Gefährliches Abenteuer neben oberflächlichem Hintergrund
Keeper of the Lost Cities – Die Flut (Keeper of the Lost Cities 6)Sophies menschliche Eltern wurden von den Neverseen entführt - nach Nightfall, dem mysteriösen Ort, welcher mit Keefe und seiner Mutter in Verbindung zu stehen scheint. Der Ort, welchen Sophie und ihre ...
Sophies menschliche Eltern wurden von den Neverseen entführt - nach Nightfall, dem mysteriösen Ort, welcher mit Keefe und seiner Mutter in Verbindung zu stehen scheint. Der Ort, welchen Sophie und ihre Freunde bislang vergeblich gesucht haben. Hilfe erhalten sie ausgerechnet von der gegnerischen Seite: Keefes Mutter ist bereit, gegen einen Deal zu helfen. Doch was die Elfen bei ihrer Suche an Geheimnissen herausfinden, sprengt jegliche Vorstellungskraft.
Mit dem Alter der Protagonisten wird auch deren Abenteuer nun etwas reifer. Im Gegensatz zu früher arbeiten die Kinder und Erwachsenen immer mehr im Team zusammen und auch die Aufgaben und Entdeckungen werden anspruchsvoller. Der Versuch der Autorin, mit den Vorurteilen gegen die Oger aufzuräumen, gelingt leider nur bedingt, da sie kurz darauf erneut den Ogerkönig mit einem üblen Klischee belegt, ziemlich enttäuschend. Dafür bringt eine neue Ogerfigur frischen Wind in die Erzählung, da diese, neben Sophies menschlicher Schwester, die Elfenwelt mit kritischen Augen als das sieht, was sie wirklich ist: Die Autorin lässt die arroganten Elfen leben, als sei jeder Tag Kindergeburtstag mit Glitzer, tollen Klamotten und Essen, welches nach Süßigkeiten und Fast Food schmeckt. Ein Umstand, wodurch diese Kitsch-Welt nie anderen Fantasiewelten das Wasser reichen wird.
„ Seine Vorstellung von einem aufregenden Abenteuer ist, sein Haar in die andere Richtung zu scheiteln.“ (Zitat S. 137)
Die Interaktionen zwischen den Charakteren machen mittlerweile richtig Spaß zu lesen, zumal hier und da auch ein paar freche Sprüche fallen, gewohnheitsmäßig von Keefe, aber auch von Tam Song. Nervig ist leider Sophies Einstellung, sich drei Jungen gleichzeitig warm zu halten, was mitterweile auch ihre Freunde kommentieren. Regelrecht erschreckend empfand ich Sophies Einstellung, ihren eigenen Spaß höher zu gewichten als die Sicherheit des Alicorns Silveny und ihrem ungeborenen Fohlen. Die Erwartung, sich nur zum Vergnügen für Sophie in Gefahr zu begeben, war mir regelrecht zuwider, zumal sie auch kein Problem damit hat, ihr Haustier allein in einem kleinen Käfig zu halten. Hier wird Tierquälerei zu Unterhaltungszwecken geduldet, ein no go!
Auch die magischen Fähigkeiten der Elfen wirken mittlerweile überzogen - wie kann es sein, das ein paar Teenager die magischen Barrieren mächtiger Elfen mal eben so im Vorbeigehen überwinden? Das Ganze hat schon den Charakter einer Elvengers-Truppe, in Anlehnung an Marvels Avengers. Ein wenig Gedankenkraft und Händeheben oder Händchenhalten, und schon fließen die Superkräfte, zumal das Unterhalten per Gedankenübertragung im Band diesmal auch Überhand nimmt. Erkennbar an jeder Menge kursivem Text. Und was die Geheimorganisation Black Swan betrifft frag ich mit, wie diese Gruppe überhaupt handlungsfähig ist, sobald die Kinder nicht mithelfen - scheinbar scheint der Laden nur aus einer handvoll Erwachsener zu bestehen, die sich u.a. als Geröllhaufen, Eisskulptur und unsichtbaren Mann zeigen. Sobald die Kinder nicht mitrecherchieren scheint da gar nichts mehr zu laufen - wie haben die das nur all die Jahre zuvor gemacht?
So unterhaltsam der Band auch ist, diese vielen Punkte verhindern leider, die Reihe auch nur annähernd mit anderen erfolgreichen Fantasyreihen zu vergleichen. Zu vieles bleibt oberflächlich, ungeklärt oder verfällt dem Superlativ. Wer sich daran nicht stört wird sich gut unterhalten fühlen.