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Veröffentlicht am 24.10.2023

Simon und Karnstedt – eine Freundschaft, die im Kindesalter begann

Karnstedt verschwindet
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Alexander Häusser erzählt in diesem Roman die Geschichte einer Freundschaft, die im Kinderalter begann. Bis sie schließlich versiegte.

Simon, einer der beiden damaligen Freunde hat einen Brief von einem ...

Alexander Häusser erzählt in diesem Roman die Geschichte einer Freundschaft, die im Kinderalter begann. Bis sie schließlich versiegte.

Simon, einer der beiden damaligen Freunde hat einen Brief von einem Anwalt bekommen. Er hat ein Grundstück geerbt und wurde zum Nachlassverwalter bestimmt. Es ist das Grundstück seines damaligen Freundes Karnstedt.

Nach der Schulzeit war der Kontakt zwischen den beiden jungen Männern abgebrochen. Sie haben über zwanzig Jahre nichts mehr miteinander zu tun gehabt. Bis ihm nun der Anwalt mitteilt, dass Karnstedt verfügt habe, Simon möge sich um das Grundstück kümmern.

Der steht nun in dem heillosen Chaos, teils zusammen mit dem Anwalt, und wird fast erschlagen von den Erinnerungen aus der damaligen Zeit. Die Erlebnisse während der Schulzeit und Jugend erwachen in seinem Kopf zu neuem Leben.

Alexander Häusser erzählt diese Geschichte in einer Gegenwart mit den entsprechenden Rückblenden aus der Schulzeit. In den Rückblenden erleben die Leser die Freundschaft der beiden Jungs, ihre Beziehung zu Mädchen und Mitschülern und ihre Konflikte.

In der Gegenwart gibt es immer wieder das Erstaunen, warum der Kontakt zwischen beiden abgebrochen ist. Die Frage, warum Karnstedt seinen alten Freund Simon alles hinterlässt, scheint dringend zu werden.

Ich muss gestehen, dass mich dieser Roman nicht so in den Bann gezogen hat, wie ich es erwartet hatte. Die Gedanken um die Freundschaft der beiden Jungs waren nicht prickelnd genug.

Es mögen für manche Leser interessante Aspekte sein, weshalb ich den Roman auch nicht für schlecht oder unlesbar halte. Im Gegenteil! Aber für mich persönlich war er kein solches Highlight wie manch anderer Roman.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 31.12.2022

für den experimentierfreudigen Leser

Der Arm des Kraken
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In einem Park in Berlin-Prenzlauer Berg wird ein Japaner tot aufgefunden. Dieser Japaner bewegt sich in der Szene der Vietnamesen. Deshalb wird schnell an einem Mord im Drogenmilieu gedacht, manchmal aber ...

In einem Park in Berlin-Prenzlauer Berg wird ein Japaner tot aufgefunden. Dieser Japaner bewegt sich in der Szene der Vietnamesen. Deshalb wird schnell an einem Mord im Drogenmilieu gedacht, manchmal aber auch an die von Ausländerhass geprägten NSU-Morde. Die Hauptkommissarin Annegret Bartsch aus dem Vietnamesendezernat hat seit über zehn Jahren kein Mord mehr aufgeklärt, wie wird aber dennoch in die „SOKO Merzmorde“ gerufen, weil sie über viel Insiderwissen verfügt. Parallel zu den Ermittlungen macht sich ein anderer Japaner auf den Weg, dem toten Landsmann und – wie sich herausstellt – Kollegen bei den Yakuza (japanische Mafia) hinterherzuspüren. Denn es schien, als wollte der an der Organisation vorbei einige Geschäfte abwickeln. Für den Leser steht die Frage im Raum, ob dieser Japaner auch für den Tod seines Kollegen verantwortlich war. An dieser Stelle ist schnell zu erkennen, dass der Spannungsbogen dieses Romans nicht entlang der kriminellen Linie gezogen wird.

Dieser Roman spaltet mich und leider kann ich ihn nicht uneingeschränkt empfehlen. Die durchweg gut ausgedachte Geschichte scheint sehr viel versprechend und weckt gewisse Erwartungen. Meine jedoch wurden nicht erfüllt. Da ist zunächst einmal der Satzbau des Autors. Zehn bis zwölf Seiten in einem einzigen Satz zu absolvieren, ist eine dumme Spielerei, die mich als Leser verärgert. Es zeugt von wenig Respekt dem Leser gegenüber, der in diesen Abschnitten vergeblich nach Ruhepunkten für das Auge sucht. Schließlich sind mir die Figuren zu oberflächlich. Sie erhalten keinen Tiefgang. Man findet sie weder abstoßend noch sympathisch. Sie mögen ungewöhnlich sein und die Regel beherzigen das der Bösewicht nicht immer nur böse und der Gutmensch nicht immer nur gut ist. Aber zum Beispiel die Kommissarin als Hauptfigur, aus ihrer Sicht jedes zweite Kapitel ohne Punkt und Absatz verfasst, labert soviel an der Oberfläche herum, was nichts mit den Verbrechen zu tun hat, dass ich diese Monologe mit einem über Blättern quittiert habe. Die zweite Hauptfigur, der Killer, könnte eine richtig anspruchsvolle Figur sein. Sie tapst hier durch so viele Märkte und Läden, von denen der Inhalt jedes einzelne Regals beschrieben wird, dass man sich nur wundert, wie weltfremd wohl die Japaner in den Augen des Autors sein müssen. Ich habe eingangs nicht umsonst erwähnt, dass ich die Idee zu dieser Geschichte toll finde. Dazu gehört auch, dass aus den zwei verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Einmal aus der Sicht der Polizistin, die in der ersten Person erzählt, zum anderen aus der Sicht einer dritten (auktorialen) Person, die das Geschehen um den Killer beschreibt. Die Kapitel wechseln sich mit dieser Erzählweise ab und deshalb ist es auch kein Spoiler, wenn ich hiervon spreche. Ab dem zweiten Kapitel folgt der Leser dem Killer unmittelbar und erlebt alles hautnah mit. Das besonders Schöne daran ist, dass der Leser immer den Ermittlern einen Schritt voraus ist. Das was die Hauptkommissarin erzählt, weiß der Leser bereits aus der Handlung des Killers (auch ein Grund, warum man die Kapitel der Polizistin überblättern kann).

Der besondere Reiz dieses Romans liegt also nicht darin, den Täter zu ermitteln. Vielmehr liegt die Spannung darin, ob und wie der Killer geschnappt wird. Oder anders ausgedrückt: ob er seinen Auftrag erfüllen kann und der Polizei nicht in die Fänge geht. Wäre das Buch vernünftig gesetzt und hätte viel weniger Ladenregale und Gelaber, so könnte ich es mit höchsten Tönen empfehlen. So bleibt mir nur eine Empfehlung für den experimentierfreudigen Leser.

Veröffentlicht am 27.06.2022

Das Leben von Lancelot - Sparsam und episch geschildert

Lancelot
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Dieser historische Roman von Giles Kristian nimmt sich der legendären Artussage an. Diese wird aus der Sicht eines der Ritter von König Artus, oder auch Arthur, erzählt. Anhand seines Lebens nähert man ...

Dieser historische Roman von Giles Kristian nimmt sich der legendären Artussage an. Diese wird aus der Sicht eines der Ritter von König Artus, oder auch Arthur, erzählt. Anhand seines Lebens nähert man sich der Sage um den berühmten König und seiner Tafelrunde.

Lancelot ist ein Kind, Thronfolger und er bewundert den Falkner des Hofes, als sie plötzlich von König Claudas und dessen Krieger überfallen werden. Viele Männer seines Vaters werden hingemetzelt. Und sie werden aus ihrem Land vertrieben. Mühselig machen sie sich auf den Weg.

Nach langen Märschen gelangen sie an ein Stückchen Land, auf welchem sich Diebe und andere Verbrecher breitgemacht haben. Der Herrscher an diesem Ort wird Bettlerkönig genannt. Er gewehrt König Ban „Asyl“, heißt ihn willkommen. Doch diese Grüße halten nicht lange, da werden der fliehende König mit seinen Leuten erneut überfallen. Aber der Bruder des Königs, Lancelots Onkel, hat den Komplott initiiert und für den Tod seines Bruders gesorgt.

Giles Kristian folgt etwas den Spuren von Uthred, des Helden von Bernhard Cornwell. Doch ist Kristian eher ein Erzähler mit langen epischen Sequenzen. Bedächtig schreitet die Handlung voran, gibt jedem Aspekt in den Köpfen der Figuren genügend Raum, um ein umfassendes Bild ihres Inneren zu geben.

Dialoge werden im Roman sparsam eingesetzt. Wortgefechte sind kaum zu entdecken, auch wenn mancher Satz in Anführungszeichen gehüllt wurde.

So sehr auch die Geschichte aus dem Umfeld von Artus interessiert, so sehr zog sich diese Geschichte doch hin. Ich hatte mit mehr Abenteuer und Action gerechnet, als mit langwierigen Erzählsträngen. Die Dramaturgie blieb leider außen vor. Und damit auch der Kleister, der den Leser an einem Roman festhalten lässt.

Ich gebe dennoch eine Empfehlung, weil er das Geschehen um Britannien zur damaligen Zeit in einem anderen Licht darstellt, auch wenn er nicht so reißerisch daherkommt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 01.04.2021

»Mord in Venedig« mit viel Lokalkolorit

Mord in Venedig
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Auf diesen Roman hatte mich der Klappentext neugierig gemacht. Tatortfotografen als Protagonistin und Ermittlerin ist schon etwas Besonderes. Im Hintergrund dazu die Kulisse von Venedig. Das klang und ...

Auf diesen Roman hatte mich der Klappentext neugierig gemacht. Tatortfotografen als Protagonistin und Ermittlerin ist schon etwas Besonderes. Im Hintergrund dazu die Kulisse von Venedig. Das klang und klingt vielversprechend.

Die in Berlin lebende Cat ist alleinerziehend von 14 jährigen Zwillingen. Sie arbeitet für die Polizei und hat als Fotografin besondere Ermittlungserfolge, weil sie ein besonderes Auge für Fotos hat. Sie sieht etwas auf ihren Fotos, was andere Leute nicht sehen. Und sie hat eine besondere Interpretation dessen, was sie auf ihren Fotos sieht. Ihr Vater, der bei Europol arbeitet, hat sie zur Berliner Polizei und in diesem Roman an die Polizei von Venedig vermittelt. Beziehungen sind halt das halbe Leben. Denn hier in Venedig wurde eine berühmte alternde Filmdiva tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Doch Cat ist mit der Vermittlung nach Venedig gar nicht glücklich, denn schließlich will sie hier mit ihren pubertierenden Kindern Urlaub machen. Aber der Vater duldet keinen Widerspruch. Doch auch die Kommissarin Conti aus Venedig ist wenig begeistert von der Hilfe durch die deutsche Kollegin.

Soweit so gut. Die Leser können sich auf ganz viel Venedig einstellen. Detailreich werden viele herausragende Punkte der Lagunenstadt beschrieben. Zwischen den Terminen bei der Polizei findet die Protagonistin immer wieder eine Gelegenheit, mit ihren Kindern etwas zu unternehmen. Das wird dann ausgewalzt und gibt den venezianischen Flair. Daneben wird er sehr viele Möglichkeiten der Fotobearbeitung beschrieben. Passt zwar zu einer Tatortfotografin, aber als Leser des Romans möchte ich keinesfalls Fotograf werden.

Bei all der Liebe zum Detail war mir persönlich die Spannung etwas auf der Strecke geblieben. Als Liebhaber von Venedig und oder Italien fasziniert der Roman mit den Informationen zu dieser Stadt. Als Liebhaber von Krimis lässt mich der Roman etwas im Stich. Zumindest eine lange Zeit.

Erst die Hinzunahme der Flüchtlingsthematik gibt dem Ganzen dann etwas mehr Schwung. Es werden Möglichkeiten aufgebaut, die Morde aus anderer Sicht zu sehen. Und damit fängt das kriminelle Moment viel besser an zu drehen.

Empfehlenswert und informativ ist der Roman allemal. Auch unterhaltsam, aber als spannenden Krimi sollte man ihn nicht unbedingt erwarten.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Mein Fazit ist also durchwachsen!

Dornenschwestern
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Philippa Gregory gilt in den USA als die Meisterin des historischen Romans. In einem solchen Fall durften die Romane dieser Schriftstellerin nicht an mir vorbeigehen, ohne eines gelesen zu haben. „Dornenschwestern“ ...

Philippa Gregory gilt in den USA als die Meisterin des historischen Romans. In einem solchen Fall durften die Romane dieser Schriftstellerin nicht an mir vorbeigehen, ohne eines gelesen zu haben. „Dornenschwestern“ ist einer von mehreren Romanen, der sich der Rosenkriege zwischen den Familien Lancaster und York im 15. Jahrhundert annimmt. Dabei schildert jeder Roman das gleiche Geschehen aus der Sicht anderer Personen. Die nicht belegbaren Fakten und fiktiven Passagen um die Machtkämpfe am englischen Hofe machen jeden dieser Romane zu etwas Besonderem und grenzt ihn gegen die anderen Romane dieser Reihe ab.

Der hier besprochene Roman wird aus der Sicht von Anne Neville, einer Tochter des sogenannten Königsmachers, erzählt. Angefangen in ihrer Kindheit schildert sie von ihrem Konkurrenzkampf gegen die ältere Schwester und davon, dass sie beide nur Spielbälle in den Händen ihres Vaters sind und nur dazu dienen, ihm eine gute Position am englischen Hofe zu sichern, ihm ein Hohes Ansehen zu garantieren. Machtkampf, Intrigen, Lügen, Arroganz sind nur einige Stichworte, die genügend Raum für Spannung geben. Eine Spannung, die den Leser in den Bann zieht, um zu erfahren, wie es mit Anne weitergeht. Wie der Machtkampf zwischen den Großen der Geschichte ausgeht, ist insofern weniger interessant, da man das auch aus den Geschichtsbüchern erfährt. Aber was dazu geführt hat, ist oft nur Spekulation. Und diese Spekulation hat Gregory hervorragend in einen spannenden Rahmen gepackt.

So sehr mich der Roman zwar von seinen sehr guten Recherchen und geschichtlichen Darstellungen überzeugt hat, so wenig konnte mich sein erzählerischer Stil überzeugen. Erzählerisch ist er eher eine einzige Lüge. Das liegt zweifelsfrei an der Perspektive, aus der die Handlung erzählt wird. Aus der Sicht der Protagonistin Anne Neville wird in der ersten Person (ich) und im Präsenz erzählt. Ein sehr schwieriges, und total misslungenes Unterfangen. Der Leser ist also unmittelbar in Augenhöhe mit Anne, sieht alles mit ihren Augen im jetzigen Moment. Da frage ich mich, wie kann sie wissen, was eine andere Figur denkt? Wenn sie vermuten würde, was der Vater denkt, würde es ja noch angehen. Aber mit Sicherheit zu benennen, was dieser denkt, ist unmöglich, wenn es nicht aus seinem Munde kommt. Dieser Fauxpas erreicht leider mit der Auflösung des Romans auf der letzten Seite seinen Höhepunkt, weshalb hier der Vertrag zwischen Schriftstellerin und Leser gebrochen wird. Ein weiteres Merkmal im Erzählstil, den ich aber nicht unbedingt so negativ ankreiden möchte, weil man sich im Laufe der Geschichte daran gewöhnt, ist der Umstand, dass Gregory das historische Geschehen, die Schlachten und Kämpfe stets nur mit wenigen Sätzen erzählt. Sie lässt den Leser diese Szenen nicht miterleben. Es stinkt nicht nach Pulverdampf oder verbranntem Fleisch, es klirren nicht die Schwerter, es schnaufen nicht die Rosse. Auch bei Hofe oder in den Gemächern der Figuren wird nicht mit Bildern gearbeitet. Man spürt die Historikerin Gregory, die ein sehr fundiertes Wissen zu dieser Historie aufgebaut hat und dieses in unterhaltender Form an die Leser weitergeben möchte. Aber sie kommt nicht aus ihrer wissenschaftlichen Ecke heraus und kann sich nicht hineinfühlen in das Geschehen, sie kann es nur schildern.

Mein Fazit ist also durchwachsen. Spannend und interessant für mich in jedem Fall, jedoch vom schriftstellerischen her nicht überzeugend. Deshalb 3 Sterne als Mittelweg.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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