im Meer schwimmen Krokodile“ und „Ein Sonntag mit Elena“ zum Bestsellerautor wurde. Fabio Geda lebt in Turin.
„Was man sieht, wenn man über das Meer blickt“ („Se la vita che salvi è la tua“) ist keine leichte Sommerlektüre, wie Titel und Cover evtl. vermuten lassen, sondern die Geschichte eines Mannes, der sich treiben lässt und seine innere Mitte noch nicht gefunden hat. Es ist eine Fülle an Gefühlen, die der Autor dem Protagonisten hier mitgegeben hat und die auf den Leser einstürzen. Andrea Luna handelt meist unüberlegt und impulsiv und ohne darüber nachzudenken, welche Folgen sein Handeln bei seinen Mitmenschen auslöst. Er macht Fehler, trifft falsche Entscheidungen und verletzt dabei unwissentlich die Gefühle derer, die ihn lieben und ihm zugetan sind und bringt dabei sich selbst in Gefahr.
Fabio Gedas Schreibstil ist sehr ausdrucksstark, dabei harmonisch und stimmungsvoll, die Themen sind sehr vielschichtig. In rascher Folge wechseln Tragik und Dramatik, Niedergeschlagenheit und Frustration mit humorvollen und versöhnlichen Szenen, sodass durchweg eine gewisse Spannung vorherrscht. Wir reisen mit Andrea Luna von Italien nach New York, erleben gefährliche Abenteuer in Mexiko, durchqueren die Wüste von Arizona und trampen quer durch die USA - um dann in New York vielleicht das Glück zu finden? Das Ende bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.
Fazit: Ein einfühlsamer und außergewöhnlicher Roman über die Psyche eines Mannes in einer Lebenskrise, den ich mit Interesse gelesen habe und sehr gerne weiter empfehle.