Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2022

Kinderkrimi ohne Spannung

Die Scaldi-Bande - Diebstahl auf der Ritterburg
0

Endlich Ferien...aber warum denn ausgerechnet bei Oma und Opa ? Das ist uncool und klingt nicht nach echten Abenteuern und aufregenden Erlebnisses. Doch die Scaldi-Bande erlebt eine große Überraschung, ...

Endlich Ferien...aber warum denn ausgerechnet bei Oma und Opa ? Das ist uncool und klingt nicht nach echten Abenteuern und aufregenden Erlebnisses. Doch die Scaldi-Bande erlebt eine große Überraschung, denn die Großeltern haben sie für ein zweittägiges Abenteuercamp auf der Ritterburg angemeldet. Wer kann schon ahnen, dass zwischen altem Gemäuer und wertvollen Museumsstücken tatsächlich das echte Abenteuer auf die Kinder wartet...

Ein Kinderkrimi auf einer alten Burg - klingt spannend, aufregend und nach jeder Menge brenzliger Situationen. Auch tragen Vor- & Nachsatzblatt dazu bei, die passende Atmosphäre zu schaffen, um Jungen und Mädchen ab 8 Jahren in Gedanken auf die Burg reisen zu lassen.

Leider ist die Krimihandlung aber recht trivial und seicht erzählt, sodass keine großartige Spannung aufkommen kann. Die Mitglieder der Scaldi-Bande verhalten sich ziemlich gesittet und beherrscht, und entsprechen so gar nicht den Kindern in ihrem Alter. Aufgeregtes Durcheinanderreden, wissbegieriges Nachfragen und ungebremster Entdecker- und Tatendrang wären bei dieser abenteuerlichen Umgebung schon an der Tagesordnung, aber irgendwie laufen die Kinder mit angezogener Handbremse durch das Setting.

Die Zeichnungen im Buch sind handwerklich ein Schmankerl, aber von der Coloration sehr dunkel und trist, sodass sie einschüchternd auf die Kinder wirken.

Die Mischung aus Abenteuerbericht und Kinderkrimi ist gut angedacht, aber in der Ausführung besteht in meinen Augen noch Optimierungsbedarf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2022

Mitunter sehr grotesker Humor, der den Krimi platt drückt

Der Tegernsee-Deal
0

Stocker hat einen neuen Fall und der spielt in einer ganz besonderen Liga, nämlich in der High Society am Tegernsee. Denn ausgrechnet die Frau des Oberstaatsanwaltes will mit ihrem Lover ihre eigene Entführung ...

Stocker hat einen neuen Fall und der spielt in einer ganz besonderen Liga, nämlich in der High Society am Tegernsee. Denn ausgrechnet die Frau des Oberstaatsanwaltes will mit ihrem Lover ihre eigene Entführung inszenieren und so ihrem verhassten Ehemann das Geld aus der millionenschweren Tasche ziehen. Doch erstens kommt alles anders und zweites als man denkt, denn bei der Entführung läuft alles nach Murphys Gesetz und Stocker muss sehen, wie er selbst mit halbwegs heiler Haut aus dem Schlamassel kommt...


"Der Tegernsee-Deal" ist mein zweites Buch aus der Stocker-Reihe und auch hier muss ich sagen, dass ich nicht wirklich warm geworden bin mit der Schreibweise des Autors. Er versucht zwar, die Leser:innen direkt ins Geschehen mit einzubinden, indem er sie direkt anspricht, aber das geschieht manchmal so phrasenhaft und plump, dass ich mich bei dieser ganzen Aktion nicht wohl fühle.

Der mitunter sehr spezielle Humor lässt die Protas in einem weniger guten Licht dastehen und vermitelt das Gefühl, dass sie alle nicht unbedingt die hellsten Kerzen auf der Torte sind und mehr als planlos durchs Leben stiefeln.

Von Wilk nimmt die High Society aus Korn und bedient sich dabei gängiger Klischees, die er zusammen mit der Krimihandlung zu einer Mischung aus überzogener Stichelei und grotekser Satire vereint. Auch flitzen recht viele Anti-Helden durchs idyllische Bild am Tegernsee und es fällt schwer, sich mit ihnen zu identifizieren. Denn die Leser:innen können sich zu keiner Zeit sicher sein, auf welcher Seite sie stehen. Sie sind weder durchgängig gut noch dauerhaft durchtrieben und wechseln zwischen verbrecherischer Struktur und normaler Existenz hin und her. Die Moral bleibt des öfteren auf der Strecke und der Schreibende zeigt, wie einfach es ist, dem Ruf der Verführung/Verlockung zu folgen, wenn das Umfeld es verlangt Selbst Stocker kann diesem Ruf nicht widerstehen und es scheint, als wechsle er immer wieder mal die Seiten, gerade wie es ihm in den Kram passt.

Die eigentliche Krimihandlung wird an vielen Stellen einfach platt gedrückt und verliert dadurch ihren Reiz, was ich sehr schade finde. In diesem Krimi finden sich nämlich viele gute Ansätze, um hinter die schillernde Fassade der Bussi-Bussi-Gesellschaft zu blicken und deren tiefschwarze Seele zu entblößen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2022

Gesellschaftskritisch, aber leider wenig Krimi

Tödlicher Taunus
0

Normalerweise macht ein Wanderzirkus mit bunten Plakaten, magischen Vorstellungen und talentierten Artist:innen auf sich aufmerksam. Aber das Gastspiel des Zirkus Carina in Bad Schwalbach wird von einem ...

Normalerweise macht ein Wanderzirkus mit bunten Plakaten, magischen Vorstellungen und talentierten Artist:innen auf sich aufmerksam. Aber das Gastspiel des Zirkus Carina in Bad Schwalbach wird von einem tragischen Unglück überschattet und bringt den Zirkus in Verruf. Elefantenkuh Leila ist ausgebüxt und hat in ihrer Panik einen Jogger getötet. Sofort sind Tierschützer:innen vor Ort und machen auf die Missstände in Zirkus aufmerksam und auch Hella Ohlsen darf als Landestierschutzbeauftragte die Augen nicht vor den Gesetzeswidrigkeiten verschließen, die im Zirkus herrschen. Zusammen mit der Kripo und Journalistin Frederike gilt es, die Spuren zu lesen...

Petra Spielberg packt ein heißes Eisen an und macht mit ihrem Buch "Tödlicher Taunus" auf die wenig artgerechte Tierhaltung in Zirkussen aufmerksam. Ihr Roman ist dabei sehr gesellschaftskritisch und fordert die Leser;innen zum Nachdenken auf, denn die geschilderten Lebensumstände der Tiere sind katastrophal.

Mit der Figur der Hella Ohlsen als Landestierschutzbeauftragte des Landes Hessen gewährt sie den Leser;innen eine Einblick in deren Arbeit und schafft so die Möglichkeit, in unbekanntes Terrain vorzudringen. Was mir allerdings nicht gefällt ist die Tatsache, dass Hella ihren Hund Jagger bei geöffnetem Fenster in Auto lässt und seelenruhig ihrer Recherche vor Ort nachgeht, bevor ihr einfällt, den armen Hund doch lieber aus seinem Gefängnis zu befreien. Gerade ihr müsste doch mehr als klar sein, dass ein solches Verhalten grob fahrlässig ist und dem Tier schadet.

Auch vermisse ich hier eine richtige Krimihandlung, die mich voller spannungsgeladener Szenen und packenden Momenten regelrecht in die Seiten katapultiert. Die Ungereimtheiten, die sich ereignen, laufen eher am Rande der Erzählung mit und sind jetzt keine großen Elemente einer ursprünglichen Krimihandlung. Vielmehr lernen die Lesenden den wunderschönen Taunus recht gut kennen und dürfen sogar ein hessisches "Nationalgericht", die "Grüne Soße" , genießen.

Der Fokus liegt eindeutig auf der gesellschaftskritischen Betrachtung der Thematik und lässt dadurch den Krimi in den Hintergrund rücken. Die Idee zum Buch finde ich ausgesprochen gut, denn es wird viel zu wenig auf die Missstände in der Wildtierhaltung aufmerksam gemacht. Die Umsetzung finde ich nicht ganz so gut gelungen, daher nur 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2022

Etwas glanzlos

Die goldene Stunde
0

Lulu wittert ihre große Chance, als sie der neue Auftrag auf die Bahamas führt. Ein Bericht über eine große Liebe, die die Grundfeste der britischen Monarchie erschüttert ist doch genau das, was als Sommerlektüre ...

Lulu wittert ihre große Chance, als sie der neue Auftrag auf die Bahamas führt. Ein Bericht über eine große Liebe, die die Grundfeste der britischen Monarchie erschüttert ist doch genau das, was als Sommerlektüre die Herzen erobert. Doch Lulu bekommt einfach keinen Fuß in die erlauchten Kreise gesetzt, bis Benedict Thorpe ihr über den Weg läuft....

Ich liebe historische Romane und die britischen Royals sowieso :) Ein Buch über jene große Liebe zu lesen, die sämtlichen Vorschriften die Stirn bietet, klingt faszinierend, aufregend und romantisch. Auch suggerieren Klappentext und Cover glanzvolle Lesemomente und tropisches Flair.

Und dann tauche ich ein in diese flirrende Hitze der Bahamas, sauge das tropische Flair regelrecht in mich auf....und muss feststellen, dass meine Erwartungen nicht ganz erfüllt werden, denn diesem Buch fehlt einfach der Glanz, um zu einem wunderschönen Sommerroman zu werden.

Irgendwie habe ich gehofft, hier mehr über das wohl berühmteste Liebespaar der Windsors zu erfahren, doch auch hier übt sich die Autorin in vornehmer Zurückhaltung. Den Leser:innen ergeht es wie Lulu - sie können nicht wirklich in den inneren Zirkel vordringen, bleiben eher außen vor und bekommen vom Hörensagen mit, dass die Windsors etwas im Schilde führen. Eine nähere Betrachtung des Paares oder gar eine intensive Einbindung von Wallis und Edward in die Handlung finde ich leider nicht.

Die für mich eigentlich interessantere Geschichte findet 41 Jahre früher statt und führt die Lesenden in die Schweiz. Dort begegnen sie in einem Sanatorium Elfriede, die mit einer Depression zu kämpfen hat. Hier gelingt es Williams, einen sehr ergreifenden Einblick in das Leben um die Jahrhundertwende zu schildern und große Gefühle vor tragischem Hintergrund zu erzeugen.

Die Wechsel zwischen Jahrhundertwende und den 1940er Jahren finde ich manchmal recht mühsam zu lesen, auch weil die Spannung auf der Strecke bleibt. Die Mischung aus Spionageroman, Romanze und historischer Erzählung ist nicht ganz so perfekt aufeinander abgestimmt und lässt dadurch die Figuren und Handlung etwas glanzlos erscheinen.

Hier hatte ich mir wesentlich mehr erhofft - schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2022

Eltern bereiten nicht den Weg für ihr Kinder vor, sondern ihre Kindern auf den Weg

Unsere Kinder brauchen uns
0

Das klassische Familienbild hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte immer mehr gewandelt und es scheint, als haben die Eltern mit dieser Wandlung auch das Wichtigste auf dem Weg verloren - ihre Kinder. ...

Das klassische Familienbild hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte immer mehr gewandelt und es scheint, als haben die Eltern mit dieser Wandlung auch das Wichtigste auf dem Weg verloren - ihre Kinder. Die Eltern-Kind-Beziehung ist oftmals gestört, wenn überhaupt noch vorhanden und als "Ratgeber und Stütze" ziehen sich Kinder immer häufiger Gleichaltrige an ihre Seite.

Dass hier etwas ganz und gar aus dem Ruder läuft, ist auf den ersten Blick zu erkennen und genau da setzten Neufeld und Maté an, um Eltern wieder mit ins Boot zu holen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie der Schritt zurück der erste Schritt nach vorne ist.

Mit zunehmender Beeinflussung durch die Digitalisierung, diversen sozialen Medien (wobei diese häufig eher das krasse Gegenteil sind) und dem Gruppenzwang bei Gleichaltrigen geht der Bezug zu den Eltern immer mehr verloren. Letztere stecken irgendwann auf, da schnippische, mitunter verletzende Antworten und totaler Rückzug des Nachwuchses an der Tagesordnung sind.

Doch wie die Kurve kriegen, um aus dem "die ganze Welt ist schlecht" ein liebevolles Miteinander zu formen ? Der Ratgeber bietet eine Vielzahl von Impulsen, um Kinder bedürfnisorientiert zu begleiten und ihnen aufzuzeigen, dass gegenseitiges Vertrauen und eine große Portion Liebe eine stabile Grundlage dafür sind, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Es geht um das Stärken der eigenen Fähigkeiten, Aufbau von Selbstvertrauen und Stabilität im Elternhaus, auf deren Rückhalt sich die Kinder zu jederzeit verlassen können.

Die Ansätze sind mitunter sehr analytisch und sehr ausschweifend erzählt, sodass sich auch die ein oder andere (vermeidbare) zusammenfassende Wiederholung einschleicht. Als Denkanstoß ist das Buch durchaus geeignet, aber es ersetzt keine professionelle Hilfe, wenn die Eltern-Kind-Beziehung bereits extrem belastet ist und sich die Beteiligten wie Fremde gegenüberstehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung